Schwangerschaftstagebuch
Schwangerschaftstagebuch

Schwangerschaftstagebuch: 27. und 28. SSW

Immer, wenn ich denke, dass ich jetzt endlich ein bisschen cooler und lockerer werde, passiert irgendwas, das mir das Gegenteil beweist. Und diesmal hat mich die Angst sogar so kalt im Nacken erwischt, dass ich tatsächlich über meinen Schatten gesprungen und mal eben spontan in die Kölner Uni-Klinik gefahren bin. Normalerweise so gar nicht mein Ding … ich hasse Notaufnahmen (außer in TV-Serien ;) ), fühle mich dort fehl am Platz und irgendwie immer wie ein nervtötender Vollidiot. Aber: Wenns um meine Kinder geht – das bereits geborene wie auch das bisher ungeborene – dann hilft alles nix. Ich fahre hin, obwohl ich mich doof dabei fühle. Nichtzuletzt deshalb, weil mein Mann mich schwer dazu nötigt ;) .

Schwangerschaftswoche: 27
Anzeichen / Beschwerden: Ich glaube, so langsam kann ich mich mal höflich von meinem Beckenboden verabschieden. Ein bis zwei Nieser – manchmal sogar einen Huster – verkraftet er noch, aber dann … naja … sagen wir es, wie es ist: Dann gibt er auf. Das Gute ist, dass ich dank des Schwangerschafts-Ausfluss sowieso nie ohne Slipeinlage vor die Tür gehe. Aber eventuell muss ich bald auf Binden umsteigen, um bei einem plötzlichen Anfall von (Heu-)Schnupfen noch einigermaßen trocken zu bleiben. Sexy ist echt anders L .
Auch nett fand ich diese Woche das fragwürdige Stechen in der linken Seite, dass mich zwei Tage und Nächte begleitet hat. Es war mal besser, mal schlechter, aber ganz weg ging es erst nach ca. 48 Stunden. Vielleicht die Mutterbänder? Doch warum dann nur einseitig? Tja, keine Ahnung … dem Krümelchen ging es dennoch die ganze Zeit gut (schließe ich aus den sehr aktiven und sportlichen Turneinlagen, die er unabhängig von meinem persönlichen Befinden mehrfach täglich präsentiert), also habe ich es mal „locker“ gesehen und bin nicht gleich zum Arzt gerannt. Man muss ja auch mal tapfer sein ;) .
Gewicht: 76 kg. Gottseidank haben wir im Badezimmer keinen Ganzkörper-Spiegel … das würde mir sonst nach dem Duschen wahrscheinlich jeden Tag versauen. Doch meine Oberarme winken mir extrem schwungvoll zu, während ich meine Haare trockne oder mein immer fülligeres Gesicht eincreme und das finde ich schon echt frech. Meinen Oberschenkel versuche ich zwar dafür nur noch angezogen zu begegnen, doch es lässt sich eben nicht ganz vermeiden, dass ich bestimmte „Veränderungen“ bzw. Auffälligkeiten in Sachen allgemeines Köper-Wachstum wahrnehme. Wenn ich mich zum Beispiel in meine „Hot-Mama“-Stützstrümpfe zwänge, dann quellen oben sozusagen die Reste vom hochgeschobenen Bein raus. Neeeeeeee, dat is wirklich kein schöner Anblick!!!
Bauchumfang: 103 cm. Ich komme im Prinzip kaum mehr an meine Füße. Das ist so medium-praktisch, vor allem, wenn man viel Zeit barfuß auf Spielplätzen rumläuft. Die Drecksquanten dann abends sauber zu bekommen, kann durchaus zu einem Problem führen, dass man ELEGANT eigentlich gar nicht mehr lösen kann. Doch mein Göttergatte hatte eine ausgezeichnete Lösung parat: Er hat mir eine Rückenbürste geschenkt, mit der ich mir jetzt jeden Abend die Füße sauer schrubben kann – cleveres Kerlchen :D .
Aktuelle Leibspeise: Wassermelone. Boah, lecker! Es kommt vor – und zwar gar nicht so selten – das ich mir abends auf der Couch noch schnell ne halbe Wassermelone reinziehe. Natürlich keine in Medizinball-größe, aber eben auch nicht ganz klein. Vor dem Schlafen gehen ist das eigentlich keine sooooo gute Idee, aber ich kann leider nicht widerstehen und nehme in Kauf, nachts dafür zu zahlen … mir 3–4 Extra-Klogängen. Manchmal ist mir echt nicht zu helfen ;) .

