Es ist Frühjahr 2019…. Wir eröffnen unseren gemütlichen Dorfladen in einer Kleinstadt in Norddeutschland. Er wird gut angenommen, absolut nicht mein erlernter Beruf, eigentlich sitze ich bei einer Bank im Büro, aktuell in Elternzeit, ein kleines Herzensprojekt also. Regionale Ware, artgerechte Haltung der Tiere….
Ein Jahr vergeht, wir sind soweit zufrieden. Leben könnten wir noch nicht allein von dem Laden, aber es geht uns gar nicht so sehr ums große Geld.
Mein Mann ist ebenfalls selbstständig in der Gastronomie. Immer wieder neue Ideen treiben uns voran, Kunden teilen uns Wünsche mit, die wir gern umsetzen.
Dann rollt Corona über uns herein. Anfangs bekommen wir die Betreuung unserer 4 Kinder gut hin. Als klar wird, dass die Schulen und KiGas dicht machen, steigt das erste Mal Panik in mir auf. So werden wir den Laden nicht halten können.
Relativ schnell wird klar, worauf es hinaufläuft. Rücklagen haben wir nicht, eine Vollzeitkraft können wir uns weiß Gott nicht leisten … aus der Traum. Ja, in dem Moment war ich vielleicht auch nicht mutig genug. Mir war einfach alles zu ungewiss. 6 Wochen nahmen wir uns um den Ausverkauf über die Bühne zu bringen. Nicht mal einen Bruchteil unserer Schulden können wir damit abdecken. In diesen Wochen wurden wir sogar noch im Laden bestohlen, so ekelhaft ausgefuchst diese Bande.
Der letzte Tag tat verdammt weh. Liebgewonnene Kunden kamen um sich zu verabschieden. Von Anfang 20 bis stolze 92. <3
Immer wieder verdammtes Chaos im Kopf. Gerade investiertes Geld, einfach weg. Es ist so verdammt unfair.
Doch das Positive bleibt. Ich bin dankbar, dass ich diese verrückte Zeit, relativ entspannt mit meinen Kindern verbringen durfte. Keine Gedanken machen, wie man Arbeit und Kinder unter einen Hut bringt.
Was mir wichtig ist und vor allem wer, mache ich mir ziemlich bewusst. Vor allem was man wirklich braucht im Leben; die letzten Wochen habe ich sehr viel mit aussortieren verbracht. Bestimmt auch aus dem inneren Impuls heraus, doch noch hier und da ein wenig Geld zusammen zu bekommen. Irgendwann werden wir auch dieses Kapitel schließen können, wieder stolz darauf sein, es allein geschafft zu haben.
Wir freuen uns auf ruhige Feiertage, seit 7 Jahren das erste Fest ohne Arbeit.
Nie wieder selbstständig sein! Es hat uns viel gebracht, wir haben viel gelernt. Aber ich bin fertig damit.
Diesen sehr persönlichen Einblick in ihre Geschichte hat Melanie geschrieben.