Geburtsbericht
Geburtsberichte

Alexandra erzählt

Über die Geburt hatte ich mir im Vorfeld nicht allzu viele Gedanken gemacht. Ich ging ziemlich entspannt an die Sache heran – schließlich läuft jede Geburt anders ab. Warum sollte ich also im Vorfeld vor etwas Angst haben, von dem ich nicht weiß, wie es sein wird? Es ergab sich zudem, dass ich zehn Tage vor ET eingeleitet wurde, da unsere Tochter in den letzten Wochen kaum zugenommen hatte. Die Doppleruntersuchungen waren jedoch stets in Ordnung gewesen.

Am 20.08.2015 stand ich mit meinem Mann wie bestellt um kurz vor 7 Uhr an der Anmeldung des Krankenhauses und erledigte in aller Ruhe den nötigen Papierkram. Alles lief noch ganz entspannt und ruhig ab. Nachdem wir uns auf die Warteliste fürs Familienzimmer haben setzen lassen, ging es in den Kreißsaal zur ersten Untersuchung und Tablettengabe. Befund: Muttermund einen Finger durchlässig. Also noch nicht wirklich geburtsbereit. Rund eine Stunde musste ich dann am CTG ausharren. Nachdem dies überstanden war, wollten wir erstmal mein Zimmer beziehen. Doch leider war keins frei. Also habe ich die ersten Wehen auf dem Stationsflur verarmtet und mir gedacht „Aha, so fühlen sich also Wehen an“ (kleine Anmerkung: Ich hatte vorher nie Wehen gehabt, noch nicht einmal großartig Übungs- oder Senkwehen – oder ich hab sie einfach nicht wahrgenommen). Ich weiß gar nicht, wie oft ich damals über den Flur getigert bin, der mir nur zu gut von zwei vorherigen, jeweils zehntätigen Krankenhaushalten bekannt war. Mittagessen gab es für meinen Mann und mich dann auch auf dem Flur.

Um 13.30 ging es weiter mit dem Kontrolltermin und ab da wird es rasant. Ich hatte mich schon auf zwei Finger durchlässig vorgearbeitet. Es wurde die nächste Tablette gelegt. Als ich danach wieder so schön am CTG lag, ist nur wenig später meine Blase gesprungen. Welche Mengen da rauskommen, Wahnsinn. Gut, dass ich so viele Wechselhosen eingepackt hatte. Die fast 1,5 Stunden am CTG wurden unerträglich, da ich einen ziemlichen Drang verspürte auf Toilette zu müssen. Auf dem Weg zu meinem Zimmer – zumindest sollte jetzt eins frei sein (es war inzwischen ungefähr 15.30) – sagte mir noch die Hebamme, dass sie mir bei Bedarf Schmerzmittel geben könnte, was ich ablehnte, da ich sie (noch) nicht benötigte.

Ich wollte mich endlich ein bisschen auf dem Bett ausruhen, doch das war noch gar nicht neu bezogen worden. Also noch einmal ein paar Minuten warten. Doch ausruhen war mir nicht gegönnt: Kaum lag ich auf dem Bett, überrollten mich die ersten Hitzewallungen, sodass meinen mein Mann um einen Waschlappen anflehte. Und ab da begannen die Schmerzen. Ich bekam einen Wehensturm (was mir zu dem Zeitpunkt noch nicht klar war). Zwischen den einzelnen Wehen gab es keine Pause, nichts mit alle fünf Minuten, alle drei Minuten,…. Direkt kamen mir die Worte der Hebamme in den Sinn: Schmerzmittel. Doch ich war nicht mehr in der Lage selbst zu laufen. Mein Mann musste mich im Rollstuhl zum Kreißsaal schieben. Dort angekommen, schloss mich die Hebamme an den Tropf an. Zuvor musste mir jedoch ein neuer Zugang gelegt werden, da der andere bereits wieder zu gegangen war. Die Aktion war jedoch sinnlos, wie sich herausstellen sollte. Die Medikamente hatten gar keine Zeit mehr zu wirken, denn bei der Tatuntersuchung kam heraus, dass der Muntermund bereits bei 8cm war – und das in einer gefühlten halben Stunde! Also wurde die Ärztin gerufen. Doch sie sollte nicht die Einzige im Raum bleiben. Zudem waren noch eine Gastärztin, die Hebamme sowie eine Hebammenschülerin anwesend. Full House. Und alle redeten auf mich ein, ob ich schon Pressdrang hätte (für mich waren während des Wehensturms alle Wehen gleich mies), dass ich zum Po hin pressen sollte usw. Ich war einfach nur in meiner eigenen Welt und habe „funktioniert“. Nebenbei wurde mir noch eine Atemmaske aufgelegt, da ich ja keine Verschnaufpause hatte. Plötzlich rief mein Mann nur „Sie blutet“. In der Eile war vergessen worden, den ersten Zugang zu verschließen. Durch das Pressen lief natürlich Blut aus der Kanüle. Nach drei oder vier Presswehen (nein, ich habe nicht gespürt, wie das Köpfchen geboren wurde oder dergleichen) wurde unsere Tochter mit dem Arm neben dem Kopf um 16.59 Uhr geboren.

Später erzählte mir mein Mann, dass die Ärztin vor der letzten Wehe gesagt hätte, dass die Kleine jetzt rausmüsste, da sie sehr gestresst wäre. Sonst wäre es in den OP gegangen. Die Aussage habe ich selbst nicht wahrgenommen. Nach der Geburt waren die Schmerzen schlagartig vergessen. Die Nachgeburt war schnell erledigt, das Nähen jedoch nicht. Ich war wohl so tief gerissen, dass die Ärztin sowie die Gastärztin den Chefarzt, der eigentlich schon Feierabend hatte, hinzurufen mussten. Das Nähen habe ich als sehr unangenehm in Erinnerung. Von den anderen Hebammen und Schwestern bin ich in den nächsten Tagen noch oft auf die schnelle Geburt angesprochen worden.

Mein Fazit? Eine schnelle Geburt muss nicht unbedingt vorteilhaft sein. Ob ich noch einmal in dieser Situation einleiten lassen würde, kann ich nicht sagen. Die stressige Geburt war auch für unsere Tochter nicht ganz einfach. Ob ihre Regulationsstörungen, das hibbelige Wesen, das geringe Schlafbedürfnis damit zusammenhängen, ich weiß es nicht. Bei unserem zweiten Kind, das im Februar auf die Welt kommt, hoffe ich auf eine „klassische“ Geburt mit Erholungsphasen. Aber wie schrieb ich so schön am Anfang, man weiß nie, was kommt…

Diesen spannenden Geburtsbericht hat Alexandra (32) geschrieben.

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