Herzensangelegenheiten

Hey, wie geht’s dir (uns)?

„Na, wie geht’s dir?“ Diese Frage stellte ich letztens in Form eines Postings in meine Communitys auf Instagram und Facebook. Klar, wir hören sie gefühlt ständig und stellen sie sicher auch selbst oft sozusagen im Vorbeigehen … aber wir beantworten sie meistens nur knapp und selten ganz, ganz ehrlich. Und das aus vielen verschiedenen Gründen: Aus Zeitmangel oder Scham, weil wir niemanden belasten wollen oder sogar verletzten, weil wir es vielleicht selber gar nicht so genau wissen oder – und das ist wahrscheinlich der häufigste Grund – weil wir davon ausgehen, dass die Frage gar nicht wirklich ernst gemeint ist; dass unser Gegenüber überhaupt keine echte Antwort erwartet oder hören WILL. Die höfliche Frage nach dem Befinden der Person, der wir begegnen, ist längst zu einer Floskel degradiert, die wir ebenso nichtssagend beantworten, wie sie gestellt wird … mit einem „Gut soweit!“ zum Beispiel oder einem lachenden „Muss ja, ne?!“ oder einem Ball zurückspielenden „Bei mir ist alles ok und bei dir?!“ damit auch der andere die Möglichkeit erhält, nicht wirklich zu antworten. ;)

Du hast keine Lust oder Zeit, zu lesen? Dann scrolle einfach bis zum Ende des Textes runter und hör dir den PODCAST an!  

Und wisst ihr was?! Das ist ok! Denn mal ganz im Ernst: Wer will den schon JEDEM, den man irgendwie kennt und den man mal auf der Straße trifft, alles erzählen, was einen gerade so bewegt? Besonders, wenn es eben vielleicht nicht so super läuft. Wir leben in einer Leistungsgesellschaft, in der es schnell als Schwäche oder Unvermögen gewertet wird, wenn wir straucheln oder leiden oder auch nur jammern! Dass sitzt so tief, dass wir jedes Mal, wenn wir zugegeben, dass es in einem Bereich unseres Lebens nicht „rund läuft“ hinterher schieben: Aber das ist natürlich jammern auf hohem Niveau; anderen geht es ja viel schlechter. Wow, anstrengend … weil halt einfach jeder seine individuellen Grenzen hat und Päckchen und Lebenssituationen. Dass wir trotzdem auch noch in einen Leid-Vergleich ziehen und selbst den dann verlieren, KANN schon mal frustrierend werden. Zurecht, wie ich finde!!!

Problematisch wird’s mit dieser Floskel nur, wenn man niemanden im Leben hat, der die Frage Hey, wie geht’s dir?! doch mal ernstgemeint stellt. Und dann WIRKLICH zuhört. Ohne zu werten und zu richten. Einfach nur zuhört, damit man den ganzen Scheiß, die Ängste und Sorgen, die Probleme und Unstimmigkeiten mal für und mit jemandem in Worte fassen und damit einen Teil der Belastung loslassen kann. Denn obwohl wir das manchmal vergessen: Es bringt eine MENGE, die Dinge auszusprechen, die uns bedrücken, weil sie in uns alleine sonst immer weiterwachsen.

Ich wollte einfach mal ernsthaft nachhören …

Die letzten Jahre waren heftig; gerade für Familien. Und es wird irgendwie so gar nicht besser, nur immer wieder anders und mehr … als hätte sich das ganze Leben in ein Kleinkind verwandelt, das von einer anstrengenden, uns ans Limit katapultierenden Phase in die nächste stolpert. Vielen, wirklich sehr vielen Eltern geht es aktuell nicht gut – nicht immer, aber oft aus sehr ähnlichen Gründen. Und weil gerade wir Mamis uns sehr „gerne“ erstmal um alle und alles andere kümmern, legen wir den Fokus selten nur mal auf uns selbst; und sei es auch schlicht aus dem Grund, einmal in uns hineinzulauschen. Klar, die Zeit muss man ja erstmal finden und die Kraft und dann natürlich auch noch jemanden, der sich das dann anhören mag. Weil aber tatsächlich nicht (mehr) alle so jemanden in ihrem Leben haben, wollte ich mit meinem Post anbieten, dieser jemand zu sein. Und dieses Angebot haben Duzende angenommen und mir in Mails geantwortet, wie es ihnen gerade GANZ EHRLICH geht.

