Geburtsbericht
Geburtsberichte

Sonja A. erzählt

Es war der Supersommer 2018. Ich war für den 23.Juni ausgerechnet, aber felsenfest davon überzeugt, dass ich meinen zweiten Sohn schon sehr viel früher in meinen Händen halten würde. Eigentlich war ich mir nicht sicher, ob ich überhaupt den Juni schaffen würde.

Ich war eine Schwangere, die schon sehr früh sehr viel Bauch hatte. So war das auch schon beim ersten Kind. Dementsprechend sah ich im Mai, also im 9. Schwangerschaftsmonat, aus wie eine Frau, die mindestens Zwillinge übertrug und watschelte wie ein Walross in Katerstimmung meinen Alltag ab. Doch trotz der inneren Bereitschaft das Kind baldmöglichst auf die Welt zu bringen verging der Mai und auch die ersten Wochen im Juni.

Ich hatte mich sehr intensiv mit Hypnobirthing und generell mit Selbsthypnose in den letzten Wochen der Schwangerschaft beschäftigt und so hatte ich dem Krankenhaus wo ich entbinden wollte mitgeteilt (leider gibt es weder Hausgeburtshebammen hier, noch ein Geburtshaus), dass ich bitte während der Geburt in Ruhe gelassen werden wollte. Kein CTG Gurt (außer zu Anfang bei der Aufnahme), keine Information über Muttermund Öffnung, keine PDA und vorallem KEINE Einleitung oder ein Wehentropf! Davon hatte ich eine ganz ganz schlechte Erfahrung bei meiner ersten Geburt. Eine schöne Wassergeburt, das war mein Traum (tja, gut dass alle meine Vorsätze und Wünsche an die Geburt ganz ganz anders liefen!).

Mit diesen ganzen Vorsätzen und den täglichen Meditationsübungen war ich tiefenentspannt! Die Geburt kann kommen dachte ich. Doch der errechnete Geburtstermin hat manchmal schon so seinen Sinn!

Also doch ein Sommerkind dachte ich mir, als dann der Abend des 20.Juni kam. Es war mitten in der Nacht als ich bei einem meiner zahlreichen Toilettengänge in der Nacht bemerkte, dass ich sehr regelmäßige Wehen hatte. Fast schon alle 2 Minuten. Ich war etwas grummelig, denn ich hatte noch am Vortag mit meiner Freundin geschrieben, dass ich eine dicke Erkältung hatte mir leichtem Fieber und starken Kopfschmerzen und dass ich jetzt bloß kein Kind bekommen wollte. Aber mit 2 Minuten Wehenabstand und auch mit der unterschwelligen Angst, dass es doch alles schneller laufen könnte als geplant wollte ich wenigstens, dass unser Großer gut versorgt war (anders hätte ich den Kopf nicht richtig frei bekommen). So kam also nachts um 2 Uhr meine Schwiegermutter und wir fuhren ins Krankenhaus. Dort jedoch waren die Wehen immernoch „zu lasch“ und da ich nur ein paar Minuten vom Krankenhaus entfernt wohnte, entschied ich mich doch nochmal nach Hause zu fahren und etwas zu schlafen. Dort angekommen legte ich mich ins Bett und die Wehen wurden wieder schwächer und die Abstände wieder länger.

