Rabenmutter 2.0

Liebe Chefs, stellt Mütter ein!!!

In den letzten Wochen habe ich gehäuft Nachrichten und E-Mails von euch, meinen liebsten Leserinnen <3 , erhalten, in denen ihr euch wünscht, dass ich doch bitte mal was zum Thema „aktuelle Stellung / Lage von Müttern in der Gesellschaft“ schreibe und zwar in erster Linie im Hinblick auf die „beschissene Job-Situation“ bzw. die „UNMÖGLICHKEIT der Wiedereingliederung ins Berufsleben nach der (längeren) Elternzeit“. Boah, voll schwer, dachte ich jedes Mal, wenn ich dieses Anliegen las und musste daher wirklich lange darüber nachdenken, wie ich dieses BRETT von einem Thema wohl am besten anpacken könnte. Nicht, weil ich dazu keine Meinung habe, sondern … die Wahrheit schmerzt ein bisschen … weil ich in Sachen Politik, Frauenrechte, Feminismus usw. ungefähr soviel Know-how besitze wie ein Orang-Utan ;) .

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Dennoch bin ich natürlich weder blind, noch völlig behämmert. Natürlich sehe ich, dass wir in Deutschland in Punkto Mütter-Wertschätzung im Job-Alltag echt ein Problem haben. Da muss ich den Blick schließlich gar nicht weit schweifen lassen, sondern einfach nur mal in den Spiegel schauen. Denn Fakt ist: Meine eigenen Chancen, irgendwann wieder als Angestellte in meinen Beruf als Texterin zurückzukehren, sehen gar nicht mal so rosig aus – mit 41, zwei kleinen Kindern an der Hand, dem Bedürfnis nach einer Teilzeitstelle und der GARANTIE von mehreren spontanen Ausfällen aufgrund von plötzlich an Rotz erkrankten Kindern, bin ich jetzt auch nicht gerade der Inbegriff der Traum-Arbeitnehmerin. Zumindest nicht, wenn die klassischen Maßstäbe, die immernoch der Norm in unserem Land entsprechen, angesetzt werden: Gern eingestellte Mitarbeiter sind jung, haben aber natürlich viel Erfahrung ;) , sind am besten ungebunden und sehr flexibel was ihre Arbeitszeiten (Überstunden) angeht, werden niemals krank oder arbeiten – wenn’s doch mal passiert – trotzdem ihre gewohnten 8-10 Stunden vom Bett aus UND haben richtig Bock, sich für das Unternehmen langfristig den Arsch aufzureißen, OHNE dabei übermäßig viel Gehalt zu verlangen. Ja, ich weiß, es gibt Ausnahmen. Und jedes Mal, wenn ich von so einer Ausnahme höre, könnte ich platzen vor Begeisterung! Passiert allerdings ziemlich selten.

Als Mutter kann man viele dieser oftmals gewünschten Attribute von vorneherein nicht (mehr) erfüllen. Das macht dann zum Beispiel einen richtigen Neuanfang nach der Elternzeit extrem schwer. Und selbst wenn man in einen Job zurückkehren kann, den man vor der „Bekinderung“ zur vollsten Zufriedenheit der Vorgesetzten erfüllt hat, wird es einem danach nicht selten schwer bis unmöglich gemacht, wieder richtig Fuß in der alten Stelle zu fassen. Meine persönlichen Erfahrungen, gepaart mit jenen von Freundinnen, beinhalten doofe Sprüche der Chefs (mein Favorit: „Bringt eine Frau ein Kind auf die Welt, flutscht ihre Kreativität direkt mit der Plazenta raus und ward nie wieder gesehen!“), Mobbing bis zur Flucht-Kündigung und Degradierung von FACH-Frauen in eine Position, die – mal ganz drastisch ausgedrückt – ein dressierter Affe erledigen könnte. Auch hier möchte ich nochmal betonen: Es geht sicher auch anders – es handelt sich um rein subjektive Eindrücke aus meinem privaten Umfeld!

Von solch krassen Ärgernissen mal abgesehen, steht uns aber natürlich vor allem eines im Weg: Die Annahme von Personal-Entscheidern, dass wir Mütter …

  1. den BISS im Job verloren haben, weil unsere Priorität natürlich die Familie ist.
  2. ständig zu müde, zu überlastet und damit grundsätzlich zu fertig zum effektiven Arbeiten sind.
  3. mit den Gedanken immer bei unserem Nachwuchs hängen und dadurch unmöglich 100%igen Einsatz im Job bieten können.

