Rabenmutter 2.0

Beikost-Einführung in 10 (realistischen) Schritten

Aktuell empfehlen verschiedene Stellen, dass man mit der Beikost-Einführung beim Nachwuchs bereits im Alter von vier Monaten beginnen soll. Also wieder zwei Monate früher, als noch vor drei Jahren empfohlen wurde (ich vermute daher, dass Eltern in spätestens 10 Jahren geraten wird, ihrem Säugling direkt im Anschluss an die Geburt ein Steak mit Kartoffeln und Erbsen-Möhren-Gemüse zu verabreichen – UNGESCHNITTEN! ;) ). Das bedeute für mich theoretisch: Ich SOLLTE loslegen, Brei klar machen, Lätzchen kaufen und Löffelchen zurechtlegen, denn der Krümel ist jetzt schon einige Tage ÜBER vier Monate alt. Mach ich aber nicht. Warum? Och, ganz einfach: Ich hab noch keine Lust … und ich glaube, mein Babylein auch nicht. Genaugenommen gedenke ich sogar noch mindestens zwei weitere Monate zu warten, weil ICH schrecklich gerne stille und der Krümel sich bisher null darüber beschwert. Ändert sich das, werde ich mich fügen und dem Jungen „wat leckeres zu beißen“ anbieten, aber vorher lasse ich mich nicht stressen. DIESMAL nicht. Bei der kleinen Madam habe ich mich bzw. uns nämlich ziemlich heftig unter Druck gesetzt, weil ich dachte, es MUSS jetzt klappen, und das hat uns die ersten Monate Beikost echt schwer gemacht. Heute weiß ich es besser. Heute weiß ich, dass nur der Krümel und ich entscheiden, WANN der richtige Zeitpunkt für den Start ist. Genaugenommen wird es wahrscheinlich sogar AUSSCHLIESSLICH der Sohnemann sein, der die Entscheidung trifft. Ich will ja realistisch bleiben :D .

Und apropos realistisch: Obwohl ich noch etwas damit warten will, habe ich dennoch mal in meiner Erinnerung an die Beikost-Einführungs-Zeit mit der Mausemaus gekramt und sie – so aus Jux und Dollerei – mit meinen neusten, auf natürlich wissenschaftlich fundierten Karlchen-Studien basierenden Erfahrungen ergänzt. Und siehe da: Eigentlich HABEN wir schon angefangen :D .

Beikost-Einführung in 10 (realistischen) Schritten

1. Schritt:
Entdeckt das Baby die eigenen Hände, beginnt es ganz intuitiv damit, die harten Dreck-Flusen, die sich zwischen den dicken Fingerchen ansammeln, abzuLECKEN. So kommt der kleine Magen zum ersten Mal mit fester, wenn auch recht gehaltloser Nahrung in Kontakt.

2. Schritt:
Das Baby LUTSCHT – so oft es ihm möglich ist – an der Kleidung der Eltern. Hierbei sind Strickpullover aufgrund des Fusselknötchen-Aufkommens besonders sättigend und können durchaus schnell mal eine Viertel-Stillmahlzeit ersetzen.

3. Schritt:
Mutti verbummelt es, sich nach dem Genuss eines köstlichen Teilchens sofort die Hände zu waschen und lässt das Baby anschließend gedankenverloren mit ihren klebrigen Fingern spielen, die dabei unweigerlich in Babys Mund landen. BÄM! Geschmacksexplosion in Mini-Menschleins zahnlosem Sabberschlund – und erste Zuführung von Zucker, Mehl, Butter und (wenn das Baby Glück hat) Spuren von Schokolade.

4. Schritt:
Das Baby fixiert so lange mit starrem Blick ein Stück Obst auf dem Teller der Mama, bis sie es dem Gierlappen ENDLICH einmal an die Lippen hält, um es probieren zu lassen. Kann das Baby potenzielle Würgereflexe erfolgreich unterdrücken und sich womöglich sogar ein Lächeln abringen, beginnt Mutti mit den Vorbereitungen, OFFIZIELL mit Beikost zu starten. (Diese Vorbereitungen können ganz unterschiedlich ausfallen; die einen kaufen einfach ein paar Gläschen, die anderen beginnen damit, Bücher zum Thema zu wälzen, Bio-Gemüse einzukochen, Stückchen vorzubereiten und 15 verschiedene Löffelvarianten zu erwerben. Die ganz Bekloppten (ich, damals bei der kleinen Madam) machen alles gleichzeitig UND wappnen sich zudem mit Friseur-Umhängen gegen die sehr wahrscheinlich auftretenden Spukattacken des Nachwuchses)

5. Schritt:
Ab hier sind zwei Szenarien möglich:
a) Das Baby glänzt bei den ersten Beikost-Versuchen mit großem Appetit und Begeisterung.
b) Das Baby brüllt, weint, würgt und schüttelt den Kopf – manchmal sogar schon BEVOR der Löffel das Schnüttchen berührt.