Das Krümelchen dürfte jetzt so ca. 30 cm lang sein – von Kopf bis Fuß gemessen – und irgendwas um die 900 Gramm wiegen. Nachgemessen wurde da ja schon lange nicht, daher muss ich mich mit den ungefähren Maßen aus Apps zufrieden geben. Immerhin … so hab ich wenigstens eine grobe Ahnung davon, welche Dimensionen der Sohnemann mittlerweile hat. Alles in allem ist er ja noch recht „handlich“ im Moment. Eigentlich. Dafür jedoch extrem aktiv, schon ziemlich stark und offenbar bereits mit einer eigenen Meinung ausgerüstet. Denn sobald ich mich setzte, protestiert er. Ganz besonders natürlich, wenn ich eine Jeans anhabe (was in diesem, bisher eher frischen und nassen Sommer leider die Standart-Kleidung darstellt). Er tritt wie ein Miniatur-Berserker gegen den Hosenbund, windet und sträubt sich gegen diese „Einschränkung“ seiner Beinfreiheit. Ich versuche dann, ihn mit Streicheleinheiten zu beruhigen und ihm auch gleich zu erklären, dass er sich gar nicht so anstellen muss, weil sein aktuelles Zuhause im Laufe der nächsten Wochen sowieso noch „etwas“ an Weitläufigkeit einbüßen wird. Aber er hört mir nicht zu und zwingt mich lieber, wenigstens etwas Platz zu machen, in dem ich mich in eine halb-liegende Position rutschen lasse. DAS ist dann akzeptabel für den Herrn und er pennt wieder ein.

Blöd ist halt, dass ich es ihm nicht immer gleich so recht machen kann. Im Auto zum Beispiel funktioniert das nicht. Ich sitze immernoch hinten bei der kleinen Madam, weil sie sich sonst in ihrem Reboarder (Find ich eigentlich super, dass es die auch für größere Kinder gibt. Zumindest vom Sicherheits-Faktor. Spannender ist es für die Kids natürlich, wenn sie vorwärts fahren dürfen. Mal sehen … wahrscheinlich müssen wir den Sitz bald umdrehen, weil es ihr so einfach zu Öde ist.) einsam fühlt und rummeckert. Die Rückenlehne der Rückbank kann ich aber nun mal nicht nach hinten kippen, so dass ich ziemlich aufrecht sitzen muss und damit den Unmut des Krümels wecke. Er randaliert den Großteil jeder Autofahrt, was für mich – ehrlich gesagt – etwas unentspannt ist. Das wiederrum hat zur Folge, dass wir wohl diese Jahr wieder nicht in den Urlaub fahren. Bereits nach einer Stunde habe ich keinen Bock mehr auf Auto (Ella auch nicht), muss auf jeden Fall pinkeln, mir die Beine vertreten und den Rücken etwas entlasten. Hat man also eine Autofahrt von 5 Stunden vor sich – ans Meer – potenziert sich die Komplett-Fahrzeit durchs ständige Anhalten müssen natürlich rasant. Und dann ist noch kein Stau dabei. Davon mal abgesehen: Als ich mit Ella schwanger war, sind mein Mann und ich mit dem Auto nach Südfrankreich gefahren – bei sengender Hitze, ohne Klimaanlage und ich in Stützstrümpfen. Überraschenderweise löst die Erinnerung daran bei mir nicht den Wunsch aus, auch in dieser Schwangerschaft via Auto in den Urlaub zu gondeln. Fliegen mag ich jetzt aber auch nicht mehr. Tja … und so wird es wohl eher erst im nächsten Jahr eine erneute Begegnung zwischen mir und dem Meer geben. Schade, aber ich werde es wahrscheinlich überleben ;) .

