Geburtsbericht
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Leser-Geburtsbericht: Alina Z.

Ich war nach knapp 2 Jahren endlich schwanger – mit Zwillingen. Ich hatte es bereits beim positiven Test geahnt.  In der 30. SSW bekam ich eines sonntags plötzlich sehr häufig einen harten Bauch. Es kam mir komisch vor und ich fragte meine Hebamme was sie dazu meint. So gingen wir gegen Abend auf ihren Rat hin ins Krankenhaus… Vorzeitige Wehen, Gebärmutterhalsverkürzung und ein positiver Frühgeburtstest veranlassten die Ärzte dazu mich stationär aufzunehmen. In der Nacht bekam ich bereits die erste Lungenreifespritze. Nach einigen Tagen riet man mir zusätzlich zu einem Pessar. Ich blieb einige Tage zur Beobachtung und durfte in der 32. SSW mit viel Schonung nach Hause und fieberte der 35. SSW und der 2-Kilo Marke meiner Jungs entgegen… denn das waren Voraussetzung dafür, dass man mich dort spontan entbinden lässt.

Die Wochen vergingen sehr schleppend und ich quälte mich von Tag zu Tag mehr durch den Alltag. Symphysenlockerung, Karpaltunnelsyndrom und Wassereinlagerungen verlangten mir einiges ab. Hinzu kam, dass ich ja seit der 30. SSW vor mich hin wehte und jeden Tag überlegte ob ich nun doch noch mal ins Krankenhaus gehen sollte, weil ich die Wehen so schlecht einschätzen konnte und sie nicht selten in 5 minütigen Abständen kamen. Der ewige Ausfluss durch den Pessar machte es nicht besser. War es Fruchtwasser? Soll ich das checken lassen? Jeden Tag aufs Neue…

Bei 36+0 sollte ich mich im Kreißsaal vorstellen. Der Pessar sollte entfernt werden und durch meine massiven Wassereinlagerungen entschiedenen wir uns für die Geburtseinleitung. Man entfernte mir also den Pessar, was wie erwartet mindestens genau so schmerzhaft war wie das einsetzten Wochen zuvor. Bei 36+1 begannen wir mit der Einleitung. Der Gebärmutterhals war verstrichen und der Muttermund 2 cm geöffnet. Das klang vielversprechend, da der Muttermund am Abend zuvor noch geschlossen war. Mein Mann nahm erst mal kein Urlaub und blieb auf Abruf und fuhr arbeiten.

Zunächst kam Cytotec zum Einsatz. Es brachte auch recht starke und regelmäßige Wehen, diese verebbten aber kurz vor der nächsten Gabe jedes Mal wieder…  ich kann nicht mehr genau sagen wie oft ich jeweils eins der Medikamente bekam. Dafür dauerte es einfach alles viel zu lange. Am 4. Tag versuchten wir es mit homöopathischen Mitteln. Diese wirkten aber auch nur kurzweilig. Es war jeweils vorgesehen 2 Tage Einleitung, 1 Tag Pause… da sich nichts weiter tat am Muttermund, legte man mir am 7. Oder 8. Tag der Einleitung ein Bändchen, dass wieder gezogen werden muss, sobald starke Wehen vorhanden sind. An dem Tag ging ich mit meiner Mama viel spazieren. Sie stoppte die Zeit: ich hatte alle 2 Minuten eine Wehe… wir waren total optimistisch und zum nächsten ctg wurde meine Mama am Abend von meinem Mann abgelöst. Die Hebamme sagte sofort, falls mein Mann heute noch mal nach Hause fährt, soll er bitte unbedingt auf Abruf sein und erkundigte sich wie lang er her brauchen würde. Sie reservierte sogar den größten Kreißsaal für die Nacht, damit wir genug Platz hätten…

Ich hatte weiterhin starke Wehen in regelmäßigen Abständen. Teilweise 1,5 Minuten über Stunden hinweg. Der Muttermundbefund war aber ernüchternd: 3 cm. Ich bekam Buscopan, sollte versuchen etwas zu entspannen und wir gingen aufs Zimmer. Irgendwann schlief ich ein und die Wehen verebbten plötzlich wieder. Ich war völlig deprimiert, denn jetzt sollte wieder ein Tag pausiert werden. Langsam war ich mit meinen Kräften am Ende. Jedes Mal wenn mein Mann zu Besuch kam, brach ich in Tränen aus, weil ich einfach nicht mehr konnte. Meine Mama kam mich täglich besuchen, bis auf vereinzelte Tage, an denen ich jeglichen Besuch abgesagt hatte, weil ich einfach niemanden sehen wollte. Mittlerweile war ich nicht nur körperlich an meine Grenzen geraten, sondern auch psychisch.  Mein Mann konnte nicht nachvollziehen, wieso ich keinen Kaiserschnitt verlange… aber das wollte ich nicht. Das war für mich einfach nicht der richtige Weg. Meinen Babies ging es gut. Sie hatten bisher keinen Stress und machten alles wunderbar mit.

