Geschwister
Geschwister-/Krümel-Chroniken

Geschwister-Chroniken: Teil 17

Die letzten vier Wochen Lockdown mit zwei ja immer noch recht kleinen und eigentlich sehr charakterstarken Kindern waren hart. Nicht mal für mich, ich bin schon groß und kann mich damit arrangieren, aber für die Kids wurde es langsam echt anstrengend. Weil das Wetter wirklich viel und lange kacke war, kalt und nass, aber nur selten mit Schnee. Schnee hat die Stimmung aufgehellt, als wir dann endlich mal welchen hatten. Und auch sonst, finde ich, haben die beiden sich mehr als fantastisch geschlagen … wenn man bedenkt, auf was sie alles verzichten müssen im Moment. Gottseidank haben sie einander. DAS kann ich immer nur wiederholen und betonen. Gottseidank haben sie einander.

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SÖHNCHEN-STATUS:

4 JAHRE, 5 Monate
Wenn ich die aktuelle Phase kurz zusammenfassen soll, dann würde ich sagen: Alles ist ein Drama. Also … grundsätzlich ist der Krümel immer noch eines der ausgeglichensten Kinder, die ich je erlebt habe. Schon allein seine Fähigkeit, sich wirklich lange, weit über eine Stunde, auf dem Spielplatz mit einem Stock, einem Stein und Sand zu beschäftigen und dabei in seine eigene Phantasiewelt abzutauchen, finde ich mehr als erstaunlich. Und ich werde dafür durchaus von anderen Eltern beneidet, die auch bei ihren Vierjährigen noch ständig „am Ball“ bleiben müssen. Der Krümel spielt einfach allein. Nicht immer natürlich, aber wirklich oft. Er klinkt sich manchmal ganz bewusst aus, lässt seine große Schwester von dannen ziehen und macht sein eigenes Ding, in seiner eigenen Welt. Ganz so wie ich als Kind. Vielleicht rührt es mich deshalb noch einmal mehr, ihm in solchen Momenten zuzusehen. ABER das ist eben nur eine Seite der Krümel-Medaille und es gibt bekanntlich ja immer zwei. Und die zweite hat es dann in sich: Kaum passiert etwas, dass ihm nicht in den Kram passt, geht der Drama-Alarm los. Es wird nicht nur geweint oder gewütet, sondern es wird immer gleich betont, dass er jetzt wohl NIE WIEDER GLÜCKLICH SEIN WIRD. NIE! WIEDER! Außer er bekommt ein Eis, das hilft dann. ;) Da ich aber nicht immer ein Eis parat habe ODER nicht immer der Meinung bin, dass ein Eis jetzt angebracht wäre, ist das Geweine dann groß und endet wirklich sehr lange Zeit nicht. Pausen macht der kleine Mann nur, um näher auszuführen, warum er nun nie wieder glücklich sein wird und dabei ist er meist sehr wortgewandt. Also so sehr sogar, dass ich während des (natürlich nur leicht) genervt seins ob seiner Lautstärke, bewundernd wahrnehme, dass die Sprachentwicklung des Söhnchens keinesfalls durch den Ausfall der Kita behindert wurde oder wird. Zum Teil echt krass.

Apropos Kita: Dort war er nun seit Mitte Dezember nicht mehr und ich werde ihn wahrscheinlich auch noch nicht schicken, selbst wenn alles etwas gelockert wird. Unsere Kita ist wirklich groß und ist die ganze Zeit ziemlich hoch frequentiert. Da wir sie nicht zwingend brauchen, werden wir wohl eher weiterhin zuhause betreuen. 

TOCHTER-STATUS:

7 JAHRE, 4 Monate
Ich weiß gar nicht, ob die Mausemaus gerade etwas ruhiger wird oder der kleine Bruder einfach NOCH MEHR redet als sie, aber gefühlt ist sie weniger „on fire“. Vor dem Lockdown hatte ich ja zeitweise das Gefühl, sie explodiert irgendwann, weil sie die ganze Zeit so dermaßen auf Hochtouren lief und kaum zu Ruhe finden konnte. Nicht mal abends. Nicht mal vor der Glotze. Immer mehr musste es sein, immer noch etwas dazu, noch irgendwohin. Jetzt ist sie ruhiger. Klar, der Input ist geringer, weil so vieles wegfällt, sie auf so vieles verzichtet. Aber auch der Druck ist geringer. Und vielleicht ist das nicht nur schlecht. Natürlich bemühen wir uns nach Kräften, diese Homeschooling-Sache ordentlich hinzubekommen, aber ich bin keine Lehrerin und sie erst seit kurzem eine Schülerin. Wir sind also beide nicht perfekt geeignet für diese Situation ;). Dennoch GEBEN wir unser Bestes und ich finde, sie lernt tatsächlich etwas. Obs reicht, werden wir irgendwann erfahren.
Von der schulischen Entwicklung abgesehen, fällt mir bei der Mausemaus langsam auf, dass die Veränderungen durch den Lockdown, nicht nur erzwungene Ruhe in unser und vor allem das Leben der Kinder, ja, sogar in die Persönlichkeit bringt, sondern auch Veränderungen im eigentlich von ihr gewohnten Verhalten im Umgang mit anderen Menschen. Klar, wie sollte es auch anders sein?! Schließlich wurde sie – wie die meisten anderen Kinder auch – der Möglichkeit beraubt, sich mit anderen Kindern regelmäßig auszutauschen, zu messen, miteinander Dinge zu lernen und Vertrauen zueinander aufzubauen. Stattdessen lernen unsere Kinder gerade, dass jeder außerhalb des eigenen, kleinen Familienkreises ein Risiko darstellt, krank zu werden. Und in dem Alter, in dem die Mausemaus gerade ist, ist das alles am schwersten zu verstehen, finde ich. Grundschulkinder kapieren schon eine ganze Menge, aber bei Weitem nicht alles … und dieser Zwischenraum macht Angst und sorgt dafür, dass sie noch vorsichtiger werden, als sie sein müssten. So zumindest sehe ich es bei meinem Kind. Im Gegensatz zu früher, geht sie nicht mehr einfach los auf dem Spielplatz. Sie braucht plötzlich oft eine Akklimatisierungszeit. Zum Teil auffallend lange. Ich beobachte das mit Sorge. Auch wenn ich sie früher schon fast ein bisschen ZU mutig fand, ist es doch ein Charakterzug, der zu ihr gehört. Eigentlich. Ich hoffe, sie findet zu sich selbst zurück. Ich werde sie jedenfalls dabei begleiten.

MAMA-STATUS:

So alles in Allem: So, jetzt, wo der Lockdown ganz vorsichtig und langsam an den ersten Stellen gelockert wird, bin ich eigentlich gerade in der Situation angekommen und habe mich damit arrangiert. Blöd. :D JETZT im Moment empfinde ich es tatsächlich als ok, dass die Kinder wirklich 24/7 um mich herum sind, dass es immer laut ist, dass ich morgens super früh aufstehe, um direkt an den Rechner zu gehen und wenigstens zwei Stunden ohne rundum Beschallung arbeiten zu können. JETZT bin ich damit endlich im Reinen, habe mich daran gewöhnt und komme damit klar. Also echt ein bisschen blöd JETZT (für mich), dass es sich nun wieder ändern wird. ;) Natürlich nicht wirklich, aber für mich fühlt es sich tatsächlich ein kleines bisschen so an. Klassisches Gewohnheitstier-Problem eben: Jegliche Veränderung an gewohnten Abläufen sind erstmal doof, aber wenn wir uns daran gewöhnt haben ist es ok … ganz egal, wie kacke die Nummer in Wahrheit ist. Gewöhnt ist gewöhnt und gewöhnt ist irgendwie gut. Oder eben zumindest ok. Aber gut, selbst wir Gewohnheitstiere wissen, dass der Lockdown-Zustand in Wirklichkeit nicht gut ist und es sich dringend wieder ändern MUSS. Wir werden uns dann auch besser fühlen. Es ist nur die Veränderung, die uns nervt. Die MICH nervt. Und in dieser speziellen Situation auch meine Angst, dass es vielleicht zu früh ist, dass das dicke Ende doch noch kommt. Dass es nicht der letzte Lockdown war, dass wir zwar gerne ein bisschen aufatmen wollen, aber es möglicherweise nochmal Rückschläge geben könnte. Hach, ich bin schon ne feine Kombi … Gewohnheitstier UND Pessimist. Ich arbeite dran. ;)