Ende der 27. SSW stand mal wieder ein Besuch bei meiner Gyn auf dem Programm. Wobei MEINE Gyn ja gar nicht mehr in der Praxis arbeitet, sondern aus familiären Gründen das Land verlassen hat. Finde ich immernoch traurig, denn sie war echt außergewöhnlich nett, immer total entspannt und hat sich jedes Mal soooo viel Zeit für mich genommen (für ihre anderen Patienten natürlich auch, was die enormen Wartezeiten erklärt hat). Sie war spitzen-klasse. Die neue Ärztin ist zwar auch nett, aber sie quatscht nicht wirklich mit mir … sie handelt Themen ab: Haben Sie schon ein Krankenhaus ausgewählt? Haben Sie eine Hebamme gefunden? Brauchen Sie ein Rezept? Ansonsten alles in Ordnung bei Ihnen? Noch Fragen? Nein? Dann vereinbaren Sie bitte vorne noch die weiteren Termine – das geht jetzt alles ganz schnell bis zur Geburt! Tschüss, bis in drei Wochen.
Tja, eher unpersönlich und etwas stressig (Wie, das geht jetzt ganz schnell??? Ahhhhh!!!!). Aber jetzt mag ich auch nimmer wechseln. Und grundsätzlich fühle ich mich in der Praxis ja gut aufgehoben. Und bei ihr irgendwie auch. Ist ja nicht schlecht oder inkompetent … nur anders. Also, was soll’s.
Das Highlight dieses Besuchs war aber ganz klar der Zuckertest, den ich nun endlich noch absolvieren sollte und von dem meine Ernährung in den nächsten Wochen abhing. Bei der rasanten Gewichtszunahme, die ich so an den Tag lege, rechneten alle damit, dass ich Diabetes entwickelt hätte. Nur … bei der kleinen Madam habe ich ebenso viel und schnell zugenommen – und BESTAND den Test mit Bravour.
„Sie haben Glück, Frau Neckar, wir haben die Glucose-Lösung, die fast genauso wie Traubensaft schmeckt“, erklärte mir die Helferin, die mir meinen „Drink“ reichte. Und ja, es war tatsächlich nicht annähernd so widerlich, wie ich es noch von Ella in Erinnerung hatte. Der Nachteil an dem neumodischem Gesöff: Es hinterlässt auf weißer Kleidung auch dieselben, nie wieder zu killenden Flecken wie Traubensaft. Woher ich das weiß? Na, ich habe mir einen Teil der Lösung elegant über den üppigen Schwangerschaftsbusen geschüttet … was ganz klar an dem doofen Pappbecher, keinesfalls an mir lag! Egal. Was bin ich auch so doof und trage weiße Oberteile, wenn ich vorhabe, IRGENDETWAS zu mir zu nehmen. Das Gute daran war, dass ich anschließend OHNE LÄTZCHEN Pasta mit Bolognese essen konnte. Das Shirt war ja eh versaut :D .

Auf das Ergebnis des Zucker-Tests musste ich zwei Tage warten bzw. darauf, dass mich keiner anruft. Denn nur im Falle von Diabetes sollte ich informiert werden. Hat aber keiner getan. Ergo: HER MIT DER SCHOKOLADE, DEM KUCHEN und DEM EIS – alles ist prima! (Die Sache mit dem Gewicht ignorierte ich zur Feier des Tages natürlich gänzlich ;) ) 