Ursprünglich hatte ich die Idee, ein paar Ausschnitte aus diesen Mails zu veröffentlichen – natürlich in Rücksprache mit den Müttern, die mir geschrieben haben. Jedoch entschied ich mich um. Denn: Jede einzelne Mail, die ich bekommen, gelesen und beantwortet habe, war absolut persönlich. Zum Teil war ich die erste Person überhaupt, der von etwas erzählt wurde, von einem Geheimnis oder einem Schmerz, der die Autorin des Briefes belastet. Das ist nichts, was man veröffentlicht. Auch nicht anonym oder in Absprache. Mir war eigentlich sofort klar, dass ich gar nichts damit machen werde … außer zu lesen und wissen zu lassen, dass ich zugehört habe. Nicht mehr und nicht weniger. An dieser Stelle sei gesagt: Ich bin immer noch tief bewegt von dem enormen Vertrauen, das mir entgegengebracht wurde … das hat mich wirklich sehr berührt. <3

Gibt’s trotzdem einen Konsens daraus?

Ja, schon. Ich glaube, wir müssen gerade aktuell wieder mehr aufeinander achten. Hin und wieder genauer hinschauen und auf kleine Zeichen achten, die unsere Familienmitglieder, Freundinnen und Freunde uns vielleicht geben, obwohl sie lächeln und sagen: „Nö, du, im Grunde ist alles soweit ok!“ Auch wenn wir alle unsere Baustellen und manchmal das Gefühl haben, dass wir nicht auch noch die Probleme der anderen schultern können … denn das müssen wir ja gar nicht. Nur zuhören, dass reicht schon. Damit sich wenigsten keiner mehr so alleine fühlt mit dem ganzen Scheiß – wie so viele der Mütter, die mir geschrieben haben. Die nicht mehr können. Die einfach nicht noch mehr SCHAFFEN können und deshalb abends im Bett liegen und heimlich weinen, weil sie so ausgepowert und/oder voller Zukunftsangst sind … aber nichts sagen, weil sie niemanden damit belasten wollen. Das ist Kacke! Das machts nur schlimmer. Vielleicht können wir daran zumindest für die ein oder andere etwas ändern, wenn wir nur ab und an genauer hinsehen und zuhören.

Und wie geht’s mir gerade?

Viele haben in ihren Mails denn Ball zu mir zurückgespielt und MICH gefragt, wie es mir gerade so geht, was ich super schön fand. <3 Ich erzähle ja immer ein bisschen, wenn ich die Geschwister-Chroniken schreibe, aber natürlich gibt’s auch viel, was ich hier gar nicht anspreche oder nur kurz anreiße (es ist ja kein mehr gaaaaanz so privat Kreis ;)) . Wie den Umstand, dass es bei beiden Kindern Themen gibt, die mich sorgen und sehr beschäftigen oder dass ich in den Wechseljahren stecke, mich damit aber gar nicht mal so gut fühle. Dass ich seit Corona bisher irgendwie nicht zu meiner alten Form zurückgefunden habe und es mich hart nervt, dass ich mich oft mies und ausgebrannt fühle. Und dann kommen ja meine ganzen körperlichen (Schmerz-)Baustellen noch obendrauf. Da entsteht natürlich auch bei mir oft das Gefühl, einfach nicht mehr zu können; vielleicht in einen Heulkrampf ausbrechen zu müssen, wenn nur noch ein einziger verkackter Termin mehr in meinem Kalender auftaucht. Oder nur noch eine einzige neue Forderung an mich gestellt wird … völlig egal von wem. Es geht mir also genauso wie vielen von euch. ABER ich habe Menschen um mich, die mich ernsthaft fragen: „Na, wie geht’s dir?“ und die die Antwort dann hören wollen, die nicht weggehen, auch wenn ich jammere oder denselben Scheiß schon zum 20sten mal erzähle. Ich HABE diese Menschen. Und ich wünsche jedem und jeder von euch von Herzen, dass ihr sie auch habt. Ansonsten … schreibt mir an hallo@laecheln-und-winken.com, wenn was raus muss. Ich lese es! Das Angebot gilt immer :-*

PS: Wie immer freue ich mich, wenn ihr den Beitrag teilt! :-*

▼ Jetzt den PODCAST anhören!  ▼

Der LÄCHELN UND WINKEN Newsletter

Freu dich jeden Samstag über eine Mail von mir, mit allen Links zu den Neuerscheinungen der Woche und verpasse damit keinen Beitrag mehr - ganz egal, welcher Social Media Algorithmus gerade einen Pups quer hängen hat. ;)

Ich verschicke natürlich keinen Spam! Erfahre mehr in meiner Datenschutzerklärung.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

I accept that my given data and my IP address is sent to a server in the USA only for the purpose of spam prevention through the Akismet program.More information on Akismet and GDPR.

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.

Ein Kommentar für “Hey, wie geht’s dir (uns)?

  1. Es ist immer wichtig, einzuchecken. Vor allem bei sich selbst, aber auch in der Beziehung, eine Streitschlichterin für Paare werden könnte Positives beitragen.