Geburtsbericht
Geburtsberichte

Molly erzählt

Wir schreiben das Jahr 2000. Ich hatte die SS bis zum Ende des 4. Monats erfolgreich verdrängt. Bei einer Routineuntersuchung wurde ich dann mit der Nachricht überrascht. Bis dahin hatte ich auch regelmäßig meine Mens in gewohnter Stärke gehabt! Ich ging, sozusagen nicht schwanger, in die Praxis für ein Folgerezept für die Anti-Baby-Pille rein und kam im fast 5. Monat mit Zwillingen schwanger wieder aus der Praxis heraus…

Meine erste Schwangerschaft…

Keiner dachte, dass ich so weit käme…

Am wenigsten die Frauenärztin…

Als ich dann in der 42. SSW zur FÄ ging, sagte sie: “Also liebe Frau…, sie sind nun mit Zwillingen über den Termin gegangen. Ich möchte Sie ab heute Abend in der Klinik zur Einleitung sehen!”

Da wurde mir schlagartig klar:

-ES WAR SOWEIT!

Das, was ich bisher nicht 100%ig realisiert hatte, wurde nun real!

Ich werde Mama!-

Rotz und Wasser hab ich geheult…

Ich wollte eigentlich nicht ins KH, doch meine Oma hat mich gehetzt.

„Kind pack deine Tasche, und pack dich ab ins KH. Du machst das jetzt!“

„Aber Oma… ich mag nicht!“

„Ja Kind. DAS hättest dir vor 9 Monaten überlegen sollen…“

*GRMPF!*

Ich wusste ja nicht einmal, was eine Einleitung war?? So völlig naiv und unbedarft… Eigentlich herrlich, wenn man so unbefangen, ohne Ängste und Hintergrundwissen an etwas herangehen kann…

Wir kamen mittwochnachmittags im KH an, mein Opa fuhr mich…

Voller Panik warf er nach einer wilden „Stop and Go“-Fahrt (Anfahren, Bremsen, Panikanfahren, Bremsen) meine Tasche vor die Klinik.. und fuhr mit quietschenden Reifen weg… Mir wurde zu keiner Zeit die Frage gestellt „wollens normal oder per KS entbinden?“ Und ich??? Ich hatte mir nicht mal Gedanken um sowas gemacht! (naiv, ich weiß… aber heute schiebe ich das gerne mal aufs Alter). Nun der Ultraschall bestätigte, Zwillies Kopf an Kopf in SSL, Muttermund 2 cm offen..

„Also.. dann wollen wir mal anschubsen“ hieß es! (anschubsen??? – KOPFKINO…) Ich bekam ein Gel vor den Mumu gelegt… Gel Mumu?? ok… machen wir mal!

Danach kam ich auf die Station… Auf ein 4er Zimmer mit lauter frisch entbundenen und erfahrenen Müttern und kam mir ziemlich doof vor!

Gegen frühen Abend bekam ich dann “Blähungen”, die im Nachhinein betrachtet dann wohl die Vorwehen waren. CTG-Kontrolle unauffällig, das nächste Gel wurde gelegt. Am frühen Morgen wachte ich auf, immer noch mit leichten “Blähungen” und dem Drang aufs WC zu müssen…

OH NEIN! Ich hab in die Hose gemacht??? die war leicht nass…OMG schäääm schäääämm schääääämmm Ich hab mich an der Wand entlang gedrückt, damit ja keiner meine nasse Hose sieht, um zum WC zu gelangen… (schöööön seitlich)

Eine Schwester kam den Gang entlang. „Na, Frau Molly, wie gehts ihnen?“ Ich dachte nur „hau ab, hau ab… Meine Hose ist nass, wie peinlich) “Frau Molly, badens am besten nochmal heute ganz gemütlich. Sie dürfen das 6 Wochen dann nicht mehr” ( veraltete Ansichten).