Man überlegte die Fruchtblase zu öffnen, entschied sich aber dagegen, da sie wenig Hoffnung hatten, dass dies zum gewünschten Erfolg führte und sie keinen eiligen Kaiserschnitt riskieren wollten. Stattdessen wollte man nun mit Gel einleiten. Ich fand es ätzend. Dieses ewige ctg nach der Gabe.  Wir warteten auf Wehen… vergeblich… Selbst meine bis dahin natürlichen Wehen die ich immer zu hatte blieben aus. Nachdem auch die zweite Gabe keine Wehen brachte, folgte donnerstags abends ein Gespräch mit einer der Oberärztinnen, die selbst Mama von Zwillingen ist und auf diese Geburten spezialisiert. Ich kannte Sie bereits von der Kreißsaalführung, der Feindiagnostik und Geburtsplanung. Sie erkläre mir, dass es ungewöhnlich sei, dass die Einleitung bei meiner Vorgeschichte nicht wie gewünscht anschlägt. Da meine Wehen zu dem Zeitpunkt komplett verschwunden waren ging man davon aus, dass meine Gebärmutter überdehnt ist und es nicht mehr schafft Kontraktionen zu erzeugen. Ein Kaiserschnitt sei egtl die letzte Option. Ich könne auf eigene Verantwortung auch einfach abwarten ob sich noch was tut, aber das Risiko sollte ich lieber nicht eingehen. Ich bat darum das Wochenende abzuwarten und den KS erst für montags oder dienstags anzusetzen. Ich erhoffte mir durch diese Deadline runter fahren zu können, damit es vllt doch noch spontan los geht. Hört man ja immer wieder… Auch wenn ich egtl wusste, dass es nur Wunschdenken war. Die Oberärztin war überrascht aber einverstanden und verlangte dass ich stationär blieb. Einen Tag später hatte ich eine Deadline. Dienstag, in der 39. SSW werden meine Jungs zur Welt kommen – egal wie.

Am Montag Abend zogen wir um ins Familienzimmer. Mein Mann schlief die Nacht vor dem Kaiserschnitt bei mir. Es wurde morgens. Natürlich tat sich nichts mehr, Ich war enttäuscht und unglaublich traurig, aber ich spürte auch Erleichterung. In den letzten 2 Wochen der Einleitung habe ich weitere 10 kg Wasser eingelagert. Meine Füße glichen denen eines Elefanten. Selbst in 3 Nummern zu großen Schlappen passte ich nicht mehr und lief nur noch mit Stoppersocken über die Station. Ich war nicht aufgeregt… das wunderte mich zwar, aber ich wollte es halt endlich hinter mir haben. Der Kaiserschnitt erfolgte dann aus diversen Gründen statt um 13 Uhr erst abends und meine Jungs wurden um 21:38 und 21:39 Uhr geboren. Sie wurden mir noch im OP auf die Brust gelegt. Ich war erleichtert, dass es beiden so gut ging. Ihre APGAR-Werte lagen bei beiden bei 9-10-10. Mir wurde plötzlich schlecht und mein Kreißlauf sackte zusammen. Mein Mann ging mit unseren Kindern zum Bonding in den Kreißsaal, während ich genäht wurde. Eine Stunde später stieß ich dazu und durfte zum ersten Mal beide gleichzeitig auf meine Brust legen. Der Kaiserschnitt war nicht so schlimm wie gedacht, auch wenn ich mit einer Blutarmut zu kämpfen hatte und zunächst noch einige Stunden im Kreißsaal bleiben musste. Um 2 Uhr nachts durften wir aber endlich auf unser Zimmer.

Ich war anschließend körperlich schnell fit und überglücklich meine zwei Wunder nun bei mir zu haben und bin um 7 Uhr morgens das erste Mal aufgestanden und konnte  mich ab dem Zeitpunkt schon völlig allein um unsere Babies kümmern können und am dritten Tag gingen wir zu viert nach Hause.

Es fiel mir schwer mich damit zu arrangieren, dass ich nicht spontan entbinden konnte. Ich konnte mir das für mich nie vorstellen. Eine spontane Geburt gehörte für mich einfach dazu und diese wurde mir verwehrt. Ich konnte mir vorher nie vorstellen, dass dieses Gefühl es nicht allein geschafft zu haben, einen so lang verfolgt oder überhaupt verfolgen würde… Aber das tut es. Auch wenn es medizinisch notwendig war, schmerzt es noch heute dieses Gefühl

Mein  Trost: meine beiden wunderbaren Jungs, dich mich jeden Tag aufs Neue, zur glücklichsten Mama der Welt machen.

Diesen spannenden Geburtsbericht hat Alina geschrieben :)

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