… wenn eine Trennung trotz Kindern sein muss, um das eigene Glück zu retten!
Liebe ist definitiv eine der stärksten Kräfte, die wir kennen. Wenn wir unsere Kinder ansehen, dann wünschen wir ihnen von Herzen – neben Gesundheit – dass sie die Liebe finden; dass ihr Leben von Liebe bereichert wird … von Liebe in allen Facetten. Denn Liebe ist, so pathetisch das auch klingen mag, die Basis des Glücks ;). Allerdings – und auch das wissen wohl die meisten – kann Liebe auch Schmerz hervorrufen. Und das nicht nur, wenn eine Verbindung zwischen zwei Menschen zerbricht, sondern vor allem dann, wenn sie als Waffe eingesetzt wird … wenn es sich um eine sogenannte toxische Beziehung handelt.
Wahrscheinlich leben viel mehr Paare eine toxische Beziehung, als man so denken mag, denn oft empfinden die beteiligten Partner den Zustand lange als normal; sie merken kaum, wie das Gift die Liebe zerfrisst, weil sie sich an den Schmerz gewöhnt haben oder (schlimmer noch) glauben, ihn zu verdienen. UND weil Liebe tatsächlich ein wenig blind machen kann und ein verliebtes Herz schlicht ungern aufgibt.
Wie sehr man sich in einer solch toxischen Beziehung verlieren, aber auch wie man daraus erwachen und ausbrechen kann, hat Lara* am eigenen Leib erlebt. Die junge Mutter von zwei kleinen Kindern war 10 Jahre lang mit einem für sie „giftigen“ Mann liiert. Rückblickend und objektiv betrachtet, wusste sie schon lange, dass sie diese Partnerschaft für ihr eigenes Wohl hätte aufgeben müssen … die Kraft, es durchzuziehen, sich trotz der gemeinsamen Kinder, trotz des gemeinsamen Lebens von ihm zu trennen, hatte sie jedoch erst vor einem Jahr. Diesen Schritt zu gehen, die Erkenntnis, dass es vorbei ist, überhaupt erst zuzulassen, war das bisher schwierigste Unterfangen ihres Lebens … nach all dem, was sie vorab versucht hatte, um diese Liebe zu retten. Aber sie hat es geschafft. Und erzählt nun im Interview ihre Geschichte.
Wichtig: Jede Beziehung ist anders, perfekte Beziehungen wie von Herrn Disney erschaffen, gibt es nicht, streiten ist normal und Macken am Partner oder der Partnerin erkennen genauso. In einer funktionierenden Partnerschaft geht es nicht darum, immer zu 100% glücklich zu sein, niemals etwas zu vermissen oder gar ändern zu wollen, denn die Beziehung ist nicht in Stein gemeißelt, verändert und entwickelt sich stetig, weil es die Individuen, die die Beziehung führen, ja auch tun. ABER es sollte niemand unglücklich, dauerhaft verletzt oder todtraurig sein.
Interview mit einer Mama, die sich selbst und ihr Glück gerettet hat.
- Liebe Lara*, erst einmal vielen Dank, dass du dir nicht nur die Zeit für dieses Interview nimmst, sondern vor allem das Herz. Deine Geschichte ist keine, die man so nebenbei erzählt und – ganz wichtig – die Wunden sind ja eigentlich noch ziemlich frisch. Aber fangen wir vorne an … wann haben dein mittlerweile Ex-Mann und du euch kennengelernt? Und wie lief die Beziehung anfangs?
Wir haben uns 2009 kennen gelernt. Er war im Studium, ich war in meiner Ausbildung. Wir beide waren ein schrecklich verliebtes Paar und hätten jedem Kitschroman Konkurrenz gemacht. Leider wurde ich schon nach drei Monaten auf den Boden der Tatsachen geholt, als ich ihn das erste mal beim Fremdgehen erwischt habe. Ich trennte mich erst, aber ich war so sehr verliebt, dass ich den Kontakt zu ihm suchte und wir wieder ein Paar wurden. Er versprach mir, dass es nun anders werden würde, aber das ist leider nicht passiert. Stattdessen erwischte ich ihn noch zweimal und jedes Mal entschied ich mich zu bleiben.