Diesmal möchte ich an dieser Stelle vor allem ein fettes Lob an meine Kinder aussprechen. An beide. An mein großes Kind, weil sie so wahnsinnig tapfer ist, so tapfer auf alles verzichtet, was ihr lieb und teuer ist und das sind vor allem ihre Freunde. Klar, wir sehen ein paar von ihnen hin und wieder draußen auf dem Spielplatz, aber niemals drinnen. Dabei wünscht sie sich nichts mehr, als endlich mal wieder mit ihren beiden besten Freundinnen einen ganzen Nachmittag im Kinderzimmer mit Puppen zu spielen … drinnen halt, nicht draußen im Kalten. Ich verstehe das so gut und ich hoffe so sehr, dass es bald wieder geht. Leider haben beide Mädchen andere Kontakte, die sie regelmäßig sehen oder gehen in die Notbetreuung, die auch sehr ordentlich ausgelastet ist, deshalb machen wir da auch mit einzelnen Kindern keine Indoor-Dates. Streng, ich weiß, aber ich möchte den Virus einfach wirklich nicht bekommen und er war uns schon sehr nah. Ich bin einfach kein besonderes Glückskind in Sachen Krankheiten und möchte die Risiken so sehr minimieren wie es nur geht. Die Mausemaus versteht das, sie versucht es jedenfalls, und schimpft viel auf Corona, was ich mehr als legitim finde. Ihre beiden Mädels sieht sie dennoch … aber eben nur draußen. Genauso groß wie für ihr Verständnis ist mein Lob für ihre Homeschooling-Leistung. Dabei machen wir nicht alles, was auf ihrem Arbeitsplan steht. Den „Wahlteil“ gucken wir uns nicht mal an. Und Sport-Aufgaben oder Malen für Religion lassen wir auch oft hinten runterfallen. Aber Mathe und Deutsch machen wir jede Woche sehr gewissenhaft, streiten uns viel dabei und finden dann Wege, wie es besser klappen könnte. Wir üben viel Online, weil das mehr Spaß macht als auf dem Papier und weil da Menschen erklären, die es können … nicht so wie ich. Ich bin nämlich leider eher eine miese Lehrerin, aber das verzeiht mir die Mausemaus und bemüht sich dennoch. Ich finde, auch wenn es mir oft wie Krieg vorkommt, macht sie es gut. Sehr gut sogar. Und ich hoffe, dass wird belohnt, wenn die Schule wieder RICHTIG losgeht … mit dem Wohlwollen aller Lehrer. Denn Lücken sind sicher dennoch entstanden. Trotzdem werde ich dann nicht müde werden, zu betonen, WIE TOLL SIE DIESE SCHEIßE GEMEISTERT HAT … denn SO IST ES!

Und auch mein Krümelchen möchte ich loben. Er muss am meisten von allen zurückstecken, schließlich muss er kein Homeschooling machen, aber er darf dann nicht stören. An manchen Tagen habe ich erst nach dem Mittagessen Zeit, IHN mal zu fragen, was er gerne machen möchte, weil ich vorher nur zwischen meiner eigenen Arbeit und der der Tochter hin und her gehechtet bin. Er hat derweil alleine gespielt, alleine gelesen, aber auch alleine ferngesehen. Manchmal sogar alles gleichzeitig und dass fast immer ganz in Ruhe.
Wenn die große Schwester dann ruft, dass sie fertig ist und jetzt auf dem Bett gespielt werden kann, rennt er los und ist sofort komplett dabei. Ohne sich zu beklagen, dass es vorher ganz schön langweilig war.
Ja, er braucht nachts sehr viel Nähe, wird oft wach, sucht nach mir, obwohl ich neben ihm liege und schläft eigentlich nur mit direktem Körperkontakt, aber das war ja eigentlich schon immer so bzw. kommt immer mal wieder bei ihm. Ich finde, dass ist total ok, ich finde es sogar sehr schön, denn auch mir tut es gut, nachts die Nähe zu tanken, zu der mir tagsüber schlicht die Zeit fehlt. Er ist doch immer noch mein Baby, mein kleiner Floh, den ich bis vor einem Jahr täglich umgeschnallt hatte und ständig so nah bei mir hatte, wie man ein Kind nur haben kann. Nun gibt er mir tapfer Raum, um mich um so viel anderes als ihn zu kümmern. Auch er macht das absolut prima hier. Wirklich ganz arg prima.

Ich hoffe für beide Kinder, dass sich vieles bald wieder ändert und beide wieder mehr von dem bekommen, was sie eigentlich brauchen. Das hoffe ich aber natürlich nicht nur für meine Kinder, sondern für alle. Und für uns Große genauso.

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