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Eltern-Interviews aus aller Welt: Simone erzählt von ihrem Leben in der Schweiz

ICH persönlich war nur als Kind mal in der Schweiz und erinnere mich vor allem daran, dass ich am Ufer eines Sees voll viel Kleingeld gefunden und mich darüber natürlich wie ein Schneekönig gefreut habe!!! Viel mehr könnte ich jetzt gar nicht über dieses Land erzählen … dafür aber Simone! :D Denn sie lebt schon lange dort – mit Mann und Sohn – und war so lieb, meine Interview-Fragen zu beantworten und uns allen damit einen Einblick in ihr Leben zu ermöglichen!

Simone erzählt von ihrem Leben in der Schweiz

1. In welchem Land lebst du mit deiner Familie und seit wann?

Wir leben seit über 10 Jahren in der schönen Schweiz.

2. Wie ist das mit der Kinderbetreuung bei euch? Gibt es ein ähnliches oder gar dasselbe Konzept wie hier?

Simone vor dem Matterhorn :D (Bilder-Credit: Simone privat)

 

Die Kinderbetreuung ist anfangs ähnlich wie in Deutschland. Es gibt Kitas: die sind zwar deutlich teurer als in Deutschland – aber der Betreuungsschlüssel ist dafür recht gut (rund 3:1 also drei Kinder auf eine:n Betreuer).

Anders als in Deutschland ist der Kindergarten („Chindsgi“) in der Schweiz und ähnelt eher einer deutschen Vorschule. Daher zählt dieser auch schon zur Primarstufe. Je nach Schweizer Kanton geht der Kindergarten 1-2 Jahre und startet bei den Kindern ab 5 Jahren. Dadurch sind wir hier bereits recht früh schon an die Schulferien gebunden.

Im ersten Kindergartenjahr findet der Kindergarten meist nur am Vormittag statt. Im zweiten Kindergartenjahr gibt es zusätzlich noch einen oder zwei Nachmittage. Über Mittag ist allerdings der Kindergarten zu und üblicherweise kommen die Kinder nach Hause zum Mittagessen. Das ist natürlich nicht sehr „Berufstätigkeitsfreundlich“.

Randzeiten und/oder Mittagessen können gut mit dem Hort, einer Tagesmutter oder mit einem „Mittagstisch“ abgedeckt werden. So haben wir in der Schweiz die Möglichkeit, unseren Berufen nachzugehen und die Kinder gut betreut zu wissen. Aber trotzdem ist es immer ein organisatorischer Akt. Wenn der Nachmittagsunterricht später in der Schulzeit von wechselnder Klassenstufe zu Klassenstufe an anderen Tagen stattfindet, bedarf es jeweils eine Anpassung in der Organisation der Freizeitaktivitäten und bspw. bei den Arbeitstagen.

Schweizer:innen decken freie Zeiten / Tage auch mit den Großeltern ab. Da unsere Eltern aber in Deutschland wohnen, ist das bei uns leider nicht möglich.

3. Wie alt sind die Kinder bei euch, wenn sie eingeschult werden und was ist an eurem Schulsystem vielleicht anders als an unserem in Deutschland?

Die Kinder sind meistens zw. 6-7 Jahre bei der Einschulung – demnach ähnlich wie in Deutschland. Wie gesagt, aber der Kindergarten zählt bereits offiziell mit.

Das Schulsystem tickt etwas anders. So geht die Grundschule (Primarstufe) bis zur 6. Klasse anstatt bis zur 4. und es gibt fürs Gymnasium mehrere offizielle “Einstiegspunkte”. Allerdings gibt es hierfür Tests, die die Kinder bestehen müssen. So wie in Deutschland, dass es eine Empfehlung des/r Klassenlehrer:in gibt, ist es hier nicht.

Mittwochnachmittag ist übrigens immer schulfrei :)

4. Fühlt ihr euch in Sachen medizinische Betreuung mit eurem Nachwuchs gut, schlechter oder vielleicht sogar besser als bei uns aufgehoben?

