Abend-Rituale
Best of Rabenmutter 2.0

(Unsere) Morgen- und Abend-Rituale – nicht schön, aber auch nicht selten ;)

Kaum ist der Nachwuchs geschlüpft, hören Eltern eines wirklich immer wieder … gerne sogar als pädagogische Lösung für alles: Kinder brauchen feste Rituale, die ihnen einen berechenbaren Rahmen und damit ein angenehmes Gefühl der Sicherheit geben … um besser zu schlafen, sich besser zu konzentrieren, sich besser zu entwickeln und sich allgemein besser im Leben zurechtzufinden.
Mir persönlich passte dieser Tipp von Anfang an sehr gut, ganz egal um welchen Bereich mit Kindern es sich handelte, denn ich selbst bin (leider) ein kleiner Kontrollfreak mit einem höchst ausgeprägten Faible für schön definierten Strukturen und gleichbleibende Abläufe. Wir haben also sehr viele davon in unserem Alltag. Sehr viele Situationen, die im Prinzip immer fast identisch stattfinden. Und die man ganz prima als „Rituale“ bezeichnen kann.  Allerdings … haben einige unserer schön eingespielten (oder eingeFAHRENEN) Rituale so ihre Macken. Denn es ist ja so: Nicht nur ICH gestalte unsere Routinen nach MEINEM Geschmack – auch die Kinder nehmen Einfluss darauf. Recht ordentlich sogar. Und nicht alle ihre „Beiträge“ zu unseren Ritualen sind voll in meinem Sinne. Wie überraschend! ;) Naja, aber ich atme sehr regelmäßig und konzentriert ein und aus. Seeeehr regelmäßig. Vor allem, wenn wir unsere Morgen- und Abend-Rituale absolvieren. Es ist schön :D :

Du hast keine Lust oder Zeit, zu lesen? Dann scrolle einfach bis zum Ende des Textes runter und hör dir den PODCAST an!  

(Unsere) Morgen- und Abend-Rituale:

„Guten“-Morgen-Ritual

  1. Mein Wecker klingelt um 6:40 Uhr.
  2. Ich haue wie ein Berserker drauf, damit niemand außer mir wach wird.
  3. Ich suche den Schnuller des Söhnchens und lege ihn dem Kind unter die Nase, in der Hoffnung, dass er das Ding selbstständig findet, sobald er wach wird.
  4. Ich schnappe mein Handy, verlasse leise das Schlafzimmer und schlurfe in Zombiemanier ins Badezimmer.
  5. Ich ignoriere bewusst den Spiegel.
  6. Ich setze mich aufs Klo, atme kurz durch und hoffe inständig, dass ich die nächsten 20 Minuten ALLEIN im Badezimmer sein darf.
  7. Es klopft.
  8. Ich stehe auf, lege ein Handtuch auf den Boden, um die Badematte zu verlängern, denn …
  9. … der Mann steht mit dem verheulten Söhnchen auf dem Arm vor der Tür, der VERDAMMT NOCH MAL IMMER wach wird, sobald die Mutti nicht mehr neben ihm liegt.
  10. Ich bette das Söhnchen auf die Badematte, damit er da wie JEDEN TAG noch eine Runde dösen kann, während ich dusche.
  11. Ich gehe duschen.
  12. Der Mann beginnt derweil damit, Frühstück zu machen.
  13.  Während ich mich abtrockne und anziehe, erzählt mir das Söhnchen die aktuellste Version seines Roboter-Traums.
  14. Das Söhnchen und ich verlassen das Badezimmer.
  15. Der Mann und ich klatschen ab: Er geht duschen, ich mache weiter Frühstück.
  16. VORHER: Kuscheln mit dem Söhnchen auf der Couch UND dem kleinen Mann eine Milch „servieren“.
  17. (Zu Kita-Zeiten) Ich versuche die Tochter aus dem Bett zu kriegen. Gefühlte 20 Mal.
  18. (Zu Kita-Zeiten) Die Tochter motzt mich an, sobald ich das Zimmer betrete, weil sie müde ist und nicht aufstehen will und alles gemein findet und sie wirklich überhaupt niemals nie aufstehen wird.
  19. Ich atme ein, ich atme aus.
  20. (Zu Kita-Zeiten) Ich gebe zu bedenken, dass ihre Freunde es wahrscheinlich ziemlich lustig finden werden, wenn ich sie im Schlafanzug in die Kita schicke. UND DAS WERDE ICH TUN!
  21. (Zu Kita-Zeiten) Die Tochter steht fast heulend vor Wut auf, wankt zur Badezimmer-Tür, klopft höflich an und flötet wie ausgewechselt: „Guten Morgen, Papa! Ich muss nur mal kurz Pipi!“
  22. (Zu Kita-Zeiten) Ich komme mir maximal veräppelt vor.
  23. (Zu Corona-Zeiten) Die Tochter steht einfach auf. EY, BOAH EY!!!!
  24. Ich lege beiden Kindern Klamotten vor die Nase.
  25. Die Tochter zieht sich alleine an. In ZEITLUPE!!!
  26. Ich atme ein, ich atme aus.
  27. Ich ziehe das Söhnchen an.
  28. Ich mache das Frühstück fertig und packe (zu Kita-Zeiten) die Rucksäcke der Kinder.
  29. Wir setzten uns alle zusammen an den Tisch.
  30. Das Söhnchen erklärt, dass es keinen Hunger hat und lieber auf die Couch geht.
  31. Nach dem Essen gehen alle der Reihe nach Zähneputzen.
  32. Ich „feudel“ den Kindern mit einem nassen Lappen einmal durchs Gesicht.
  33. (Zu Kita-Zeiten) Je nach Tag bringt der Mann die Kids mit dem Auto in die Kita oder ich übernehme das mit dem Lastenfahrrad.
  34. (Zu Corona-Zeiten) Ich ziehe mich für 2-3 Stunden Homeoffice ins Schlafzimmer zurück, während der Mann die Kinder bespaßt.

