Geburtsbericht
Geburtsberichte

Katharina erzählt

Es ist Montag, ein wunderschöner, sonniger Tag im Oktober 2016. Ich habe ganz gut geschlafen und fühle mich recht wohl. Nach dem Aufstehen sitze ich auf der Couch und spiele ein bisschen mit dem Fuß vom kleinen muck. Er schiebt ihn immer wieder raus, ich drücke zurück. Sehr süß!!

Als ich aufstehe merke ich wie es in relativ großer Menge aus mir raus läuft. Ich renne zum Klo um die erste Flut zu dämmen. Wenn ich oben auf den Bauch drücke dann läuft es unten raus. Ich telefoniere mit meiner Hebamme und verabrede mich für 12:00 mit ihr im Geburtshaus.

Ich bin irgendwie aufgeregt aber im ganz positiven Sinne. Obwohl ich ja bereits gestern dachte dass die Fruchtblase hin ist (Samstag Abend machte es irgendwie plöpp in mir) und der Test aber negativ war bin ich mir mittlerweile sicher dass es jetzt wirklich die Fruchtblase war die nun auf gegangen ist, das heißt in den nächsten 48 Stunden wird mein Baby geboren sein, so oder so. Ich freue mich dass es nun endlich los geht, das die unbestimmte warterei vorbei ist.

Auf dem weg ins Geburtshaus läuft Freiheit von Westernhagen im Radio und ich singe laut mit! Ich finde es irgendwie sehr passend, mein Baby möchte wohl jetzt auch in die Freiheit :-) und ich wünsche mir dass er sein Leben in Freiheit leben kann. Ganz so, wie er es sich einrichtet.

Im Geburtshaus untersucht die Hebamme mich und auch da läuft es nur so aus mir raus sodass auch ihr sofort klar ist das es Fruchtwasser ist und nun die Geburt los geht.

Sie schließt mich ans CTG an, Wehen kann ich am Anfang aber noch nicht merken.

Dann merke ich die ersten Kontraktionen die zwar nicht wirklich weh tun, mir aber zeigen in welche Richtung es wohl gehen wird.

Mit meiner Hebamme verabrede ich mich für 17:00 h und fahre wieder nach Hause.

Mein Mann kommt zur Mittagspause nach Hause/ Er fragt immer wieder ob er da bleiben soll aber ich denke er kann noch arbeiten gehen. So schnell wird es wohl eher nicht gehen.

Um 14:00 werden die Wehen dann schon merklich unangenehm und ich fange an sie zu veratmen. Ich muss mich irgendwo abstützen und heftig atmen um es einigermaßen erträglich zu haben. Außerdem kommen Sie jetzt schon in relativ kurzen Abständen.

Ich rufe meine Hebamme gegen 15:00 an und bitte Sie uns im Geburtshaus zu treffen. Ich habe das Bedürfnis da zu sein wo ich dann auch entbinden “darf”.

Um 15:30 sind wir da und die Hebamme empfängt uns. Ich rufe ihr freudig entgegen dass wir jetzt endlich das mit der Geburt machen und freue mich unendlich sie zu sehen. Sie hat bereits den Geburtsraum fertig gemacht. Es Brennen zwei Kerzen und  das Wasser läuft in die Wanne. Es ist wohlig warm und es herrscht eine einmalige Stimmung im Raum. Ich fühle mich wie in einer Höhle, geborgen und sicher :-)

Ich gehe aufs Bett und sie untersucht mich. Der Muttermund ist bereits 3 cm geöffnet, das heißt das die Wehen schon gut was bringen und die Geburt im Gange ist.

Ich werde ans CTG angeschlossen. Die Wehen sind mittlerweile so heftig das ich nicht mehr weiß wie ich mich bewegen soll. Meine Hebamme atmet mit mir, ich bin aber nicht sicher ob ich ihr das nachmachen soll oder ob sie einen Rythmus vorgibt. Egal, ich bin eh nur noch mit mir beschäftigt. Irgendwann merke ich dass die Pizza vom Mittag wieder raus will. Die nächste Wehen drückt Sie einfach aus meinem Magen. Egal, ich wusste das sowas passieren könnte, von daher: halb so wild.