Mit fettem Kloss im Hals nickte ich und war kurz vorm heulen, denn die HOSE WAR NAAAAASSSS (hoffentlich sieht die das NICHT!). ok.. Endlich auf dem WC… uffzaa…

Aber da kam nichts??? Oder doch??? Aber??? Hhää???

Es plätscherte leicht, aber es war kein Urin der da lief oder??? In die Schüssel geschaut, das schaut aber merkwürdig aus… Genaue Analysen meinerseits, ergaben auch keine Klarheit… ok.. -Achselzucken- schnell zurück, ich muss mich umziehen (bevor das doch noch jemand sieht mit der nassen Hose)

Wieder an der Wand entlang (schöön seitlich das man ja nichts sieht).

Im Zimmer angekommen…

Ich schließe die Türe…

Stehe da, schau die eine an, sie dreht sich rum, schaut mich an, schaut meine hose an und fängt an panisch zu schreien… „Die Zwillingsmama, die Zwillingsmama, die Zwillingsmama!“ rennt raus auf den Gang und brüllt wie eine Wahnsinnige…

Und ich „hääääääääääääääääääää??????“ (oh ne, nun sehen alle, dass ich in die Hose gemacht hab! VERDAMMT, ICH WILL HIER RAUS!!!).

Der frische Kaiserschnitt in der Ecke klingelte die Klingel halb kaputt (jedenfalls ist sie runtergefallen), trommelte regelrecht auf den Klingelknopf… Meine direkte Bettnachbarin stürzte sich halb auf mich, drückte mich ins Bett, hielt mich an den Schultern tief ins Kissen gedrückt.. ihr Gesicht direkt vor meinem… und voller Inbrunst und im tiefen Ton rief sie: “langsaaaaaamm eiiinnnnatmen und bis 10 zählen und laaaangsam ausatmen und bis 10 zählen. Und eeeiiiiinnnnaaattmmmeeennn… los, atme gefälligst langsamer… du musst keine Angst haben… denk dran ZÄHLEN… Und noocchhmmaaalllll”

Ich hatte übrigens nur Blähungen, so dachte ich, KEINE wehen!

Die Schwestern kamen angerannt, sie schoben mich im Laufschritt mit dem Bett in den Fahrstuhl… das war der Zeitpunkt, an dem bei mir sich die Panik einschlich! Was passiert hier gerade??? Hätte ich mich doch mal eher mit Geburten ect. beschäftigt. (ich wusste nur: irgendwann sind Kinder eben DA!“ – naja, und wie sie entstehen!)

Unten im Kreissaal…

Die Hebamme, eine alte Russin, “Na stehens auf!” (in einem Ton, welcher eines Mannes auf dem Bundeswehrplatz ebenbürtig war)

“Ja, danke, gerne”

“NEIN! Nicht da raus” (zeigt auf Tür, durch die ich gerade flüchten wollte)

“Sie bleibens hier!!! Da hin legen, LOS!” (sie murmelte noch “Als hätt ich nicht genug zu tun!!)

Ich schämte mich und wollte nur noch heim…

SIE: “Sssoooo, dann schauen wir mal…”

(Sie schnüffelt an der Unterhose *schääm*)

“Na, das riecht aber schon ein bissl nach Urin, also, ich glaub jetzt nicht, dass bei Ihnen heute was passiert”

Ich dachte, na toll, ich kann nach Hhaaauuusseee und JUBEL innerlich.

Sie untersucht mich und PLATSCH… Die Hebamme war von oben bis unten nass (HOPPALA) und sie sagte „ok … alle beide Fruchtblasen auf“. Eine muss am frühen Morgen aufgegangen sein, die andere direkt bei der “netten” Hebamme!

„Was machen wir jetzt mit ihnen???“

Ich hegte noch immer kleine Hoffnung nach Hause zu dürfen, nach dem Motto: „Pflaster drauf und gut verheilt von alleine!!!“

Frau Molly wurde ins Nebenzimmer gebracht, und bereit zur Entbindung gemacht! Das hieß damals noch: rasieren, Einlauf und dann ab in die Wanne.

