Geburtsbericht
Geburtsberichte

Julia D. erzählt

Im Jahre 2018 war einer der heißesten Sommer an die ich mich erinnern kann. Die Schwangerschaft war unkompliziert und der Bauch wuchs und die große Schwester freute sich mit jeden Tag mehr auf „ihr“ Baby.

Ich machte mir viele Gedanken über den Zeitpunkt der Geburt. Ich hatte Bedenken dass er sich nachts auf den Weg machen wird und wir dann eine Betreuung für die große Schwester bräuchten. An dem Wochenende vor dem Geburtstermin am 3.9.18 war nichts mehr geplant und ich war bereit. Ich fragte vorher meine Mama ob sie an diesem Wochenende zu uns kommen wollte. Ich hoffte dass ihre Anwesenheit und die Sicherheit für die große Tochter im Hinterkopf für Entspannung sorgt und damit die Geburt auslösen würde. Wir verbrachten ein gemütliches Wochenende u waren am Sonntagabend indisch essen. Das war ein toller entspannter Abend und wir witzelten darüber wann es wohl losgehen würde. Da ich wirklich sehr gerne wollte das der Kleine an diesem Wochenende kommt habe ich schon vorher immer wieder gegoogelt wie man natürlich die Geburt einleiten kann. Zu Hause angekommen habe ich dann alle Register  gezogen. Ich bin wie in einem Entengang mit dem Oberkörper nach vorne die Treppe hinaufgewackelt, ich bin in der tiefe Hocke im Bett gesessen, ich stand im Vierfüßlerstand und habe mit dem Becken gekreist, ich trug Ut-Öl auf,  massierte den Damm und ließ mir von meinem Freund bestimmte Fussreflexzonen drücken. Trotzdem gab es keine Anzeichen der Geburt. Als ich gegen 23:00 Uhr ins Bett ging, saßen meine Mama und mein Freund auf dem Sofa und meinten das sie am nächsten Tag keine Lust hatten zur Arbeit zu gehen-ich solle doch etwas machen. Wir lachten darüber und meinten- naja das wird wohl nichts- und verabschiedeten uns. Die letzte Maßnahme wurde gegen 23.30Uhr mit Sex eingeleitet. Dabei merkte ich dann schon, dass vielleicht doch etwas anders war. Um niemand zu beunruhigen versuchte ich zu schlafen und meinte zu meinem Freund dass alles gut sei – so dass er auch ein wenig Schlaf bekommt. Doch ich konnte leider nicht schlafen da ich immer wieder in meinen Körper hinein horchte. Gegen 1:00 Uhr nachts war ich mir sicher das es heute los ginge. Ich versuchte zwar weiter zu schlafen doch in regelmäßigen Abständen bemerkte ich ein Ziehen in meinem Bauch dass sich anfühlte wie Regelschmerzen. Gegen 3:00 Uhr verkürzten sich die Abstände zwischen den Wehen und ich benutzte die bereits heruntergeladene Wehen-App. Diese App zeichnet den Abstand der Wehen auf und sagt ob man ins Krankenhaus fahren sollte oder nicht. Die Aufzeichnung zeigte dass die Wehen in fünfminütigen Abstand kommen. Allerdings waren sie sehr leicht und nicht schmerzhaft. Da wusste ich dass es bald losgehen kann und stand leise auf um ins Bad zu gehen. Ich habe mich sehr auf die Geburt gefreut und habe mich im Bad gut gelaunt geschminkt und zurecht gemacht. Dort entstand auch das letzte Bauch-Selfie. Die Wehen wurden immer stärker und ich rief im Kreissaal an – sie sagten bei dem zweiten Kind sollte ich doch lieber ins Krankenhaus kommen. Also weckte ich gegen 4:00 Uhr meinen Freund auf. Der war total durcheinander und konnte es nicht glauben dass auch unser zweites Kind an seinem Geburtstermin geboren werden sollte. Er stand auf und ihm war vor Aufregung erst einmal schlecht. Ganz langsam kam er in die Gänge und konnte meine gute Laune nicht ganz nachvollziehen. Als ich ihm mitteilte dass die Wehen in kurzen Abständen kommen und wir wirklich ins Krankenhaus müssen, war innerhalb von 2 Minuten angezogen und bereit. Auf Fahrt ins Krankenhaus versuchte ich mir meine gute Laune und Entspannung bei zu behalten, die Wehen waren außerdem noch gut erträglich. Gegen 5:00 Uhr kamen wir im Kreissaal an.  