Schwangerschaftswoche: 28
Anzeichen / Beschwerden: Immer mal wieder habe ich Probleme mit dem Kreislauf. Am häufigsten morgens vor dem Frühstück (was dann wenig überraschend ist), aber auch öfter mal einfach so zwischendurch. Naja, bisschen Schwund ist immer, richtig? Weitaus nerviger finde ich eigentlich, dass ich – wie auch schon in der Schwangerschaft mit der kleinen Madam – haufenweise kleine Fibrome entwickle. Damals war ich damit beim Hautarzt, weil ich mir Sorgen machte, wurde aber beruhig wieder weggeschickt. „Die sind nicht schön, aber ungefährlich“, sagte man mir. Und viele von ihnen „trockneten“ in den ersten Monaten nach der Geburt sogar einfach aus, fielen ab und verschwanden somit ganz von alleine (ich weiß … sooooo lecker ;) ). Trotzdem: So richtig fein finde ich die Dinger nicht. Tja, egal, ALLES FÜRS KRÜMELCHEN! :D
Gewicht: 77 kg. Apropos ALLES FÜRS KRÜMELCHEN: Ich hoffe doch sehr, der kleine Mann kommt mit ordentlich Kohldampf auf die Welt, denn Mutti legt Polster an, als müsse sie zukünftig 24 Stunden am Tag Drillinge stillen. Echt jetzt, mittlerweile wünsche ich mir fast, dass auch mein zweites Kind mich zwingen wird, 10 Kilometer am Tag zu laufen und schimpft, sobald mein umfangreicher Hintern sich auf die Couch plumpsen lässt. Klein-Ella hat mir mit diesem Prinzip schließlich ziemlich zügig meine 28 Extra-Kilo abtrainiert. Andererseits … mal so ein gemütliches Wochenbett mit viel rumliegen und einigermaßen entspannt in der Zweifach-Mama-Rolle ankommen, klingt jetzt auch nicht total Kacke in meinen Ohren. Abwarten. Die Entscheidung treffe ja sowieso nicht ich ;) .
Bauchumfang: 103,5 cm. Ich wachse langsam aber stetig aus meinen aktuellen Schwangerschaftsjeans raus. An den Beinen geht’s fast noch … aber der Bund am Bauch wird langsam etwas unangenehm und der Krümel tritt immer vehementer dagegen, sobald ich mich hinsetze. Am liebsten würde ich ja komplett auf Kleidchen und dünne Flatterhöschen umsteigen. Aber leider ist es dafür meist zu kalt und zu nass. Also muss ich wohl oder übel bald in die nächste Jeansgröße wechseln. Und in der wird die Zahl 46 stehen!!!
Aktuelle Leibspeise: Immernoch Wassermelone. Allerdings werde ich jetzt wohl doch mal die Menge überdenken. Soweit ich gelesen habe – im Internet ;) – handelt es sich bei diesem Obst eigentlich nur um Zuckerwasser. Das ist natürlich (besonders in der von mir gegessenen Gewichtsklasse) nicht unbedingt das cleverste, späte Abendessen der Welt. Vielleicht sollte ich einfach mal versuchen, nach 21 Uhr … oder sogar früher … NICHTS mehr zu essen. Ach, ich weiß: total unrealistischer Gedanke :D .

Da ist mir doch gleich zu Anfang der 28. SSW mal ganz gepflegt der Arsch auf Grundeis gegangen: Am ersten Tag der Woche … oder besser gesagt, am ersten Abend, stand ich aus meinem Bett auf, nachdem die kleine Madam endlich in meinem Arm eingeschlafen war und sah trotz Dunkelheit, dass sich unter mir ein feuchter Fleck gebildet hatte. Nicht riesengroß, aber durchaus so an die 10–15 cm breit. Was zum Teufel ist das denn jetzt, dachte ich sofort und überlegte, ob ich vielleicht gehustet oder geniest hatte (da lässt mich mein Beckenboden ja neuerdings gerne mal im Stich). Ich konnte mich aber nicht erinnern. Was nicht zwingend was heißen musste … macht man ja schließlich so ganz nebenbei.

