Rabenmutter 2.0

Ich packe meinen Kinderwagen

“Die Mausemaus ist doch jetzt schon so groß, dass sie ziemlich jede Strecke komplett laufen kann und den Krümel hast du eh ständig in der Trage. Kannst du da den Kinderwagen nicht einfach zuhause lassen?” werde ich aktuell häufig von (noch kinderlosen) Freunden gefragt. Dann tue ich einen Moment lang so, als würde ich darüber nachdenken … und dann lache ich herzhaft :D . Als bräuchte man einen Kinderwagen nur dazu, ein KIND zu transportieren?! Hahaha, so witzig. Und naiv! ;) .

Allerdings dachte ich früher genauso. Schon viele Monate bevor die kleine Madam das Licht der Welt erblickte, entschieden ihr Papa und ich uns daher für einen SUPER-COOLEN Kinderwagen. Das Aussehen der Baby-Kutsche war uns tatsächlich ziemlich wichtig. Aber natürlich nicht nur – so bedeppert sind wir ja nun auch nicht ;) . Ich legte neben der Optik auch noch viel Wert auf Stabilität und Wendigkeit bzw. die Möglichkeit, das Gefährt mit nur einer Hand lenken zu können (irgendetwas sagte mir schon vor der Geburt des ersten Kindes, dass ich als Mutter möglicherweise mehr schleppen, denn schieben würde :D ) Und mein Mann wünschte sich zudem … geile Gadgets für die Kiste (ach ja, Männer halt :D ) Heute – nach bereits mehr als drei Jahren Kinderwagen-Erfahrung – würde vor allem ich nach etwas anderen Kriterien auswählen. Zum Beispiel: Hat der Wagen eine Anhängerkupplung? Wieviel TONNEN lassen sich damit problem- und gefahrlos transportieren? Und wie beschissen ätzend ist es, das ganze Gerät von Kotze, Pipi, Kacka sowie verschiedenster Lebensmittel und Getränke zu reinigen. Denn HEUTE weiß ich: Der wahrhaft geringste Teil der Kinderwagen-Aufgabe ist es, den niedlich strampelnden Säuglings-Nachwuchs in einer kuscheligen Babyschale herumzukutschieren. Stattdessen geht es darum, Umzugsunternehmen Konkurrenz zu machen.

Ach, war das schön … damals, als ich meine ersten Runden mit Baby Nummer 1 im Kinderwagen drehte. Die Mausemaus lag friedlich schlummernd in ihrer Schale bzw. später in dem gemütlichen Sportsitz, am Lenker baumelte die zum Wagen passende Wickeltasche mit einem kleinen Ersatz-Strampler, einem Ersatz-Body, ein paar Wickel-Utensilien und einem Spucktuch. Die Einkaufstasche beherbergte den Regenschutz zum Wagen (in Köln pisst es ja kaum weniger als in Irland), meistens ein Tragesystem und manchmal – man glaubt es kaum – noch ein paar Einkäufe (da wurd’s aber auch schon eng). Tja, und das war’s auch schon. Mittlerweile nenne ich einen solchen Kinderwagen „nackt“. Denn heute transportiere ich mit dem bereits ziemlich heruntergekommenen Gefährt gefühlt unseren halben Hausstand, wenn es Richtung Spielplatz oder sonst wohin geht:

Die Wickeltasche (längst nicht mehr das Original, da das „Markenprodukt“ überraschend zügig völlig kapituliert hat):

  • Wechselkleidung für zwei Kinder
  • Baby-Spielzeug
  • Spucktuch
  • Getränke
  • Windeln in verschiedenen Größen (es wär so schön, wenn wenigstens ein Kind langsam mal trocken wäre!)
  • Wickelunterlage
  • Mülltütchen
  • eine Sturmpackung Feuchttücher
  • Mini-Regenschirm (man weiß ja nie)
  • Sonnencreme (man weiß ja nie)

Die Einkaufstasche:

  • Sandsachen
  • Ball
  • Steine (die Tochter sammelt endlos viele davon!)
  • Sonnensegel (man weiß ja nie)

Am Kinderwagen selbst befestigt:

  • Regenschutz (seit neusten mit Klettbändern am Gestell festgezurrt, damit das Ding zwar dabei ist, aber keinen Platz mehr wegnimmt)
  • Mamas Getränk in spezieller Halterung
  • Picknickdecke (an einem Haken am Lenker baumelnd)
  • Laufrad oder Roller (an der anderen Seite des Lenkers am Haken baumelnd)
  • Einkäufe (eher erst nach dem Spielplatzbesuch, als davor … aber irgendwann auf jeden Fall – wiederum an einem Haken baumelnd)

In einer separaten Tasche, die dann auch noch am Lenker oder wahlweise direkt an der Mama hängt:

  • verschiedenste Snacks für das Kleinkind
  • mehr Feuchttücher (zuviel davon gibt’s in dem Punkt nicht!)
  • Portemonnaie
  • Hausschlüssel
  • Sonnenbrille
  • Taschentücher

Im Sitz:

  • Fahrrad-Helm (entnervt reingeworfen)
  • Eine Decke fürs Baby
  • KEIN Baby!

