Verallgemeinerung
Rabenmutter 2.0

Jede Verallgemeinerung nervt …

… und zwar nicht nur die über Mütter!

Letztens unterhielt ich mich mit einem Bekannten, einem Papa von zwei Kindern, über die Alltäglichkeiten und Tücken der Elternschaft. Es war ein sehr nettes und lustiges Gespräch, das ich sehr genoss. Bis zu dem Moment, als er etwas sagte, dass mich richtig hart stutzen ließ. Ganz plötzlich schüttelte er nämlich eine Verallgemeinerung, nein … eher eine verallgemeinerte Verurteilung über Mütter aus dem Ärmel, die mir sofort sehr bitter aufstieß. Zum einen, weil ich jede Verallgemeinerung grundsätzlich nicht besonders leiden mag, schon gar nicht, wenn sie ein sehr negatives Bild transportiert. Zum anderen aber auch, weil ich davon total überrumpelt wurde. Denn er betonte schon vorher mehrfach, dass er sich mit doofen Verallgemeinerungen und Vorverurteilungen sehr gut auskenne, weil er ja nun zu einer Gruppe Menschen gehöre, die genau damit immer noch schwer zu kämpfen habe bzw. er dem eigentlich ständig ausgesetzt sei. Und dann zückte er selbst eine. Hoppala!

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Eine Verallgemeinerung über Mütter.

„Ist dir mal aufgefallen, dass Mütter sich immer nur um ihre eigenen Kinder kümmern, wenn‘s ums Essen geht? Sie gucken nur darauf, ob der eigene Spross genug abbekommen hat, wenn gemeinsam gegessen wird und schieben ihm dann meist auch noch das letzte Stück zu, wenn sie die Möglichkeit dazu haben. Ist echt so; musst du mal drauf achten. Hast du gerade auch gemacht!“ Hö, antworte ich medium-cool und fühlte mich sofort unangenehm ertappt, schon bevor ich überhaupt dazu kam, die letzten Momente Revue passieren zu lassen und seine Aussage auf Richtigkeit zu überprüfen. „Was habe ich gemacht und wann?“, fragte ich deshalb. „Du hast deine Tochter gefragt, ob dein Sohn auch ein Stück Waffel gegessen hat“, wurde mir erklärt und ich suchte verzweifelt nach dem Problem daran. „Du hast nur gefragt, ob DEIN Kind etwas abbekommen hat, nicht nach den anderen Kindern hier. Dabei sollten wir doch vorleben, dass alle das gleiche Recht haben – auf Essen zum Beispiel – und immer geteilt werden muss“, schob er aufgrund meines verwirrten Gesichtsausdruckes hinterher. Puhhhh, dachte ich und begann sofort damit, mich zu rechtfertigten, dass mein Söhnchen leider immer zu wenig esse, zu Mittag mal wieder so gut wie nichts zu sich genommen hatte und mich das Thema aufgrund meiner persönlichen Vorgeschichte mit meiner Essstörung eben mehr als andere beschäftigen würde. Und ich hasste es sofort, mich überhaupt schon wieder für irgendein „Mutti-Verhalten“ rechtfertigen zu müssen und das auch noch für eine meines Erachtens total unfaire und absolut nicht für mich persönlich stimmige Verallgemeinerung. Das sagte ich natürlich auch. Aber es nagte dennoch an mir … wie immer. Ich wusste, es stimmt nicht; aber es beschäftigte mich und führte dazu, dass ich mich und mein Verhalten als Mama genauso wie das der Mamis um mich herum, hinterfragte. DAS ist natürlich im Grunde nicht schlecht, sondern immer gut. Es schadet nie, sich selbst und sein Umfeld zu reflektieren, denn es kann immer sein, dass man den Wald vor lauter Bäumen nicht sieht und bei einem genaueren Blick Potenzial für Verbesserungen findet. In diesem Fall jedoch … war es schlicht eine blöde Verallgemeinerung, die zumindest in meinem Umfeld von Müttern NULL zutrifft. Allerdings kam ich zu dem Schluss wirklich erst nach Tagen. ;)

Eine Verallgemeinerung ist eine Verallgemeinerung und damit niemals ganz passend.

Bestimmt gibt es Mütter, die so sind, wie mir beschrieben wurde. Es gibt alles und jeden. ABER es gibt eben nicht DIE Mütter, die ALLE gleich sind und ALLE denselben „Fehler“ machen. Ich zum Beispiel bewege mich in einer Mami-Gruppe, die ganz selbstverständlich alles an Leckereien teilen, die sie mit zum Spielplatz bringen (sofern corona-konform vertretbar), in der auch die Kinder gewohnt sind, zu teilen (vom Lieblingsspielzeug abgesehen, denn auch teilen darf Grenzen haben!) und in der alle Mamis auf alle Kinder achten, was uns in die wunderbare Lage versetzt, auch mal kurz in Ruhe zu quatschen oder ohne Kids einen Kaffee holen zu gehen. Dass eine Mutter aus dieser Runde nur auf das eigene Kind schaut, wenn etwas zu Essen ausgepackt wird, habe ich tatsächlich noch nie erlebt; dennoch finde ich es völlig normal und ok, bei einem Schlechtesser besonders darauf zu achten, dass er oder sie nicht leer ausgeht. DAS MACHT NIEMANDEN ZU EINER GLUCKE! Oder zu einer egoistischen Mutter. So, jetzt ist es raus! :D