Auf der Toilette prüfte ich, ob es wenigstens keine Blutung war. War’s nicht. Und auch sonst deutete nichts auf etwas Schlimmes hin. Ein viel zu früher Blasensprung vielleicht? Aber in meiner Erinnerung sah das etwas anders aus – nach mehr Flüssigkeit, sehr viel mehr Flüssigkeit.
Ich versuchte also, mich nicht verrückt zu machen. Es wird schon alles in Ordnung sein, sagte ich mir immer wieder und hoffte einfach, dass es am Morgen vorbei und vorzugsweise auch gleich vergessen wäre (Schwangerschaftsdemenz MUSS doch auch Vorteile haben! ). Stattdessen schlief ich schlecht und hatte Alpträume. Trotzdem schob ich die dunklen Gedanken immer wieder von mir weg, weil wir so viel zu tun – und eigentlich sogar Hochzeitstag – hatten. Doch es half alles nichts. Immer wieder hatte ich das Gefühl, mehr als nur ein bisschen Urin zu verlieren oder besonders viel Ausfluss zu haben. Es machte mich ganz bekloppt. Bis zum Nachmittag war das „Thema“ in meinem Kopf so groß und bedrohlich geworden, dass ich kaum noch an etwas anderes denken, geschweige denn unseren Familientag genießen konnte.

„Fahr doch jetzt bitte ins Krankenhaus und lass das abklären“, sagte mein Mann. „Heute bin ich da und kann auf Ella aufpassen … morgen bist du wieder allein und du müsstest sie mitnehmen, wenn du dann fahren wollen würdest!“
„Ich rufe da erst einmal an, vielleicht können die mich beruhigen“, erwiderte ich, denn ich bin grundsätzlich kein Fan von spontanen Ausflügen ins Krankenhaus. Ich fühle mich dann immer wie ein Bittsteller … oder Hypochonder. Auf jeden Fall denke ich jedes Mal, wenn ich in einer Notaufnahme sitze, dass ich mich anstelle und den Ärzten nur ihre Zeit stehle.
Die Hebamme im Krankenhaus-Kreißsaal meines Vertrauens konnte mich telefonisch allerdings nicht beruhigen. Im Gegenteil:„Bitte lassen Sie das unbedingt heute noch abklären. Wenn sie regelmäßig Flüssigkeit verlieren, könnte es sich tatsächlich um einen Blasensprung handeln. Wir können das hier zwar testen, aber falls es tatsächlich so ist, müssten wir sie umgehend in die Uniklinik verlegen, um Sie und Ihr Baby bestmöglich versorgen zu lassen. Also wäre es am sichersten, Sie fahren sofort dorthin. Um keine Zeit zu verlieren. Viel Glück!“ VERDAMMT!

Ich rief mir also ein Taxi. Der Fahrer war glücklicherweise der perfekte Mann für diese Tour, denn er erzählte mir, dass seine Frau vor beinahe genau einem Jahr in dieser Klinik ihre Zwillinge im 7. Monat entbunden hatte – nach einem vorzeitigen Blasensprung. „Alles ist gut gegangen“, versuchte er mich zu beruhigen, „es war zwar eine anstrengende Zeit, die wir dann nach der Geburt dort verbracht haben, aber die Ärzte und Hebammen sind echt super gewesen. Falls es bei Ihnen ein Blasensprung sein sollte und ihr Kind deshalb zu früh kommt, dann sind Sie da wirklich in guten Händen.“ Netter Typ. Irgendwie ging es mir tatsächlich ein bisschen besser durch seine Geschichte. Zumindest kurz.

Im Krankenhaus angekommen, wurde ich sofort in den Kreissaal und dort in ein kleines Wartezimmer geschickt. Ich fühlte mich elend. Ich hatte Angst, dass mein Krümelchen heute – oder in den nächsten Tagen – schon kommen müsste. In der 28. SSW und damit viel zu früh. Gleichzeitig fühlte ich mich wie ein idiotischer Schisser, der einfach nur mal wieder die Nerven verloren hatte und jetzt anderen Menschen damit auf den Sack ging. Letzteres überwog irgendwann und entsprechend präsentierte ich mich der Hebamme, die mich nach ungefähr 20 Minuten Wartezeit abholte und in einen kleinen Untersuchungsraum lotste: Ich plapperte gehetzt drauf los, entschuldigte mich immer wieder dafür, überhaupt gekommen zu sein und wirkte wahrscheinlich insgesamt wie eine totale Irre.
„Liebe Frau Neckar, setzten Sie sich bitte erst einmal hin und atmen Sie etwas durch. Sie stören uns hier nicht. Wir sind doch für solche Fälle da – wenn eine werdende Mutter sich Sorgen macht, sollte sie immer herkommen. Wir schauen lieber einmal zu oft, als einmal zu wenig nach der Gesundheit von Mama und Kind. Da können Sie sich ganz sicher sein! Ich schlage vor, wie machen jetzt als aller erstes den Test auf Fruchtwasser. Falls alles ok ist, können Sie sich entspannen und wir checken Sie und Ihr Baby noch gründlich durch. Nur, damit Sie wirklich beruhigt heimfahren können. Und sollten Sie tatsächlich Fruchtwasser verlieren, bekommen wir auch das in den Griff. Alles wird gut!“

