Rabenmutter 2.0

Dünnes Eis für werdende Väter!

Ich bin schwanger. Und das macht mich aus wirklich vielen Gründen ziemlich glücklich. Gleichzeitig sorgt es irgendwie dafür, dass mein Fokus nicht mehr ausschließlich auf meinem (bereits geborenen) Kind, der kleinen Madam, liegt, sondern auch auf mir selbst. Muss wahrscheinlich so sein. Jedenfalls fühle ich mich nicht schlecht oder besonders egoistisch deswegen. Nichtsdestotrotz bin ich mir darüber bewusst, dass ich dadurch oftmals abgelenkt bin bzw. einfach kaum Zeit (und Geduld) finde, mich auch noch um „andere“ zu kümmern. Und mit „andere“ meine ich vor allem meinen armen Göttergatten. Das ist natürlich schrecklich gemein! Denn auch, wenn ich persönlich folgende Wahrheit aktuell mal ganz gerne übersehe: Die 40 Wochen einer Schwangerschaft sind nicht nur für uns Frauen anstrengend und mit oftmals echt schwer zu überwindenden Hürden verknüpft. Auch für die Männer an unserer Seite, die werdenden Väter, ist diese Phase des gemeinsamen Lebens kein reines Zuckerschlecken. Ohne Frage: WIR Mamis haben es auf jeden Fall deutlich schwerer als die Herren der Schöpfung – das will ich keineswegs runterspielen ;) – schließlich tragen WIR die Babys aus, leben mit diesem stetigen Gefühls-Orkan und dem ebenso stetigem Hunger. Aber trotzdem: Auch die Papas haben es während der Schwangerschaft nicht so richtig leicht … mit uns (wir wollen ja ehrlich sein ;) ). Und das nicht nur, weil unser Interesse an ihnen, ihren SPEKTAKULÄR spannenden Hobbys (wobei mich bekanntermaßen auch unschwanger kaum etwas weniger fesselt als die Rennrad-Radelei meines Mannes … armer Kerl!) und ihren immer weltbewegenden Ideen und Gedanken möglicherweise etwas eingeschränkt ist, sondern auch, weil es so verdammt VIELE Möglichkeiten gibt, uns auf den emotional mega geladenen Schlips zu treten, unsere Nervenenden mit Schmackes abzufackeln und unsere eigentlich (natürlich!) grenzenlose Liebe zu ihnen auf eine harte Probe zu stellen. Hier mal ein winzig kleiner Auszug der potenziellen Fettnäpfchen und Fallen, die für unsere Liebsten so bereitstehen.

WAS MÄNNER IN DER SCHWANGERSCHAFT – UND IN DER ERSTEN ZEIT NACH DER GEBURT – ALLES FALSCH MACHEN KÖNNEN:

Schokolade mitbringen

Mein Mann unternahm vor wenigen Wochen einen Kurztrip nach London und wollte mir was „Kleines zum Freuen“ mitbringen, weil ich ihn nicht begleiten konnte. Er entschied sich für Schokolade … genauer gesagt richtig edle und teure Pralinen. Meine (schwangere) Reaktion auf diese liebevolle Geste: „Echt jetzt? Hörst du mir eigentlich zu, wenn ich jammere, dass ich so irre schnell zunehme und mich das total unglücklich macht? Und jetzt schenkst du mir auch noch Pralinen – mega Kalorien-Bomben?! Siehst du nicht, dass ich fett werde? Du sollst mich dabei unterstützen, nicht völlig auseinander zu gehen … stattdessen mästest du mich wie ein Weihnachtsgans! Na toll, DANKE SCHÖN! Nicht!!!!“ Zur Unterstreichung meines Unwillens verdrückte ich noch ein paar Tränchen und lehnte das gut gemeinte Geschenk NATÜRLICH erzürnt ab! (Unnötig zu erwähnen, dass ich die Pralinen später trotzdem gegessen habe. An mindestens einem Kilo Mehrgewicht auf meinen Hüften bin also nicht ich schuld, sondern mein ach so schrecklich gemeiner Ehemann!)
Merke: Einer Frau, die sich oft über unhöfliche Anzeige-Ergebnisse auf der Waage beschwert, schenkt Mann grundsätzlich besser Blumen, Schmuck oder Kino-Karten, anstelle von Nahrungsmitteln ;) .

Keine Schokolade mitbringen

Ja, jetzt wird es schon direkt ordentlich kompliziert! Denn KEINE Pralinen mitbringen kann ebenso in die möglicherweise bereits kneifende Schwangerschaftshose gehen, wie das Gegenteil. „Nie bringst du mir was Süßes mit, obwohl du weißt, wie gern ich das esse! Wieso? Findest du mich etwa zu fett?“ (Warnung!!! Hierbei handelt es sich um eine Fangfrage! Es gibt keine Antwort, aus der Frau nicht mit wenigen Handgriffen einen Strick drehen kann! Selbst ein schnell rausgeschossenes „NEIN! Auf keinen Fall!“ kann zu schmerzhaften Verletzungen führen – beim Mann, nicht bei der Frau! Ein sofortiger, leiser Rückzug, flankiert von geflüsterten Liebesbekundungen ist die einzige Chance, lebend aus der Nummer rauszukommen. Gilt übrigens immer! Auch wenn die Frau nicht schwanger ist!)
Es handelt sich hier also wirklich um eine außergewöhnlich schwierige Aufgabe: Den „ungefährlichsten“ Weg zu finden, die angebetete Hormonschleuder zwar mit ausreichend Zucker glücklich zu stimmen, aber gleichzeitig nicht am eh schon vom dicker werdenden Hintern belasteten Ego zu kratzen.
Puhhh, bin ich froh, dass ich nicht mit meinem Mann tauschen muss! ;)

