Das Thema Gleichzeitigkeit begleitet uns Eltern, insbesondere uns Mütter ja eh ab dem Zeitpunkt, an dem wir Kinder bekommen. Wir MACHEN alles Mögliche gleichzeitig, wir DENKEN mehrere Themen gleichzeitig und on top FÜHLEN wir so vieles gleichzeitig. Ich persönlich finde letzteres am schwierigsten zu händeln, weil das so viel weniger steuerbar ist als die anderen Baustellen.
Und gerade erreicht meine Gleichzeitigkeit des Fühlens ein neues Level …
Next Level Gleichzeitigkeit
Mein großes Kind ist in der Pubertät, während ich ebenfalls auf hohem emotionalem Wellengang segele: die Peri-Menopause hat mich fest im Griff, obwohl ich mit der Hormonersatztherapie schon etwas besser klarkomme als ohne. Nichtsdestotrotz ist das ne wilde Zeit – für mich UND für meine Tochter GLEICHZEITIG. Ich habe darüber auch bereit für die ZEIT geschrieben, falls ihr es lesen möchtet. :D
Besonders intensiv beschäftig mich aber tatsächlich aktuell mal wieder die rein gefühlte Komponente. Die Gleichzeitigkeit aus: Meine Tochter zehrt wirklich hart an meinen Nerven, wenn wir zusammen sind, weswegen ich es durchaus genieße, wenn sie mal nicht bei mir ist, und dennoch vermisse ich sie, wenn sie nicht da oder schon im Bett ist und wünschte, ich würde mehr Zeit mit ihr verbringen können. WIE BEKNACKT IST DAS?! Jetzt mal ehrlich?! Ich finde es echt anstrengend, weil ich es mir selber nicht recht machen kann; ihr natürlich genauso wenig, weil es ihr halt genauso geht wie mir. Wir führen gerade also eine Jojo-Beziehung. Wir sind aneinandergebunden (was schön ist), stoßen uns voneinander ab und ziehen uns zu einander hin. Abwechselnd. Und irgendwie auch gleichzeitig.
Ich weiß natürlich, dass dieser Zustand, diese Phase ganz normal ist. Das die Natur da irgendwie mitgedacht hat … vielleicht … und es uns einfacher machen möchte, unsere Babys irgendwann alleine in die Welt losziehen zu lassen. Außerdem ist es so wichtig, dass wir Mütter den Fokus in dieser Zeit UNSERES Lebens eben auch wieder mehr auf UNS legen. Denn wir werden auch noch mit uns leben müssen, wenn unsere Kinder es nicht mehr tun. Es hat also alles seine Richtigkeit – mit dieser besonderen Next Level Gleichzeitigkeit. Das ist mir bewusst. Aber anstrengend darf ich sie dennoch finden. Und auch ein bisschen traurig, denn sie bring sehr viel Loslassen mit sich.
Vor ein paar Tagen lag ich im Bett und überlegte, ob ich im Rückblick um die Zeit trauern werde, die ich vielleicht nicht intensiv genug meine Kinder erlebt habe; darum, etwas verpasst oder nicht ausreichend genossen zu haben. Und ich kam zu folgendem Schluss: Nein, werde ich nicht. Ich werde sicher zurückschauen und die Zeit vermissen, als sie auf meinem Bauch einschliefen, nur an meiner Hand laufen konnten und wir 24/7 zusammen waren, einfach weil es eine so ungeheuer intensive Zeit war, auf die ich vorher so lange gewartet hatte. Bei diesen Rückblicken werde ich mich aber auch an meine Augenringe und Tränen erinnern, an meine Überforderung, an alles, was ich für meine Kinder verändert oder gar aufgegeben habe und an all das, worauf ich jahrelang verzichtet habe. Ich werde mich an die Gleichzeitigkeit DIESER Phase meines Lebens erinnern. Die, die genauso wie die aktuelle aus so vielen Fassetten bestand. Die mich extrem glücklich und dankbar machte und mich gleichzeitig oftmals fühlen ließ, als hätte ich in voller Fahrt einen LKW geknutscht.
Ja, ich werde sicher ein Tränchen verdrücken, wenn ich eines Tages zurückblicke, aber ich werde nicht trauern um etwas, dass ich NICHT hatte, weil ich wirklich glaube, dass ich im Hier und Jetzt lebte und so viel daraus mitgenommen habe, wie es mir eben möglich war. Positives und negatives. Es war einfach intensiv. So wie es jetzt wieder intensiv ist. Und nun, wo ich das so aufschreibe, bin ich auch schon mehr im Reinen mit der aktuellen Situation. Ja, es ist intensiv und anstrengend und Next Level Gleichzeitigkeit. Aber ich fühle es sehr und ich weiß, mein Kind genauso. Eines Tages werden wir ganz bestimmt gemeinsam auf unsere „Jojo-Zeit“ zurückblicken, über unsere emotionale Achterbahn-Sause kichern, uns umarmen und dankbar sein für diese intensive Zeit miteinander, in der wir so viel lernen und wachsen durften. Über uns hinaus, in eine neue Lebensphase und immer doch irgendwie Hand in Hand.
Ach, naja, ich wollte eh heulen. Passt ja. ;)
Wunderschön ge- und beschrieben, ich finde mich an vielen Stellen wieder 🥲