Geburtsbericht
Geburtsberichte

Marlene erzählt

Im Grunde genommen fing alles – nach Lehrbuch – um 02:00 Uhr Früh am 25.2.2015 an, 3 Tage nach errechnetem Termin. Ich dachte mir: „Welch ein großartiges Datum!“ – aber es sollte anders kommen.

Ich bin dann sogleich ins Wohnzimmer geschlurft und musste sehr über den Gedanken „Woher weiß ich, ob es echte Wehen sind.“ Schmunzeln – du merkst es, keine Sorge.

So lag ich dann da, hab ein bisschen ferngesehen, mit den Katzen gekuschelt und meiner Mama Whatsapp Nachrichten geschickt. Um 06:00 bin ich zu meinem Mann rüber gegangen und habe ihn mit den Worten „Ich glaub das Baby kommt heute.“ aufgeweckt. Nach einem Anruf in der Klinik dachte ich mir, dass es für mich besser wäre einfach mal hinzufahren und abchecken zu lassen, ob eh alles in Ordnung war.

So war es auch. Alles wunderbar, ich soll wieder nach Hause fahren, vielleicht ein bisserl spazieren gehen, das dauert noch ein wenig. Nach einem Zwischenstopp in der Apotheke zwecks Nasenspray, um wenigstens während der Geburt ein bisschen atmen zu können und dann noch einer Runde in der Waschstraße mit dem Auto, haben wir uns wieder auf den Heimweg gemacht.

Wir bogen in unsere Straße ein und da überkam es mich. Ich konnte nur noch meinem Mann sagen, dass er sofort anhalten muss. Ich bin aus dem Auto gesprungen, Haustür aufgesperrt, in den Aufzug, Nasenspray aus dem Sackerl geholt und erst einmal da rein übergeben. Die paar Stufen zu unserer Wohnung habe ich noch irgendwie überstanden, es gerade noch so ins Badezimmer geschafft…weiter aber auch schon nicht. Und damit fing es an.

Ich musste mich ab 08:00 Uhr morgens nonstop übergeben, bei jeder Wehe überkam mich so eine fürchterliche Übelkeit, ich konnte nicht mehr stehen und lag von da an eigentlich nur mehr herum. Alle guten Vorsätze aus den Geburtsvorbereitungskursen waren vergessen, ich lebte von Wehe zu Wehe und fürchtete mich in den Pausen vor der nächsten Welle.

Um 16:00 sagte ich zu meinem Mann: Ich halt das nicht mehr aus, fahr mich ins Krankenhaus. Also wieder in die Klinik. Dort erst einmal an ein CTG angeschlossen – Wehentätigkeit check, Muttermund bei 7 cm – check, Baby kommt bestimmt noch heute, sieht super aus. Eine Assistenzärztin würde mir dann den Zugang legen und dann krieg ich auch was gegen die Übelkeit.

Und dann kam die Assistenzärztin genau dann rein, als ich mich gerade wieder in eine Mini Nierenschale übergeben habe. Und eben genau diese Assistenzärztin, für die ich wirklich hoffe, dass sie etwas mehr Feingefühl im Laufe der Zeit entwickeln wird, fragt mich: Sie haben aber nicht den Norovirus, oder?

Für eine äußerst sarkastische Antwort fehlte mir leider die Kraft also konnte ich ihr nur ein „Nein, ich krieg nur ein Kind.“ entgegen zischen. Im Kreißsaal verlief dann alles sehr ruhig, die Hebammen waren großartig, auch meinen Wunsch, vorerst keine PDA zu bekommen begrüßten sie und unterstützten mich. Gegen 20:00 wurde 1. festgestellt, dass sich nichts am Muttermund getan hat und 2. war die Fruchtblase geplatzt und das Wasser war grün – also hatte der Zwerg gehörigen Stress. Meine liebe Hebamme, deren Nachname übersetzt Erdbeere heißt und mir allein schon deswegen ewig in Erinnerung bleiben wird, hat mich dann gefragt, ob ich über eine PDA nachdenken möchte. Ich bin sehr geschwächt, Armin geht’s zwar gut, aber dennoch. Dankend nahm ich an.

Der Arzt kam, sah und stach….und die nächsten 1,5 Stunden waren die schlimmsten meines Lebens.

Hieß es nicht, mit einer PDA sind die Schmerzen wie verschwunden? Ich fühlte zuerst noch die eine Seite, dann wieder beide, es war ein Albtraum. Ich fühlte mich so hilflos und dachte mir: Muss ich das nun noch die nächsten Stunden aushalten. Ich muss sterben, hier und heute. Der beste Ehemann von allen hat dann die Hebamme gerufen, dass hier wohl etwas nicht stimmt und die wiederum hat wutentbrannt den Arzt geholt. Ein 2. Versuch stand an.

Und dann… ja dann war ich wieder ich selber. Ich konnte sprechen, wurde nicht mehr ohnmächtig, habe gelacht und sogar geschlafen. Ja die Hebamme hat keinen Druck gemacht und hat mich knappe 2 Stunden einfach schlafen lassen. Und um 04:05 am 26.2. 2015 kam Armin schlussendlich kerngesund auf die Welt, mit linkem Arm à la Superman voran. Kein Wunder also, dass er schlecht Druck auf den Muttermund ausüben konnte. Noch dazu dürfte ich so einen starken Beckenboden haben, dass er den Weg einfach nicht richtig gefunden hat. Bei mir musste minimal genäht werden – auch Dank der großartigen Arbeit der Hebamme – Kopf und Arm mit Schulter – alter Schwede, wie hatte das nur Platz?

Es hat mich gute 3 Monate gekostet, über diese Erfahrung hinweg zu kommen und Armin nicht mehr anzusehen und an diese fürchterlich Geburt zu denken. Ich hab mein Baby im Kreißsaal nicht gesehen und war der glückliste Mensch auf der Welt. Ich dachte mir nur: Endlich… ich lebe noch.

Aber Gott sei Dank gab es einen Menschen, der mir ersten während der Geburt und zweitens auch danach emotional so eine Stütze war – mein Mann. Er hat nach einer kurzen Erklärungsrunde verstanden, dass dieses Erlebnis, die hormonelle Umstellung und diese für mich „belastende Situation des Alleinernährers aufgrund Stillens“ erst verarbeitet werden muss.

Und das habe ich. Und auch bei einem zweiten Kind wünsche ich mir eine natürliche Geburt. Was ich anders machen würde? Ich möchte dieses Mal eine Nachsorgehebamme haben, denn die hätte mir wohl, während ich wie ein Häufchen Elend daheim auf der Couch lag, einfach ein bisschen MCP gegen die Übelkeit gegeben und wer weiß, wie die Geburt dann verlaufen wäre ;-)

Und jetzt? Jetzt habe ich alles, was ich zum Glücklich sein brauche.

Diesen schönen Bericht über die Geburt ihres ersten Kindes hat Marlene geschrieben :)

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Ein Kommentar für “Marlene erzählt

  1. Bei der ersten Geburt hatte ich auch Übelkeit ohne Ende. Ich konnte nicht erbrechen sondern war immer davor. Für mich schlimmer als tatsächlich zu erbrechen. Ich hatte irrsinnig Angst bei der zweiten Entbindung wieder diese ekelhafte Übelkeit zu haben. Mehr Angst als vor den Wehen. Und siehe da kein bisschen Übelkeit bei der zweiten. Ich drück die Daumen dass es bei dir ebenso läuft.