Einsamkeit
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Die Einsamkeit der Mütter

Ich hatte – damals hochschwanger mit meinem ersten Kind – eine sehr klare Vorstellung davon, wie ich meine Elternzeit verbringen würde. Nämlich inmitten einer ganzen Gruppe anderer frischgebackener Mütter, die alle dieselben Probleme und Sorgen hätten und daher am selben Strang ziehen würden. Auch der Plan, wie ich „rankommen“ würde an die natürlich krass netten Mamis, mit denen ich meine Zeit verbringen könnte, stand: EINEN Rückbildungs- und EINEN Baby-Kurs besuchen wollte ich. Das sollte dann reichen und mich entspannt in die Mutti-Dimension einführen. HIMMEL, habe ich mich da geirrt! Tatsächlich hat es nämlich ewig gedauert, bis ich die ersten angenehmen Kontakte knüpfen konnte und noch länger, bis ich echte Freundinnen fand. Klar, es gab immer mal wieder jemanden, mit dem ich auf dem Spielplatz sitzen oder mal ein Playdate verabreden konnte, aber mit den wirklich allermeisten Frauen passte es schlicht nicht.

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Ich lernte zügig, dass es NATÜRLICH mehr als die Gemeinsamkeit, eine Mama zu sein, braucht, um darauf eine Freundschaft zu gründen, in der man auch mal ehrlich jammern und fluchen darf. Völlig normal! Ich hatte es nur schlicht vergessen, wie schwer es manchmal ist, neue Menschen zu finden. Aber der Bedarf war nun mal da, denn ich war kurz vor der Schwangerschaft in eine neue Stadt gezogen, viele Beziehungen blieben dabei irgendwie auf der Strecke und – machen wir uns nichts vor – auch die durchaus gravierende Veränderung, plötzlich Mutter zu sein sowie die damit verbundene, konstante Müdigkeit UND die neuentdeckte Vorliebe für Themen rund um Nachwuchs KANN vorhandene Freundschaften zumindest vorübergehend etwas beuteln. Alles voll ok, alles voll normal. Nur … das Ergebnis ist manchmal nicht so schön. Nämlich Einsamkeit.

Die Einsamkeit der Mütter

So modern wir auch denken mögen: Die Aufteilung in vielen Familien ist immer noch die, dass MAMA länger ausschließlich zuhause bleibt, Papa hingegen ziemlich flott nach der Geburt wieder arbeiten geht und damit einen Teil seines „Vorher“- Lebens zurückbekommt. Ausnahmen bestätigen die Regel und es ist definitiv erstrebenswert, dass sich eben nicht nur das Leben der Frau von Grund auf ändert. Und ja, es lässt sich eh nicht verallgemeinern … es gibt unzählige Familienmodelle. Unseres war damals eben so, dass der frische Papa zügig wieder ins Büro ging, während sich mein Leben zu 100% ums Baby drehte und ich auch definitiv die meiste Zeit mit meiner Tochter verbrachte … viel davon komplett alleine. VOLL OK ! Nur … dass ich mich so einsam fühlte über lange Strecken, hat mich echt fertig gemacht.

Vor allem im Frühjahr erinnere ich mich besonders an diese Zeit, FÜHLE sie wieder richtig, weil ich dann häufiger auf dem Spielplatz die Mütter sehe, die gerade jetzt in genau dieser Phase stehen … das erste Kind ist gerade so alt, dass nun der erste Spielplatzsommer bevor steht, aber es sind noch keine wirklich „brauchbaren“ Kontakte zu anderen Müttern geknüpft, mit denen man die Stunden im Sand bei freundschaftlichen Gesprächen verbringen könnte … natürlich WÄHREND man hochmotiviert eine Sandburg nach der anderen baut und dem Nachwuchs alle 30 Sekunden einen Stein, einen Stock oder etwas schlicht undefinierbares aus dem Mund angelt. Ich sehe die Blicke dieser Mamis – eine Mischung aus krasser Langeweile, Müdigkeit und leider viel zu oft auch Einsamkeit – suchend von einer anderen Mama zur nächsten wandern. Ich sehe die Zerrissenheit, ob sie vielleicht einfach mal zu jemandem rübergehen und Hallo sagen oder es lieber doch lassen, weil sie sich nicht trauen oder schon so viele schlechte Erfahrungen in Sachen Mumbashing gemacht haben.