Nach einer Stunde oder so weiß ich nicht mehr was ich machen soll, die Schmerzen sind unerträglich.

Ich sage dass ich nicht mehr kann, das mir das einfach zu heftig ist und ich das jetzt nicht noch stundenlang aushalte, das es einfach zuviel ist.

Eine Weile vorher hatte ich gefragt wie schlimm es denn noch wird und wie lange es wie schmerzhaft so dauert. Ich bin verwundert weil ich mit leichten aber stetiger Steigerung der Schmerzen und vor allem mit langsamerer Verkürzung der Wehenpausen gerechnet habe.

Meine Hebamme sagte das es jetzt erstmal ne Weile so bleibt wie jetzt, das schaffe ich, denke ich.

Aber schon wenig später gibt es aber fast keine Pausen mehr und eine Steigerung der Schmerzen kann ich mir einfach nicht vorstellen. Deshalb möchte ich Schmerzmittel.

Sie schlägt vor es noch in der Wanne zu versuchen und verspricht dass wir sonst rüber in Krankenhaus gehen.

Wiederwilig lasse ich mich darauf ein obwohl ich innerlich denke dass sie verrückt sein muss.

Ich hatte vorher nie vermutet dass mir die Wanne das Ganze leichter machen könnte und so anstrengend wie es jetzt schon ist bezweifel ich stark dass Wärme hilft. Ich bin jetzt schon völlig verschwitzt vor Anstrengung und im Raum ist es auch sehr warm. Ich würde also lieber in Eiswasser steigen als in warmes Wasser, aber da ich nach diesem Versuch dann ja ins Krankenhaus gehen kann und Schmerzmittel bekomme lasse ich mich drauf ein. Die paar Minuten halte ich auch noch durch!

Wir nutzen die nächste, kurze, Wehenpause und ich ziehe mich schnell aus und lasse mich in die Wanne gleiten. Das ich nackt bin merke ich noch nichtmals. Ich hatte zwar nicht vermutet dass es ein Problem wäre, aber das es so nebensächlich ist hätte ich vorher nicht gedacht.

Kaum taucht mein Bauch unter das warme Wasser geht es mir besser. Und zwar sehr! Das warme Wasser ist eine totale Erleichterung der Wehen. Meine Hebamme untersucht mich erneut und stellt dabei überrascht fest dass mein Muttermund bereits vollständig eröffnet ist und der Kopf des Kindes tief im Becken liegt, also sich schon weit auf den Weg gemacht hat. Und das ganze nach 90 Minuten im Geburtshaus.

Die wehen verändern sich… nun habe ich das Gefühl als müsste ich groß aufs Klo und zwar richtig!!

Meine Hebamme sagt mir dass ich ab jetzt mit schieben darf wenn ich kann und sagt mir bescheid dass sie nun die zweite Hebamme anrufen wird, denn die Eröffnungsphase wäre vorbei und es ginge nun los mit den Presswehen.

Ich bitte Sie mich nicht alleine zu lassen woraufhin sie die zweite Hebamme vom Wannenrand aus anruft.

Die Presswehen sind heftig, aber dadurch dass ich mit machen kann (und mittlerweile auch muss) komme ich viel besser mit Ihnen klar als mit den anderen Wehen. Da ging es nur ums aushalten und leiden, jetzt kann die Arbeit gemacht werden und das konnte ich schon immer gut!

Es ist komisch, aber ich denke in diesem Moment daran wie ungeduldig ich auf diesen Augenblick gewartet habe. Wie dringend ich wollte dass er kommt und denke mir: na, und das ist es jetzt ernsthaft das was du so unbedingt wolltest??!!

Kurze Zeit später sagt sie mir, dass sie mir meine erste Befürchtung nehmen könnte: das Kind hätte keine roten Haaren. :-)

Offenbar kann man während der Presswehen schon immer wieder das Köpfchen sehen. Unfassbar.

Sie bietet mir auch an selbst mal zu fühlen aber das möchte ich nun wirklich nicht.

