Lockdown
Corona Rabenmutter 2.0

Ein Tag im Corona-Lockdown … mit zwei Kindern, Homeschooling und Homeoffice.

„Man muss das Ganze ja auch positiv sehen“, sagen einige Eltern auch nach vielen Monaten der Corona-Pandemie noch, „diese ganze, sehr intensive Zeit mit der Familie hätten wir ohne Covid-19 und Lockdown ja nie gehabt!“ Öhm, ja. STIMMT! Irgendwie. Nur fällt es mir etwas schwer, dass soooo positiv zu sehen. Aber das liegt sicher an mir … und meiner doofen, negativen Schwarzseher-Mentalität, die ab und an eben doch gerne mal einen Moment für sich hätte (egoistisches Miststück), sich selbst zwischendurch denken hören wollen würde, weil‘s fürs Arbeiten so krass praktisch wäre (geht aber natürlich auch unter Kindergeschrei und Paw Patrol Sound, kein Problem!) und einfach nicht so recht den Spaß am Homeschooling eines Erstklässler-Kindes finden kann, dass NULL VERSTEHT, WARUM ES ÜBERHAUPT IRGENDWAS MACHEN SOLL, DAS PRINZIP „LERNEN“ NOCH GAR NICHT KAPIERT HAT UND SO SCHWER ZU SCHULAUFGABEN ZU MOTIVIEREN IST, WIE EINE KUH ZUM SEILTANZEN. Glücklicherweise sind das alles natürlich null Reizthemen für mich, da ich eine wahnsinnig ausgeglichene Person und Mutter bin und immer alles voll im Griff habe. Nicht. ;)

Du hast keine Lust oder Zeit, zu lesen? Dann scrolle einfach bis zum Ende des Textes runter und hör dir den PODCAST an!  

Einen positiven Aspekt hat dieser, der zweite Lockdown (oder ist es schon der dritte? Man verliert so leicht den Überblick, wenn man sich amüsiert), aber dennoch: Der Mann kann immer noch einen externen Raum zum Arbeiten nutzen, weil er dort allein ist. IHN möchte ich also nicht mehr täglich lynchen (wie im ersten Lockdown; die wenigstens Ehen sind schließlich für 24/7 Extremsituationen gemacht ;)), sondern nur noch hin und wieder. DAS ist doch schon mal ein Fortschritt! :D

Grundsätzlich leben wir in der aktuellen Lage eine Art strukturiertes Chaos, dass durchaus ein paar festen Abläufen folgt, allerdings deutlich weniger als es mir Monk-Mutti lieb wäre. ABER natürlich gilt eben auch in einer Pandemie die oberste Familien-Regel, die wir im Prinzip mit dem ersten morgendlichen „Bäuerchen“ überm Klo in SSW 5 lernen: Wir Eltern machen Pläne (wenn wir es denn unbedingt wollen), damit die Kinder etwas zum Umwerfen haben. Ist so. Immer. Aber wie sagt das Söhnchen immer so schnuckelig: „Ist mir egal, ich bin trotzdem glücklich!“ Wir machen also das Beste draus. Und SO sieht das dann bei uns aus:

Ein Tag im Corona-Lockdown … mit zwei Kindern, Homeschooling und Homeoffice.

  1. Um 6:30 Uhr klingelt mein Wecker, damit ich schon etwas arbeiten kann, bevor der Rest der von mir natürlich heißgeliebten Bande überhaupt aufsteht und von da an für eine wundervolle Rundum-Beschallung sorgt.

 

  1. Während ich gähnend mit meinem ersten Kaffee des Tages, einem kleinen Eimer Tee und einer ergänzenden Saftschorle am Laptop sitze, zeigen die Kätzchen sehr deutlich, dass sie meinen Wunsch nach etwas Ruhe voll kacke finden und kratzen daher permanent an der Schlafzimmertür, um die Kinder zu wecken.

 

  1. Ich sammle die Kätzchen leise zischend ein und nehme sie mit zum Tisch. Ergebnis: Eine Katze turnt auf meinem Schoß herum, die andere liegt quer über meine Arme (die ich THEORETISCH echt gut zum Arbeiten gebrauchen könnte) und putzt sich intensiv ihren HINTERN! Prima. Mutti dankt.

 

  1. Gegen 8:00 Uhr bequemt sich der Mann aus dem Bett und geht duschen. Ich zaubere derweil noch einen Kaffee.

 

  1. Eine Stunde später verlässt der Mann das Haus und ich öffne die Tür zum Schlafzimmer, um die Katzen als Weck-Kommando zu den Kindern zu lassen.