In ländlicheren Gegenden ist es noch öfter einsam

Aus meiner Social Media Community bekomme ich noch einen weiteren Faktor zugetragen, der dazu führen kann, dass Mütter gerade in den ersten 1-2 Jahren mit ihren Kindern regelrecht vereinsamen: Weil sie in Gegenden wohnen, in denen die meisten Familien einen eigenen Garten haben und Spielplätze daher viel weniger hoch frequentiert sind als in Großstädten. Gleichzeitig ist das Kursangebot für Mamis mit Kleinkindern deutlich geringer als ich es aus Köln kenne … insgesamt sind so die Chancen, Menschen in der aktuell selben Lebenssituation zu treffen und kennenzulernen noch niedriger. Ergo: Man bleibt allein.

Klar, es ist alles absehbar. Man kann außerdem telefonieren, sich im Netz austauschen, alte Freundschaften pflegen, die Familie besuchen, doch früher wieder arbeiten gehen oder es schlicht abwarten, bis man automatisch mehr Anschluss findet, wenn Zwergnase in die Kita kommt. ABER es kann dennoch schwer sein. Ich erinnere mich so gut daran, WIE schwer. Vielleicht fällt es mir deshalb so sehr auf, wenn mir ein Blick begegnet, den ich von mir aus dieser Zeit nur zu gut kenne.

Keine Einsamkeit mehr

HEUTE bin ich nicht mehr einsam. Heute habe ich wundervolle Freundinnen um mich herum und viele nette Kita-, Schul- und Spielplatzbekanntschaften – von der besten Social Media Community mal ganz abgesehen – mit denen ich die Nachmittage verbringen und mich stetig austauschen kann, wenn ich es denn möchte. Ich habe die Wahl. Das ist toll und ich weiß es sehr zu schätzen. Und vielleicht sollte ich mir zukünftig einfach öfter ein Herz nehmen, wenn mir eine junge Mama auffällt, die so aussieht, wie ich vor ein paar Jahren – mit der Einsamkeit der Mütter im Blick – und sie einfach mal nett ansprechen und fragen, wie ihr Tag so läuft. Schaden … kann es ja nicht. <3

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3 Kommentare für “Die Einsamkeit der Mütter

  1. Mir geht es genauso und zwar seit 14 Jahren. Meine Kinder machen es mir unmöglich Freundschaften aufzubauen oder zu halten. Mein ältester Sohn hat eine schwere Form von ADS, der mittlere ADHS und Asperger und meine jüngste Tochter steht auch auf Verdacht von Autismus. Meine Kinder schrecken ab und selbst wenn nicht kann ich kaum Energie aufbringen um eine Freundschaft zu pflegen.

  2. Ohja, meine Jungs sind jetzt in der 2ten Klasse und im vorschuljahr und ich finde weder in der Schule noch in der Kita Anschluss. Das ist leider sehr oft sehr einsam. Zumal es noch viel schwieriger ist wenn man eben nicht so ein offener Mensch ist und eher schüchtern, es einem sowieso schon schwer fällt sich irgendwie anderen anzunähern. Da kann man nur weiter hoffen das es sich vielleicht mal ändert ?

  3. Toller Post! Genauso habe ich es auch empfunden mit meinem ersten Kind. Ich fühlte mich einsam und mir war oft sehr langweilig, und der Tag hatte nicht enden wollende Stunden, bis mein Mann endlich nach Hause kam. Aber ich hatte dennoch Glück, weil ich ein sehr kontaktfreudiger Mensch bin und relativ schnell neue Kontakte aus Pekip, Rückbildung und Nachbarschaft geknüpft habe. Beim 2. Kind war ich dann schon so gut eingebunden in mein soziales Netz, dass ich nicht mehr aktiv nach neuen Bekanntschaften gesucht habe und sich auch keine mehr ergeben haben.