Pünktlichkeit
Rabenmutter 2.0

(Un-)Pünktlichkeit mit Kindern

(Un-)Pünktlichkeit: Warum wir immer zu spät kommen

Pünktlichkeit war mir immer sehr wichtig. Schon als Kind habe ich es gehasst, irgendwohin zu spät zu kommen … nicht nur in die Schule, sondern auch sonst. Ich war IMMER pünktlich oder besser noch: zu früh. Das wurde mir so vorgelebt von meiner Mutter – denn auch ihr war und ist Pünktlichkeit wichtig. Alles andere ist schließlich unhöflich den wartenden Menschen gegenüber und so empfinde ich es auch selbst; ich warte sehr ungern auf andere, es macht mich nervös und lässt meine Laune kippen. Das Problem ist nur: MEINE Pünktlichkeit ist leider nicht mehr so 100% sicher wie früher. Denn ich bin schon seit Jahren nicht mehr allein, sondern Mama von zwei kleinen Kindern, die sicher eine Menge von mir geerbt oder bereits übernommen haben. Nur eben keinen Deut meiner Pünktlichkeit. Ich schöre … echt KEINEN DEUT!

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Früher starten, Ruhe bewahren, Bescheid sagen, dass wir uns verspäten

Ich habe schon sehr viel versucht, um endlich wieder zu jemandem zu werden, mit dem man sich gerne verabredet – unter anderem auch deshalb, weil ich pünktlich am Start bin. Allerdings mache ich dabei oft die Rechnung ohne die Kinder und fahre die Timing-Karre selbst dann noch an die Wand, wenn ich gefühlt krass clever vorgesorgt habe, früher als sonst packe, ständig tief durchatme und mir Zeitpuffer verschaffe, indem ich schon mal Bescheid sage, dass wir es möglicherweise gerade nicht ganz so super drauf haben mit der Pünktlichkeit. Ich bemühe mich echt, aber … naja, es läuft eben meist anders – CAOTISCHER – als ich es „geplant“ hatte. Nämlich so:

Zu spät kommen – in 53. Schritten:

  1. Ich blicke auf die Uhr: Noch 1,5 Stunden Zeit bis zu unserer Verabredung. Krass viel Zeit also. Gut, die Kinder sind noch nicht angezogen, aber das geht ja schnell. Ich entspanne mich und fange irgendwas an, während die Kinder spielen.
  2. Ich blicke auf die Uhr: Noch 1 Stunde Zeit bis zur Verabredung. Huch! Wann ist das denn passiert?! Haben wir eigentlich schon gegessen? Und warum sind die Kinder noch nicht angezogen?!
  3. Ich ziehe die Kinder an bzw. erteile den Auftrag, es selbst zu tun.
  4. Die Kinder nöhlen über diese Aufgabe, als hätte ich von ihnen verlangt, jetzt sofort mit der Zunge das Klo zu putzen.
  5. Ich atme ein, ich atme aus, weil atmen voll wichtig ist und entspannt.
  6. Ich: „Bitte zieht euch jetzt an und lasst euch die Haare kämmen, wir wollen gleich los zum Spielplatz und wir müssen sogar noch essen!“
  7. Die Mausmaus: „Oaaaar, na gut … aber ich mag lieber ein Kleid anziehen.“
  8. Ich: „Dann mach das, aber mach es jetzt.“
  9. Die Mausmaus: „Oaaaar, aber hilfst du mir, dann geht es schneller!“
  10. Ich rolle mit den Augen, habe aber keine Zeit für Diskussionen und stülpe ihr deshalb das Kleid über den Kopf als wäre sie 4 Jahre alt.
  11. Ich blicke auf die Uhr: Noch 45 Minuten Zeit bis zur Verabredung. Uh, das wird knapp.
  12. Ich schmeiße Nudelwasser an und weiß, dass der Krümel sich freuen wird. Nudeln mit Pesto sind seine Leibspeise. Meine leider nicht mehr, seit wir das ständig essen. Egal, für mehr ist keine Zeit mehr.
  13. Ich blicke auf die Uhr: Noch 25 Minuten Zeit bis zur Verabredung. ABER: Wir sitzen schon am Tisch, essen und alle sind angezogen. BÄM!
  14. Nach dem flotten Essen packe ich, was wir so brauchen könnten, in eine Tasche und stelle sie an die Tür.
  15. Ich bitte die Kinder, es mir gleichzutun und IHR Zeug einzupacken; also alles, was sie mitnehmen wollen.
  16. Die Mausemaus überlegt laut: „Hm, was meine Freundin wohl mitnimmt?! Ich wünsche, ich könnte sie anrufen und fragen!“ Sie blickt mich an.
  17. Ich blicke auf die Uhr: Noch 10 Minuten Zeit bis zur Verabredung. „Zu spät, Schatz, sie ist sicher schon unterwegs. Nimm einfach mit, was DU möchtest!“
  18. Die Mausemaus fängt an zu weinen: „Aber wenn es dann nicht das richtige ist?! Können wir dann nochmal nach Hause fahren? Oder kann ich einfach ein Stofftier, eine Puppe, nein, lieber zwei Puppen, den Puppenwagen und noch ein bisschen Kleinkram mitnehmen? So für alle Fälle?“
  19. Ich atme ein, ich atme aus, weil atmen voll wichtig ist und ENTSPANNT.
  20. Ich bitte das Kind, sich für ein Spielzeug zu entscheiden, was gute Chancen hat, den Wasserspielplatz unbeschadet zu überleben und es damit dann gut sein zu lassen.
  21. Die Mausemaus heult auf, schimpft und stürzt in ihr Zimmer, weil ich eine gemeine Mutter bin, die ihrem vollbepackten Glück im Wege steht. Widerwärtig!
  22. Ich blicke auf die Uhr: Noch 5 Minuten Zeit bis zur Verabredung. Wir kommen also zu spät. Ich kündige dies via WA bei meiner Freundin an.
  23. Ich folge der Tochter, reiche ihr eine Tasche und bitte noch einmal etwas einzupacken und aufs Klo zu gehen.
  24. Ich bitte auch das Söhnchen, aufs Klo zu gehen.
  25. Das Söhnchen beschwert sich lautstark, dass ich doch tatsächlich JEDEN TAG von ihm verlange, aufs Klo zu gehen.
  26. Die Kinder sind sich offenbar einig. Ich bin widerwärtig.
  27. Mein unteres Augenlied fängt an zu zucken.
  28. Ich atme ein, ich atme aus, weil atmen VOLL WICHTIG IST und ENTSPANNT.
  29. Ich gehe selbst aufs Klo.
  30. Die Kinder gehen aufs Klo. Unter Protest.
  31. Ein Kind muss spontan Kacka. Ich soll ein Buch bringen.
  32. Ich blicke auf die Uhr: 5 Minuten NACH der verabredeten Zeit.
  33. Beide Kinder haben das Badezimmer verlassen.
  34. Ich freue mich kurz.
  35. Die Diskussion, welche Schuhe heute angebracht und GEMÜTLICH sind, beginnt.
  36. Ich freue mich nicht mehr.
  37. Ich atme ein, ich atme aus, weil atmen … ach, Scheiß drauf.
  38. Endlich verlassen wir die Wohnung und poltern wie eine Herde Elefanten durchs Treppenhaus.
  39. Ich: „Könnt ihr aufhören zu schreien?! Hier wohnen auch noch andere Menschen! Die fallen ja vom Stuhl, wenn ihr so rumbrüllt!“
  40. Die Kinder im Chor: „OK!“
  41. Sie beginnen zu singen. Fußball-Hooligan-Style. Ich geb‘s auf.
  42. Ich schließe die Garage auf, packe mein Gepäck – wie für eine Kurzreise – ins Lastenrad.
  43. Die Kinder steigen ein, treten sich dabei gegenseitig, weil niemand warten will und schreien dabei wieder rum. Was sonst?!
  44. Ich rolle so sehr mit den Augen, dass ich fast hintenüberkippe.
  45. Mir fällt auf, dass ich den Akku fürs Rad vergessen habe.
  46. Ich eile nach oben, hole den Akku.
  47. Zurück in der Garage fällt mir auf, dass ich auch das Wasser für die Kinder vergessen habe … VERDAMMTE HACKE!
  48. Ich eile nach oben, hole das Wasser.
  49. Zurück in der Garage, fällt mir auf, dass ich für MICH wieder nichts dabeihabe.
  50. Ich spare mir das Augenrollen über mich selbst, weil ich sicher bin, diesmal garantiert umzufallen.
  51. Ich atme ein, ich … ICH GEBE AUF!!! Dann trinke ich eben Kinder-Spucke-und-Krümel-Wasser. Was soll‘s.
  52. Ich blicke auf die Uhr: 20 Minuten NACH der verabredeten Zeit. Och, für unsere Verhältnisse eigentlich noch ganz ok. :D
  53. Wir fahren los … und möglicherweise freut sich mein Nervenkostüm schon aufs Bett. ;)