Ich atmete tief ein, versuchte mich ein wenig locker zu machen und ließ mich auf der Liege nieder. Der Test – der beinahe genauso aussah wie ein günstiger Schwangerschaftstest – brauchte einige Minuten … und fiel dann negativ aus. Fast hätte ich vor Erleichterung losgeheult, so groß war die Last, die sich im selben Moment von meinen Schultern glitt und in Luft auflöste. „Werde ich jetzt also einfach inkontinent?“, fragte ich und musste beinahe lachen, weil mir selbst DAS so viel lieber war, als ein vorzeitiger Blasensprung. „Ein bisschen vielleicht“, lächelte die Hebamme, „aber das ist nicht schlimm und geht wahrscheinlich nach der Geburt – mit ein bisschen Training – wieder weg.“ Ach, Scheiß drauf, hätte ich am liebsten gerufen! Hauptsache dem Krümelchen geht’s gut und er bleibt noch eine Weile dort, wo er nun mal gerade am besten aufgehoben ist: in Muttis Bauch!

Ich verbrachte noch eine halbe Ewigkeit am CTG, lauschte dem Herzschlag des Krümels und seinen Versuchen, von dem Ding wegzukommen. Und dann musste ich nochmal eine Stunde im Wartezimmer rumsitzen, weil noch ein Ultraschall gemacht werden sollte, mir aber eine Frau mit viel zu frühen Wehen vorgezogen wurde. Zu recht! Während sich meine Ängste bei diesem spontanen Besuch im Krankenhaus glücklicherweise nicht bestätigten, wurden ihre gerade real. Sie tat mir unendlich leid und ich hoffe, dass für sie und ihr Kind alles gut ausgegangen ist!

Ich durfte nach insgesamt drei Stunden Aufenthalt in der Klinik wieder nach Hause fahren. Mit dem Wissen, dass ich ab jetzt zwar etwas undicht (und eventuell auf die Maxi-Slipeinlagen umsteigen sollte ;) ), aber mit dem Krümelchen (das laut Ultraschall gerade ca. 960 Gramm wiegt) dafür alles in Ordnung war. „Wenn der Zwerg jetzt kommen würde, wäre das kein Beinbruch mehr, Frau Neckar“, erklärte mir der Gynäkologe. „Ganz besonders, wenn Sie frühzeitig hier sind, denn dann können wir Ihnen und dem Baby helfen. Also bitte scheuen Sie sich nicht, uns aufzusuchen, wenn Sie das Gefühl haben, irgendetwas ist nicht in Ordnung.“ Der Arzt sah mich streng an – Widerworte waren hier offenbar nicht erwünscht. Ausnahmsweise fand ich das extrem beruhigend und sogar überzeugend. Deshalb werde ich mich (ganz entgegen meiner Natur) brav daran halten und beim nächsten unguten Gefühl etwas früher in die Klinik fahren, anstatt mich tagelang bekloppt zu machen und in Angstschweiß zu baden. In Sachen Schwangerschaft und Baby sollte man besser nicht endlos rumeiern, sondern wirklich lieber handeln. Es macht ja auch wirklich keinen Sinn, sich mit Ängsten rumzuplagen, anstatt sich an Profis zu wenden. Hab ich kapiert. Bin ja lernfähig. Manchmal :D .

