Jedes Wochenende ist es dasselbe: Ich scrolle abends – wenn Ella mir schon frei gegeben hat – meinen Facebook-Newsfeed entlang (ja, ich bin süchtig…NA UND?) und stolpere alle paar Beiträge über die super stimmungsvollen Fotos von total glücklichen, relaxten Paaren und Familien (das ist doch gespielt, oder? ;)), die wieder einmal einen ihrer regelmäßigen mega-tollen Ausflüge gemacht haben und die Highlights nun in Bildern präsentieren. Die einen winken trotz Wind und Regen lachend vom Strand in Holland in die immer bereite Handy-Kamera, die anderen darf ich beim Streicheln von Ziegen oder Hühnern oder sonst irgendwelchen Viechern auf einem hippen Bio-Bauernhof bewundern und wieder andere schicken mir visuelle, viel zu persönliche und auch viel zu nackte Eindrücke aus einem etwas schmuddelig anmutenden Hotel-Wellnessbereich (Leute, sowas muss doch nicht sein!). Und wir? Tja, wir haben wieder einmal NICHTS „spektakuläres“ unternommen, das sich „zu teilen“ lohnen würde. Denn wir sind – leider schon immer gewesen – die Ausflugs-Versager!
Bevor mein Mann und ich Eltern wurden, war es eigentlich gar nicht so schlimm, dass es uns an Talent für eine kreative Freizeit-Gestaltung mangelte. Wir verspürten sowieso nur selten die Motivation, TAGSÜBER etwas zu unternehmen. Und wenn wir es dann mal versuchten, das angepeilte Museum aber bei unsere Ankunft bereits seit geschlagenen 3 MINUTEN!!! geschlossen hatte oder wir zu einer Wanderung in Österreich aufbrachen und zu spät feststellten, dass Vans und Chucks wohl nicht direkt zum passenden Schuhwerk für Bergetappen zählen und dass Wasser mitzunehmen wirklich eine gute Idee gewesen wäre, weil es in der Natur doch deutlich weniger Getränkeläden gibt als in der Großstadt (wie kann man nur so blöd sein?!), DANN konnten wir darüber lachen. Also später. Bei einem Bier. Und nach einer Fußmassage :D. Mit Kind jedoch ist das was anderes. Da kann ja so viel mehr schief gehen, dass wir es von vorneherein einfach gar nicht erst wagen, uns etwas großartiges vorzunehmen. Stattdessen schränken wir die potenziellen Risiken ein, indem wir nur kleine, eigentlich absolut unzerstörbare Ausflüge planen. Doch sogar die … versauen wir:
14. Juni 2014: Familienausflug zu „Rund um Köln“
Da es für meinen Mann – den (semi-)professionellen Rennradfahrer – kein größeres Glück auf Erden gibt, als mit seiner Familie LIVE vor Ort bei einem (mich fast zu Tode langweilenden) Radrennen zu sein und eine Ehe nun mal kein ewig währender Ritt auf einem geflügelten Einhorn durch das Land der Liebe ist (ok, das ist echt hart *würg*), sondern eher ein ständiger Kompromiss, stand folgendes auf dem Wochenend-Programm: Familie Neckar verlässt am Sonntagnachmittag spätestens um 14:30 Uhr (ehrlich oder vorgetäuscht motiviert) die heimischen vier Wände und marschiert zügig durch halb Köln, um rechtzeitig zur Zieleinfahrt der Profis am Veranstaltungsort von Rund um Köln anzukommen. In der Theorie hatten wir ausreichend Zeit für die zu laufende Strecke eingeplant. Aber es ist ja bekanntermaßen die Praxis, die den Spaß ausmacht ;) Also ist es schon fast unnötig zu erwähnen, dass Ella als Grundlage für Chaos und Versagen ausnahmsweise 2 statt 1,5 Stunden Mittagsschlaf brauchte :D Trotzdem … wir lagen eigentlich noch gut in der Zeit. Und …
Da Ella mit fast 20 Monaten längst eine begnadete Läuferin ist, lässt sie sich leider nicht mehr ganz so gerne im Kinderwagen rumkutschieren. Das hat oftmals zur Folge, dass ich mich so ein winzig kleines bisschen mit meinen zeitlichen Einschätzungen von zu schaffenden Strecken verschätze. Um Minuten nur … aber davon viele ;) Soll heißen: Wir kamen nicht ganz so zügig voran, wie ich ursprünglich dachte. Und leider wurden wir auf halber Strecke zusätzlich durch meine (im Sommer) nur schwer zu kontrollierende Eis-Sucht ausgebremst. Eventuell habe ich sogar gebettelt … aber für die Schlange konnte ich echt nix!!!
Zusammengefasst kann man sagen: Wir haben es mal wieder versucht (was ja gut ist, weil wir nicht aufgeben) und versagt (was nicht ganz so gut ist, aber eben irgendwie Tradition). Die nächsten Wochenenden verbringen wir einfach wieder auf Spielplätzen in der Nähe oder in den Gärten von Freunden und schauen uns dann abends neidisch die Fotos der „erfolgreichen“ Ausflüge von anderen an. Gott, sind wir erbärmlich!
Wow, wie du mir aus der Seele sprichst. Die Ödnis von Radrennen kenne ich nur zu gut, ein Rennrad steht hier grad im Wohnzimmer. Diese fortdauernde Monotonie der Reifen über Asphalt, das Klackern der Radschuhe, die gepolsterten Hintern in Lycra-Trikots – es gibt WIRKLICH an- und aufregenderes… Was tut man nicht alles…
LG und viel Verständnis
Ruhrmama
Ohhhhh, eine wahre Leidensgenossin!!! Wie schön! Viele Grüße in meine alte Wahlheimat :)