 

„Guten“-Abend-Ritual

  1. Ich entscheide, dass es Zeit fürs Bett ist (wahlweise, weil spät oder weil ich keine Lust mehr habe)
  2. Die Kinder entscheiden, dass sie das für eine doofe Idee halten.
  3. Die Kinder starten das innigste Spiel des Tages.
  4. Ich ärgere mich, dass ich die Zu-Bett-geh-Zeit nicht einfach eine Stunde eher angekündigt habe, um dieses innige Spiel zu genießen. Im Sessel sitzend. Mit dem Handy in der Hand. IN RUHE (ich bin ein Idiot!)
  5. Ich decke den Tisch mit einem bunten Potpourri aus Resten vom Mittagessen, Resten vom Bäcker, Obst und kleinen Joghurts. (Klassisches Butterbrot zieht hier leider nicht)
  6. Ich bitte die Kinder an den Tisch.
  7. Ich bitte die Kinder nochmal an den Tisch.
  8. ICH BITTE DIE KINDER AN DEN TISCH UND FRAGE MICH, OB DIE NACHBARN WOHL AUCH DAZU KOMMEN, WEIL ICH SO LAUT „EINLADE“.
  9. Ich beschwere mich, dass ich immer alles tausend mal sagen muss.
  10. Ich ärgere mich, dass ich das schon tausendmal gesagt habe.
  11. Die Tochter isst. In ZEITLUPE.
  12. Das Söhnchen mag alles nicht.
  13. Ich atme ein, ich atme aus.
  14. Ich frage die Kinder, ob sie noch 10 Minuten spielen oder noch eine Folge irgendwas sehen möchten, während sie ihre Milch trinken.
  15. Ich stelle die dümmsten Fragen der Welt.
  16. Die Kinder gucken mit Milch eine Folge irgendwas.
  17. Ich räume die Küche schnell auf.
  18. Am Ende der Folge mache ich die Glotze aus.
  19. Die Kinder brüllen, dass sie das noch weitersehen wollten.
  20. Den Kindern fällt ein, dass sie aber auch genauso gut noch ein bisschen rennen und schreien und kämpfen und springen und AUSRASTEN könnten.
  21. Die Kinder rasten aus.
  22. Ich atme ein, ich atme aus.
  23. Ich bitte die Kinder ins Kinderzimmer zum Umziehen.
  24. Ich bitte die Kinder NOCHMAL ins Kinderzimmer zum Umziehen.
  25. ICH BITTE DIE KINDER INS KINDERZIMMER ZUM UMZIEHEN!
  26. Ich beschwere mich, dass ich immer alles tausend mal sagen muss.
  27. Ich ärgere mich, dass ich das schon tausendmal gesagt habe.
  28. Ich kapituliere und ziehe mich selber um. ICH BIN NÄMLICH MÜDE!
  29. Ich fange die Kinder ein.
  30. Die Tochter zieht sich um. In ZEITLUPE.
  31. Ich bitte das Söhnchen, sich wenigstens selber die Hose und Socken auszuziehen.
  32. Er zieht Hose und Socken aus. In ZEITLUPE.
  33. ICH ATME EIN, ICH ATME AUS.
  34. Ich ziehe das Söhnchen um.
  35. Die Tochter macht die Zahnbürsten fertig.
  36. Beide Kinder putzen erst allein, dann putze ich nach.
  37. Ich zücke den Waschlappen und entferne den gröbsten Dreck vom Nachwuchs.
  38. Ich nehme mir fest vor, sie morgen in die Wanne zu stecken.
  39. Ich nehme mir fest vor, dem MANN zu sagen, ER solle sie morgen in die Wanne stecken. ;)
  40. Ich schicke das Söhnchen schon mal in sein/mein Bett.
  41. Ich kämme der Tochter die Haare.
  42. Die Tochter beschwert sich, dass Haare kämmen ätzend ist.
  43. Ich erkläre, dass weder Rapunzel noch Elsa sich beim Haare kämmen so anstellen.
  44. Ich stecke die Tochter ins Bett, gebe ihr einen Kuss und mache ihr ein Hörspiel an.
  45. Ich krieche zum Söhnchen ins Bett und lese noch ein paar Seiten aus irgendeinem Bagger-Buch vor.
  46. Er kuschelt sich an mich, ich mache das Licht aus und warte, bis er eingeschlafen ist.
  47. Ich stehe wieder auf und hole die Tochter ab zum allabendlichen, gemeinsamen Klogang; eines unserer ganz eigenen Rituale.
  48. Wir quatschen noch ein bisschen.
  49. Ich stecke sie wieder ins Bett und schließe die Tür.
  50. Ich atme ein, ich atme aus. Vielleicht lächle ich ein bisschen. ;)

