Phasen
Rabenmutter 2.0

Auch Muttis haben (fiese) „Phasen“

Ich lächle viel. Ich lache auch viel. Und ich mache viel Quatsch. Mit den Kindern, und auch ohne. Grundsätzlich würde ich mittlerweile über mich sagen, dass ich einfach glücklich bin. Mit meinem Leben und mit mir persönlich. Ich bin schrecklich gerne Mama und genauso gerne verheiratet. Und ich mache meinen Job gerne, weil ich ihn mir „selbst gebacken“ habe und irre dankbar dafür bin. Allgemein bin ich enorm dankbar. Für alles, was sich so für mich entwickelt und ergeben hat, obwohl es lange gar nicht so dolle für mich aussah.
Und TROTZDEM sitze ich manchmal abends neben meinen heißgeliebten, schlafenden Kindern … mit Tränen in den Augen, weil ich sie mal wieder gefühlt den ganzen Tag nur angebrüllt habe, weil ich nicht genug Geduld mit ihnen hatte, weil ich nicht die Mutter gewesen bin, die ich gerne IMMER wäre, sondern stattdessen so mies gelaunt war, dass ich sogar mich selbst genervt habe. Ich hasse diese Tage. Ganz besonders, wenn sie sich aneinanderreihen wie eine hässliche Plastik-Perlenkette und nicht einfach damit enden, dass ich mal eine Nacht etwas mehr schlafe und am nächsten Morgen wieder strahlend und mit einem neuen Satz Nerven wie Drahtseile erwache. Ich hasse diese Tage echt.

Du hast keine Lust oder Zeit, zu lesen? Dann scrolle einfach bis zum Ende des Textes runter und hör dir den PODCAST an!  

Manchmal ist der Wurm drin

„Im Moment bin ich eine richtige Hexe“, sagte letztens eine gute Freundin zu mir, seufzte tief und erzählte dann, dass sie gefühlt bereits seit Wochen nur noch an den Kindern und ihrem Mann herummotzen würde. „Ich kann gar nicht damit aufhören, OBWOHL ich so gerne würde“, erklärte sie und nannte sich selbst noch einmal eine fiese Hexe. Ich atmete auf und lächelte sie leicht dümmlich an, weil ihr „Geständnis“ soooo eine Erleichterung für mich war. „Weißt du was?“ antwortete ich. „Dann bin ich auch eine Hexe. Genau wie du! ODER wir befinden uns gerade in der Mutti-Version der Trotz-Phase … der MOTZ-Phase. Passend zu der unserer Kindern.“ Ich kicherte, denn eigentlich war es als auflockernder Gag gedacht. Doch dann sahen wir beide uns an und wussten: DAS ist es!

Nicht nur Kinder stecken hin und wieder (Quatsch, IMMER! ;) ) in irgendeiner Phase fest, die einfach dazugehört auf ihrem Weg des Lernens und dem stetigen über sich selbst Hinauswachsens, sondern auch wir Mütter (und Väter). Schließlich geht es uns im Grund gar nicht anders als unseren Sprösslingen! Auch wir lernen ab dem Zeitpunkt der Geburt unseres ersten Kindes jeden Tag etwas Neues … über unsere Kinder, den Umgang mit ihnen und über uns selbst. Besonders deutlich empfinden wir das am Anfang, wenn sich unsere ganze Welt durch das kleine Würmchen in unserem Arm verändert, wir plötzlich so vieles anders als früher beurteilen und im Prinzip täglich vor neue Aufgaben gestellt werden, die es zu bewältigen gilt. Das ist natürlich toll und fantastisch und enorm bereichernd, aber eben auch anstrengend und manchmal sogar etwas beängstigend. Wir laufen wie auf Autopilot, fühlen uns ein wenig unseres alten Ichs beraubt und brauchen eine gewisse Zeitspanne, um uns wieder zu sortieren und das neue Ich mit dem alten zu kombinieren.

Die vielen Phasen der Elternschaft

Und damit beginnt es: Wir er- und durchleben von nun an unterschiedliche Phasen des Elternseins. Phasen des Umbruchs, Phasen der bodenlosen Müdigkeit, Phasen der Angst vor der Zukunft, Phasen des größten Glücks auf Erden. Es ist tatsächlich vergleichbar mit dem, was unsere Kleinen so durchmachen … nur das wir nicht wie sie bei null starten, sondern mittendrin im Leben einmal alles umschmeißen und komplett „umdekorieren“. Außerdem haben wir nicht das Plus der Kinder auf unserer Seite, dass man ihnen zugesteht, einfach mal richtig ätzend drauf zu sein – über Tage oder sogar Wochen – weil es ja nun mal zur Kindheit dazu gehört. Mamis hingegen sollten sich eigentlich durchgehend „im Griff“ haben, weil sie zum Einen erwachsen und zum Anderen natürlich ein Vorbild sind. Der Anspruch an uns lautet, alles zu schaffen – am besten milde lächelnd: Job, Haushalt, pädagogisch wertvolle Kindererziehung und on top unbedingt auch noch die Partnerschaft, denn die Paar-Beziehung zum Gatten (oder der Gattin) darf auf keinen Fall außer acht gelassen werden, egal wie müde die Mama ist und wie wenig Zeit sie für sich selbst hat. Aber ist das überhaupt zu schaffen, ohne zeitweise zur „Hexe“ zu mutieren? Ist das überhaupt WIRKLICH gefordert oder machen wir uns viel von dem Druck „nur“ selber, weil wir sooo gerne für unsere Liebsten perfekt wären? Rund um die Uhr. Sieben Tage die Woche.

