Interviews

WhatsApp-Interview: Vier „nicht ganz einfache“ Fragen an eine Erzieherin

Die meisten kennen folgende Situation: Gerade hat man die Gynäkologische Praxis verlassen, die Hebamme zur Tür begleitet oder der Erzieherin noch einen schönen Tag gewünscht, da fällt sie einem ein – die Frage, die man doch eigentlich noch dringend stellen wollte, die man nun aber SCHON WIEDER vergessen hat … vielleicht, weil sie etwas unangenehm auf der Zunge liegt, einem doof oder albern vorkommen, ja womöglich für Ärger oder Stress sorgen könnte … und deshalb nie den Weg hinaus über die Lippen schafft. DIESE Fragen sammle und stelle ich ab jetzt für euch (vorausgesetzt natürlich, ihr schickt sie mir ;) ) in lockeren WhatsApp-Interviews mit netten, gesprächsbereiten Fachleuten, die keinen „Stock im Arsch“ haben und niemanden verurteilen … mag die Frage noch so bekloppt oder peinlich klingen :D .

Diesmal FREIWILLIG zur Verfügung gestellt hat sich Jasmin – eine gelernte Erzieherin, die ihren Beruf bereits seit vielen Jahren praktiziert, gerade allerdings mit ihrem dritten Kind in Elternzeit ist und deshalb tatsächlich die Zeit gefunden hat, mit mir zu quatschen bzw. zu schreiben :D .

[09:32, 30.3.2017] Anke Neckar:
Guten Morgen, liebe Yasmin! Ich freue mich, dass du dich bereit erklärt hast, ein paar Fragen von LÄCHELN UND WINKEN-Leserinnen zu beantworten. Du weißt ja: Die Nummer hier soll dich nicht stressen oder nerven, deshalb antwortetest du einfach, wenn du wirklich Lust und Zeit hast.

[09:32, 30.3.2017] Anke Neckar: 
Und hier kommt schon Frage Nummer 1:

#Frage 1

[09:32, 30.3.2017] Anke Neckar: 
Die Mutter von zwei Kindern im Kita-Alter schrieb mir folgendes: „Ich habe jedes Mal, wenn ich unsere Erzieher etwas frage oder um etwas bitte, dass Gefühl für so ne Nerv-Mutti gehalten zu werden. Ich werde von oben herab behandelt … als wär ICH ein Kind. Ich find das so total doof!!! Ist das normal? Ist das in allen Kitas so? Ich finde das echt ätzend, trau mich aber nicht, was zu sagen, weil ich auch keinen Ärger mit denen haben will. Schließlich kann ich meine Kinder auch nicht einfach da rausnehmen, wenn’s richtig krachen sollte. Kann ich was tun, um das zu ändern, OHNE Streit zu provozieren? Ich muss als Mutter doch sagen können, wenn mir etwas nicht gefällt oder so.“

[10:28, 30.3.2017] Yasmin:
Nein, so sollte sich in der Kita keine Mutter fühlen. Immerhin sind wir Erzieher/ innen und die Sorgeberechtigten Erziehungspartner. Da sollte man zusammen arbeiten.
Ich begrüße das immer sehr, wenn ein Elternteil um ein Gesprächstermin bittet. Das würde ich ihr auch raten. Gerade wenn es um Dinge geht, die die Beziehung zwischen Eltern und Erzieherin belasten könnten. Da kann man sich in Ruhe austauschen und Missverständnisse können aus der Welt geräumt werden. Mein Tipp… Davon sprechen, wie man sich dabei fühlt. Das wirkt weniger anklagend und die Menschen neigen dazu eher darauf einzugehen.
Wenn es aber darum geht, wo vielleicht der 2. Hausschuh ist, oder zu klären, wer wem am Vortag an den Haaren gezogen hat, sind Tür- und Angelgespräche was ganz Normales und wichtig. Wenn der Zeitpunkt für ein kurzes Pläuschchen aber schlecht ist, weil “Hänschen” gerade die Memorykarten mit Spucke ans Fenster klebt, sollte die Erzieherin das rückmelden und die Mutter Verständnis dafür haben ;) .
Keine Angst vor der Konfrontation! Ein klärendes Gespräch wirkt manchmal Wunder.