Zwecks medizinischer Versorgung fühlen wir uns sehr gut aufgehoben. Ähnlich wie in Deutschland gibt es gerade bei Babys viele Vorsorgeuntersuchungen, einen Impfplan & -pass sowie verschiedene „Checkpunkte“ beim Kinderarzt, bei denen die Reife des Kindes, etc. überprüft wird. Dazu sind Ärzte und/oder Krankenhäuser oder „Kispis“ (Kinderspitäler – wie es hier heißt) meist gut erreichbar. Das passt schon alles. :D

5. Vermisst du etwas, das es in Deutschland gibt, aber bei euch zuhause nicht?

Ganz klar: Maultaschen :D

6. Was ist bei euch – deiner Meinung nach – viel besser als bei uns in „Good old Germany“? ;)

Ja, da fallen mir in der Tat ein paar Dinge ein:

  1. Die Bahn (SBB) ist recht gut ausgebaut und sehr zuverlässig. Klar gibt es hier auch Zugausfälle oder Verspätungen – aber sicherlich nicht in dem Masse wie in Deutschland.
  2. Die Schweiz ist kleiner als Deutschland, daher ist man recht schnell, da wo man sein möchte
  3. Die Berg-Nähe. Also wer wandern und Skifahren mag, ist hier goldrichtig.
  4. Das Schweizer Vorsorge- / Rentensystem ist in meinen Augen auch besser durchdacht und umgesetzt als das Deutsche.

7. Möchtest du gerne noch etwas anderes erzählen??? Dann ist dafür hier natürlich auch noch Platz! <3

Ich finde das Leben in der Schweiz sehr schön und gut. Teilweise ist aber das System echt noch auf „alte Rollenbilder“ ausgelegt. Sprich: der Mann geht Arbeiten und die Frau bleibt zu Hause und betreut die Kinder. Das merke ich vor allen Dingen, wenn es um die ganze Organisation um die Schule geht, bspw. bei den jeweiligen Wechseln des Nachmittagsunterrichts von Schuljahr zu Schuljahr. Das treibt vor allen Dingen arbeitenden Müttern teilweise echt die Schweißperlen auf die Stirn. Auch die hohen Betreuungskosten gerade am Anfang mit der Kita, fördern natürlich, dass eher Frauen/ Mütter zu Hause bleiben. Das finde ich nicht mehr zeitgemäß und daher würde ich mir sehr eine Vereinfachung wünschen. Ich würde mich freuen, wenn wir das Leben nicht „permanent“ wieder umorganisieren müssten, nur weil die Schule denkt, wir (vor allen Dingen Mütter) hätten alle Zeit der Welt ;). Aber letzten Endes ist das Jammern auf hohem Niveau. Irgendwie klappt es ja dann doch.

Liebe Simone, vielen Dank für diesen Einblick in dein bzw. das (Familien-)Leben in der Schweiz!!! Wer gerne mehr von Simone lesen und vielleicht etwas über ihr Taschengeld-Konzept erfahren möchte, klickt jetzt einfach hier auf: simosackgeld.ch 

 

PS: Wie immer freue ich mich, wenn ihr den Beitrag teilt! :-*

Foto-Credit: Simone privat

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Ein Kommentar für “Eltern-Interviews aus aller Welt: Simone erzählt von ihrem Leben in der Schweiz

  1. Hallo,
    Wir leben auch als Deutsche in der Schweiz. Einen aus meiner Sicht wichtiger Unterschied wird hier nicht genannt: die deutlich kürzere Elternzeit. Für Mütter beträgt die gesetzliche Dauer 16 Wochen (komplett, wenn man vor der Geburt ohne Krankschreibung frei haben will, kann man davon Zeit beziehen) und für Väter gibt es ( seit 2021 !) Gerade einmal zwei Wochen. Deswegen geben viele Mütter ihre Stelle auf oder die Kinder werden sehr früh durch jemand anderen betreut. Kita, oft Grosseltern und zunehmend auch Väter. Wenn man Glück hat, kann man vielleicht noch unbezahlten Urlaub beziehen.
    Ich stimme Simone aber zu, die Kita hier ist zwar teuer, aber die Leistung ist auch gut.
    Grüsse