Geburtsbericht
Geburtsberichte

Elke erzählt

Wir, das heißt mein nigerianischer Mann und ich, haben inzwischen 2 Söhne. Und eigentlich bin ich von der eher Pragmatischen Sorte. Schon während der 1. Schwangerschaft stellte ich fest, tierischer Hebammenmangel. Nichts mit eine aussuchen, hoffen und beten das eine Zeit hat. Hausgeburt oder Geburtshaus, Pustekuchen. Sie haben die Wahl zwischen 3 umliegenden Kliniken. Und dann der Gong, beim großen Organschall, das Baby hat nur eine Niere…

Hyperventilation und Panikattacke. Letztendlich ist man damit nicht krank, nichtmal beeinträchtigt. Nur war damit die Wahl gefallen, entbunden wird im Krankenhaus mit Säuglingsintensivstation. Es ist das selbe Krankenhaus, in dem ich schon selbst zur Welt kam. Irgendwie mochte ich den Gedanken.

Geburtsvorbereitungskurs, so ein Crashkurs am Wochenende. 4 Tage, Sonntags Papatag. Nun, mein Mann ist ganz tapfer mitgegangen. Er sprach damals so gut wie kein Deutsch, wollte aber unbedingt alles perfekt machen. So wie die “modernen deutschen Daddys”. Als wir ankamen, wurde er natürlich sofort neugierig beäugt. Der Daddy auf der Yogamatte neben uns, gab sich unendlich Mühe um sich in Englisch zu verständigen. Eine osteuropäische Mitschwangere dreht direkt um, und ging wieder heim, sie hatte gehofft das mein Daddy auch nicht kommen würde, und nun war sogar “der Afrikaner” da. Nur ihr Mann hatte kategorisch abgelehnt. Sie tat mir so leid, und ich bin meinem Mann unendlich dankbar, daß er mich nie hängen lässt, wenn so etwas kommt. Er zeigte sich von seiner aller besten Seite, massierte wie ein Profi, versorgte mich mit Essen und Getränken, half mir hoch und bot sich als Lehne an. Er ließ sich das Tragetuch umbinden und zeigte wie bei ihm daheim getragen wird. Ich bin fast geplatzt vor stolz. Am nächsten Tag wurde ich gelöchert, wo ich den dieses seltene Exemplar gefunden hätte.

Meine Mutter und meine beste Freundin hatten angeboten mit in den Kreissaal zu gehen, aber für mich stand fest, er und sonst niemand.

Also kamen wir in der 39. Wochen an und es ging mir gut. Die Kliniktasche war gepackt, aber es gab keine Anzeichen. Baby lag richtig im Bauch, aber noch nicht stabil im Geburtskanal, keinerlei Wehen, auch keine Senkwehen. Der Bauch war eine hohe Kugel. 3 Tage vor Termin, waren wir zum CTG. Nichts, absolute Ruhe. Wir gingen Stadtbummeln und noch meine Cousine zum Kaffee besuchen. Ich kochte Abendessen. Um ca. 20 Uhr, sagte ich zu meinem Mann, ich hätte so seltsam tiefe Rückenschmerzen. Ich würde duschen gehen und mich dann hinlegen. Frisch geduscht ging ich also zu Bett. Nur um nach 15 Minuten, halb gekrümmt unter der Wohnzimmertüre zu stehen, heftige Wehen im 5 Minuten Takt. Mein Mann rannte in Boxershorts ins Treppenhaus, runter in die Wohnung meiner Eltern. Wir hatten ausgemacht, das mein Vater uns ins Krankenhaus fahren sollte. Von unserem Haus in die Klinik sind es 15 Kilometer. Ich hatte 22 Wehen im

Auto und mein Vater fast einen Herzinfarkt. Es war also 21.30 Uhr als wir ankamen. Wir gingen, besser gesagt die Männer gingen und ich hinkte, direkt zum Kreissaal. Das muss man jetzt mal sagen, geht nie während des Schichtwechsel in die Klinik. Eine Hebamme schloss mich gleich ans CTG an, 30 Minuten still liegen, mit 3 Minuten Takt Wehen? Die verarschte mich wohl. Ich bin fast durchgedreht da auf der Liege. Sie kam, sah den Ausdruck an und setzte uns auf einen halbdunklen Flur. Der Arzt würde gleich kommen. […]

Da saßen wir dann, ungefähr 45 Minuten. Es fühlte sich an wie Stunden. Ich rannte im Kreis, kniete auf den Stühlen, ging tausendmal aufs Klo. Und mein Mann stand hilflos und zunehmend gereizt daneben.