[10:42, 30.3.2017] Anke Neckar: 
Hahahaha, sehr schönes Beispiel mit Hänschen :D

[10:51, 30.3.2017] Anke Neckar: 
Ich denke auch, gerade das ist die Schwierigkeit: Die meisten Gespräche werden so zwischendurch im Tagesstress geführt, wenn alle abgelenkt und/oder eigentlich schon durch sind. Als ich zum Beispiel letztens die Mausemaus abgeholt habe, war sie in (auch noch falschrum angezogenen) Hausschuhen draußen im Sandkasten unterwegs. Fand ich echt kacke, dass das niemandem aufgefallen ist. Als dann noch eine Erziehrin meinte: “Oh, dass ist aber schlecht … die sind ja jetzt voll dreckig!” wär ich am liebsten im Dreieck gesprungen, hab mich aber zurückgehalten, weil die Fachkräfte dort eben auch nur zwei Hände haben und sowas eben mal passiert. Trotzdem: Solche Situationen können im Stress und “zwischendurch” geklärt, schnell eskalieren. Deshalb super, dass du an die Möglichkeit des Gesprächstermins erinnerst. Vergesse ich persönlich ganz oft, dass es das ja gibt. ;)

[12:17, 30.3.2017] Anke Neckar: 
Naja, dass wichtigste ist halt immer, dass man entspannt bleibt…und offen für Kommunikation. WIR sind ja alle erwachsen – oder so :D

#Frage 2

[12:20, 30.3.2017] Anke Neckar: 
Unsere lieben Kleinen allerdings noch nicht. Ganz im Gegenteil sogar. Was zum Beispiel die ständige Trotzerei beweist. Da bin ich ja GROSSER Fan von! Und Ella leider auch. Daher finde ich die nächste Frage besonders interessant:
Wie reagiert man “professionell” auf Trotzanfälle?

[15:16, 30.3.2017] Yasmin: 
Hihi… Ich habe die Zeit gehasst, als meine zwei Großen in der Trotzphase waren. Ich kann dir sagen wie es als Mutter ist und / oder den Klugscheißer raushängen lassen ?.
Der erste Rat den ich geben kann ist, nichts persönlich zu nehmen. Die Kinder müssen durch diese Zeit und haben genau so wenig Bock wie die Erwachsenen darauf. Immer ist sie mit viel Tränen, Diskussion und ständigem Anecken verbunden. Wenn man sich mantramäßig immer wieder sagt : Es ist nur eine Phase… Irgendwann ist es vorbei… dann hilft es vielleicht ;) . Ansonsten kann man es auch positiv sehen. Die Kinder machen einen Entwicklungsschritt, in dem sie zunehmend selbständiger werden möchten und die Eltern ihnen Freiraum geben sollten sich auszuprobieren. Das macht selbstbewusst ;) .
Aber ganz klar… Irgendwo ist auch ‘ne Grenze.
Klare Regeln, die auch konsequent seitens der Eltern durchgehalten werden können und müssen sind wichtig. Aaaaber… Bitte nicht unnötig viele Regeln aufstellen. Das frustriert nur noch mehr. Manchmal ist es besser, sich auf die Wichtigsten zu beschränken.
Ruhe bewahren! Aber nicht verzweifeln wenn das mit dem ” Ruhe bewahren” nicht geklappt hat.
Eigentlich könntet Ihr auch die Erzieherinnen in Eurer Kita fragen. Die kennen Eure Kinder und können wahrscheinlich noch viel bessere und individuelle Tipps geben.
Und zu guter letzt etwas von mir als Mama: Wenn ich gemerkt habe, das die Stimmung langsam kippte, habe ich versucht meine Kinder abzulenken… (sowas wie: Oh mein Gooooooott… Hast du schonmal so eine schöne Blume gesehen?!?!?…
Oder: Weißt du was mir eben passiert ist, als du im Kindergarten warst?!?!)
Das war aber nur bis zu einem bestimmten Zeitpunkt möglich. Wenn der überschritten war, habe ich mit meiner Taktik voll abgeloost.

[19:14, 30.3.2017] Anke Neckar: 
Hm, gute Idee … probiere ich bei nächster Gelegenheit (also höchstwahrscheinlich innerhalb der nächsten halben Stunde ;) )

[19:16, 30.3.2017] Yasmin: 
:D … Du arme!

[19:17, 30.3.2017] Anke Neckar: 
Jaaaa, gerade abends tue ich mir sogar manchmal selbst leid :D :D :D

#Frage 3

[19:17, 30.3.2017] Anke Neckar:
Was kam den bei dir nach dem abloosen? Bei deinen eigenen Kids, mein ich? Bist du genauso pädagogisch bescheiden ausgerastet, wie Otto-normal-Mutti?

[19:18, 30.3.2017] Anke Neckar: 
Oder bleibt man als Profi immer cool?