Schubladen sind einfach blöd …

Fakt ist: Man kennt so gut wie nie die ganze Geschichte eines Menschen und muss deshalb sehr vorsichtig sein mit Schubladen und Stempeln. Und selbst wenn doch; wenn wir jemanden richtig gut kennen … vielleicht sogar GERADE DANN … sind Verallgemeinerungen und Schubladen einfach nur doof. Denn entweder wir wissen es eben besser und können durchaus einen individuell passenden Satz – von mir aus auch Vorwurf – formulieren, um jemanden darauf zu stoßen, dass ein Verhalten eventuell (in den Augen des Kritikers) verbesserungsbedürftig ist … oder wir lassen es einfach. Damit möchte ich wirklich keinesfalls sagen, dass man sich nicht gegenseitig auf Sachen aufmerksam machen darf; doch, unbedingt! Wie schon erwähnt, ist es gar nicht ungewöhnlich, den Wald vor lauter Bäumen mal nicht mehr sehen zu können und einen NETTEN Schubser in die richtige Richtung zu benötigen, aber ich persönlich bevorzuge dann individuelle Ansprachen, ohne in einen Topf mit ganz vielen anderen geworfen zu werden, die da möglicherweise genauso wenig hineingehören wie ich. Und genau DARAUF werde ich selber nun auch wieder verstärkt bei mir achten, denn natürlich verallgemeinere auch ich … täglich wahrscheinlich … und merke es nicht mal, weil es so schrecklich normal ist und leicht von der Zunge geht, mit verbalen bunten Stempelchen um sich zu werfen, ohne weiter darüber nachzudenken. Und damit meine ich AUCH die Verallgemeinerungen, die einen positiven Stempel geben wollen, denn selbst die können unangenehm sein, weil sie vielleicht den Druck auf Menschen erhöhen, an Stellen, an denen eh schon genug Druck besteht. Mal ganz von den wirklich fiesen, beleidigend gemeinten und verletzenden Verallgemeinerungs- und Verunglimpfungs-Versionen abgesehen, die so vielen tagtäglich entgegenschwappen.

Also …

Aus „alle“ mache ich jetzt ein „du“ … wenn‘s passt!

Ich werde versuchen, mir selber besser zuzuhören und darauf zu achten, wann ich dabei bin, einen beurteilenden Satz auszuspucken, der ein großes ALLE MACHEN DAS SO DOOF oder ein DAS KENNT MAN JA VON ALLEN, DIE XY … enthält. Und dann schlucke ich ihn wieder runter und überlege nochmal, ob ich vielleicht besser eine persönlichere Variante formulieren kann, die auch wirklich etwas mit meinem Gegenüber oder den Menschen oder dem Verhalten, über das ich sprechen möchte, zu tun hat. Nicht: „ALLE Mütter achten immer nur auf den eigenen Spross“, sondern – wenn man eben das Bedürfnis hat, es anzusprechen – „Mir ist es jetzt schon ein paar Mal bei dir aufgefallen, dass du immer nur deinen Floh fragst, ob er was abbekommen hat, aber nie die anderen. Gibt’s da einen Grund für?“

Denn: Ansprechen kann man alles und fragen auch, wenn es einen interessiert, nur dieses sofortige in Schubladen stecken, verallgemeinern und vorverurteilen ist doof. Aber das muss sich doch ändern lassen! ODER? Ich teste das mal :D

PS: Wie immer freue ich mich, wenn ihr den Beitrag teilt <3

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Ein Kommentar für “Jede Verallgemeinerung nervt …

  1. Hallo Anke,
    Ich finde Verallgemeinerungen auch nicht toll. Vielleicht auch, weil mein eigener Papa Meister darin ist.

    Ich habe meistens viel Essen dabei. Gerade wenn wir den ganzen Tag draußen sind. Im Bekanntenkreis bin ich dafür bekannt. Und ich teile gerne und meine Kinder auch, gerade was Essen angeht.
    Gleichzeitig finde ich, es ist auch gar nichts verwerfliches daran, erstmal zu checken, ob die eigenen Kinder satt geworden sind. Oder ob von dem Lieblingsobst oder Keksen auch was beim eigenen Kind angekommen ist.
    Es ist ja schon viel auf sich und die eigenen Kinder zu achten. Dann im Blick haben, ob alle anderen auch gegessen haben. Dafür hab ich ehrlich gesagt nicht immer die Kapazitäten ?
    Und wie du sagst, man kennt nie die ganze Geschichte hinter einem Moment ?