Alle krank?
Rabenmutter 2.0

Alle krank? Dann weg mit dem schlechten Gewissen!

Bevor ich Mama wurde, hatte ich (natürlich) eine sehr klare Vorstellung von so ziemlich allen Aspekten der Mutterschaft und davon, wie ich mit ihnen umgehen würde. So auch mit der Situation, mich um mein Kind kümmern zu müssen, wenn es KRANK ist. Vor meinem inneren Auge konnte ich mein zukünftiges Ich förmlich dabei beobachten, wie es absolut rührend, total aufopferungsvoll, stets geduldig und trotz der harten, verschnieften Nächte IMMER lächelnd das arme Würmchen hegen und pflegen, es mit frischem Obst und Gemüse füttern und regelrecht mit Liebe überschütten würde! Denn SO sollte es doch schließlich sein, wenn sich eine Mama um ihr kränkelndes „Baby“ sorgte. Klar, ich erinnerte mich durchaus daran, dass MEINE Mutter in Krankheitszeiten irgendwann so einen leicht genervten Gesichtsausdruck bekam und meine Schwester und mich zum Teil für den ganzen Tag vor der Glotze parkte, aber DAS hatte damals sicher mit anderen Faktoren als uns hustenden Sprösslingen zu tun. Definitiv! Jedenfalls würde es bei mir anders sein. Das wusste ich. Bevor ich Mama war. ;)

Du hast keine Lust oder Zeit, zu lesen? Dann scrolle einfach bis zum Ende des Textes runter und hör dir den PODCAST an!  

Die Realität … wenn ein Kind krank und die Mama gesund ist.

Als ich dann tatsächlich Mutter war, lernte ich ziemlich direkt, dass man irgendwie so ein wenig müde ist … die ganze Zeit. Und dass das so ein klitze-kleines bisschen an den Kraftreserven zehrt, die aber ja nun mal eigentlich als Basis für dieses wundervolle, durchgehend geduldige Mami-Lächeln dienen, welches ich mir so dekorativ in meinem Gesicht vorgestellt hatte … auch in diesen extra anstrengenden Erkältungs- und Fieber-Phasen! Ich meisterte die kleineren und größeren Erkrankungen des Töchterchens in ihren ersten 2,5 Lebensjahren dennoch einigermaßen tapfer. Allerdings nicht ganz so perfekt, wie ich es mir früher einmal ausgemalt hatte. Denn es stellte sich heraus, dass die Mausemaus krank sogar noch viel schlechter und weniger als eh schon schlief, und dass sie damit meinen ja sowieso nur minimal-geladenen Mutti-Akku schneller leer zog als ich „Och nö, du bist echt schon wieder wach?“ rufen konnte. Außerdem musste ich erfahren, dass meine Idee mit der besonders gesunden Genesungs-Ernährung zwar grundsätzlich super war, aber ein Kind voraussetzte, das bereit war, für Gemüse und Co den Mund zu öffnen. Leider jedoch war mir eines dieser Exemplare geliefert worden, das außer Nudeln mit Parmesan eigentlich kaum was essen mochte. In kränkelndem Zustand sogar nicht einmal das. Medikamente übrigens genauso wenig.
Ebenfalls abprallen ließ das Kind meine mütterlichen Ambitionen, sie pädagogisch wertvoll zu beschäftigen … mit lustigen Bastel-Arbeiten oder Wasserfarben-Marathons. Stattdessen wollte Zwergnase lieber den ganzen Tag jammernd an meinem Hals hängen und mir ihren Rotz ins Gesicht schmieren. Aber wenigstens meine „romantische“ Vorstellung vom Kleinkind mit Wadenwickel in meinem Arm, während ich Bücher vorlas, traf zu … bis sie zwei war. Dann ließ sie die kalten Tüchern nur noch mit iPad vor der Nase an sich heran.

Mein wahrscheinlich größtes Glück in dieser ersten Zeit als Mama war, dass die Mausemaus nicht oft und ich niemals gleichzeitig krank war. Logischerweise klopfte ich mir dafür selbst sehr gerne beherzt auf die Schulter, denn schließlich „schulte“ ich das Immunsystem meines Kindes höchst professionell, indem ich sie gefühlt alles in den Mund stecken und sehr viel mit anderen kleinen Zwergen spielen ließ. Ich war zwar felsenfest davon überzeugt, dass die Mütter in meinem Bekanntenkreis, deren Kids bereits in den Kindergarten gingen, völlig übertrieben, wenn sie von den „Kita-Viren des Todes“ sprachen und garantiert nur Panik verbreiten wollten, während sie mir mit rotgeränderten Augen „vorlogen“, dass sie im Leben noch nicht so viele Infekte hintereinander gehabt hätten, wie im ersten Jahr der Fremdbetreuung, hielt es aber dennoch nicht für falsch, ein bisschen vorbereitet zu sein. Immerhin. ;)

Die Realität … wenn mehr als ein Kind krank ist und/oder die Mama!!!