Am 22.Juni dann war ich völlig wehenfrei und fitter denn je. Na toll dachte ich. Jetzt werde ich doch wohl bitte nicht wirklich übertragen?? Eine Option an die ich im Leben nicht gedacht hatte! Also beschloss ich mich nun solange zu bewegen bis die Geburt wieder losging. Und so lief ich im Haus umher. Treppen rauf, Treppen runter. 4 Stunden am Nachmittag, nochmal 2 Stunden am Abend. Aber es tat sich einfach nichts. Meine Schwiegermutter verlies uns am Abend um doch nochmal nach Hause zu fahren und ich ging ins Bett. In der Nacht wurde ich wach. Etwas benommen und schlaftrunken dachte ich, ich muss einfach auf Toilette doch als ich mich erleichtert hatte hörte das Druckgefühl einfach nicht auf. Hm, doch wohl wieder einige Wehen. Aber bevor ich nochmal alle in Alarmbereitschaft versetze (etwas unangenehm war es mir schon, dass ich die Vorwehen falsch interpretiert hatte) dachte ich mir, dass ich noch etwas den Flur entlang laufe und schaue wie sich die Intensität so entwickeln würde. Doch ich war so müde dass ich mir dachte ‚nochmal kurz aufs Bett setzen‘ … und da kam sie. Die MEGA Wehe. Sehr heftig und so kräftig dass ich einen richtigen Adrenalin Schub bekam. Da war er der Geburtsstart! Ich weckte meinen Mann und sagte ihm (fast schon panisch) er solle SOFORT seine Mutter anrufen jetzt würde jede Minute zählen (währenddessen war ich schon kräftig am atmen). Beim nächsten Toilettengang bemerkte ich, dass die Wassermenge unglaublich hoch war und nach jeder Wehe hatte ich nun auch einen Wasserschwall der rauskam. Aha! Blasensprung! Das Krankenhaus werde ich also definitiv nicht mehr verlassen heute. Es war mittlerweile der 23.Juni …

Als meine Schwiegereltern um kurz nach 4 Uhr eintrafen und wir uns auf den Weg ins Krankenhaus machten, fiel eine große große Last von mit ab. Zu wissen dass mein Großer gut versorgt ist, wir endlich im Krankenhaus sein würden und es jetzt dann tatsächlich los ginge lies mich entspannen. Meine selbsthypnose meditationsmusik auf den Ohren tat auch seinen Teil dazu.

Am CTG dann um kurz nach halb 5 zeigten sich kräftige und deutliche Wehen, der Muttermund war circa 2 cm geöffnet. „Ich wünsche mir eine wassergeburt, ist der große Kreißsaal mit der Wanne frei?“ irgendwie glaubte ich nicht daran, sah ich doch schon beim reingehen, dass dieser Samstag unglaublich geburtenreich zu werden schien. „Ja, der rote Saal ist gerade frei geworden“ „Tschakaaa“ dachte ich mir! Was für ein Glücksfall!! Alles lief so perfekt. Die Krönung war, dass meine Hebamme einen großen R2D2 auf dem Arm tätowiert hatte und meinem Mann als riesigen Star Wars Fan die totale Begeisterung entlockte!! Wir zogen also in den Kreißsaal und ich legte mich in die heiße Badewanne, machte mir Musik auf die Ohren und schwebte schier im 7. Himmel. Wenn ich nun mein Kind hier bekommen würde, wäre das die Traumgeburt des Jahrhunderts!!

Aber…
… so wurde es nicht :-)

Nach fast 3 Stunden Badewanne (ich war schon total verschrumpelt) schaute die Hebamme nach mit und tastete den Muttermund. Sie schaute meinen Mann an, der mich fragte ob ich das Ergebnis wissen wollte. Ja! Klar, es bringt mich schon nicht aus der Fassung! „nun, leider haben wir hier gleich einen Geburtsstillstand. Es hat sich seit 3 Stunden nichts getan, ich befürchte sie haben sich in der Badewanne zu sehr entspannt (wäre auch ZU einfach gewesen…). Wir haben nun zwei Möglichkeiten: entweder sie bekommen einen Wehentropf (!!!!), dann können sie in der Badewanne bleiben oder sie gehen mal kurz raus spazieren, um die Wehen natürlich anzukurbeln. SPAZIEREN schrie ich fast schon vorschnell (der Wehentropf von meiner ersten Geburt hatte immernoch ein Trauma in mir hinterlassen) und so stieg ich aus der Wanne und begann ein paar Schritte zu laufen.

