Rabenmutter 2.0

Oh, du fröhliche … Adventszeit mit Kleinkind!

Das ganze Jahr über denke ich mit einem wohligen Lächeln an die Advents- und Weihnachtszeit, weil sie sich in meinem Kopf irgendwie kaum von der in amerikanischen Familienfilmen dargestellten unterscheidet: alles glitzert, alles funkelt, alle sind glücklich, alle lieben sich, alles ist einfach nur schön – vorzugsweise mit einer zarten Schneedecke garniert – und total entspannt. Zudem duftet die ganze Welt nach frisch gebackenen Weihnachtsplätzchen und die Kinder sind brav. NATÜRLICH! Was auch sonst ;) .
Diese zauberhafte Vorstellung hält sich wacker bis ungefähr Mitte November. Dann fällt mir ein: Die Vorweihnachtszeit im verregneten Köln mit Kleinkind in der Trotzphase an der Hand (und ohne literweise Glühwein im Kopf) ist gar nicht so fluffig und filmreif, wie ich es in meinem offenbar manchmal rosa wattierten Hirn in Erinnerung habe. Sondern … naja, anders halt.

In Wirklichkeit sieht die Adventszeit doch eher so aus: Kalt, aber nicht kalt genug für Schnee. Die Menschen lächeln zwar unter ihren irre lustigen Nikolaus-Mützen oder blinkende Rentiergeweihe, sind jedoch eigentlich mega angenervt vom Vorbereitungsstress und der Aussicht auf die viele Zeit, die sie mit der gaaaanzen (also auch Schwieger-) Familie verbringen müssen. (Dürfen. Ich meine DÜRFEN! :D ) Und die lieben Kleinen sind vom BRAV sein weiter entfernt, als das ganze übrige Jahr, weil sie erstens dank umfassender „Schokoladisierung“ total auf Zucker sind UND zweitens vor durch Geschenke-Wahn ausgelöster Aufregung ab dem 1. Advent nicht mehr richtig schlafen können, was sie ja – wie wir alle wissen – durchaus mal etwas weniger liebenswert machen kann.

Und dann kommen ja noch die vielen kleinen “Zauber-der-Weihnacht-Details”,  in denen während des Adventswahnsinns ein paar echt fiese Tücken stecken (können):

WEIHNACHTSLECKEREIEN

Damit geht’s ja schon los. Und das nicht mal im übertragenen Sinne. Denn Lebkuchen, Nikoläuse, Pfeffernüsse und Co. stehen ja bereits seit August (wer hat sich das eigentlich ausgedacht???) in den Supermarkt-Regalen und machen es uns (ok, mir) sehr schwer, sie nicht wie zufällig in den Einkaufswagen plumpsen zu lassen und dann natürlich auch zu essen. Wird ja so schnell schlecht, das Zeug. Leider, leider, leider ist das aber gar nicht gut für die schlanke Linie, wenn man – wie ich – ganze VIER Monate Weihnachts-Naschkram futtert. Ich versuche ja, mich zu wehren … aber ich bin zu schwach. Verdammt!

ADVENTSKALENDER

So ungefähr zwei Wochen, bevor das erste Törchen geöffnet wird, ist das Thema Adventskalender in aller Munde. Zumindest in der Mutti-Welt. DAS kann höchst unangenehm werden, wenn man … eine Mama wie ich ist. Ich liebe mein Kind wirklich über alles! Aber ich hab’s trotzdem mal wieder einfach nicht geschafft, der kleinen Madam einen Adventskalender zu BASTELN. Ich habe weder Säckchen genäht, noch Tütchen bemalt – ich habe einen gekauft, den ich auch nächstes Jahr noch verwenden kann. (Naja, wenigsten ein bisschen an Nachhaltigkeit gedacht, wa? ;) ) Trotzdem fühlte ich mich jedes Mal mies, wenn irgendeine Mutti auf dem Spielplatz das Gespräch auf ihre höchst wahrscheinlich glitzerbestäubte Handwerkskunst brachte: „Also MEIN Adventskalender für Fiona ist bereits fertig – habe ich nach einem super tollen Tutorial aus dem Internet gebastelt! Und was macht IHR?“ Was ich mache? Mich wegschleichen, bevor ich an der Reihe wäre, zu erzählen ;) .