Tja, was soll ich sagen … ich hatte ja keine Ahnung. :D Die ganzen doofen Mamis haben nämlich leider Recht behalten. „Es ist ganz normal“, sagte mir einmal eine Kinderärztin, „das die Kleinen im ersten Kindergarten-Jahr so ca. 10-12 Infekte durchmachen.“ Meine Antwort darauf war ein sehr, sehr schockierter Blick und ein ungläubiges, leicht verzweifelt anmutendes Kopfschütteln. Hat mir aber auch nicht geholfen. Vor allem der erste Winter nach der Eingewöhnung war der blanke Horror, nicht zuletzt, weil wir kurz vorher das Krümelchen bekommen hatten. Mit 5 Wochen gönnte er sich und seinem Miniatur-Immunsystem zum allerersten Mal einen Hammer-Virus seiner Schwester und quälte sich ungelogen 10 Wochen damit rum. Er tropfte aus allen Löchern und ich konnte kaum etwas anderes tun als Dauerstillen und Schnodder absaugen. Derweil lag die Mausemaus immer mal wieder flach … nur ich bleib verschont. Noch. Aber nicht ewig. Und jedes Mal, wenn einer von uns krank wurde, bröckelte ein wenig meiner früheren „Mama-Verhalten-bei-erkrankten-Kindern“-Vorstellung ab, zerfiel zu Staub und machte Platz für … meine neue Realität in Rotze-Kotze-Schnodder-Zeiten. ;) Als Beispiel für den aktuellen Status möchte ich da sehr gerne mal von unserer letzten Runde in Sachen Familien-Grippe berichten. Es war nämlich wirklich FANTASTISCH!!!!

Die Tochter begann mit plötzlichem hohen Fieber, widerwärtigem, uns allen die Nächte raubenden Husten, blieb damit natürlich zuhause und ließ sich kaum mehr von der Couch bewegen. Sie wollte nicht basteln, nicht malen, nicht spielen, nicht essen. Sie wollte nur liegen und iPad gucken. Ich ließ es zu, denn ich musste mich ja auch noch um das absolut fitte Krümelchen kümmern. Ich hatte keine Zeit, mein großes Kind den ganzen Tag im Arm zu halten und ihr vorzulesen, obwohl ich das schrecklich gern gemacht hätte. Logischerweise klebte der GESUNDE Floh so aber nun auch ständig vor der Mattscheibe, was in mir rasant das schlechte Gewissen wachsen ließ. „Komm, WIR beide machen was anderes!“, lockte ich also regelmäßig – sogar dann noch, als bei mir das Fieber einsetzte. Ich schleppte mich von Kind 1 zu Kind 2, servierte Obst-Stückchen, die nur angeleckt wurden, füllte Trinkgläser mit besonders ansprechendem Sprudelwasser und kochte noch eine Gemüsesuppe, bevor es mich aus den Schuhen schoss und neben die Große auf die Couch sacken ließ. Ich schloss mich der Idee an, dass nur die Glotze uns glücklich machen könnte, ignorierte das schlechte Gewissen und war einfach nur dankbar, dass es diese Möglichkeit gab.

Und dann ging’s richtig bergab. Die Mausemaus und ich amüsierten uns über mehrere Tage mit hohem Fieber, husteten uns nachts die Lunge aus dem Hals und wandelten nur noch wie das klassische Mutter-Tochter-ZOMBIE-Dreamteam durch die Bude. Der Mann stieß irgendwann dazu – als Hilfe angedacht, wurde aber leider kurze Zeit später ebenfalls von dem vermaledeiten Virus in die Knie gezwungen, genauso wie das Krümelchen. Ergebnis: Beinahe eine komplette Woche über lief schon VOR dem Frühstück das iPad, weil es einfach nichts anderes gab, womit alle einigermaßen zu beschäftigen, zu beruhigen, nein, RUHIGZUSTELLEN waren. Mama und Papa konnten nichts anderes tun. Mama und Papa waren nämlich krank. Und zwar richtig. Das schlechte Gewissen schaltete sich knapp vor der 39 Grad Fieber-Grenze endlich aus. „Scheiß drauf“, sagte ich, „dann schauen sie eben rund um die Uhr Paw Patrol“, und sank wieder ins Delirium. Auch das sich das kleine Krümelchen 2 Tage ausschließlich von Eis ernährte, löste keine Panik mehr in Mutti aus. Ebenso wenig wie der Umstand, dass das Töchterlein geschlagene 5 Tage im Schlafanzug lebte. Genau wie der Papa. ;) Und was war aus meinem wundervollen, durchgehend geduldigen Mami-Lächeln geworden, mit dem ich meinen Kindern Sicherheit und Wohlbefinden während der Krankheit geben wollte? Tja, das war leider zwischenzeitlich einfach geschmolzen und hatte meine Mimik in einer eher neutralen Variante zurückgelassen, die aber – immerhin – weder Angst noch Schrecken unter meinen Liebsten verbreitete (im Gegensatz zu meiner Gesichtsfarbe :D )

