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Eltern-Interviews aus aller Welt: Pia erzählt von ihrem Leben in Ghana

Hach, ich liebe diese Interview-Reihe, weil sie uns so oft schon ganz neue Einblicke geschenkt hat. In andere Leben, andere Länder, andere Realitäten sozusagen. Mega spannend einfach, deshalb habe ich mich auch super gefreut, als mir Pia schrieb, dass sie hieran gerne teilnehmen würde.

Pia lebt mit ihrer Familie in Ghana. Sie ist Mama von 3 Kindern (2 Töchtern und einem Sohn) und verheiratet mit einem Mann, der manchmal (wir kennen das wahrscheinlich alle) durchaus mal die Rolle des vierten Kindes übernimmt. ;)

Ich freue mich, an dieser Stelle sagen zu können: Pia nimmt uns nun ein bisschen mit in ihre Leben in Ghana; viel Spaß beim Lesen!

Eltern-Interviews aus aller Welt: Pia erzählt von ihrem Leben in Ghana

1. In welchem Land lebst du mit deiner Familie und seit wann?

Ich lebe seit 10 Jahren in Ghana. Hier habe ich meinen Mann kennengelernt, mit dem ich dann unsere gemeinsame Familie gegründet habe. Unsere Kinder wurden alle drei in Ghana geboren.

2. Wie ist das mit der Kinderbetreuung bei euch? Gibt es ein ähnliches oder gar dasselbe Konzept wie hier?

Hier ist alles etwas anders. Die Familien leben in Ghana meistens als Grossfamilien in einem Mehrgenerationenkonzept, die Grosseltern unterstützten also bei der Kinderbetreuung. Bei uns ist dies jedoch nicht der Fall und wir sind auf uns alleine gestellt. Der Besuch einer Krippe oder eines Kindergartens ist normalerweise nicht üblich, wird aber vermehrt an Privatschulen angeboten und in Anspruch genommen. Unsere Kinder besuch(t)en sowohl eine Kinderkrippe, als auch Kindergarten und die Vorschule bevor sie in die erste Klasse einer Privatschule kamen.  

3. Wie alt sind die Kinder bei euch, wenn sie eingeschult werden und was ist an eurem Schulsystem vielleicht anders als an unserem in Deutschland?

Normalerweise sind die Kinder bei ihrer Einschulung sechs Jahre alt. Die Einschulung ist jedoch, anders wie in Deutschland, kein grosses Ereignis. Dafür wird der Abschluss des Kindergartens mit einer grossen Graduationzeremonie gefeiert. Besuchen die Kinder vor der ersten Klasse jedoch keinen Kindergarten, fällt diese Feier weg und der erste Schultag wird nicht als etwas Besonderes gefeiert. Das Schulsystem an sich ist anders als in Deutschland aufgebaut. Hier kann man nochmal zwischen den privaten und den öffentlichen Schulen differenzieren, wobei die grössten Unterschiede zu Deutschland in den öffentlichen Schulen zu finden sind. Die Grundschüler bringen hier beispielsweise zu Beginn des Schuljahres ihre eigenen Tische und Stühle mit in die Schule. Auch Klopapier und andere Hygieneartikel werden nicht von der Schule zur Verfügung gestellt. Der Unterrichtsalltag ist von undifferenziertem Frontalunterricht geprägt und es sitzen 60 – 80 Kinder in einem Klassenzimmer. Viele dieser Kinder verlassen die Schule ohne lesen oder schreiben zu können. Zudem steht Gewalt gegenüber den Schülern leider noch auf der Tagesordnung. Die Lehrkräfte unterrichten mit Stöcken in den Händen und scheuen sich nicht, diese gegenüber den Kindern zu erheben. An einigen privaten Schulen ist Gewalt jedoch verboten.

4. Fühlt ihr euch in Sachen medizinische Betreuung mit eurem Nachwuchs gut, schlechter oder vielleicht sogar besser als bei uns aufgehoben?

Diese Frage muss ich leider mit schlechter beantworten. Es sind leider nicht genügend Ressourcen vorhanden, um aussagekräftige und richtige Diagnosen zu stellen und Notfälle werden nicht immer als solche angesehen bzw. ohne sofortige Bezahlung nicht behandelt. Auch bei Kindern wird hier leider keine Ausnahme gemacht. In der Hauptstadt gibt es eine bessere medizinische Versorgung, jedoch entspricht der Standard, gerade was Hygiene angeht, nicht unserem in Deutschland. Gerade, weil ich in Deutschland und der Schweiz im Krankenhaus gearbeitet habe, frustriert mich diese Situation und beunruhigt mich des Öfteren, gerade im Hinblick auf meine Kinder. Zudem wird es nicht gerne gesehen oder angenommen, wenn ich mein Fachwissen mit einbringen möchte.

5. Vermisst du etwas, das es in Deutschland gibt, aber bei euch zuhause nicht?

Neben den deutschen medizinischen Standards, vermisse ich vor allem einiges an Lebensmitteln, typischen Gerichten und Einkaufsmöglichkeiten, da es hier nicht zu jedem Zeitpunkt alles zu kaufen gibt und man teilweise einen Monat auf eine neue Milchlieferung usw. warten muss.Wohingegen es in der Hauptstadt fast alles gibt was in Deutschland zur Verfügung steht. An typisch – deutschen Eigenschaften vermisse ich vorallem eine gewisse Arbeitsmoral geprägt von Disziplin und Zeitmanagement.

6. Was ist bei euch – deiner Meinung nach – viel besser als bei uns in „Good old Germany“? ;)

Insgesamt ist das Leben hier entspannter und stressfreier, vorallem auch bedingt durch den geringeren Bürokratieaufwand. Die Gastfreundschaft und allgemeine Freundlichkeit allen Menschen gegenüber, begeistert mich an Ghana immer wieder. Auch ist hier alles sehr Farbenfroh und sehr gelassen.

7. Möchtest du gerne noch etwas anderes erzählen??? Dann ist dafür hier natürlich auch noch Platz! <3

Das hier gezeichnete Bild von Ghana entspricht natürlich nur meiner Perspektive und bezieht sich grösstenteils auf eine eher ländliche Gegend. In der Hauptstadt Accra ist der medizinische Standard oder auch die Versorgung mit Lebensmitteln und anderen Gütern aus Europa besser ausgebaut. Auch bezüglich des Schulwesens gibt es innerhalb des Landes grosse Unterschiede. So gibt es neben einer Vielzahl von Privatschulen auch internationale Schulen oder Eliteschulen. Jedoch muss hier auch erwähnt werden, dass der Lebens- und Bildungsstandard stark von der sozialen Schicht und den damit verbundenen finanziellen Mitteln abhängt. So finden sich im Land sowohl weit entwickelte Regionen, die dem europäischen Standard sehr nahe kommen, aber auch Gegenden, die von ärmlicheren Dörfern geprägt sind, welche sehr traditionell leben und beispielsweise auch zuerst ihren Medizinmann aufsuchen, bevor sie ein Krankenhaus besuchen.

Was mich immer wieder fasziniert und beeindruckt ist, dass die Menschen hier wahre Überlebenskünstler sind und trotz harter Arbeit und schwieriegen Umständen ihre Lebensfreude und Freundlichkeit nicht verlieren.

Liebe Pia, ich danke dir für deine Zeit, die du dir für dieses Interview genommen hast und wünsche dir alles Gute und Liebe für die Zukunft! :-*

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