Was an diesen Wehen unangenehm ist, ist die Tatsache dass man, wenn man ordentlich mit schiebt, den Schmerz drastisch erhöht. Ist ja klar, der kleine Körper wird ja mit jeder Wehe ein Stück weiter geschoben und so richtig freiwillig will natürlich kein weiblicher Körper Platz machen.

Ich schreie wie am Spieß, hoffe gleichzeitig dass das Fenster zu ist, finde aber keine Gelegenheit zu fragen und denke auch dass es besser ist das nicht zu wissen. Das wildeste, was ich in dieser Phase raus brülle ist allerdings “verdammte Hacke, tut das weh”.

Inzwischen ist die zweite Hebamme eingetroffen.

Beide hocken sie nun vor meiner Wanne und helfen mir durch die Wehen. Die zweite Hebamme ist ein wenig bestimmter als meine Hebamme. Sie sagt nicht “Versuch mal nach unten zu atmen” sonder ruft “schieb nach unten; komm atme nach unten, schrei nicht oben so viel raus, Du kannst das”.

Mir geht’s gut, beide Varianten haben ihr Gutes und ich versuche was ich kann um es so zu machen wie sie mir sagen.

Immer wieder hört meine Hebamme nach den Herztönen von unserem Baby mit dem Doppler. Irgendwie empfinde ich das im Moment als total unangenehm.

Irgendwann sagen die beiden mir dass die Herztöne hoch gehen und wir deshalb mal was anderes probieren sollten, raus aus der Wanne. Ich weiß zwar nicht wie ich mich unter diesen unfassbaren Schmerzen bewegen soll, versuche aber das zu tun was sie mir sagen. Ich stehe also auf und werde direkt in einen warmen Bademantel gehüllt und zum Bett geführt.

Da zerreißt mich schon wieder die nächste Wehe und ich finde auf dem Bett liegend leider keine gute Position.

Die beiden haben jetzt eine Matte vor das Bett gelegt und so Knie ich mich auf die Matte und Stütze mich auf dem Bett ab.

Diese Position geht ganz gut und bei der nächsten wehe schreit die zweite Hebamme dass das jetzt der Punkt ist wo ich drüber pressen muss. Ich muss also all meinen Mut zusammen nehmen in der Hoffnung mich selbst nicht vollkommen zu zerreißen und Presse mit wie es nur geht. Einfach ist das nicht, aber bei der übernächsten wehe schaffe ich es und das Köpfchen ist geboren :-)))

In der darauf folgenden Wehenpause komme ich mir irgendwie komisch vor. Wie das jetzt wohl aussehen mag… nicht schön denke ich und kann die nächste wehe kaum mehr abwarten.

Als dann mit der nächsten Wehe mein Kind komplett zur Welt kommt haben die Schmerzen endlich ein Ende. Ich bin unglaublich erleichtert und kann es garnicht glauben das ich es schon geschafft habe. Nach nur 2,5 Stunden im Geburtshaus. Dass das ganze jetzt ein Ende hat und nun endlich dass neue, unbekannte, anfängt vor dem ich mich jetzt so lange gefürchtet habe.

Mein Kind liegt unter mir, wir sind noch durch die Nabelschnur verbunden und ich betrachte es. Unglaublich dass dieses Bündel noch bis vor ein paar Sekunden in mir drin gelebt hat. Unfassbar dass es in mir so groß gewachsen ist und unfassbar dass es überhaupt in mir entstanden ist. Ich kann das alles nicht glauben.

Mein Mann kommt dazu und betrachtet sein Kind. Ich wüsste gerne was er denkt und fühlt aber er sagt nichts und ich kann es ihm nicht ansehen.

Ich richte mich auf und ein Blutschwall ergießt sich über die Matte. Gottseidank nicht über das Kind. Ich rolle mich auf der Matte zusammen und lege meine Hand auf das kleine Bündel Leben und versuche immer noch zu begreifen was da gerade passiert ist.

Nur ein paar Minuten später ist die Nabelschnur auspulsiert und mein Mann trennt die letzte Verbindung zwischen mir und meinem Baby. Gerne hätte ich das selbst gemacht, aber irgendwie fühle ich dass er auch seinen Beitrag leisten will.