- Dann habt ihr euch trotz allem entschieden, zu heiraten und eine Familie zu gründen. War zu diesem Zeitpunkt wieder alles in Ordnung in eurer Beziehung? Warst du glücklich?
Wenn ich jetzt zurückblicke war es nicht in Ordnung. Wir lebten unser Leben, in dem ich meine Augen vor allen Anzeichen des Betrugs verschlossen hielt, während er sich Mühe gab, nicht aufzufallen. Erwischte ich ihn doch, klappte er zusammen und weinte so bitterlich, dass ich ihn trösten musste. Es war so absurd. Ich hätte dort sitzen und weinen müssen. Aber es blieb keinen Platz für meine Gefühle. Ich stützte ihn und ermunterte ihn, weiter an sich zu arbeiten. Er versprach mir wie immer alles und ich glaubte wie immer alles.
Wir heirateten und flogen kurz darauf in die Flitterwochen. Es war eine wunderschöne Hochzeit und ich hatte geglaubt, wir hätte es geschafft und die schattigen Tage hinter uns gelassen. Kurz nachdem wir in unser Hotelzimmer eingecheckt hatten, plöppten neue Nachrichten auf seinem Handy auf und die Kurzansicht der Nachricht erschien im Sperrbildschirm. Ich sah hin und konnte die ersten Zeilen lesen. Es war eine unbekannte Frau, die eindeutig schrieb, dass zwischen ihnen etwas lief. Ich stellte meinen, mir frisch angetrauten Ehemann zur Rede. Er gestand einiges, aber versuchte mich zu berühigen. Ich stand da und mir drehte sich der Kopf. Seit drei Tagen verheiratet. Ich kam da nicht mehr so einfach raus.
Wir schafften es, eine Basis zu finden, die für uns funktionierte und es wurde besser zwischen uns. Ich war jedoch sehr feinfühlig und merkte oft, dass zwischen einigen Arbeitskolleginnen und ihm etwas nicht stimmte. Ich verdrängte die Gedanken aber, denn ich wollte glücklich sein mit meinem Ehemann. Ich war oft glücklich. Ich habe mir aber auch oft eingeredet, ich sei glücklich. Wir bekamen trotz allem Kinder und ich hielt an meiner Familie fest so sehr ich konnte. Leider übersah ich dadurch so viele Dinge.
- Was war der Moment, als es kippte … rückblickend? Und wie hast du damals darauf reagiert?
Kurz nach der Hochzeit. Uns wurde beiden klar, dass es so nicht weitergehen durfte und wir überlegten uns Strategien und Lösungen, um dieses Problem aus der Welt zu schaffen. Ich war immer sehr optimistisch und war auch bereit, alles für ihn zu tun. Mir war nur wichtig, wir könnten zusammenbleiben.
- Aus unseren Gesprächen weiß ich, dass du lange und mit wirklich harten Bandagen um deine Beziehung gekämpft hast. Magst du erzählen, was du bereit warst zu tun, um sie am Leben zu erhalten. Und auch warum?
Nach der Hochzeit entschieden wir uns, unsere Beziehung zu öffnen. Wir trafen andere Paare und tauschten auch den Partner für Geschlechtsverkehr. Es gibt viele Seiten im Internet auf denen man sich anmelden und Menschen im Swinger-Bereich kennenlernen kann. Wir gingen auch auf verschiedene Partys und probierten uns aus.
Seine Argumentation klang für mich schlüssig. So hatte ich die Kontrolle über das Geschehen und er hätte nicht mehr das Bedürfnis, sich jemanden hinter meinem Rücken zu suchen.
Es war jedoch sehr schwer für mich, all das mitzumachen. Ich weinte oft im Auto nach einem Treffen. Ich hatte aber ebenso viel Angst, er würde wieder Fremdgehen, wenn ich das Swingen beende. Also saß ich gefühlt in der Falle und versuchte es weiter. Ich unterdrückte meine Gefühle und tat immer mehr, was ihm gefiel. Alles in dem Glauben, das könnte ihm irgendwann reichen.
- Wann war der Moment, in dem du erkannt hast, dass es nicht weitergeht, dass du unglücklich bist, dass du raus musst aus diesem Leben? Trotz der gemeinsamen Elternschaft und deiner Ängste?