So ziemlich immer direkt an der Mama:

  • das Baby im Tragesystem (Was gut ist, denn ich wüsste wirklich nicht, wo ich die Trage noch unterbringen sollte, würde das Baby im Wagen liegen wollen! Abgesehen davon können die Einkäufe dann im Sitz Platz nehmen und gefährden so nicht zusätzlich die Statik des bereits wackelnden Kinderwagens ;) )

„Also bitte, dass braucht man doch nicht alles, nur um auf den Spielplatz zu gehen“, werden jetzt einige behaupten. Ich hingegen sage: „Wenn auch nur ein Teil davon zuhause bleibt, habe ich über kurz oder lang entweder heftiges Geschrei an der Backe, klitschnasse Kinder oder ein Hungerloch bei der Trotz-Queen. Und NICHTS davon will ich! Um dennoch ein wenig „Material“ einzusparen, haben einige Mamis und ich damit begonnen, uns abzusprechen, wer was mitbringt, wenn wir uns verabreden. Schließlich brauchen wir nur einen Ball, nur eine Decke und auf gar keinen Fall mehr als 5 Schaufeln (wobei man immer mitberechnen muss, dass nach einem Nachmittag auf einem innerstädtischen Spielplatz durchschnittlich zwei Schäufelchen, ein Eimer und/oder drei Förmchen fehlen. Nicht zwingend aus böser Absicht der anderen Mütter oder Kinder, sondern einfach nur, weil es schwer ist, den Überblick zu behalten, wenn es voll ist). Das macht das Elend tatsächlich schon ein wenig besser.

Trotzdem muss ich gestehen, dass ich den Erstlings-Mamis mit ihren sauberen, neuen, kaum belasteten Kinderwagen manchmal neidisch hinterher schaue. Dann erinnere ich mich daran, wie es war, so „nackt“ durch die Stadt zu laufen, frei von kleinen Fahrrädern, die einem beim Schieben gegen das Schienbein stoßen, von Tüten und Taschen, die mehr Kram beinhalten, als man als Nicht-Mutter für einen dreiwöchigen Urlaub einpacken würde, und den ganzen Extra-Wechsel-Klamotten, die am Ende des Tages genauso voller Sand sind wie jene, die die Kids TATSÄCHLICH am Körper trugen. Ach ja, damals … das war schön ;) .

 

PS: Warum bauen Kinderwagenhersteller eigentlich ausschließlich „Baby-Cruiser“, deren Einkaufstasche bzw. -korb kaum mehr Platz bietet, als eine für Frauen heutzutage übliche Handtasche??? Warum sind Kinderwagen nicht von vorneherein darauf ausgelegt, mehr als nur ein Kind herumzukutschieren? Wo sind die standartmäßig angebrachten Haken, die wir auf jeden Fall brauchen? Die XXL-Taschen und -Körbe? Arbeiten in diesen Unternehmen keine Mamis, die um unseren Bedarf wissen? Das wäre ja ein wirklich großer Fehler! Stellt mehr Mamis ein! Los! :D

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12 Kommentare für “Ich packe meinen Kinderwagen

  1. Jahaa, sieht bei uns genauso aus! Und wir haben noch zwei Hunde dabei. Da kommen auch immer mal komische Blicke. Wir haben schon vor der Geburt der ersten einen groooßen Chariot gekauft, so ein Fahrradanhänger mit 4 Rädern. Und das, obwohl wir nie Radfahren. Da hinein und obenauf und drangehangen passen 2 Kinder oder Hunde und ein vollgepackter Trekkingrucksack und ein Puky und noch 100 andere Dinge. Wir gehen damit überall hin!

  2. Das sieht aus, als ob du umziehen würdest. :D
    Tatsächlich bin ich aber auch schon ganz ohne Kind mit Kinderwagen zum Einkauf, weil ich keine Lust hatte, alles zu tragen :P
    Liebe Grüße Melanie

    1. Mir wurde (trotz Kind IM Kinderwagen) von meiner Mutter freundlicherweise mitgeteilt ich würde wie eine Obdachlose wirken die ihren Hausstand transportiert… Ihr war mein Auftreten ziemlich peinlich. Dabei hatte ich an dem Tag nicht mal die Sachen von dem Großen dabei…

  3. Ohjaaaa- ich kenne es so gut. Ich habe schon überlegt mir zusätzlich einen Bollerwagen anzuschaffen. Ist jetzt für den Spielplatz überzogen aber wenns dann wieder ins Schwimmbad geht im Sommer- irgendwo müssen ja auch die Strandmuschel, die Schwimmflügel und die Poolnudel hin

  4. Unser (gebraucht gekaufter, 16 Jahre alter) Kinderwagen hat einen Drahtkorb, in dem man bequem einen Sixpack 1,5-Liter Flaschen transportieren kann. (Keine Ahnung, für was für ein Gewicht er eigentlich ausgelegt ist…)
    Mittlerweile haben wir auch noch einen zweiten, weil der kleiner ist, statt eines Buggys. Im Kaufprozess bin ich schier daran verzweifelt, dass die sogenannten Körbe bei eigentlich allen Modellen nur noch eine Stofftasche sind, die einen normalen Einkauf laut ausgewiesener traglast eigentlich gar nicht transportieren dürfen….

  5. Sonnensegel!! Da war doch noch was, muß ich noch einpacken! Und: geht uns echt genauso. Gestern Zoobesuch mit 2 Kids, 1 Puky, Jacken, Essen, Trinken, Buggyboard (Wo bringt man ne große! Wickeltasche an, wenn man ein Buggyboard-fahrendes Kleinkind dabei hat!!?? Und warum werden die Dinger so gebaut, dass sie bei zuviel Last kippen können?! Und welcher gut ausgestattete, maximal belastbare KiWa paßt in ein Auto, so daß wenigstens noch eine große Reisetasche reinpaßt?!