Die Erkenntnis

Die Frage ist: Warum ging es mir plötzlich am Arsch vorbei, dass die Gehirne meiner Kinder nur noch von Quatsch umspült wurden, sie sich miserabel ernährten und sogar ein bisschen müffelten? War ich auf einmal eine voll miese Mutter geworden, die vergessen hatte, wie man sich richtig um ein krankes Kind kümmert? Nein, natürlich nicht. Ich war einfach nur eingeholt worden … von der Realität, in der eben manchmal sogar die Mama krank ist und alles Doofe zusammen kommt, in der weder Zeit noch Kraft mehr vorhanden sind für Vorlese-Marathons und selbstgekochte Hühnerbrühe. In der Eis essen immer noch besser ist als GAR NICHTS zu essen. Und in der es trotzdem irgendwie schön ist, als ganze Familie tagelang krank auf der Couch zu liegen, Chips zu verkrümeln und alte Disney-Filme zu schauen. Eine AUSNAHME nennt man das. Und DIE muss es eben auch mal geben … ganz ohne schlechtes Gewissen!!! <3

▼ Jetzt den PODCAST anhören!  ▼

Der LÄCHELN UND WINKEN Newsletter

Freu dich jeden Samstag über eine Mail von mir, mit allen Links zu den Neuerscheinungen der Woche und verpasse damit keinen Beitrag mehr - ganz egal, welcher Social Media Algorithmus gerade einen Pups quer hängen hat. ;)

Ich verschicke natürlich keinen Spam! Erfahre mehr in meiner Datenschutzerklärung.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

I accept that my given data and my IP address is sent to a server in the USA only for the purpose of spam prevention through the Akismet program.More information on Akismet and GDPR.

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.

8 Kommentare für “Alle krank? Dann weg mit dem schlechten Gewissen!

  1. Hallo Anke. Den Text habe ich gerade mal wieder gebraucht. Liege gefühlt halb tot auf der Couch, der Ehemann auch krank, der Sohn hustet sich die Seele ausm Leib und ach in Quarantäne sind die Kinder ja auch. Das heißt keine Hilfe von außen. *hiiiilfe
    Die Kinder gucken seit Stunden iPad. Ich weiß nicht mal mehr wie lang. Auf mein vorsichtiges „wollt ihr nicht mal oben spielen? Oder malen?“ kam nicht mal eine Reaktion. :-) egal. Dann sind die Augen halt „viereckig“ wie man früher sagte. Wünsche euch eine gute Woche.
    LG Selina

  2. Puh Anke, du sprichst mir aus der Seele. Wir lagen hier gerade mit 2 Jungs (5 und 3) eine Woche mit Grippe flach. Nach 6 Tagen für alle alles tun hat der Virus dann auch den Endgegner besiegt. Die Mama hatte Fieber. Der Unterschied zu euch ist aber dass wir noch ein 4 Monate altes Baby haben, welches sich wirklich noch nicht zum Dauerfernsehen auf dem Sofa überreden lässt. Es half also nix. Ibos rein und Trage um und laufen. ?
    Viele Grüße und weiter gute Besserung

  3. Oh weh, alle krank… Puh. Aber da ist es doch wirklich mehr als verständlich, dass es in so einer Situation mal anders läuft. Davon geht die Welt nicht unter. Ich glaube wir Mamas von heute vergleichen uns viel zu sehr mit anderen und haben dafür auch viel zu viele Quellen (Internet, social media, unendlich viele schlaue undwweniger schlaue Ratgeber, Freundinnen…). Einfach in solchen Situationen nicht nach rechts oder links schauen und gucken, dass alle wieder fit werden.
    Unsere 5 jährige war letzte Woche auch komplett krank und natürlich gab es da auch mehr mediale Unterhaltung als normalerweise ?

      1. Oh ja, da hast du so recht. Ich kann mich noch sehr gut daran erinnern, wie ich krank und in Decken gepackt auf der Couch gelegen bin und der TV lief und lief und lief… Aus mir ist trotzdem was geworden und ich gucke tatsächlich nicht den ganzen Tag nur TV ? ?