Da ich mich immer weiter in den Hintergrund gestellt hatte, achtete mein Ex-Partner auch nicht mehr auf mich. Meine Wünsche und Bedürfnisse wurden nicht nur übersehen, sondern auch bewusst abgeschlagen. In meiner Welt existierte nur noch Mutter sein und mich bereit zu halten, wenn er etwas wollte. In jedem Bereich unseres Lebens.
In meinen Schwangerschaften war ich allein durch die Hormone sehr auf Familie getrimmt und es war für mich unmöglich, das Swinger-Leben weiterzuführen. Ich hatte das oft thematisiert, stieß aber bei ihm immer wieder auf Frust. Er versuchte mich zu überreden, aber ich blieb standhaft. Später stellte sich heraus, dass er tiefergehende Flirts mit Arbeitskoleginnen hatte sowie Pläne mit ihnen.
Der Wendepunkt kam aber in meiner zweiten Schwangerschaft. Obwohl ihm klar war, dass es für mich nicht in Ordnung ist, wenn er weiter andere Paare treffen wollte, hatte er trotzdem wieder hinter meinem Rücken agiert. Er hatte sich verabredet, mit einer Freundin von mir, auf der Babyparty rumzumachen und gab mir durchgehend die Schuld dafür, dasss er unglücklich sei. Er war unglücklich, weil ich ihn nicht mit anderen Frauen schlafen ließ. Zudem machte mich eine Arbeitskollegin von ihm sehr stutzig, da er einen sehr engen Kontakt pflegte, länger auf der Arbeit blieb und die Chats zwischen ihr und ihm immer gelöscht waren. Ich hatte nämlich meine Bedenken geäußert und gefragt ob ich in sein Handy schauen könnte. Daraufhin entschied er, dass ich unsere Beziehung durch meine Eifersucht sabotieren würde und kaufte ein Buch, um mit mir an meinem Problem zu arbeiten. Er übersah aber völlig, dass er das Problem war. Denn es gab konkrete Pläne mit der besagten Arbeitskollegin. Ich saß oft weinend im Badezimmer und wünschte mir sogar, ich wäre nie schwanger geworden. Ich hatte eine Wut auf mich und mein ungeborenes Kind. Alles war für mich unfassbar schrecklich und verfahren. Das war für mich ein Aufwach-Moment. Als ich anfing, meine Schwangerschaft und mein Ungeborenes zu verfluchen, wusste ich: So geht es nicht weiter.
- Wie hat dein Umfeld, wie haben deine Freund:innen auf deinen Wunsch, auszuziehen reagiert? Wer hat dich unterstützt, wer hat es dir vielleicht zusätzlich erschwert?
Niemand wusste von meinem Doppelleben. Selbst meine beste Freundin nicht. Als ich ihnen erzählte was los ist, war für sie alle klar, dass sie mich in allem unterstützen würden, was ich brauchte. Keiner meiner Freunde hat mir im Weg gestanden. Im Gegenteil, sie spendeten mir sogar Möbel für meine neue kleine Wohnung.
- Und dann? Wie lief diese Trennung nach all den vielen Jahren und mit zwei gemeinsamen Kindern ab?
Die Trennung war eine Schlammschlacht. Er schmiss mich aus dem Haus, ohne Möbel und mit nur 3000 €. Ich musste die Kaution stemmen, eine Küche kaufen und ein komplettes Wohnzimmer, Kinderzimmer und Schlafzimmer einrichten. Zum Glück hatten viele Freunde noch Möbel übrig und so konnte ich es schaffen, eine relativ gemütliche Wohnung einzurichten. Danach ging es um die Kinder. Er hat alles getan, damit es ihnen bei mir nicht gefällt. Es war eine harte Zeit für uns alle. Wir suchten uns Hilfe in einer Beratungsstelle und beim Jugenamt. Mit den moderierten Gesprächen kamen wir zumindest zu einigen Lösungen, die für uns beide in Ordnung waren. Es ist aber immernoch ein Krieg. Ich hatte genug Zeit von der Schwangerschaft bis jetzt die emotionalen Anteile an ihn zu verarbeiten. Er jedoch nicht. Er ist gekränkt und kämpft mit allen Mitteln gegen mich. Leider auch auf dem Rücken der Kinder.
