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Leser-Geschichten: Das erste Jahr mit meinem High Need Baby

Die Autorin möchte anonym bleiben, aber trotzdem gerne ihre Geschichte erzählen: Meine Tochter Maja kam zwei Tage vor ET innerhalb von fünf Stunden, Anfang Januar 2017 mit weit offenen und aufmerksamen Augen zur Welt. Die Geburt war komplikationslos und für mich etwas zu schnell, ich hatte sehr starke Schmerzen.

Trotzdem gab es nichts schöneres für mich als dieses kleine Baby in meinem Arm zu halten, auf das ich mich so sehr gefreut habe. Viele Jahre hieß es, dass ich auf Grund von PCOS keine Kinder bekommen könne, dabei habe ich mir seit Teenager Zeiten nichts sehnlicher gewünscht. Und ganz plötzlich mit 25 Jahren hielt ich den positiven Test in der Hand. Als Maja dann da war, war ich nie glücklicher. Alle meine Träume gingen in Erfüllung.

Schon in der ersten Nacht zeigte sich dass Sie etwas anders war. Sie schrie und weinte viel dringender und hysterischer als andere Babys auf der Station. Sie ließ sich durch nichts als die Brust beruhigen, nach Stunden hatte ich aber schon schreckliche Schmerzen beim stillen, zudem hatte ich Blutergüsse, da sie die Brust falsch in den Mund nahm. Keine prenahrung kein schaukeln kein kuscheln nichts half.

Die Hebammen sagten “na da werden sie ordentlich was zu tun haben” und das verunsicherte mich.

Zuhause angekommen schrie sie die ersten Nächte durch. Tagsüber wollte sie dauernd die Brust und schlafen war ein Kampf. Meine Hebamme riet mir nur alle zwei Stunden zu stillen und ihr einen nuckel anzugewöhnen. Von alldem wollte Maja nichts wissen. Kinderwagen wurde zusammen geschrien, spazieren gehen  war nur auf dem Arm möglich. Autofahren wurde mit schreien begleitet.schlafen in eigenem Bettchen unmöglich.das schlimmste für meinen Mann und unsere Familien war, dass Maja nur auf Mamas Arm wollte. Bei jedem anderen wurde geweint, von Geburt an.. Ich ging also auf Google-Recherche und las über Bedürfnisse und stillen nach Bedarf sowie Familienbett und fing an auf die gut gemeinten Ratschläge von Familie, bekannten und meiner Hebamme, die mich als Helikopter Mama  und überfordert abstempelten,, zu Pfeiffen.unsere Tage wurden entspannter, sie schlief an der Brust, beruhigte sich an der Brust und Spaziergänge absolvierte sie auf dem Arm (von Tragehilfen oder Tragetüchern wollte sie nichts wissen). Mein man arrangierte sich mit der Situation dass unser Kind nur Mama akzeptiert und Zweisamkeit erstmal ausfällt. Maja schlief bei uns im Bett und wachte als 30-60 min auf.

Irgendwann zog mein Mann auf die Couch weil er nicht schlafen konnte durch majas ständiges aufwachen.

Ich lief Rum wie ein zombie. Eine 5min Dusche war mein Wellness Programm, eine Stunde am Stück schlafen luxus, ich lernte essen mit einer hand und gewöhnte mich daran dass mein Baby an mir klebt da sie sich nie länger als fünf Minuten ablegen ließ.ihr weinen war aber so dringend und laut und schrill, verzweifelt, dass ich ihrer Aufforderung immer direkt nachkam.. Nein, es war nicht einfach, es war verdammt schwer, es war kräfteraubend und eine völlige Selbstaufgabe meinerseits. Nach drei Monaten schrieb mir eine Bekannte aus der Ausbildung (mittlerweile eine nicht wegzudenken liebe und tolle Freundin, die Beste einfach❤) dass sie eine sechs Monate alte Tochter hat, ob wir uns nicht treffen wollen. Sie kam mich besuchen. Ihre Tochter war ebenfalls sehr fordernd aber auf eine andere Art und Weise. Während ihre Tochter motorisch sehr weit entwickelt war und auch Mal entspannt neben Mama saß und versucht hat zu krabbeln, saß Maja zappelnd auf meinem Schoß und beobachtete mit ihren weit aufgerissen aufmerksamen Augen saugte sie alles auf was um sie herum passiert. Nach ein paar weiteren Treffen, fragte meine Freundin mich ob Maja nicht ein “High need Baby” wäre. Ich hatte noch nie etwas davon gehört und weigerte mich ihr einen Stempel aufzudrücken. Trotzdem befragte ich noch am selben Abend wieder meinen Freund Google und musste feststellen dass mein Baby 11 von 12 Kriterien nach Dr.Sears erfüllt.