Dann kam die Nachthebamme und fragte ob der Muttermund schon kontrolliert sei. Ich verneinte und sie entschied, es selbst zu machen, weil der diensthabende Arzt zu beschäftigt war. 2 Zentimeter um ca. 23 Uhr. Ach, da geht nichts vor dem Frühstück. Ich hatte 3 Minuten Takt Wehen, fiel fast um, und sie sagte was von Frühstück. Ich war kurz vor einem Mord. Also saßen wir wieder im Flur. Die zweite Hebamme (Gott sei Dank) lief vorbei und sah wie ich auf einen Stuhl sprang. Sie besorgte mir ein Bett. Immer noch auf dem Flur, den die Kreißsäle waren alle besetzt. Irgendwo schrie sich eine Frau die Seele aus dem Leib. Die Putzfrau wurde in einen frei gewordenen Saal gescheucht. Und endlich bekam ich ein bisschen Privatsphäre. Ich zog mich um und legte mich hin. Die Ärztin kam endlich und kontrollierte den Muttermund. 8 cm um 0Uhr. Ab da blieb die Hebamme gleich ganz da, den so wie die Ärztin eintraf, setzten die Presswehen ein. Mein Mann stand hinter mir und wechselte fliegend die feuchten Waschlappen auf meiner Stirn. Ich kochte. Mir war so unglaublich heiß. Die Hebamme wurschtelte am CTG rum, den das wollte einfach nicht gescheit ableiten. Die Fruchtblase war immer noch intakt. Um 0.30 Uhr stellte die Ärztin 10 cm Muttermundöffnung fest und sagte direkt:” Ich kann die Fruchtblase sehen”

Und das gemeine Ding platzte einfach nicht. Ich sollte nicht pressen, aber mein Körper wollte pressen. Ich sah die Hebamme an, als wäre sie von Sinnen und beklagte mich auf Englisch bei meinem Mann. Der daraufhin so wütend schaute, das die Hebamme ihn nichtmehr ansprach. Dann entschieden sie, die Blase zu öffnen, um meinem Baby eine Elektrode auf den Kopf kleben zu können. Spitzen Mist, dann hast du da so einen langen Draht zwischen den Beinen rausstehen und kannst dich kaum noch rühren. Seid über einer Stunde hatte ich nun eine Wehe an der nächsten, eine ebbte ab, die Nächste kam nahtlos. Nun schrie ich mir die Seele aus dem Leib. Man hängte mir eine Glukoselösung an den Tropf. Die Hebamme meinte, ich soll die Beine weiter öffnen, doch das Gefühl die Beine schließen zu müssen, war unerträglich. Letztendlich musste mein Mann ein Bein festhalten. Und dann …. 1.32 Uhr machte es flup, der Schmerz und der Druck ließen augenblicklich nach, und bevor mein Gehirn schalten konnte, lag mein Sohn auf meiner Brust und beschwerte sich lautstark. Diese Gefühl ist unbeschreiblich. Mein Mann hatte so Angst vor dem Abnabeln gehabt, die Hebamme drückte ihm die Schere in die Hand und herrschte ihn an:” Cut here, now fast.” Völlig überrumpelt tat er wie geheißen. Die Ärztin drückte in meinen Bauch und löste eine letzte Wehe aus. Die Plazenta kam sofort. Der Kinderarzt stellte fest, das unser Sohn kern gesund ist, nur halt nur mit einer Niere. Also noch den Dammriss nähen und alles gut einpacken. Das Nähen ist auch wirklich der einzige Schmerz an den ich eine Erinnerung habe, diese Amnestie ist so praktisch. Kurz vor Ende der Geburt, war noch die zweite Hebamme dazu gekommen, diese sagte zu mir: “Nicht so viel rumschreien, und mehr pressen, dann klappt es auch.” Dieser lapidar hingeworfene Satz hat mich so verletzt, so angegriffen, selbst jetzt noch, daß ich lange überlegte, ob mein zweites Kind dort geboren werden soll. Letztendlich schob man uns in einen sauberen Raum, mein Mann rief statt meiner Eltern aus versehen meine beste Freundin an und sagte ihr:” Mama, Baby da, gesund, boy.” Zum Glück merkte sie, daß er nicht wusste, daß er falsch verbunden war und rief dann meine wartenden Eltern an. Also saß ich dann im sauberen Kreissaal, mit meinem schlafenden Baby auf der Brust und einem erschöpft im Stuhl eingeschlafenen Mann, und stellte fest, es hatte 4 1/2 Stunden gedauert und mir ging es gut. Und all das Lesen und der Kurs waren völlig umsonst, den mit der ersten Wehe hatte mein Körper die Kontrolle an sich gerissen. Gehirn im stand by. Die nette Hebamme kam, um mich ins Zimmer zu bringen und sah meinen Mann schlafen, Kommentar:” Der Berserker kann ja ganz friedlich aussehen.”