Doch damit nicht genug! Denn der Inhalt wurde natürlich ebenso heiß diskutiert: „Ich fülle die Säckchen mit Obst, etwas Holz-Spielzeug und ein paar Bio-Dinkel-Keksen. Schokolade ist natürlich tabu – versteht sich von selbst! Bei euch doch auch, oder?“ HIMMEL, JA! AUF KEINEN FALL GIBTS SCHOKOLADE FÜRS KIND, hätte ich gerne empört gerufen, hab ich aber nicht. Man soll ja nicht lügen und ich bin mir meiner Vorbildfunktion durchaus bewusst (also manchmal ;) ). Stattdessen habe ich gelächelt und geschwiegen. Das war auch besser so. Denn bis auf das Einhalten des Spielzeug-Trends „Schleich-Tiere für alle!!!“, habe ich wieder einmal auf ganzer Linie versagt. Unser armes Kind hatte bereits im letzten Jahr ein bisschen Schoki im (gekauften) Adventskalender. Und obwohl sie zu diesem Zeitpunkt gerade mal 14 Monate alt war, habe ich mich deswegen maximal 10 Tage schlecht gefühlt. Danach hatte ich mich an den morgendlichen Schokorand um den Mund meines Kindes gewöhnt. Das macht es mir dieses Mal natürlich noch leichter, mein nur noch minimal schlechtes Gewissen mit einer Mandarine zum Nachtisch ruhigzustellen ;) .

ADVENTSKRANZ

Wir hatten bisher nie einen, weil ich die meisten Adventskränze so schrecklich hässlich finde. Dieses Jahr dachte ich aber, für Ella wär es ja schon schön. Und so habe ich einen gebastelt. Oder besser gesagt: dilettantisch zusammen-gedengelt. Als ich ihn (trotzdem) stolz meinem Mann präsentierte, ergab sich folgendes Gespräch:
Ich: „Schau mal, wie haben jetzt einen Adventskranz!“
Er: „Hab ich gesehen.“
Ich: „Und? Wie gefällt er dir?“
Er: „Jetzt ist er ja da.“
Mehr muss ich nicht sagen, oder? *grummel*

WEIHNACHTSDEKO BASTELN

DekoGut, ich bin also nicht besonders Bastel-talentiert. Nichtsdestotrotz habe ich mich dieses Jahr auch noch an Deko gewagt. Angefixt von einer Freundin; alleine wäre ich wohl nie auf diese Idee gekommen!!! Die Erfolge sind deshalb auch nur so „B“, würde ich sagen. Das liegt aber nicht allein an meinem mangelnden Talent, sondern ganz besonders an der kleinen Madam! Sie nimmt mir beim Basteln immer den Tesafilm weg! Und zerreißt das Papier! Und matscht mit dem Kleber! Und macht das Tutorial auf dem iPad aus! ICH. KANN. SO. NICHT. ARBEITEN!!! Aber ich hätte es wissen müssen – vor meinen Sandburgen hat das Kind auch null Respekt! Voll gemein!
Auf dem Bild siehts eigentlich gar nicht so übel aus, oder? Was zählt, ist eben die Fernwirkung :D

WEIHNACHTSMARKT

Zugegeben: Ich war noch nie ein echter Fan von Weihnachtsmärkten. Es ist immer zu voll, es ist so ziemlich alles zu teuer (und unnütz) und es ist (mir) immer zu kalt. Seit ich in Köln wohne kommt noch folgendes hinzu: Es ist einfach zu viel! In Köln gilt nämlich die Devise: “Ey, guck mal, hier sind noch knapp vier Quadratmeter freie Fläche – lass uns einen Weihnachtsmarkt aufbauen!!!” Ergo: Man kann in der Innenstadt eigentlich keine fünf Meter mehr gehen, ohne Slalom um Glühwein-Buden und Bratwurst-Stände laufen zu müssen. Dazu kommt natürlich die konsequente Beschallung mit „Last Christmas!“ ca. 23 Stunden am Tag. Das nervt echt! Und mit Kleinkind wird’s schier unerträglich. Denn das Kind will laufen. Logisch. Da sie aber blitzschnell zwischen den Beinen der gefühlt 10.000 Touristen, die sich über jeden Weihnachtsmarkt schieben, verschwinden kann, stresst mich das tierisch. Und dann steht natürlich noch an jeder Ecke ein extrem bunt blinkendes, epileptische-Anfälle-auslösendes Kinderkarussell, was in meiner Tochter einerseits den starken Wunsch auslöst, einzusteigen, ihr anderseits aber eigentlich gar keinen Spaß macht, weil es zu laut und (für sie offenbar) zu schwindelerregend und damit zum lauthals Losbrüllen ist. Weihnachtsmärkte lassen meinen inneren Grinch in Ausgeh-Uniform erscheinen ? !

