Geburtsbericht
Geburtsberichte

Tamara* erzählt

Als wir im Januar 2015 erfahren haben, dass es sich da gerade ein kleines Gummibärchen in mir gemütlich macht, haben wir uns riesig gefreut und waren auch echt überrascht dass es nach gerade mal zwei Versuchen so schnell geklappt hat!
Unsere geplante aber noch nicht gebuchte Reise nach Florida im März haben wir dann erst mal auf unbestimmte Zeit verschoben :-) Klar, spricht natürlich nichts gegen einen Urlaub in der Schwangerschaft, aber mir war einfach nicht wohl bei dem Gedanken so weit weg zu sein für den Fall dass was sein könnte……anscheinend hatte ich da schon so eine Vorahnung.

Es war ein Sonntag Morgen, ich war mittlerweile bei SSW 25 angelangt, bislang war bis auf die typische Übelkeit alles bestens und ich fühlte mich gut. Ich stand auf um auf Toilette zu gehen und sah dass Blut am Toilettenpapier hing. 2 Minuten später saßen mein Mann und ich im Auto Richtung Krankenhaus. Ich konnte keinen klaren Gedanken fassen ausser zu hoffen dass mit unserem Gummibärchen alles in Ordnung ist.

Als erstes gab es Entwarnung, unsrer kleinen Maus geht es gut! Jetzt ging die Suche weiter woher die Blutungen kommen. Relativ schnell wurde eine Plazenta praevia festgestellt, was bedeutet dass sich meine Plazenta einen recht ungünstigen Platz gesucht hat, nämlich nicht wie normal seitlich sondern direkt unten über dem Muttermund.
Mir wurde sofort gesagt dass ich nun eine Risikoschwangerschaft habe und für mich ab sofort ein Beschäftigungsverbot besteht. Ich wurde stationär aufgenommen, durfte aber nach drei Tagen wieder nach Hause. Die Blutungen hatten aufgehört, die CTG’s waren immer super.
So, da war ich nun wieder zu Hause, durfte nicht mehr arbeiten, sollte möglichst viel liegen und mich auch sonst nicht gross bewegen……mir wurde erklärt dass es jederzeit wieder zu Blutungen kommen kann die auch noch deutlich stärker sein können und ich dann sofort mit dem RTW ins Krankenhaus eingeliefert werden müsste.
Ich dachte nur noch daran! Bei jedem Gang zur Toilette machte ich mich auf das schlimmste gefasst. Die nächsten 4Wochen verbrachte ich in Angst und konnte mich trotz meines wirklich tollen Ehemanns, der mir immer Mut zusprach und beiseite Stand, nicht mehr an meiner Schwangerschaft erfreuen. Ich hoffte einfach es irgendwie in die Nähe des errechneten ET am 04.10.2015 zu schaffen.
Es war Montag Morgen der 27.7. als ich starke Blutungen bekam. Ich kam mit dem Rettungswagen ins Krankenhaus wo schon die Diensthabende Ärztin bereit stand. Für den Fall dass die Blutungen nicht zurück gehen würden, wurden bereits Blutkonserven bereit gestellt. Selbstverständlich wurde ich stationär aufgenommen und verbrachte die erste Nacht in totaler Überwachung im Kreissaal. Im CTG waren leichte Wehentätigkeiten zu erkennen weshalb ich Wehenhemmer und die Lungenreifespritze bekam.
Die nächsten 7 Tage waren ein auf und ein ab…..die Blutungen wurden besser, dann wieder schlimmer, dann wieder besser usw. Ich war mittlerweile seit 5 Tagen im Krankenhaus als dann auch noch mein Blutdruck in die Höhe schoss und nicht mehr so richtig in den Griff zu bekommen war. Mittlerweile hatte ich bereits die zweite Lungenreifespritze bekommen. Am Abend des 03.08. , kurz nachdem mein Mann nach Hause gefahren war bekam ich plötzlich Schmerzen im Oberbauch die ziemlich schnell unerträglich wurden. Ich wurde in den Kreissaal gebracht und an sämtliche Gerätschaften zur Überwachung angeschlossen. Die Schmerzen waren mittlerweile so schlimm dass ich kaum noch wahrnehmen konnte was um mich herum geschah. Irgendwann stand mein Mann im Zimmer und die Ärztin erklärte uns dass ich eine hochgradige Schwangerschaftsvergiftung auch HELLP Syndrom genannt habe und man jetzt schnell handeln müsste da das Leben unsrer Tochter und mein eigenes in Gefahr wären. Eine Anästhesistin klärte uns bzw.meinen Mann (ich war nicht mehr aufnahmefähig) über den Notkaiserschnitt und die PDA auf und dann ging alles rasend schnell.
Ich lag auf dem OP-Tisch, mein Mann saß hinter mir. Es ruckelte und drückte und plötzlich sagte mein Mann: Sie ist draussen, sie wurde nach nebenan gebracht.
Ich wusste überhaupt nicht wie mir geschah, was ist da gerade passiert? Ich habe sie gar nicht schreien hören!?! Die Ärztin erklärte uns dass die Kinderärzte sich jetzt um sie kümmern.
Da lag ich nun, 5Meter von mir entfernt lag meine Tochter und ich hatte sie noch nicht einmal gesehen.
Ich wurde zugenäht und in einen Raum zur Überwachung gebracht. Mein Mann wurde in der Zwischenzeit von einer Krankenschwester zu unsrer Tochter gebracht. Als er zurück kam erfuhr ich dass sie eine kurze Starthilfe benötigt hatte da sie nicht selbstständig geatmet hat, aber sie jetzt stabil sei. Mit einem Gewicht von 1490gr und 41cm Größe war unsere Maus nun in der 32. SSW auf die Welt gekommen. Zwischen dem Gefühl unendlichem Glücks mischte sich nun auch große Angst. Da lag ein winzig kleiner Mensch in einem Kasten, angeschlossen an Schläuche und Kabel und ständig piepste und blinkte etwas.
Die nächsten Wochen waren die härtesten in unserem Leben. Sein Kind nicht die ganze Zeit bei sich haben zu können und immer wieder zurück lassen zu müssen ist das schlimmste was ich bisher erleben musste.
Sie machte sich aber super, eine kleine Kämpferin, unsere Löwin!
Kurz zusammengefasst (ansonsten würde das hier den Rahmen sprengen), nach anstrengenden nervenaufreibenden langen 6 Wochen, mit einigen Auf’s und Ab’s, durften wir unsere Kämpferin völlig gesund mit nach Hause nehmen. Nun konnte auch endlich für uns ein normales Leben mit Baby beginnen.
An alle Frühcheneltern: Diese kleinen zerbrechlichen Geschöpfe sind viel stärker als man sich nur vorstellen kann! Wir haben in dieser Zeit auf der Kinderintensivstation so viele Geschichten miterlebt und ich kann nur sagen es ist unglaublich was dank der heutigen Medizin alles möglich ist! Unsere Tochter war noch ein “großes“ Frühchen im Vergleich zu vielen anderen und ich mag mir gar nicht vorstellen was Eltern durchmachen müssen deren Babys monatelang im Krankenhaus bleiben müssen, aber glaubt an eure kleinen Frühstarter und gebt nicht auf!!

Diesen aufregenden Geburtsbericht hat Tamara* geschrieben.


*auf Wunsch der Autorin habe ich den Namen geändert.

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