Pläne ändern

Ich kann natürlich nur von mir und meiner ganz persönlichen Erfahrung mit mir selbst in diesen ganz besonderen 40 Wochen ausgehen, aber ich verallgemeinere ja auch mal ganz gerne ;) . Also: Schwangere Frauen verlieren etwas an Flexibilität. Und zwar nicht nur körperlich, wenn es darum geht, die eigenen Füße berühren zu können (egal aus welcher Position heraus), sondern auch, wenn MANN einen Plan ändern will. Schon winzige Abweichungen von dem, auf das Mutti sich mental eingestellt hat, können zu einem emotionalen Super-Gau führen. Ich erinnere mich immer noch sehr gerne daran (mein Mann eher nicht :D ), wie ich in der Schwangerschaft mit Ella mal in einer Pommesbude heulend über meiner Gyros-Pita zusammengebrochen bin, weil mein Gatte mir mitteilte, dass unser Besuch, der sich für den Abend auf unserer Couch angekündigt hatte, nun umdisponieren und lieber uns bei sich empfangen wollte. „Nein, darauf bin ich gar nicht vorbereitet! Das will ich nicht! Ich will, dass die zu UNS kommen – so, wie es abgesprochen war! Uuuwäääää!“ jammerte ich … und meinte das erschreckenderweise absolut ernst. Den Blick, den ich für diesen Auftritt erntete, muss ich sicher nicht näher beschreiben ;) .

Vom nächsten Kind sprechen, bevor Mutti es tut

Grundsätzlich sei gesagt: Es ist ein wundervolles Gefühl und ein ganz besonderer Liebesbeweis für uns Frauen, wenn uns unser Partner ins Ohr flüstert: „Ich wünsche mir ein/noch mehr Kind/er von dir!“ Ehrlich! Was könnte schöner sein? Also grundsätzlich … wenn der Zeitpunkt passt. Den RICHTIGEN zu erwischen, liegt aber offenbar nicht allen Männern. Im Gegenteil sogar. Manche wählen mit sicherem Händchen – und möglicherweise sogar von einem leichten bis mittelstarken Todeswunsch begleitet – den absolut beschissensten Moment aus, den es für so eine Offenbarung gibt. Deshalb hier mal ein paar Beispiele, wann MANN besser die Schnauze hält und weitere Baby-Ambitionen zu seinem eigenen Schutz verschweigt:

  • Wenn die frisch Schwangere aufgrund der ersten Hormonflut kotzend über dem Klo hängt.
  • Während sie weinend ihre immer dicker werdenden Oberarme beim Winkarm-Schwung im Spiegel mustert.
  • Kurz bevor sie aufgrund von – im Hochschwangeren Zustand doch etwas anstrengenden – Kleinkind-Betreuung um halb acht Uhr abends auf der Couch zusammenbricht.
  • Wenige Minuten nach einer 35 stündigen Geburt.
  • Nach einer komplett durchwachten Nacht, weil der Säugling einfach nicht schlafen wollte und Muttis Augenringe daher nur noch mit einem Pfund Spachtelmasse ausgeglichen werden könnten.

Zugegeben, es gibt natürlich noch viel, viel, sehr VIEL mehr Momente, die eher unpassend sind, um weitere Familienmitglieder anzusprechen. Und es ist wirklich nicht immer leicht für das männliche Gehirn, diese herauszufiltern und stattdessen vorerst nur ALLEINE mit dem Gedanken zu spielen. Aber die Chancen, dass Frau nochmal JA sagt, stehen definitiv größer, wenn sie gerade ausgeschlafen und mit sich und ihrem Körper zufrieden ist :D .

Anderer Meinung sein

Ganz egal, ob es um die Namenswahl fürs Ungeborene, die Wandfarbe fürs Kinderzimmer oder etwas profanes wie das Mittagessen geht – für Männer ist bei solchen Themen Vorsicht geboten! Denn Schwangere und Frauen im Wochenbett mögen vielleicht manchmal etwas neben sich stehen und damit den Eindruck erwecken, dass sie nicht so genau wissen, was sie gerade wollen und/oder brauchen, doch … das Gegenteil ist der Fall. Sie wissen es sogar SEHR genau (oder denken es wenigstens ;) ) und sind aufgrund des eher dünnen (bis hin zum nicht-existenten) Nervenkostüms auch nicht unbedingt sehr offen für andere „Vorschläge“. Da kann ein simples: „Ne, Schatz, ich hab heute einfach keinen Bock auf Fischstäbchen!“ oder ein: „Sollen wir nicht lieber grün statt blau streichen!“ vom Mann schnell zu einer mittleren Katastrohe mit fliegenden Farbeimern und brennenden Nahrungsmitteln führen, die logischerweise mit mindestens 1,5 Litern Tränenflüssigkeit angereichert wird. Ja, dass ist voll ätzend und sowas von gemein von den doofen Mutterschiffen! Aber: Jammern hilft (Männern) in dieser Lage nicht. Ruhe bewahren sowie einfach stur LÄCHELN UND WINKEN vielleicht jedoch schon :D .