Hach ja, Rituale sind toll. Und so schön. Und so verlässlich. Vor allem, wenn sie nervig sind. Ich LIEBE Rituale! ;) Aber hey, wenigstens atme ich regelmäßig ein und aus. :D

 

PS: Wie immer freue ich mich, wenn ihr diesen Text teilt :-*

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17 Kommentare für “(Unsere) Morgen- und Abend-Rituale – nicht schön, aber auch nicht selten ;)

  1. Ich schmeiß mich weg :-) Unsere Kinder sind 8, 5 und 3 und es läuft (fast) genau so. Beruhigend zu wissen, dass andere Mütter das Gleiche mitmachen.

  2. xD Ich fasse es nicht!
    Wir haben drei Jungs (5, 3 und 1) und es läuft bei uns im Grunde genau so ab… Sogar das Haare kämmen, weil der große eine schulterlange, blonde Mähne trägt.
    Lustig, dass man immer denkt, bei einem selbst läuft alles aus dem Ruder, dabei geht es doch eigentlich allen so.

  3. ?
    Wie immer sehr treffend geschrieben!
    Aber, mir macht vor allem Hoffnung, dass du die Große einfach ins Bett steckst und rausgehst. Das Ritual gefällt mir sehr ?

  4. Wow, das ist so klasse geschrieben ?? Ich mag die Art, das Ganze mit Humor und nicht ganz so ernst zu sehen.
    Es tut gut zu hören (lesen),dass es wohl fast allen ähnlich geht. Beim nächsten „Ritual“ werde ich an deine Erzählweise denken und ganz sicher sogar einmal mehr Schmunzeln – danke dafür

  5. Danke. Vorallem das Ein- und Ausatmen?‍♀️???
    Und es tut so gut zu wissen, dass wir alle im gleichen Boot sitzen.

  6. Oh Gott, ich platze hier unter meiner Bettdecke fast vor Lachen ?? ja, ich verstecke mich hier, denn meine Große liegt bereits neben mir, nach 1h im eigenen Zimmer schon rübergewandert ? Herrlicher Text!!! Schon der Anfang war erfrischend, aber beim Abendritual hatte ich alle Mühe, mein Lachen leise zu halten ? so geil – so wahr!! Genauso!!!! ❤️❤️

  7. Ja, unsere Tochter ist dreieinhalb.
    Abends Hose und Socken ausziehen wird bei uns ergänzt durch: ausgezogene Klamotten wild durchs Zimmer schleudern und “YEEEEHAW” brüllen. ?

  8. HhahahahaHAHAHAHAHA Gnihihihihi ich kann nicht mehr. Ich habe gerade wirklich laut gelacht beim Lesen! Danke dafür! Gerade das mit dem tausendmal sagen und dem dazugehörigen Gedanken kenne ich nur zu gut. Manchmal komme ich mir vor wie mein eigener Papagei! :) und die reagieren auch immer erst, wenn man so laut „redet“, dass auch die ganzen Nachbarn war davon haben. Kinder ey! ?