Tja, wie soll ich es bloß höflich ausdrücken, was ich von diesen Begründungen, lieber keine Mami einzustellen oder weiterzubeschäftigen, halte? Vielleicht so: Die sind FÜR’N ARSCH!!! Da diese Formulierung in Vorstellungsgesprächen und Anschreiben aber eher nicht so gut ankäme, nehme ich mir jetzt mal diese 3 Haupt-K.O.-Kriterien vor … und wiederlege sie in neutraleren Sätzen ;) :

Mütter haben (angeblich) den BISS im Job verloren, weil die Priorität natürlich die Familie ist.

Eigentlich ziemlich witzig, dass aktuell die richtige Work-Life-Balance so extrem gehypt wird, für Mütter aber offenbar nicht gilt. UNS wird es negativ ausgelegt, wenn wir sagen, dass unsere Familie, im besonderen unsere Kinder, der Mittelpunkt in unserem Leben sind. Das ist allerdings falsch. Denn WAS das über uns aussagt, ist: Mütter wissen, was wichtig ist und sind in der Lage, Prioritäten zu setzten. Nicht nur, wenn es um die existenzielle Frage geht, für wen man morgens aufsteht, sondern auch in jedem anderen Bereich. Als Mutter lernt man blitzschnell ein Gesamtbild zu erfassen und im Kopf alle anfallenden to do’s in der sinnvollsten Reihenfolge zu sortieren. Wir PRIORISIEREN im Prinzip rund um die Uhr. Darin sind wir Profis … weil uns unser Leben mit Kindern und den daraus resultierenden 1.000 Anforderungen ansonsten schneller bekloppt werden ließe, als wir „Spuck das nicht auf die Couch!“ rufen können! Das Talent, Prioritäten zu setzen, ist also ein klares PRO für uns Mütter und keinesfalls ein Contra!!!

Mütter sind (angeblich) ständig zu müde, zu überlastet und damit grundsätzlich zu fertig zum effektiven Arbeiten.

Dazu möchte ich vor allem eines sagen:
Für die meisten berufstätigen Mütter ist der Arbeitsplatz – wie für Väter auch – ein Ort der Ruhe und des Friedens ;) . Hier sind wir unter Erwachsenen, die sich (im besten Fall) in GANZEN Sätzen artikulieren, uns NICHT mit angesabberten Essensresten bewerfen, uns NICHT in unverständlichem Kauderwelsch anbrüllen, vollheulen oder bekotzen und/oder DAUERHAFT an unserer Kleidung zerren. Da wir also normalerweise unter wahrhaft widrigen Umständen wirklich hervorragende Leistungen in unseren Familien vollbringen, die einem Arbeits- und Konzentrationsaufkommen von gehobenen Management-Positionen gleichkommen, und die ohne unseren unermüdlichen Einsatz für Groß und Klein zu jeder Tages- und Nachtzeit schlicht im Chaos versinken würden, ist selbst die stressigste Jobsituation für uns Mütter lässig und professionell zu handhaben. SO ist es nämlich!

Mütter hängen (angeblich) mit den Gedanken immer beim Nachwuchs und können daher unmöglich 100%igen Einsatz für den Job bieten.

Was man als Mutter wirklich sehr, sehr schnell lernt und dann umgehend absolut verinnerlicht, ist: Multitasking. Wir können den Haushalt führen (also körperlich aktiv sein), parallel die Wochen-Planung absolvieren (also geistig aktiv sein) und gleichzeitig noch für den Göttergatten telefonisch Arzt- und Friseur-Termine vereinbaren, weil es IHM zuviel Arbeit machen würde, selbst zum Hörer zu greifen ;) . Zudem können Mütter großartig „Nichtigkeiten“ ausblenden und sich damit selbst im heftigsten Tohuwabohu auf das Wesentliche, das aktuell Wichtigste konzentrieren … im Job also auf die Arbeit. On Top agieren wir in einem Tempo, von dem sich Nicht-Eltern durchaus ein Scheibchen abschneiden könnten. Denn wir wissen stets: Die Zeit rennt; der nächste „Auftrag“ lauert bereits hinter der Ecke … und braucht dann möglicherweise spontan 30 selbstgebackene Muffins für eine Schulveranstaltung, die vor Monaten in einem Schreiben angekündigt wurde, das aber IRGENDWIE nie zu Hause angekommen ist ;) .