Schlecht Flunkern

Ehrlichkeit ist ja bekanntlich einer der Eckpfeiler in jeder guten, funktionierenden Beziehung. Außer … die Frau ist schwanger. Dann wird die Sache mit der Ehrlichkeit etwas knifflig für Männer, da die reine Wahrheit oftmals dazu führt, dass ER anschließend in der Badewanne schlafen muss ;) . Noch schlimmer ist nur eines: schlecht Flunkern. DABEI erwischt, ist eine ungemütliche Nacht noch das beste zu erzielende Ergebnis für den ausführenden Herrn. Zugegeben: Wir Schwangeren stellen manchmal Fragen, auf die es eigentlich nur falsche Antworten gibt – ganz egal, ob sie ehrlich gemeint sind oder höflich beschönigen sollen. Aber wir meinen es nicht böse. Echt nicht!
Beispiel:
Ich (bei C&A in einem Umstands-Kleid, dass auf dem Bügel sehr niedlich, an mir aber … naja … anders aussah):„Schatz, schau mal. Sehe ich in dem Kleid nicht aus wie ein Schlachtschiff?“
Er (leichte Panik in den Augen und beschleunigte Atmung): „Öhm, neeeeeeein, natürlich NICHT! Du siehst bezaubernd aus! Wie immer!“
Ich (mit Tränen in den Augen): „Du würdest mich wirklich SOOOOO auf die Straße gehen lassen??? Ich sehe aus wie ein blauer Fesselballon!!! Ich glaube, du liebst mich gar nicht mehr!!! Warum sonst solltest du sowas fieses nur sagen!?“ Wuäääääääää!
Tja, dumm gelaufen. Die bestmögliche und für ihn sicherste Reaktion seinerseits wäre gewesen: „Oh, sorry, kann grad nicht … Ella läuft weg!“ :D

Ach, sie haben es echt nicht immer leicht mit uns Kugel-Mamis, unsere tapferen Ehemänner und Lebensgefährten. Vielleicht sollten wir daher ab und an etwas nachsichtiger mit ihnen sein. Ihnen womöglich sogar auch mal Schokolade für ihre strapazierten Nerven mitbringen und ihnen sagen, wie toll sie uns unterstützen … so als Geste des Verständnisses! Bevor wir die Pralinen dann doch wieder selbst essen. Und ihnen dafür die Schuld in die Schuhe schieben. Wir können eben nicht aus unserer überdehnten Haut. Ich jedenfalls garantiert nicht ;) .

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6 Kommentare für “Dünnes Eis für werdende Väter!

  1. Ich kenne das nur zu gut. Meine bessere Hälfte hat gesagt, schau mal unsere Kleine ist doch so super lieb usw. ich hätte gerne noch so ein kleinen Schatz. Der Abstand zu unserem ersten Kind wäre jetzt auch optimal. Ok das Angebot von ihm das er wieder das Jahr Elternzeit macht war zwar verlockend, aber ich wollte das jetzt nicht das zweite Kind.
    In der Schwangerschaft wollte er mir Heißhunger Attacken einreden, damit er mitten in der Nacht seine Currywurst oder sein Menü bei MC Donnalds bekommt. Ich wollte aber einfach nur schlafen.
    Das beste war aber immer noch das Kommentar zu meinen 20 kg zuviel auf der Waage. Die hast du doch um Hand um drehen wieder runter.
    Ich fand das eher weniger witzig.

  2. Also ich finde deine Beiträge immer soooo toll.
    Kann es kaum erwarten, den nächsten zu lesen.
    Bin momentan in der 27SSW :), habe einen Sohn mit 21 Monaten und du schreibst mir manchmal echt aus der Seele :D

    Und ja, du hast recht. Unser Männer haben es sicher nicht leicht mit einer schwangeren Zuhause ;)

  3. Herrlich! Ich LIEBE es! Das trifft das alles so was von auf den Punkt. Hinzu kommen
    – die Fressgelüste : “Hier Schatz, ich habe deinen Schickimickisalat und musste nur 30 Minuten warten!” – “Danke, ich hab keinen Appetitt mehr. Obwohl können wir zu McDonalds gehen?”
    – Filme “Schlurz, heul, schnief…” “Schatz, das sind Plastikflamingos, die haben keine Gefühle.”
    – Papa Bauch “Schau Schatz, ich hab auch einen Babybauch.” “Willst du damit sagen, ich sei FETT? Oder ich koch nicht gesund genug? Hä!?”

    usw…

    LG aus der 13. SSW