 

  1. Die Tochter steht auf, das Söhnchen hingegen verkündet, dass es erst noch im Bett seine Bücher (Lego-Kataloge) lesen müsste, ich ihm aber ja schon mal eine Schokolade bringen könnte.

 

  1. HAHAHAHAHAHA … NEIN!!!

 

  1. Ich mache Frühstück, während die Kinder gemeinsam die erste Eskalationsstufe im Wohnzimmer zünden, indem sie innerhalb von Sekunden, drei Kisten Spielzeug auskippen. Fantastisch!

 

  1. Wir frühstücken. Mit WIR meine ich die Tochter und mich; das Söhnchen frühstückt so gut wie nie.

 

  1. Nach dem Frühstück breite ich medium-subtil Schulsachen auf dem Tisch aus und verkünde, dass jetzt eine gute Zeit fürs Homeschooling wäre. (Da es keine Video-Konferenzen oder sonstigen Termine von der Schule aus gibt, obliegt es (leider) komplett mir, die Nummer irgendwann zu starten.)

 

  1. Die Tochter brüllt ein beherztes NEIN, schnappt sich ihren Bruder und gemeinsam verschanzen sie sich zum Spielen im Kinderzimmer.

 

  1. Ich schimpfe halbherzig, freue mich aber insgeheim, dass ich erstmal in Ruhe duschen gehen und vielleicht nochmal an den Rechner kann. Wir sind hier echt ein eingespieltes Team! :D

 

  1. Nachdem ich meine to do‘s hauptsächlich erledigt habe, setze ich mich in Sachen Homeschooling durch … und den Krümel in dieser Zeit vor die Glotze.

 

  1. Mit der Tochter schaue ich zum Start, zwischendurch und als Abschluss Lern-Videos oder schmeiße unsere Online-Lernplattform an. Ergo: Sound auf allen Ebenen. Richtig schön! Stört aber nur mich.

 

  1. Tagesformabhängig läuft das Homeschooling entweder schlecht oder richtig schlecht. Sehr selten nur ein bisschen schlecht. Kurz bevor sich die Tochter selbst zur Adoption freigeben möchte und meine Unterschrift dazu auch bekäme, brechen wir ab und packen alles wieder ein.

 

  1. Zur Belohnung darf sich die Mausemaus zu ihrem Bruder vor die Glotze oder das iPad gesellen. Eine Pause haben wir uns verdient. Ich verbringe meine mit Arbeiten. Feini! ;)

 

  1. Am späten Mittag / frühen Nachmittag werfe ich zum ersten Mal in die Runde, dass wir in absehbarer Zeit etwas essen müssten und ob Vorschläge eingereicht werden wollen.

 

  1. NUDELN, schreit Söhnchen.

 

  1. ALLES, NUR KEINE NUDELN, schreit die Tochter.

 

  1. Ich versuche nicht mit den Augen zu rollen. Also … nicht vor den Kindern.

 

  1. Ich rolle in der Küche mit den Augen …

 

  1. … und mache Pommes. Pommes gehen immer.

 

  1. Während die Pommes sich im Backofen alleine machen, begebe ich mich zu Mount Wäscheberg und frage mich wie jeden Tag, woher der eigentlich seine Macht bezieht, IMMER zu wachsen, selbst wenn wir kaum noch das Haus verlassen und uns einsauen.

 

  1. Ich mache eine Maschine Wäsche an.

 

  1. Ich trenne die Kinder unter Geschrei ihrerseits von iPad und TV, um sie dann mit ihren viereckigen Augen an den Tisch zu bugsieren.

 

  1. Wir essen zu Mittag.

 

  1. Die Kinder fragen ob sie auf dem Bett „spielen“ dürfen.

 

  1. Ich frage, ob sie sich heute noch irgendwann anziehen werden.

 

  1. Die Kinder schütteln die Köpfe.

 

  1. Ich erlaube die Bettnummer trotzdem, wenn auch etwas widerwillig, weil ich noch tausend Mails beantworten muss, nehme ihnen aber vorher das Versprechen ab, NICHT zu springen oder anderen wilden Mist zu machen, weil wir gerade gegessen haben und ich keinen Bock auf Kotze im Bett habe.