 

PS: Natürlich würde ich sehr gerne sagen, dass es bei uns nicht immer so abläuft und wir es normalerweise viel besser hinbekommen, ich unser Zeitmanagement meist im Griff habe und selbst sowieso nichts dafürkann, dass wir ständig zu spät kommen. Allerdings … wäre das gelogen. Deshalb sag ich es lieber nicht. ;)

PPS: Wie immer freue ich mich, wenn ihr den Beitrag teilt :-*

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7 Kommentare für “(Un-)Pünktlichkeit mit Kindern

  1. Ich habe drei Kinder und stehe meist unter Dauerstress/Dauerstrom. Wenn ich weiß, dass ich zu einer bestimmten Zeit aus dem Haus muss, fang ich meist schon 1½ Stunden vorher an die Kinder darauf vorzubereiten und circa eine halbe Stunde vorher erkläre ich, dass wir im Prinzip schon viel zu spät sind…???
    Am Ende kommen wir überall einigermaßen pünktlich hin, weil ich es hasse, zu spät zu kommen!?

  2. So was von unorganisiert! ?
    Man kann mal zu spät kommen, aber 1,5h vor der Verabredung noch rumzutrödeln um dann später zu sagen, die Zeit reicht nicht, um was anderes außer Nudeln mit Pesto zu kochen, näh. Und auch die Sachen, die man vorher richten kann, damit man nicht wegen jeder Trinkflasche noch mal zurück muss.
    Auch das Spielzeug hätte das Kind 1,5h vorher einpacken sollen.
    Und sich dann wundern, warum man gestresst ist? ?

  3. *liegt halb unter dem Tisch vor Lachen und hat dabei die Katz verscheucht

    Super schön! Und ehrlich! Und es geht so vielen Müttern genauso^^

    Besonders früh zum Kindergarten…

  4. Oh ja, das kenne ich auch! Ich hasse es auch zu spät zu kommen, da werde ich total unentpannt und motze nur noch rum… Mein Trick zum halbwegs pünktlich sein: einfach eine Viertelstunde vor der eigentlich geplanten Aufbruchzeit ankündigen, dass wir JETZT SOFORT los müssen. Klappt fast immer :-)

  5. Und ständig fühlt man sich wie ein Sklaventreiber…. Man liegt gut in der Zeit und dann bäm. Ich zwinge mich mittlerweile abends den groben Kram zusammen zu tragen, das hilft etwas. Natürlich nicht gegen “hilf mir anziehen (6 Jahre) oder pünktlich “voll geschossene Windeln”.