LÄCHELN UND WINKEN

(Ab)stillen – wie schwer kann’s sein?

Grundsätzlich dachte ich immer in Punkto Stillen (also BEVOR ich selbst Kinder hatte ;) ): Wie schwer kann das Ganze schon sein? Ein Baby mit der Brust zu ernähren gehört schließlich zu den natürlichsten Abläufen der Welt! Das sollte ja wohl einfach so und ohne viel Trara funktionieren!!! Tja, was soll ich sagen: Ich war eben ahnungslos und blauäugig. Allerdings ist das ja ganz normal für jemanden OHNE Kinder. Das vieles, was mit Kindern bzw. Babys zu tun hat, irgendwie deutlich komplizierter ist, als man sich das so vorstellt, LERNT man eben erst, wenn man … bis zum Hals in einer Situation steckt, die man sich in dieser Form vorher nie hätte vorstellen können. Hat ja auch sein Gutes. Wenn man auf Überraschungen steht ;) .

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Ich jedenfalls war ziemlich überrascht, als ich meine damals frisch geschlüpfte Tochter nach der Geburt zum ersten Mal anlegte. Denn ich dachte sofort: „Verdammte Scheiße … hat dieses Kind einen Staubsauger verschlugt?“ Das winzige Bündel in meinem Arm „beeindruckte“ mit so einem starken Zug, dass ich fast damit rechnete, von den Fußsohlen aufwärts auf links gedreht zu werden. Und das wurde in den nächsten Tag nicht besser, sondern noch schlimmer! Stillen fühlte sich für mich an, als würde ein Welpe mit tausend spitzen Zähnchen vergnügt auf meiner Brustwarze herumkauen und gleichzeitig mein Innenleben nach außen saugen. DAS hatte ich nicht erwartet und so hielt sich meine Begeisterung für dieses Prozedere erst einmal ziemlich in Grenzen. Nach und nach gewöhnten sich meine Brüste aber an den neuen Job und die Mausemaus lernte richtig anzudocken, statt nur „am Zipfel“ zu zerren. Nichtsdestotrotz amüsierte ich mich während der ersten MONATE immer mal wieder mit schmerzhaften Milchstaus, von denen mir vorher irgendwie auch niemand so richtig was erzählt hatte. Vom „normalsten Vorgang der Welt“ hatte ich gleich zu Anfang ein bisschen mehr Glücksgefühle und weniger Aua erwartet. Allerdings will ich gar nicht rumjammern, denn bei mir FUNKTIONIERTE es wenigstens direkt … was ja leider nicht bei allen Mamis der Fall ist, wie ich schnell herausfand (da hat Mutter Natur echt geschlampt!). Ich hatte einen schnellen Milcheinschuss, mein Baby wurde satt und selbst wenn sich mal etwas entzündete, bekam ich die Nummer einigermaßen flott mit Hausmittelchen wieder in den Griff. Deshalb genoss ich das Stillen im Endeffekt so sehr, dass ich in Tränen ausbrach, als mir die Kinderärztin nach sechs Monaten nahelegte, die Mausemaus endlich an Beikost heranzuführen. ICH war nämlich noch nicht soweit, diese sehr innige Verbindung zu meinem Baby zu lockern … die Mausemaus glücklicherweise jedoch genauso wenig, denn sie verweigerte sehr vehement und lange so ziemlich alles an Nahrung, was nicht aus Muttis körpereigenen Herstellung stammte. Trotzdem versuchte ich damals, entgegen meines Gefühls und ihrer wenig subtilen Hinweise (wie z.B. durch die Gegend fliegende Brei-Löffel), ziemlich kontinuierlich, meinem Kind einigermaßen feste Kost zu verabreichen. Warum? Weil ich enorme Schwierigkeiten hatte, auf MEINE Intuition zu vertrauen, da so viele sogenannte „Fachleute“ ein Mitspracherecht an MEINER Stillbeziehung zu MEINEM Kind anmeldeten.

Da waren sie also mal wieder… die unzähligen Ratschläge von Dr. Hinz und Experte Kunz!