Einzig das Problem, dass Mamis durchaus öfter spontan ausfallen, als Nicht-Eltern, lässt sich nur schwer von der Hand weisen. Zumindest in jenen Familien, in denen der „Zugriff“ auf Omas und Opas, Onkel und Tanten oder Freunde, die auch mal tagsüber als Babysitter einspringen können, fehlt. Da MUSS dann ein Elternteil dem Chef absagen und sich anstatt um den Job ums Kind kümmern. Natürlich stehen uns da gesetzlich einige Extra-Tage zu, aber wer schon mal einen Winter mit einem Kita-Kind verbracht hat, weiß: Wenn Ärzte sagen, dass es für kleine Kinder normal ist, pro Jahr 10 – 12 Infekte zu haben, die durchschnittlich eine Woche für Spezial-Unterhaltung sorgen, dann wollen sie uns nicht veralbern oder in Panik versetzen … sie legen einfach nur die Fakten auf den Tisch, damit wir schon mal locker durchrechnen können, wie viel unserer Gehälter wir in den Erwerb von Rotzfahnen investieren werden! ;) Tja, und nach Adam Riese … reichen die besagten Extra-Tage da bei weitem nicht.

Trotzdem sollte auch DAS kein Hinderungsgrund sein, denn wenn Mütter eins echt voll drauf haben, dann ist das: Wunder vollbringen! Wir organisieren so ziemlich alles – wir könnten sogar eine Rodelpartie mit Tiefschnee in der Hölle möglich machen, wenn das gewünscht wäre. Und selbst wenn wir es dennoch mal nicht schaffen sollten, körperlich im Büro anwesend zu sein, sind wir geistig sehr wohl dazu Lage, so derbe gut das – im Notfall nächtliche – Home-Office zu rocken, dass man im Endeffekt keinen Grund zu meckern mehr findet. Nichtsdestotrotz finde ich es durchaus erstrebenswert, dass die Betreuungssituation und –Unterstützung in Deutschland weiter verbessert wird. Andere Länder und vor allem die dort ansässigen Unternehmen schaffen es schließlich auch, so Kinder- bzw. Familienfreundliche zu sein, dass Mütter – genauso wie Väter – als ganz NORMALE und vor allem WERTVOLLE Arbeitskräfte gesehen werden. Deshalb bring ich es jetzt mal abschließend auf den Punkt:

Liebe Chefs und Personal-Entscheider,
stellt (mehr) Mütter ein – sie sind ein Gewinn für eure Firma! Nichts anderes!

So, ihr Mamis, und jetzt lasst uns die Welt erobern gehen – wir haben das drauf! :-*

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6 Kommentare für “Liebe Chefs, stellt Mütter ein!!!

  1. Lach mich tot, danke für den Artikel, den ich beinahe wortwörtlich im Kopf hatte, um ihn in meinem Blog zu veröffentlichen. Jetzt muss ich mir also was Neues ausdenken, um nicht eine fade Copy Cat zu werden. Super Text, werde ich gleich teilen.
    Diskutiere gerade genau diese Themen im Freundes-und Bekanntenkreis und in diversen Mama Netzwerken. Ein immer aktuelles Thema, wo nichts dazugelernt wird, wie es aussieht.

  2. Ist das nicht traurig und schlimm, nervig und einfach ungerecht, dass wir Mütter und Frauen immer noch beweisen, ausführen und mit Power-Point untermalen müssen, dass wir:
    -auch unser Geld wert sind
    -auch einen guten Job verdienen (von dem wir leben können; wenigstens das, denn Rente kann man in Teilzeit ja getrost vergessen)
    -auch gute Mütter UND gute Arbeitnehmerinnen sind??!!
    Wir leben im 21. Jahrhundert, Vereinbarkeit von Beruf und Familie sind eine Utopie aus einer anderen Galaxy für die Allermeisten von uns, die Politik kümmert sich einen Dreck um unsere Sorgen; jede von uns steht allein, aber wir sind doch viele…warum ändert sich nicht endlich mal was???

  3. Toller Text, der einfach nur stimmt, stimmt und nochmal stimmt!
    Gott sei Dank hat mein Chef selbst 3 kleine Kinder und sieht, welche Wunder seine Frau täglich vollbringt. Er hat das Potenzial erkannt und setzt jetzt auf junge Mütter in Teilzeit, denn “Lieber eine junge, motivierte Mutter in Teilzeit, als eine unmotivierte kinderlose in Vollzeit.” Und er hat Erfolg und kommt an die besten Arbeitskräfte, denn Teilzeitjobs im Büro sind unter den Müttern sehr begehrt. Und mal ehrlich: klar sind die Kids oft krank. Aber meine kinderlosen Kollegen kamen auf dieselben Fehltage…