[19:21, 30.3.2017] Yasmin: 
Ich glaube schon ;) … Wenn ich keinen Bock mehr hatte, habe ich sie einfach seelenruhig hinter mir her geschliffen und sogar einmal eine ältere Dame mit dem bösen “f” – Wort beschimpft. Aber ich schwöööre… Es hat mir danach echt leid getan. Aber gut getan hat es in dem Moment, als das Wörtchen aus meinem Leib wollte auch :D

[19:27, 30.3.2017] Yasmin: 
Die hat sich einfach eingemischt!… Sowas sollte man tunlichst lassen, wenn man eine Mutter mit ihrem Kind und pulsierender Halsschlagader auf der Straße beobachtet.

[20:08, 30.3.2017] Anke Neckar: 
Hahahaha, da bin ich sowas von deiner Meinung!!!

[20:12, 30.3.2017] Anke Neckar:
Und ich finde es ganz arg beruhigend, dass du als eine pädagogisch ausgebildete Person am Ende des Tages doch genauso eine Mutter bist, wie ich zum Beispiel … also mit einem BEGRENZTEN Nerven-Vorrat ;)

#Frage 4

[20:17, 30.3.2017] Anke Neckar: 
Um kurz noch in dieser gemütlichen, mein Ego beruhigenden Ecke zu bleiben: Was war dein größter pädagogischer Griff ins Klo bei deinen eigenen Kindern? Hast du dich bei irgendwas mal richtig geirrt? Also gedacht, es ist der richtige Erziehungs-Weg, aber deine Kinder hats nicht interessiert?

[20:17, 30.3.2017] Yasmin: 
Ja natürlich! Man ist emotional bei den eigenen Kindern viel näher dran. Auf der Arbeit würde mir das nicht passieren.

[20:24, 30.3.2017] Yasmin: 
Hm… Meine Tochter ist 14, mein Sohn 11. Ich denke ich hätte meinen Sohn im Kitaalter und auch später mehr in die Verantwortung ziehen müssen. Er war immer der “kleine” und soooo süß <3. Tja, jetzt haben wir den Salat. Der Bengel ist kein Organisationstalent in der Schule. Ich glaube wirklich, das es daran liegt. Aber wir arbeiten dran ;) .

[20:32, 30.3.2017] Anke Neckar: 
EVENTUELL sollte ich mir das merken :D

[20:36, 30.3.2017] Anke Neckar: 
Und hier kommt schon die vorerst letzte Frage – gestellt von einer Leserin, die morgens echt keinen Spaß hat. Sie fragt: “Hast du einen Pro-Tipp, was Eltern tun können, wenn die Kids morgens so gar nicht in die Kita wollen? Und ich meine wirklich GAR NICHT … die sich richtig wehren mit brüllen und treten und weinen?”

[21:05, 30.3.2017] Yasmin: 
Oje…. Das ist schlimm. Für Eltern und Kind. Aber ganz ehrlich gibt es kein Rezept. Da spielen meistens mehrere Faktoren eine Rolle. Ich an ihrer Stelle würde das Problem mit den Fachkräften besprechen. Vielleicht ist etwas in der Kita, was das Kind belastet, vielleicht ist es noch nicht richtig eingewöhnt oder es gibt zu Hause Veränderungen, die die Trennung etwas erschwert.
Oft helfen immer wiederkehrende Rituale (wie z. B. das Lieblingskuscheltier was jeden morgen mit in die Kita darf) und eine feste Bezugsperson am Morgen. Meistens ist der Start in den Kindergarten einfacher, wenn man etwas früher erscheint. Dann ist es noch nicht so wuselig und die betreuende Person kann sich ganz dem Kind widmen.
Aber ganz wichtig…. Das Kind muss ernst genommen werden!

[21:35, 30.3.2017] Anke Neckar: 
Ich glaube gerade letzteres geht manchmal unter, selbst wenn man es als Mama oder Papa gar nicht will. Einfach nur, weil die meisten Eltern heutzutage an so vielen Fronten gleichzeitig kämpfen müssen. Deshalb möchte ich das total gerne als Schlusssatz nutzen: Egal wie nervig uns “Großen” eine Reaktion manchmal vorkommt, wie unsinnig oder übertrieben … wir müssen unsere Kinder ernstnehmen, denn für sie IST es ernst!
(Oh man, ich muss mir das dringend öfter ins Gedächtnis rufen – geht mir doch häufig mal durch.)

[21:36, 30.3.2017] Anke Neckar: 
Liebe Yasmin, vielen Dank für deine Zeit, deine offenen Worte und deine Tipps! Ich werde dich bei Gelegenheit sicher gern nochmal belästigen ;)

[21:37, 30.3.2017] Yasmin: 
Habe ich sehr gerne gemacht :D

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