Ich befürchte fast, es ist so: Viel von dem Druck machen wir uns (leider) selbst. Klar, die Ansprüche der Gesellschaft sind schon echt der Hammer und die Bilder von der perfekten, modernen, alles wie eine Superheldin stemmenden Mutter werden uns recht deutlich vorgezeichnet. ABER wir ziehen uns diesen Schuh auch echt schnell an – weil wir denken, er MUSS passen. Dabei muss er das gar nicht, denn er ist im Grunde nicht weniger Fiktion als das Raumschiff Enterprise aus StarTrek! KEINE Mutter, keine Frau, kein Mann, kein MENSCH kann alle Erwartungen erfüllen, die an ihn gestellt werden. Und den meisten ist das auch völlig Wurscht. Nur wir Mamis legen unsere persönlich Latte so extrem hoch, wünschen uns so sehr, WIRKLICH perfekt zu sein, immer zu lächeln, immer geduldig zu sein und immer die beste Mutter aller Zeiten für unsere Kinder zu sein … weil unsere Kinder schlicht nicht weniger verdienen in unseren liebevollen Augen. <3 Und es ist so toll, dass wir es versuchen und jeden Tag unser allerbestes geben. Jedoch auch mega anstrengend.

Was mich wirklich lächeln lässt

Wenn ich ganz ehrlich bin, sind es gar nicht immer nur die „perfekten“ Momente als Mama, die mich so richtig rundum glücklich und zufrieden mit meiner Rolle machen, sondern oft auch jene, in denen ich eben – wie letztens – mit einer Mami-Freundin am Tisch sitze, wir uns gegenseitig einen Lappen zur Beseitigung der Rotzeflecken auf unseren Shirts reichen und zwischen kaltem Kaffee und Kuchenkrümeln abwechselnd mal kurz die tobenden Kinder anbrüllen, weil sie so laut sind, dass man sein eigenes Wort nicht mehr verstehen kann. Und dann zusammen darüber zu lachen, dass man gerade mal wieder besonders häufig daran denkt, die Kinder einfach in einer Hängematte unter die Zimmerdecke zu ziehen … und den Mann gleich mit dazu zu packen. Denn in diesen Momenten begreife ich, dass es ok ist, NICHT perfekt zu sein; dass wir alle Grenzen und manchmal einfach keinen Bock mehr haben. Nicht nur eine Stunde lang, sondern durchaus mal Tage. Weil wir wie und/oder MIT den Kinder in einer „Phase“ feststecken. Einer Mutti-Motz-Phase.

Klar, solche Mutti-Motz-Phasen sind doof. Aber sie sind auch kein Weltuntergang. Irgendwie finde ich es sogar schön zu wissen, dass wir mit unseren Kindern in einem Boot sitzen. Denn das ist es doch, was es bedeutet, eine Familie zu sein … oder? <3

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PS: Wie immer freue ich mich, wenn ihr diese Text teilt! Danke! <3

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7 Kommentare für “Auch Muttis haben (fiese) „Phasen“

  1. Ein toller Text!!
    Ja,es gibt solche Tage,weil gefühlt wirklich alles an Mutti hängen bleibt. Haushalt, Einkauf,Schule,Kita,Sport-/ und andere Kurse der Kinder….und dazwischen noch die fast dauerquengeligen und mit nichts zufriedenen Kinder.

    Freiraum schaffen,um mal was für sich zu tun,ist ein Ding der Unmöglichkeit,weil der (arbeitende) Mann denkt,dass nur ihm sowas zusteht.

    So ist es nicht einfach,immer entspannt und freundlich lächelnd zu bleiben.!!

  2. Oh das tut so gut. Bei mir ist es mal wieder soweit. Ich stehe wie neben mir, die Kinder heulen und ich denke noch „atmen, du weißt warum sie heulen, sie sind müde, alles wird gut, schrei nicht rum“ und schon raste ich aus und schreie. Ganz blöd. Wenn man weiß wie man sein sollte, aber vor allem auch sein möchte, und es einfach nicht verhindern kann. Das die Nerven so furchtbar kurz sind. Da hilft nur entschuldigen, bewusst sich Freiraum schaffen (und wenn es mit dem bösen bösen Fernseher ist ?) und ein bisschen Nervenpflege betreiben. Dann wird’s auch wieder. Danke für die Erinnerung, dass es jedem mal so geht.