 

  1. Ich habe Kotze im Bett.

 

  1. Ich winke Mount Wäscheberg zu, für den es heute richtig gut läuft.

 

  1. Wir spielen gemeinsam mit dem Gedanken, mal rauszugehen wegen Frischluft und so.

 

  1. Die Tochter schlägt vor, sich nur kurz auf den Balkon zu stellen.

 

  1. Ich bin krass stolz auf die Tochter, weil sie so clever ist! :D

 

  1. Ich entscheide dennoch, dass der Gang vor die Tür eine gute Idee wäre und entscheide das einfach, weil ICH HIER DIE ENTSCHEIDUNGSPOSITION INNE HABE.

 

  1. Wir lachen.

 

  1. Die Kinder ziehen sich trotzdem an. ALLERDINGS nur Matschklamotten über den Schlafanzug, da wir den Aufwand nun wirklich nicht übertreiben wollen für eine Stunde Ausgang.

 

  1. Wir gehen auf den Spielplatz; mit Masken natürlich und versuchen, anderen nicht zu nah zu kommen. Klappt nur so semi-gut in der Kölner Innenstadt, aber wir haben keine echte Alternative – die Kinder brauchen etwas Bewegung und ich muss mal mit jemandem sprechen, der älter als 7 Jahre ist.

 

  1. Ziel: Wenn ich friere, gehen wir heim.

 

  1. Tatsächliches Ziel: Wenn die Kinder genug haben und/oder es dunkel wird, gehen wir heim.

 

  1. Gegen 18 Uhr trudeln wir zuhause ein und checken, ob die Schlafanzüge unter den Draußen-Klamotten sauber geblieben sind.

 

  1. Wie jeden Tag diskutiere ich mit dem Söhnchen, ob er WIRKLICH die Hände waschen muss. Also WIRKLICH WIRKLICH?!

 

  1. Die Kinder rennen schreiend durch die Wohnung und nennen es spielen.

 

  1. Ich frage mich, warum die beiden nicht so müde sind wie ich. WARUM DENN NUR???

 

  1. Ich denke zum ersten Mal an diesem Tag an einen kleinen Gin.

 

  1. Na gut, gelogen. Es ist nicht das erste Mal. ;)

 

  1. Ich säubere die Kinder, stecke sie in Morgenmäntel und parke sie vor der Glotze für einen Film.

 

  1. Ich telefoniere, beantworte (wie in jeder freien Minute) Kommentare und Nachrichten auf meinen Social Media Kanälen oder kümmere mich um andere Aufgaben rund um LÄCHELN UND WINKEN. <3

 

  1. Der Mann kommt heim und zeigt sich begeistert, dass die Kinder SCHON im Schlafanzug stecken.

 

  1. Ich lache sehr herzhaft. Der olle Scherzkeks hat die Lockdown-Gepflogenheiten seiner Kids immer noch nicht ganz verstanden. ;)

 

  1. Er überlegt laut, ob er jetzt, wo er endlich zuhause ist, vielleicht noch ein bisschen Radfahren geht.

 

  1. Ich überlege laut, ob er vielleicht vom Balkon geschubst werden möchte.

 

  1. Wir machen den Kindern Abendessen und erlauben, dass sie es vor dem Fernseher genießen.

 

  1. Wir sind die besten Eltern der Welt. Zumindest in den Augen der Kinder. ;)

 

  1. Ich überlasse es dem Mann, die Kinder bettfertig zu machen und ziehe mich schon mal ins Schlafzimmer zurück, um wenigstens kurz durchzuatmen. UND wieder Nachrichten und Kommentare zu beantworten.

 

  1. Der Mann flieht ab und an zu mir, weil die Kids nochmal so hart aufdrehen, dass sie kaum zu bändigen, geschweige denn bettfertig zu machen sind.

 

  1. Ich schicke den Mann zurück ins Kriegsgebiet. Ich habe gerade Mama-Pause. Oder so. Sorry, not sorry. ;)

 

  1. Die Kinder kuscheln sich gegen 21 Uhr neben mich.

 

  1. Ich lese eine kurze Geschichte vor. Oder eines der Kinder erzählt eine. Die ist dann aber meist lang. SEHR lang!

 

  1. Wie fast jeden Abend frage ich die Kids, was sie an dem Tag besonders doof fanden und was ihn besonders gut gefallen hat. Und sie fragen mich dasselbe.

 

  1. Der Krümel fragt JEDEN ABEND <3: „Mama, sollen wir schlafen spielen?“, ich antworte JEDEN ABEND: „Au ja, sehr gerne!“ und lösche das Licht.

 

  1. Die Mausemaus hört noch ein Hörspiel via Kopfhörer, steht 25 mal wieder auf und stellt mir zwischendurch die verrücktesten Fragen.