- Dein „Neustart“ ist jetzt 12 Monate her. Wie geht es dir jetzt? Wo stehst du gerade?
Ich lebe seit genau einem Jahr getrennt. Mir geht es von Monat zu Monat besser. Eine Trennung, in der so viele emotionale Wunden entstanden sind, ist nicht mal eben durchzogen. Es ist ein laufender Prozess. Auch wenn ich ab und zu meine Tiefs erlebt habe, so bin ich doch täglich an mir gewachsen und stehe jetzt glücklich und wesentlich selbstbewusster im Leben als mit ihm.
- Was möchtest du den Menschen – Frauen wie Männern – die vielleicht in Beziehungen leben, die entweder toxisch sind oder einfach nicht mehr glücklich machen, raten bzw. mit auf den Weg geben? Hast du Tipps?
Es gibt einen bestimmten Punkt in einer scheiternden Beziehung. Es ist eine Art „Aufwachen“. Sobald man den Punkt erreicht hat, fühlt es sich unmöglich an, in dieser Beziehung weiterzuleben, in der man unglücklich ist. An genau dem Punkt spricht man am besten alles klar aus und entscheidet sich für die Richtung, die sich richtig anfühlt. Befreiter. Ruhiger. Eine Trennung ist hart und weiß Gott nicht einfach, aber sobald die Gedanken kommen: „Alles andere ist besser als zusammen zu bleiben“, schafft man auch den Absprung und hat genug Kraft, das Kommende zu überstehen.
Liebe Lara*, ich danke dir für dein Vertrauen, mir dieses Interview zu geben und wünsche dir aus tiefstem Herzen, dass dein Leben ab jetzt angefühlt ist mit Liebe, die dich jeden Tag zum Lächeln bringt!
*den Namen habe ich in Absprache mit meiner Interview-Partnerin zu ihrem Schutz geändert.
PS: Wie immer freue ich mich, wenn ihr den Beitrag teilt :-*
Hi, ich habe gleiches erlebt nur anders herum ich bin bin/war Vater und nach jahrelangen Kampf jetzt entfremdet. Die Mutter komplett Narzisst und ich lebte viele Jahre in einer toxischen Beziehung, wo ich als Vater regelrecht erpresst worden bin, mich dem Willen der Mutter zu beugen, mit der Liebe zu meinen Kindern. Beim Auszug aus ihrem Haus, sagte sie mir, sie alles zu, das ich meine Kinder nie wieder sehen werde. Jetzt 8 Jahre später hat sie es geschafft. Sie hat gelogen, Behauptungen öffentlich gemacht, die Kinder komplett instrumentalisiert und manipuliert und viele Gerichtsprozess um meine Kinder als Vater sehen zu können, musste ich gehen, weil sie es so wollte, um dort ihre Macht mir gegenüber weiter zu demonstrieren.. Viele Gerichtsprozesse, mit weiteren Umgangsboykotten seitens der Mutter. Was ich vor vielen Jahren dem Jugendamt schon sagte, das meine Kinder das Spiel der Mutter durchschaut haben, wird schlimmeres passieren, war dem Jugendamt total egal. Jetzt lebt meine älteste Tochter mit 15 Jahren auf der Straße, hat mit Drogen und Alkohol zu tun, wovon ich sehr spät erfahren habe. Ich war und bin ja, für die Kinder ein schlechter Vater, warum zu dem Kontakt aufnehmen.. Ein Jugendamt was das Kind in eine Einrichtung stecken will, eine Mutter, die sie in eine Klinik einweisen möchte.. So wie mir, geht vielen Vätern in Deutschland, entsorgt und mit Problemen allein gelassen. Für Unterhalt ist Mann wiederum gut genug.. Aber davon wollen wenige Zeitschriften berichten und tun es ab, als Einzelschicksale oder um andere Väter mit ihren geglaubten Rechten nicht zu verunsichern. Mfg Ein Vater, der nicht Vater sein durfte
Und was, wenn man den “Aufwach”-Moment schon mehrmals hatte und man trotzdem noch nicht an dem Punkt ist, die Beziehung ziehen lassen zu wollen und das obwohl der Partner einem sowieso immer androht, einen zu verlassen und nicht mehr zu lieben.