Deshalb war auch bei Kind Nr. 2 klar, nicht ohne mein 1 Mann Berserker Kommando. Zur zweiten Geburt nur so viel, lasst nie von einem lernenden Arzt den Dammriss nähen, das dauert zu lange, dafür fehlen einem echt die Nerven. Ich fragte meinen Mann, ob der Flur letztes mal auch schon so lila war. War er, was beweist wie unwichtig mir das drum rum war. Es gab wieder keine Anzeichen. Ich bin in die Klinik, weil ein bisschen Blut kam. Fruchtblase wieder intakt, Muttermund 2 cm, keine Wehen. 52 Minuten später war Söhnchen Nr. 2 da. Ich weiß, das ich nach ca. 30 Minuten, an das Bett geklammert dachte:” NIE WIEDER BRINGST DU DICH IN DIESE SITUATION.” Heute denke ich, lieber noch ein Kind (vorzugsweise ein Mädchen) als eine Wurzelbehandlung (<– Zahnarztphobiker)

Was ich sagen will, macht euch nicht so viel Sorgen. Selbst wenn es jetzt kein tolles Geburtshaus bei euch gibt, ihr die Hebammen nicht kennt, es nur die alte Klinik gibt, keine tollen Angebote wie eine Gebärwanne oder so und in der Klinik viele Kleinigkeiten nicht so optimal laufen. Wichtig ist, eine Person, der ihr vertraut dabei zu haben, kompetentes und nettes Personal, ein Handy für Fotos, ein gutes Gebärbett und das ihr bald euren kleinen Schatz in den Armen habt.

Alles Andere kommt, erstens eh so wie es kommt, ihr habt wenig Einfluss darauf. Zweitens weiß der Körper wirklich was er tut. Und drittens, in der “heißen” Phase ist man so nach immer fokussiert,  daß das Drum Rum eh völlig schnurz ist, deshalb ist Schreien dann nichtmehr peinlich. Sicherlich ist das bei langwierigen Geburten etwas anders.

Ich denke inzwischen, daß eine gute Wöchnerinnen Station und eine gute Nachsorgehebamme, so wie Angebote wie Stillcafes ect. viel wichtiger sind. Weil Geburten können nämlich eine ganz schnelle Sache sein, und das ist gar nicht so selten wie man denkt. Ich hatte beim ersten Kind Wehenverkürzende Akupunktur, beim Zweiten hab ich das vorsichtshalber weg gelassen. Tut einfach was euch gut tut, und macht euch nicht so viel Sorgen. Ich hab keine Geburtsvideos geschaut, aber Wochenlang Kinderwagen Testergebnisse und Videos. Und dann das ganze nochmal, für Geschwisterwagen.

Alles Liebe an die Muttis und die Muttis to be

Diesen schönen Bericht hat Elke Haberstroh geschrieben :)

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