 

  1. Der Krümel pennt einfach ein. Auf mir.

 

  1. Ich nehme mir vor, nochmal aufzustehen, um einen gemütlichen Abend mit dem Mann zu verbringen, sobald die Tochter eingeschlafen ist.

 

  1. Die Tochter schläft gegen 22 Uhr ein.

 

  1. Mein Gehirn schaltet sich gegen 22:01 Uhr ab. Schade Marmelade.

 

 

Tja, so sieht‘s aktuell bei uns aus. Und ja, es gibt Familien, die haben einen viel besser organisierten Tagesablauf im Lockdown, Wochenpläne fürs Essen und fixe Zeiten für alle Aufgaben. Wir schaffen das aber nicht. Wir machen es so. Chaotisch. Weil ich irgendwie gerade nicht die Kraft für mehr Organisation habe und einfach nur froh bin, wenn wir all unseren Kram erledigt bekommen; wie ist mir egal. UND weil es mir immer noch wichtiger ist, dass die Kinder lachen und spielen und so glücklich wie irgendwie möglich sind. Wenn dafür Hausaufgaben hinten runterfallen, dann ist das eben so. Ich bin eh eine grottige Lehrerin, WENN ich mir auch alle Mühe gebe!

PS: Den Haushalt habe ich in meiner Aufzählung nicht vergessen, der bleibt schlicht am stärksten auf der Strecke und wird nur am Wochenende etwas ernsthafter angegangen, wenn der Mann auch da ist und ebenfalls etwas übernehmen kann. Aber selbst dann … ach, Scheiß drauf, vielleicht ziehen wir nach dem Lockdown einfach um. :D

PPS: Wie immer freue ich mich, wenn ihr den Artikel teilt. :-*

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6 Kommentare für “Ein Tag im Corona-Lockdown … mit zwei Kindern, Homeschooling und Homeoffice.

  1. Hallo liebe Anke!

    Ich folge euch auch auf Instagram und finde euch einfach nur so toll!!!
    Ich habe mir gerade den corona lockdown Tag durchgelesen und habe lange nicht so gelacht :D mir lief sogar eine Träne runter!
    Und außerdem bin ich so beruhigt,das es nicht nur bei uns so aussieht! Wir haben auch 2 kinder ,ein grundschulkind 1 klasse (macht genauso gerne Hausaufgaben wie eures,NICHT!!)
    Und eine kleine Prinzessin “hust” 3 Jahre
    Die können sich überhaupt nicht selber beschäftigen und kratzen den ganzen Tag an meinen letzten Nerven. Ich versuche immernoch ruhig zu bleiben und mir zu sagen ,bald ist Frühling,das Wetter wird schöner,die kinder gehen woeder zu schule/Kindergarten… das klappt ,naja,bedingt.. man sagt sich ja so oft es könnte schlimmer sein aber selbst dieser wahre Satz geht einem irgendwann nur noch auf die Eier* sorry
    Ich freue mich jeden Tag euch zu sehen und zu lesen und mag euch gern.
    Ganz viele liebe Grüße an euch ♡
    Jessi

  2. hallo anke,
    schön zu lesen dass es nicht nur bei uns so chaotisch zugeht im lockdown. meine kinder möchten auch am liebsten gar keine aufgaben erledigen und ja auch hier bleibt einiges auf der strecke. ich wünsche euch dennoch viele schöne stunden und macht das beste draus …………….immer mit einem lachen …………klappt bei mir am besten.

    liebe grüsse, erika

  3. Wie beruhigend,dass es bei anderen auch so ist! Habe immer ein mega schlechtes Gewissen, dass mein Sohn nicht puenktlich um 8 Uhr am Tisch sitzt um seine Aufgaben zu erledigen ( sind ja keine Ferien, nur “zuHause”- Schule!!!). Vor 9 Uhr wird das nix bei uns! Kann sich dann auch mal bis zum Nachmittag ziehen. Allerdings nicht wegen der Menge der Aufgaben, sondern wegen der Pausen!!!

  4. Du sprichst mir aus der Seele. Ganz genau so läuft es bei uns auch. Also anscheinend doch mit Struktur ?. Ich versuche den Kindern so viel Normalität wie möglich zu bieten. Unser Kitakind ist 4 und Unser Schulkind 6. Jeder Tag Homeschooling wird von Tag zu Tag immer mehr zäher und das Kita Kind weiß genau wie sie jeden konzentrierten Augenblick im Keim erstickt. Und zu allem reibungslosen Überfluss eröffne ich ab 7 Uhr für 6 Stunden mein Homeoffice. Das Haus putzt sich aus Mitleid in der Zwischenzeit von selber….