Passend zu den vorangegangenen Szenarien reagiert Mutti nun mit
a) ehrfurchtsvoller Freude und der Frage: „Oh mein Gott, habe ich etwa ein Kind, das direkt gut isst? Das wär ja MEGA GEIL!“ und es folgen ein paar richtig coole Tage mit Möhrchen-Mahlzeiten.
b) der Ausschüttung von Stress-Hormonen und der Frage: „Oh mein Gott, wird das jemals klappen oder muss ich das Kind mit Milch füttern, bis es 18 ist?“

6. Schritt:
Die beiden Szenarien begegnen sich wieder:
a) Mutti A konnte ratzfatz zwei Milch-Mahlzeiten komplett ersetzen und erzählt ihren Mami-Freundinnen strahlend von dem Erfolg. Daraufhin tritt Murphys Law in Kraft und das Baby verweigert ab sofort jegliche auf dem Löffelchen präsentierte Nahrung. Mutti A stürzt in ein dunkles Frust-Loch voller Fragezeichen: „Wieso will das Baby plötzlich nicht mehr? Was habe ich falsch gemacht? Was soll ich jetzt tun?“.
b) Mutti B begrüßt Mutti A höflich auf dem Grund des Frust-Loches.

7. Schritt:
Da Babys sich und ihrem eigenen Urteil darüber, was sie gerade brauchen, absolut vertrauen, genießen sie es, (wieder) nur Milch zu trinken. Sie machen sich da keinen Stress. Sie wissen, die Nummer mit der Beikost läuft ihnen nicht weg. Mutti bietet ihnen schon wieder etwas an. Und dann machen sie den Mund auf … oder eben nicht.
Muttis A und B sind auf einem Level. Sie scharren ein bisschen mit den Füßen, weil alle Welt meint, die Babys müssen jetzt aber langsam WIRKLICH richtig essen. Aus Nervosität versuchen sie es immer wieder, bis sie verstehen: SIE brauchen auch eine Pause.

8. Schritt:
Die einvernehmliche Beikost-Pause ist eine der schönsten Phasen während der eigentlichen Beikost-EINFÜHRUNG. Gemeinsam warten Mutter und Kind ab – und zwar genau für die Zeitspanne, die sie eben benötigen, um wieder locker und mit richtig Bock auf Neues starten zu können.

9. Schritt:
Das Löffelchen, das Stückchen, das Obst oder das Gemüse kommt geflogen und das Baby öffnet den Schnabel. Manchmal sogar schneller – und begleitet von ungeduldigen Drängel-Lauten – als Mutti nachlegen kann. Natürlich wird nicht alles gegessen. Das Baby will es der Mama nicht ZU einfach machen. Jene Gerichte, die mit besonders viel Mühe zubereitet wurden, werden konsequent abgelehnt … außer Papa macht das Flugzeug. Babys haben da einen fragwürdigen Humor.

10. Schritt:
Mutti lernt den wichtigsten Aspekt der nun abgeschlossenen Beikost-Einführung kennen: NIEMALS WIEDER ETWAS ALLEIN ESSEN ZU DÜRFEN! Tja, doof. Aber jetzt gibt’s kein zurück mehr ;) .

Fazit: Ich nehme mir ganz arg dolle vor, die Nummer total stressfrei anzugehen. Aktuell sind wir bei Schritt vier, allerdings ohne Ambitionen, Schritt fünf zu starten. Das ist völlig in Ordnung. Ich habe alle Zeit der Welt … genau wie das Krümelchen. Warten wir es einfach ab :D  .

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12 Kommentare für “Beikost-Einführung in 10 (realistischen) Schritten

  1. Liebe Anke!

    Haha! Da hast du völlig recht. Und wenn du ganz trendy Baby Led Weaning machst,
    kannst du deinem Krümel ja auch mal ganz crazy einen Brei anbieten, schließlich
    ist BLW, dem KIND die Wahl lassen :-)
    Ich habe dich zum Thema ” OH NEIN, mein Kind liebt Brei” in meinem Artikel verlinkt!
    Viele herzliche Grüße aus Hamburg, Milena vom Blog http://www.hellrosagrau.de

  2. Ja, beim 2. Kind weiß man es besser…
    Habe mich und das Baby auch kimplett kirre gemacht. Jetzt denke ich mir wozu eigentlich der ganze Stress? Die Kleinen bestimmen das Tempo, dann geht es automatisch.
    Hast mir wieder mal aus dem Herzen geschrieben liebe Anke!!! ?❤
    PS: Das Kind ist jetzt 14 Monate und wir stillen immer noch ein bißchen zusätzlich zum Essen bei Bedarf…

  3. Alleine essen das geht nur durch große Entfernung zur kleinen Maus.
    Selbst mein Obst ist nicht sicher. War vorletzte Woche krank und bin von meinem Chef nach Hause geschickt worden, habe mir auf dem Rückweg Wurst in Blätterteigmantel gekauft. Da bekomme ich einen Anruf vom Kindergarten ich muss sie abholen. Die Kleine hat natürlich mit ihrem Radar für alles Essbare mein Essen gefunden und für sich beansprucht.

  4. Hihi, hier wird gerade viel gelacht ;-)). Darf auch nicht mehr alleine essen, außer es sind uncoole Sachen (=gesund). Alles andere wird geteilt: ich darf es kaufen und Kind darf es essen…
    Super Text!