PS: Und während ich – immernoch erleichtert, dass mit dem Krümel und mir alles ok ist – noch so darüber nachdenke, wie nett ein Wochenbett sein könnte, wenn das Baby nicht zu früh, sondern ganz normal so um den ET käme und dann ein mini-kleines bisschen pflegeleichter wäre, als die Mausemaus es gewesen war, macht mir die Stadt Köln schon lässig einen Strich durch die Rechnung, indem sie vor unserer Haustür mal eben eine Großbaustelle fürs nächste halbe Jahr einrichtet. HERZLICHEN DANK AUCH!!! Angeblich wird bei den oftmals unterirdischen Bauarbeiten streng darauf geachtet werden, dass sich die VIBRATIONEN in den umliegenden Wohnhäusern im gesetzlich erlaubten, ungefährlichen Rahmen bewegen, aber nach potenzieller Ruhe und Entspannung sieht das hier trotzdem nicht aus. Ich bin so medium begeistert.

Dieser Text ist ebenfalls erschienen bei eltern.de.

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6 Kommentare für “Schwangerschaftstagebuch: 27. und 28. SSW

  1. oh wie ich dich nachvollziehen kann. Bei meiner letzten SS war ich ab der 6.woche alle zwei wochen bei meiner frauenärztin (geplant) Und weil ich durch die Fehlgeburt vorher so nervös war, bin ich die wochen dazwischen wegen irgendwelchen Vorwänden (komisches Gefühl) ins Krankenhaus gegangen. Ich hab mich da auch immer entschuldigt, aber hab dann immer von meiner Fehlgeburt erzählt und da hatten dann auch alles Verständnis für meine Unruhe…vorallem weil man ja so früh ja auch nix spührt. Im moment beruhigt es mich immer ungemein, wenn der Bauchbewohner randaliert. da mach ich mir dann auch bei ein paar schmierblutungen nicht gleich nen Kopf. bin diesmal da unten einfach empfindlicher als bei der letzten….muss man aber auch erstmal in seinen “bekloppten” Kopf bekommen!

    weiter alles Gute!

    1. Ein randalierender Bauchbewohner ist echt das beste Beruhigungsmittel für nervöse Mamis! Bin auch echt froh, dass der Krümel so aktiv ist ❤️
      Dir auch alle Gute … und starke Nerven!!!

  2. Herrje herrje herrje. Ich kann gut verstehen das einem erstmal Millionen Gedanken durch den Kopf schießen, wenn sowas passiert. Umso mehr freut es mich, das alles in Ordnung ist.

    Bei mir wurde in einer recht frühen Woche eine Präeklampsie diagnostiziert. Zuvor hatte ich mir darüber niemals Gedanken gemacht, oder mich gar belesen. Und plötzlich war die Panik da.
    In den weiteren Wochen war ich zwei mal die Woche zur Kontrolle, einmal Frauenarzt und einmal in der Uniklinik.
    Fazit: ich wurde an einem Freitag, 3 Wochen vor ET darauf aufmerksam gemacht, doch am nächsten Tag zur Einleitung in der Klinik aufzutauchen.
    Und zu Hause war noch nicht mal ansatzweise alles so wie ich es haben wollte.

    Auch wenn ich deine Unruhe sicher nicht 100%ig nachempfinden kann, war auch das schon Aufregung genug.

  3. Ich kann so unglaublich gut verstehen wie Du Dich bei Deinem Krankenhausbesuch gefühlt haben musst. Für mich wäre das auch der pure Horror, ich “musste” schon einmal außerplanmäßig zu meinem Gyn (die Mutterbänder haben geschmerzt und die Menschen in meiner Umgebung haben mich bekloppt gmeacht) und kam mir schon dabei so mega dämlich vor! Hoffentlich bleibt mir ein Krankenhausbesuch erspart!
    Ich freue mich wirklich sehr dass mit Krümel und Dir alles in Bester Ordnung ist! :-)) Jetzt kommen ja anstrengende Tage auf uns zu, ich bin gespannt wie es Dir mit dem heißen Wetter ergeht, ich leider schon richtig ;-) ;-)