Der Einlauf war ja ssoo fies!!!

Ich überlegte, was mehr weh tat… der Darm oder die Blähungen?

Sie legte mir einen Wehentropf, und packte mich ab in die Badewanne…

Das war 8 Uhr… Mumu 3cm. Nebenan… schrie und schrie und schrie es… Ich bekam ssoo Angst!!

Da hatte die Gute 3 Entbindungen gleichzeitig laufen, und wollte mich auf die Wartebank schieben! ich wusste das ja nicht… ich war so alleine, Wehen (ich dachte noch Blähungen) kamen, Schmerzen.. sie überfielen mich, und ich war ganz alleine, Panik steigerte sich und steigerte sich, ich wollte nur noch nach Hause!

Es wurde 9 uhr…

Keine Hebamme in Sicht…

AUA AUA AUA AUA

Keine Hebamme in Sicht…

klingelingeling…

keine Hebamme in Sicht…

9.30 Uhr

Nebenan schrie die Frau: „Stecht mich aaabbbb, ich will nicht mehr!“

OK…

DAS WARS!!!

Aufgestanden… Badelaken gegriffen… und versucht zu flüchten… Türe auf… Kreissaaltüren wo?… Ah da… draufzusteuer… Schmerz… PAUSE… stehen bleib… stöhn… aua… weg? ok… weiter… Tür… wo geht sie auf??? kein Griff… aahh da knopf… RAUS… RAUS… RAUS… ein tippen auf der Schulter…

“Na, Frau Molly, wo wollen Sie denn hin??? Schööön hiergeblieben! Ein Kind oder auch Zwei zu bekommen da müssens nun durch!”

AAANNGGSSSTTTT

Zurück im Kreissaal (ich bekam tatsächlich nun ein Kreissaalbett)

9.55 Uhr

Untersuchung… OMG…

Und sie rannte raus, kam wieder hektisch am telefonieren und riss mir meine Brille runter, sagte: „Wenn ich sag pressen, dann pressen Sie, ist das klar? Wenn ich sag ruhig, dann pressen sie nicht!“

hhööhhäää????

pressen???

Auauauauauauaaaaa

Und sie schreit „PREEESSSEEEENN!“… und dann „Stopp, stopp, stopp, nicht mehr pressen!“

PLATSCH! Ein kurzer Schrei… Der ganze Kreissaal wurde voller Leute, Kinderärzte, Chefarzt, Kinderschwestern… Soooo viele Leute, auch Lehrärzte.

Zwilling 1 war um 9.59 in SSL-Lage geboren.

Ich durfte nicht mehr pressen, trotz Wehe…

Es gab Hektik und Schreie…

Die Hebamme brüllte den Arzt an, halbe Geburten gibt es bei ihr nicht, er solle eine Wendung auf den Fuße machen!

Zwilling 2 hatte sich durch den Sog gedreht und wollte nun erst mit Armen und Beinen rauskommen (Querlage), und es war hektisch… Ein einziges durcheinander schreien und ich wusste nicht was los war. Was soll ich tun???

Ein Narkoseteam kam angerannt… Da rief der Chefarzt: “Ich habs gedreht, ich habs gedreht…”

Zwilling 2 kam mit dem Po voran auf diese Welt um 10.05 Uhr.

Trotz zwei Fruchtblasen waren es eineiige Zwillinge. Durch diese Geburt wurde ich als Mutter neu geboren und wurde endlich erwachsen und nahm mein Leben in die Hand. Der Alltag als frisch gebackene Mum stellte mir noch eins, zwei Herausforderungen, aber wir haben es alle überlebt. Heute sind wir eine Grossfamilie… Das war der Beginn zu etwas Großartigem.

Diesen schönen Bericht hat Molly geschrieben :) 

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