Die nächsten Minuten warten wir auf die Geburt der Plazenta. 45 Minuten dauert es bis die Plazenta endlich kommt. Diese Geburt ist natürlich längst nicht so schmerzhaft wie die erste, aber trotzdem ist es nicht besonders angenehm, vor allem weil die Hebamme mir in den Bauch drückt um der Plazenta zu helfen. Das will man wirklich nicht so kurz nach einer Geburt.

Die Plazenta kommt und ist vollständig, also alles gut. Abgefahren sieht sie aus, man kann sogar noch die Fruchtblase sehen, wo der kleine muck jetzt so lange drin gelebt hat.

Dann muss ich noch genäht werden. Gottseidank hatte meine Hebamme während der letzten Presswehen meinen Damm gestützt und mit Kaffe unterstützt so dass er heil geblieben ist, einen Mini scheidenriss innen hab ich dann aber doch davon getragen.

Vom Nähen merke ich garnicht, ich bin sowieso wie betäubt und Schwebe in einer anderen Welt.

Als ich versuche aufzustehen wird mir total schwarz vor den Augen und ich habe ein klingeln in den Ohren was ich überhaupt nicht kenne. Ich kann tatsächlich nichts mehr hören und nur noch sehr schlecht sehen, ich muss mich wieder hinlegen.

Ich esse ein paar Bifis und mein Mann holt mir Cola. Das tut gut, hilft aber leider überhaupt nichts. Auch meine nächsten Versuche mich auch nur aufzurichten und mich hinzusetzen scheitern kläglich.

Da ist so etwas nicht von mir kenne werde ich ein wenig nervös. So kann ich ja unmöglich nach Hause gehen und die Nacht mit einem Neugeborene verbringen.

Ich versuche weiterhin alles mögliche in mich rein zu stopfen aber nichts hilft.

Mein Mann und ich besprechen die Lage und sind uns einig dass es dann wohl das beste wäre wenn ich doch noch ins Krankenhaus gehe und dort die erste Nacht verbringe.

Die Hebamme hält wenig von dieser Idee, wahrscheinlich weil sie weiß was für ein Aufwand dahinter stecken würde. Ich stelle mir vor dass wir einfach den Krankenwagen rufen wegen Kreislauf, ich dann rüber gebracht werde und in der nächsten halben Stunde dann im Zimmer liege und an nem Tropf hänge.

Sie erklärt mir dass es so nicht sei. Ich müsste erst in den Kreißsaal, dort würden mich dann irgendwann Ärzte untersuchen und dann käme ich irgendwann auf irgend ein Zimmer. Vielleicht gibt es ein Einzel bzw Familienzimmer, vielleicht nicht. In jedem Falle würde es wohl einige Stunden dauern bis ich und mein Baby dann zur Ruhe kämen.

Sie bietet mir aber an mir einen Zugang zu legen und die Zuckerinfusion zu geben.

Außerdem möchte sie das ich auf Toilette gehe. Die Blase drückt wohl auf die Gebärmutter und das könnte sich auch auf meinen Kreislauf auswirken.

Ich stimme dem zu, kann aber noch nicht mal sitzen, also bin ich weit entfernt davon ein Klo zu erreichen.

Dann schlägt sie vor im Geburtsraum auf Vorlagen zu pinkeln und ich stimme dem zu. Ich will alles versuchen um nicht ins Krankenhaus zu müssen.

Mein Mann geht wieder raus. Er ist sowieso schon die ganze Zeit mit dem kleinen auf dem Arm unterwegs und zeigt ihm das ganze Geburtshaus:-)

Leider klappt das mit dem Pinkeln auch nicht und so muss ich einen blasenkatheter gelegt bekommen.

Nach allem was ich heute schon unten rum ausgehalten hab ist das noch mal das negativ Highlight. Es tut furchtbar weh!!

Aber als die Hebamme fertig ist fühle ich mich viel viel besser, kann sitzen und wenig später sogar stehen. Ich kann mich anziehen und wir packen unsere Sachen zusammen.

Es ist 23:00, unser Baby 5 Stunden alt, als wir das Geburtshaus wieder verlassen und nach Hause fahren.

Diesen spannenden Bericht hat Katharina (33 Jahre) aus Hamburg geschrieben :) .

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