Dort wurde ich erst einmal an das CTG angeschlossen und äußerte meinen Wunsch des Einlaufs, veratmete die Wehen in einem Sessel und wartete. Die Wehen wurden stärker und ich wusste nicht mehr richtig wie ich dort sitzen sollte. Nachdem ich vom CTG abgeschlossen wurde, wollte ich mich auf die Liege legen, aber allein der Positionswechsel brachte mich zum Erbrechen. Um 6:00 Uhr wurde ich von der Ärztin untersucht. Der Ultraschall konnte allerdings kein gewünschtes Ergebnis bringen, da der Kleine sehr ungünstig im Bauch lag (Sternengucker mit überstrecktem Kopf). Das Liegen und auch die Untersuchung des Muttermundes verstärkten die Wehen unwahrscheinlich und wurden kaum auszuhalten. Die Untersuchung zeigte dass der Muttermund komplett geöffnet war und ich durfte sofort in den Kreissaal. Zu diesem Zeitpunkt kamen auch die Hebamme und eine Schülerin um mich kennen zu lernen. Die beiden waren sehr entspannt und fragten mich erst einmal was ich für die Geburt Wünsche. Ich war allerdings nicht mehr entspannt und wollte nur noch ganz dringend auf Toilette da ich ein starkes Brennen verspürte und pinkeln musste. Mit kurzen Sitzpausen schleppte ich mich unter starken Wehen auf Toilette – dort konnte ich zwar ganz kurz pinkeln allerdings wurden die Wehen so stark dass ich mich nicht rühren konnte. Mit Hilfe wurde ich in den Kreissaal zum Liegen gebracht. Das Problem war das der Kleine in die richtige Position rutschen musste bevor ich Pressen durfte- d.h. ich musste diese Wehen veratmen und mich auf die rechte Seite und halb auf den Bauch legen. Dort lag ich gefühlt eine Ewigkeit angeschlossen an dem CTG, schwitzend und stöhnend. Die Hebamme atmete mir vor u ich ahmte nach (wahahaaaa, Bahahaaaaa-ich war irgendwie immer zu hoch in der Tonlage?) zu diesem Zeitpunkt habe ich es auch etwas bereut mich geschminkt zu haben, weil ich das ganze Bett mit meine Wimperntusche verschmiert habe. Diese Übergangsphase war wirklich unerträglich. Nach einer gefühlten Ewigkeit durfte ich mich wieder umdrehen. Ich hätte außerdem starke Schmerzen durch das Brennen an der Harnröhre- es hat sich angefühlt wie bei einer Blasenentzündung. Die Ärztin schlug vor die Fruchtblase zu eröffnen. Das tat sie dann während einer Wehe mit einem kleinen Fingerling mit einer Spitze darauf. Anschließend durfte ich mich noch einmal kurz auf die linke Seite drehen bis mein Baby endlich in der richtigen Position lag. Mir war zu diesem Zeitpunkt alles egal und ich wäre auch im Bett liegen geblieben für die Geburt. Die Hebammen schlugen mir vor dass ich doch in die Hocke auf eine Bodenmatte kommen könnte und halfen mir hoch. Gegen 6:40 Uhr befand ich mich also auf einer Bodenmatte in der tiefen Hocke – hinter mir mein Freund zwischen dessen Beinen ich hockte und meine Arme auf seinen Beinen abstützte. Endlich durfte ich pressen. Die Erlösung etwas tun zu können wurde abgelöst von dem Gefühl des Zerreißens. Die Hebamme  hockte vor mir und hat mit der Ärztin ihre Hände links und rechts vom Scheidensausgang platziert, um das Zerreißen zu verhindern. Ich presste und tönte wie mir die Hebammen es sagten. Irgendwann durfte ich mit der Hand das Köpfchen fühlen und alle waren begeistert wie viele Haare der Kleine hatte. Bei der nächsten Wehe um 7:05 Uhr kam dann auch schon der ganzer Körper mit und er lag vor mir am Boden. Ich durfte ihn selbst nach oben nehmen und hab mich einfach nur gefreut. Ich war so glücklich dass ich es geschafft habe. Ich habe also gelacht und ihn an mich gedrückt und dich begutachtet. Die Ärztin sagte „nehmen Sie sie mal nach oben!“ und ich hab nur gefragt „sie?“ Ich konnte gar nicht auf den Geschlecht schauen bisher. Doch die Ärztin hatte sich getäuscht. Einen kurzen Moment verweilten wir zu dritt in dieser hockenden Position. Wie gerne hätte ich von diesem Augenblick ein Foto gehabt. Anschließend wurden wir beide zum Bett geführt. Dort hatten wir ausgiebig Zeit zum kuscheln. Ich habe die Nabelschnur durchgeschnitten und ihn ganz genau angesehen – die kleinen Finger und das weiche Köpfchen angeschaut und mich begonnen in ihn zu verlieben.
Und was macht er? Er hat mir auf den Bauch gekackt?

Obwohl die Geburt in der Übergangsphase sehr schmerzhaft und unangenehm war behalte ich sie sehr gut in Erinnerung. Sie ging sehr schnell und ich konnte aktiv mitarbeiten. Ich liebe die Erinnerung an diese tiefe Hocke mit meinem Freund hinter mir, der mich bei der Geburt unterstützt. Außerdem fand ich das toll dass ich mein Baby selbst hoch nehmen konnte und die Nabelschnur durchschneiden konnte. Auch wenn ich im Krankenhaus war und sehr viel auf die Hebammen gehört habe fühlte ich mich selbstbestimmt und nicht ausgeliefert. Die Anweisungen der Hebammen waren sehr hilfreich. Unangenehm war nur anschließend die Versorgung der Ärzte und das Warten auf das Krankenhauszimmer.

Diesen schönen Geburtsbericht hat Julia geschrieben :)

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