Gefühlt gibt es tausend verschiedene Richtlinien – natürlich alle höchst fundiert und professionell entwickelt von Spezialisten, Medizinern oder sonstigen Profis – die uns Müttern sagen, wo es lang geht in Sachen Stillen und abstillen. Mal ist die Rede davon, dass 6 Monate VOLL (also ausschließlich) stillen perfekt wären für ein Baby. Doch dann empfehlen Kinderärzte, schon mit 4 Monaten die Beikost einzuführen. Hä, ja was denn nun? Auch das wir Mütter immer wieder lesen und hören, dass es Kindern entwicklungstechnisch gut täte, wenn sie bis zum vollendeten zweiten Lebensjahr wenigstens noch so ein bisschen gestillt würden, verwirrt etwas, wenn man sich die Reaktionen anschaut, die man erntet, sobald man sich mit einem Baby, das bereits stehen kann (was bei vielen ja schon mit 8 Monaten der Fall ist), auf eine öffentliche Bank setzt und stillt: Blicke, als würde man mitten auf der Straße nackt mit jungen Hunden jonglieren oder Kommentare im Stil von „Na, du kleiner Zwerg hättest doch sicher längst lieber ein Butterbrot, richtig?“ sind da keine Seltenheit. Offenbar ist es den meisten Menschen mehr als „suspekt“, wenn ein Kind länger als zwingend notwendig die Brust bekommt … ganz egal wie viele tolle #breastfeetingistmegacool-Kampagnen gerade im Internet kursieren.
Nebenbei gesagt: Auch Mamis, die ihrem Baby ZU LANGE die Flasche geben, werden doof angeschaut und verurteilt. „Ab 6 Monate brauchen Babys nachts keine Milch mehr“, heißt es schließlich. Leider weigern sich viele Kinder vehement dagegen, diese medizinische Weisheit als gültige Wahrheit für ALLE zu akzeptieren und stellen sich quer, wenn Eltern die so beruhigende und wohltuende nächtliche Michzufuhr stoppen. Die sind aber auch manchmal beratungsresistent und bockig, diese Babys! ;)

Wir Mütter sollten selbst entscheiden, wann und WIE wir abstillen!

Das Schlimme ist, wie so oft in der Mutti-Dimension, dass all die vielen verschiedenen Regeln, Richtlinien und „Befindlichkeiten“ von eigentlich Außenstehenden es uns Mamis unglaublich schwer machen, den für UNS und UNSER Baby individuell richtigen Weg zu finden. Denn vor lauter Fachwissen von allen Seiten, können wir unser Bauchgefühl, unseren Instinkt kaum mehr wahrnehmen, geschwiege denn, uns danach richten, weil wir Angst haben, sofort verurteilt zu werden (natürlich auch, wenn wir zu FRÜH abstillen ;) ). Dabei ist es doch eigentlich so: Unabhängig von all den Vorgaben und Tipps von Medizinern, Wissenschaftlern und „erfahrenen“ Profis, sind es doch eigentlich nur WIR selbst – in Kombination mit den speziellen Bedürfnissen unserer Babys, unserer aktuellen Lebensumstände sowie unserer ganz persönlichen, körperlichen Verfassung – die entscheiden sollten, wie und wie lange wir unsere Kinder stillen möchten.
Einige Mamis wissen schon vor der Geburt, dass sie nach 6 oder 8 oder 10 Monaten abstillen wollen, weil sie ihre Unabhängigkeit zurück wollen oder auch schlicht brauchen, weil der Job ruft. Und sie ziehen das dann durch, indem sie zum Teil echt clevere Wege finden, diesen Abschnitt der Mutter-Kind-Beziehung zugunsten des nächsten zu beenden; sie verdrücken sich zum Beispiel in einen Belohnungs-Kurzurlaub mit Freundinnen und vertrauen zu recht darauf, dass der Papa das Kind mit Flasche oder Brei schon schaukeln wird. Funktioniert für sehr viele Familien ausgezeichnet und ist dann meines Erachtens ein wirklich guter Weg als Abschluss einer hoffentlich selbstbestimmten Stillzeit. Also: Top!
Andere Mütter hingegen wollen schrecklich gern länger als in den Augen der Gesellschaft gewöhnlich stillen und bleiben deshalb dabei, so lange es auch dem Stöpsel gefällt. Ist dem nicht mehr so, löst sich die Stillbeziehung meist schleichend und einvernehmlich von ganz alleine auf. Auch voll schön, wie ich finde. Ganz besonders, wenn Mutter und Kind dabei von außen unterstützt und nicht mit abwertenden Kommentaren runter gemacht werden. <3

Und ich? Ich hänge irgendwo dazwischen.