Ich las fast die ganze Nacht lang und fand eine Gruppe bei Facebook zu diesem Thema.

Plötzlich fiel eine riesige Last von mir, dort fand ich Muttis die alle das gleiche durchmachten.

Die über Alltagssituationen berichteten die von mir hätten stammen können.

Die alle Gleichgesinnte waren und ich fühlte mich verstanden. Ab diesem Zeitpunkt wusste ich mit sicherheit, dass mein Baby nicht krank ist (Osteopathie, Homöopathie alles hatten wir durch) und was am wichtigsten war, dass ich entgegen aller Meinungen keine überfürsorgliche überforderte Mutter bin und dass es richtig war auf mein Bauchgefühl zu hören.

Es folgten viele schwere Monate, meine Ehe ging fast zu Bruch, wir mussten zwei Mal umziehen, ich musste meinen über alles geliebten Hund ein neues Zuhause finden. Die einzigen Tage an denen ich Kraft und Zuversicht tanken konnte, waren die Besuche meiner Freundin und ihrer Tochter, denn sie verstand mich, sie unterstütze mich, und sie war immer für mich da.

Wir fuhren trotzdem in den Urlaub,wir waren öfter übers Wochenende weg oder unsere Familien besuchen. Wir gingen einkaufen, spazieren, wir besuchten Freunde und wir empfingen Besuch. Alles hat mich unglaublich viel Kraft gekostet. Ich wusste dass es nicht einfach ist Mama zu sein, aber nie hätte ich gedacht dass es so schwer sein kann.

Nach 15 Monaten, endlich, fing Maja an zu laufen.

Und von einem Tag auf den anderen wurde alles einfacher. Plötzlich war Papa auch ganz cool und die Manduca wurde akzeptiert. Spazieren gehen machte Spaß und nachts schaffte sie sogar Mal 2-3 h am Stück zu schlafen so dass wieder Zeit für Zweisamkeit war und ich auch Mal schlafen durfte.

Heute ist Maja 20monate alt. Aktuell sind wir in der Kita Eingewöhnung. Sie meistert alles hervorragend aber nach ihrem eigenen Tempo, und auch wenn alle anderen Kinder die mit uns angefangen haben schon eingewöhnt sind, weiß ich dass es richtig ist ihr ihre Zeit zu geben.

Wir hatten einen wundervollen sommer, verbrachten viele Tage am See in der Nähe oder bei meiner Familie an der Ostsee. Sie ist unglaublich aufmerksam, beobachtet nach wie vor alles und macht es nach. Mama ist ihr immer noch am liebsten aber Papa und Oma sind toll, und ihr Patenonkel wird auch innig keguschelt. Wir schlafen immernoch im Familienbett und stillen und so ist es für uns der richtige Weg.

Wir haben eine innige liebevolle Beziehung.

Maja ist für ihr Alter sehr emphatisch und liebevoll, sie teilt alles gerne von sich aus, sie spielt wie eine große mit richtigen Hintergedanken, sie ist Willensstark und bedürfnisstark.

Sie weiß was sie will und fordert es ein. Es ist nach wie vor nicht einfach, und viele Alltagssituationen sind immernoch sehr kräfteraubend aber es wird besser. Und vor allem ist es richtig so wie es ist.

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