PLÄTZCHEN BACKEN

Ich backe nicht. Nie! Nicht einmal Fertigkuchen aus der Pappschachtel! Warum? Weil ich weiß, was ich kann … und was Gefahr für unseren Hausstand bedeutet. Eigentlich. Nun ist das Töchterchen aber 2 Jahre alt. Es mag Kekse. Und es mag matschen. Backen ist damit prädestiniert, zu ihrer neuen Lieblingsbeschäftigung aufzusteigen. Obwohl mir das Risiko also durchaus bewusst ist bzw. war, habe ich es auf mich genommen, meine Schwester um das Rezept für die Original-Familien-Weihnachtsplätzchen gebeten und alle notwendigen Utensilien wie Mehl, Zucker, Backpulver, Butter usw. rangekarrt (in vielen Haushalten gehört so etwas ja zur Grundausrüstung in den Lebensmittelschränken – in unserem irgendwie nicht. Ich komme echt in die Mutti-Hölle, wenn ich nicht bald mal aufrüste!). Und dann haben wir es gewagt: Das Projekt „lustiges Gemeinschaftsbacken am 3. Advent“ wurde von allen Beteiligten ziemlich abgefeiert. Erst einmal. Bis es ans Aufräumen bzw. die Renovierung der Küche ging. Da war’s dann irgendwie vorbei mit der Freude ;) . Ich bin trotzdem stolz auf uns. Wir haben uns nur ein bisschen angebrüllt, niemand wurde ernsthaft verletzt, die 2. bis 7. Rutsche Plätzchen ist beinahe genießbar geworden und das Kind war die ganze Zeit extrem gut gelaunt. Was will man mehr?!

WEIHNACHTSBAUM

Für den Weihnachtsbaum hege ich echt noch so richtig dolle Hoffnung, obwohl alle Zeichen eigentlich bereits (aus Erfahrung) auf „grüne Nadel-Baracke mit hässlichem Plastik-Behang“ stehen. Vielleicht sollte ich mir lieber gleich jetzt eingestehen, dass meine Hoffnung auf einen hübsch dekorierten Baum, der länger als 20 Minuten in besagtem „hübsch dekorierten“ Zustand bleibt, völlig unbegründet ist. Aber wer weiß … angeblich ist Weihnachten ja die Zeit der Wunder, nicht wahr?! Möglicherweise interessiert sich Ella dieses Jahr gar nicht für glitzernden Baumschmuck und bunte Kugeln, richtig? Kann ja sein! Und vielleicht springen die Katzen dieses Jahr NICHT vom Regal in die Zweige, weil durch den frischen Tannennadel-Geruch irgendein Urtrieb aktiviert wurde. Durchaus vorstellbar!
Ach, ich bewahre mir einfach noch ein paar Tage diesen himmlischen Hoffnungsschimmer … und dann, wenn er doch zerstört wurde, mache ich ein Foto vom „feierlichen Christbaum-Desaster“ und füge es hier noch ein. Fehlt sonst ja eh irgendwie :D .

Fazit: Die Adventszeit ist irgendwie echt nicht so entspannt und romantisch, wie ich sie mir (im Sommer) immer vorstelle. Trotzdem ist die Zeit rund um Weihnachten mit einem Kleinkind wunderschön. Spätestens, wenn ich die hübsch verpackten Geschenke unter unserem (hoffentlich) schönen, kunterbunt geschmücktem Baum drapiere, das kleine Glöckchen läute und meine Mausemaus mit leuchtenden Augen und vor Aufregung geröteten Wangen auf mich … äh, nein … auf die Päckchen zustürmen sehe, wird mir das wieder einfallen. Selbst wenn sie dann – wie auch schon im letzten Jahr – wahllos ALLE Geschenke auspackt und man um den Inhalt, der eigentlich für Mama oder Papa bestimmt ist, mit ihr ringen muss. Ohne solche Situationen, ohne Schokoladenverschmierte Gesichter, ohne kaputte Weihnachtskugeln, ohne eine mit Mehl komplett eingestaubte Küche, ohne Geschrei und Tränen auf dem Karussell – kurz: ohne Kind(er), ist es eben einfach kein richtiges Weihnachtsfest. Oder?

In diesem Sinne: Ich wünsche allen Mamis und Papis starke Nerven, einen schönen 4. Advent und „besinnliche“ Weihnachten!

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5 Kommentare für “Oh, du fröhliche … Adventszeit mit Kleinkind!

  1. Ach Anke, wie wahr, wie wahr…..
    Weihnachtstrubel, Düfte, Gescheeeenke, Stimmung, Familie- wie entspannend…..für andere!
    Unser erster und letzter Ausflug auf den Weihnachtsmarkt mit unseren Jungs hat etwa 10Minuten in Anspruch genommen, danach hatten alle die Schnauze voll.
    Aber, wenn du und ich Glück haben, geht es auch noch an’s Plätzchen backen…..ähm, wer sagt eigentlich, dass dies vor Weihnachten passieren muss??