Tja, was soll ich sagen. Ich hatte einen kleinen Wonnebrocken im Bauch und der fing nun mit jeden Schritt an kräftig nach unten zu drücken. Die Wucht mit der mich plötzlich die Wehen im Griff hatten warfen mich um. Sie waren LANG unglaublich stark und intensiv und sehr schnell im Abstand von 2 Minuten. Für die Geburt produktiv und gut aber mich riss es sowas von dermaßen aus meiner bis dahin rosa Geburtswolke dass ich kaum eine halbe Stunde später auf allen vieren im Kreißsaal alles zusammen schrie und nach einer Vollnarkose verlange (soviel zum Thema „selbstbestimmte Geburt“ haha!). Dazu kam, dass die Erkältung mir schier die Luft abdrückte. Das sprichwörtliche „Atmen“ unter der Geburt war für mich zu einem Kunststück geworden und so schrie ich auch bald nach Luft. Mir wurden dann nach einiger Zeit Nasentropfen gebracht, um mich wenigstens in diesem Punkt zu erleichtern.

Die Hebamme war etwas unsicher, stand doch dick und fett in meiner Akte KEINE PDA!! Doch als ich nicht aufhört mich zu winden und nach einer Narkose zu verlangen warf sie dann doch in den Raum, dass es noch die Option einer PDA gäbe. Kurz hielt ich inne doch als die nächste Wehe anrollte und ich in diesem Schmerzzustand kein Ende der Geburt sah, völlig überrumpelt und überwältigt war und mich absolut nicht unter Kontrolle hatte (auch so ein Ding mit dem ich nicht klar kam) willigte ich der PDA ein.

Leider war an diesem Tag Hochbetrieb, sowohl für spontane Geburten, als auch Kaiserschnitt Geburten. So waren alle Narkose Ärzte vergeben und der Oberarzt musste in seiner Bereitschaft herzitiert werden. Das ganze dauerte leider eine Stunde und als er langsam kam hatte ich schon immer den Drang zu pressen. Doch die Hebamme die nochmal untersuchte sagte, nein nur 8 cm, da geht die PDA noch. Also PDA gestochen und mit halbem Ohr zugehört was der Arzt mir da erklärte. 20 Minuten sollte es dauern bis sie wirkt. Genauso lange brauchte mein Körper um den Rest Muttermund zu öffnen und sich für die finalen Presswehen zu wappnen. Doch ab da begann die PDA dann zu wirken. Das gute an PDAs ist, sie nehmen den Schmerz und betäuben deine untere Region. Das schlechte ist, sie nehmen keinen Druckschmerz. So hatte ich das Problem dass ich auf Kommando pressen musste (mein Körper wurde ja im entscheidenden Moment betäubt – so ein Mist!) aber immer wenn der Druck zu groß erschien, nämlich wenn das Köpfchen nach unten kam, hörte ich wieder auf zu pressen. So ging das fast 45 Minuten.

Dann lies die unnütze PDA endlich gemeinsam mit meiner Geduld nach und ich konnte den Kopf hervor schieben. In diesem Moment hatte ich das Gefühl, dass es mich schier zerreißt. Doch es war der letzte Schmerz den ich ertragen sollte, denn danach kam mein zweiter Sohn mit 4.200g und 37 cm Kopfumfang auf die Welt.

Fast wäre ich dann doch noch im OP gelandet, meine Plazenta wollte es nämlich nochmal spannend machen (sie hatte sich in meiner Gebärmutter verkeilt und trotz Massage und Akkupunktur wollte sie nicht raus). Die Oberärztin kam schließlich und schaffte es doch noch nach über 45 Minuten die Geburt komplett zu machen und mir den Gang in den OP zu ersparen. Doch sowohl die schwierige Geburt der Plazenta, als auch das anschließende Vernähen aller Risse war für mich nur noch zweitrangig. Da lag er auf meiner Brust. Mein wunderschöner Sohn. Mit großen Augen schaute er uns an und war so entspannt, als wäre das gerade alles überhaupt kein Problem gewesen. Irgendwie hat er das geschafft was ich gerne haben wollte: eine entspannte, friedliche Geburt erleben :-)

Diesen schönen Geburtsbericht hat Sonja geschrieben. :)

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