Niemals hätte ich gedacht, dass ich mal zu einer „Langzeit-Stillerin“ werden würde, doch da gehöre ich nun zu, denn ich stille den Krümel auch mit über 13 Monaten noch … sogar tagsüber! Aktuell bin ich damit absolut glücklich, obwohl mich das selbst ein wenig überrascht. Ich versuche gerümpfte Nasen in der Öffentlichkeit zu ignorieren und des Baby-Sohns mangelnde Motivation, sich endlich ausschließlich von Lebensmitteln zu ernähren, die auf einem Teller serviert werden, mit Humor zu nehmen.

Trotzdem spüre ich, wie der Druck von außen, der Stillerei langsam mal ein Ende zu bereiten, größer wird. Manchmal empfinde ich das als unangenehm … grundsätzlich stehe ich aber darüber. Zum einen, weil ich mir fest vorgenommen habe, mich bei meinem zweiten Kind in keinem Bereich von ANDEREN stressen oder bevormunden zu lassen und zum anderen, weil ich eh bereits für mich selbst beschlossen habe, dass unsere Stillzeit maximal noch bis zum zweiten Geburtstag des Krümels gehen wird. Dann möchte ICH nicht mehr stillen – auch nachts nicht. Ich hoffe sehr, dass der Baby-Sohn bis dahin ebenfalls genug davon hat ;) . Vorzugsweise von sich aus, denn was ich ebenso wenig möchte, wie „mittelmäßig kompetente Ratschläge von selbsternannten Still-Experten“, ist eine Neuauflage des Abstill-Desasters mit der Mausemaus. Boah, war das langwierig, ätzend und nervig.

UNBEDINGT sollte meine Tochter an ihrem ersten Geburtstag abgestillt sein. Es war mir wirklich wichtig. Wobei ich aufgrund der stetig über mir zusammenschwappenden Ratschläge zum Thema einfach dachte, ich MUSS das so wollen und durchziehen. Deshalb startete ich das Projekt „abstillen“ ungefähr acht Wochen vor dem Champagner-für-alle-Datum und wägte mich in der Sicherheit, dass es problemlos klappen würde, weil die Mausemaus die Flasche bereits akzeptierte … zwar nur mit Tee oder Wasser, aber das Milch eventuell ein anderes paar Schuhe für die kleine Madam sein könnte, zog ich nicht mal in Erwägung. Leider. Denn die Mausemaus weigerte sich strikt, Milch aus egal welcher Pulle zu trinken. Wir verfügten schnell über ein wahrhaft buntes Sammelsurium verschiedenster Fläschen, Sauger und Schnabeltassen sowie einer Batterie unterschiedlichster Milch-Pulver-Sorten. Das Kind nahm davon … nichts. Es war zum Haare raufen. Wir versuchten so ziemlich jeden Trick, der uns ans Herz gelegt wurde, prallten aber mit wirklich allem gegen die Betonwand IHRES eigenen Willens. Erst als ich ihr – nach drei Monaten abendlichem Trink-Kampf – mal heulend im Bett sitzend verkündete, dass ich dann eben verdammt nochmal kapitulieren und sie von mir aus bis in die Oberstufe durchstillen würde, öffnete sie den Schnabel und zog sich ihre erste Pulle Alternativ-Milch rein. Keine Ahnung, ob es plötzlich einfach der richtige Zeitpunkt für SIE war oder mein kleines Mädchen einfach ein fieser Möpp ist … von da an nahm sie jeden Abend ihre Flasche. Das Manko: Leider bewahrheitete sich die Voraussage von Freunden, Bekannten, Verwandten und Ärzten nicht, dass sie dann nachts sicher KEINE Milch mehr bräuchte, weil sie von der Flasche satter wäre, NULL! Sehr, sehr, SEHR lange war ich gezwungen, jede Nacht 2 Flaschen zuzubereiten. Lieferte ich die nicht, brüllte das Töchterlein nicht nur, sondern blieb zwischendurch NOCH länger wach, als sie es ja eh schon immer tat. Es war, wie gesagt, alles mega ätzend.

Daher: Das mache ich diesmal nicht. Ich hoffe einfach darauf, dass sich DIESE Stillbeziehung irgendwann in Wohlgefallen auflöst – ohne Stress, Kampf und Tränen. Und falls ich da gerade zu naiv drangehe und es so nicht funktioniert, hole ich mir Unterstützung von jemandem, der sich WIRKLICH auskennt und dem ich vertrauen kann: einer Stillberaterin. In diesem Sinne … ich kuschle mich jetzt mit meinem Söhnchen auf die Couch und stille. Weil WIR das noch genießen! <3

 

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