Rabenmutter 2.0

Wenn das zweite Kind kommt …

Jene Mamis, die diese Situation bereits hinter sich haben, können sich bestimmt noch sehr gut daran erinnern, wie es war, als sie den (ersten … einige machen ja mehr als einen … ich ;) ) positiven Schwangerschaftstest in den Händen hielten, der verkündete: das ZWEITE Wunsch-Kind ist unterwegs!!!! BÄM … plötzlich rotiert alles in Kopf und Herz wie ein Haufen Spielplatz-Drecksocken in der Waschmaschine! Klar, die Freude ist groß, das ersten zarte Gefühl von Liebe für dieses Miniatur-Wesen stellt sich schneller ein als Mutti „Guck mal, Schatz, da ist eine zweite Linie!“ sagen kann und egal wie frisch die Schwangerschaft eigentlich noch ist, wird im Spiegel bereits nach einer Bauch-Wölbung Ausschau gehalten ;) . Gleichzeitig jedoch machen sich Sorgen breit. Einige sind alte Bekannte aus der ersten Schwangerschaft … sie ängstigen uns mit den Gedanken an ein mögliches Fehlgeburtsrisiko, schädigende Krankheiten für das Würmchen oder auch gesundheitliche Problemen für die Mutter. Wie ausgeprägt diese Ängste sind, hängt natürlich von den individuellen Erfahrungswerten ab – und dem Typ Mama. Ich persönlich bin ja eher so ein Schisser. Das, in Kombination mit meinen beiden Fehlgeburten zwischen den „intakten“ Schwangerschaften, hat mich in der Zeit mit dem Söhnchen auf der Blase ganz schön das Fürchten gelehrt. Aber … das gilt eben nicht für alle werdenden Zweit-Mamis. Glücklicherweise! ;) WAS allerdings allen werdenden Zweit-Mamis ab dem Wissen um das nagelneue, gerade erst schlagende Herzchen in ihrem Körper im Kopf herumspukt, ist: Wie wird wohl das demnächst GROSSE Geschwisterchen reagieren??? Ca. 1.000 Fragen, die sich größtenteils darum drehen, wie das bisherige Einzelkind wohl die Veränderungen in SEINEM Leben verkraften wird, plöppen in Mamas Birne wie bunte Internet-Werbebanner auf und sorgen für unruhigen Schlaf; manchmal sogar für ein paar Zweifeln an der Richtigkeit der Entscheidung für ein zweites Baby. Ich erinnere mich, dass mich das Kopf- und Herz-Kirmes-Karussell immer besonders heftig erwischte, wenn die Mausemaus gerade abends in meinem Arm eingeschlafen war und ich sie in ihr Bettchen neben meinem gleiten ließ. Sie sah so glücklich und zufrieden aus, wie sie dort lag. Würde sie das auch noch sein, wenn ihr Brüderchen da wäre? Und wie sollte denn bloß diese innige, liebevolle Einschlafbegleitung funktionieren, wenn ich gleichzeitig ein schreiendes Baby zu beruhigen hätte? Und überhaupt … würde meine Mausemaus es verkraften, nicht mehr der alleinige Herrscher über Mamas und Papas Herzen zu sein oder würde sie sich zurückgesetzt fühlen, vielleicht sogar ersetzt oder schlimmer noch VERLETZT?

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Ja klar, mit etwas Abstand betrachtet, sind in diesen Momenten möglicherweise ein bisschen übertrieben emotional die Schwangerschaftshormone mit mir durchgegangen. ABER das ist ganz normal (hoffe ich ;) ). Die familiäre Aufstockung von drei auf vier ist ein großer Schritt – wie es sein wird, mehr als ein Kind zu haben, weiß man halt noch nicht. Es ist in diesem Stadium nur sehr schwer vorstellbar, dass sich die Liebe WIRKLICH verdoppelt und das es kaum etwas Schöneres gibt, als dabei zuzusehen, wie Geschwister einander umarmen und küssen und so sehr zusammen zu lachen, dass die Tränen laufen. DAS erfahren Eltern eben erst etwas später … und dann fragen sie sich, wie sie je daran zweifeln konnten, den richtigen Weg eingeschlagen zu haben ;) <3

Schwangere bzw. wachsende Familien machen sich in den Monaten des Wartens aber natürlich nicht nur emotional etwas kirre, sondern stellen sich selbst auch viele eher praktische Fragen. Und das ist total gut, denn DIE kann man deutlich flotter und aktiver auflösen, als diese ganzen Herzensangelegenheiten:

Was sollte man als erstes „lernen“, wenn man mit dem 2. Kind schwanger ist?

Folgenden Satz: „Ach, das tritt sich fest oder guckt sich weg!“ :D Und zwar deshalb, weil man schon schwanger oftmals nicht mehr so kann, wie man will, sich davon aber nicht stressen lassen sollte. In den ersten Monaten ist einem vielleicht oft übel oder man hat mit dieser krassen Müdigkeit zu kämpfen, die eigentlich nur mit dem Winterschlaf-Instinkt eines Bären zu vergleichen ist. Danach kommen dann andere Zipperlein … und nicht zuletzt Kind Nummer eins, das wahrscheinlich gerade in irgendeiner grässlichen Phase steckt (wie immer, wenn’s grad nicht so passt) und Muttis Nerven im Prinzip allein damit gänzlich ausgelastet sind. Da MUSS man lernen, Dinge und Aufgaben liegenzulassen oder direkt an den Partner zu delegieren. Die eigene Kraft braucht man gerade nämlich für etwas anderes: das Baby … und dieses EXTREME Hormonchaos!!! ;) .

Wann sagt man es dem bald großen Geschwisterkind?

Da gibt es ganz unterschiedliche Ansätze: Die einen warten mit der Verkündung bis die ersten 12 Wochen geschafft sind, die anderen sagen es ihren „Großen“ sofort. WIR haben unsere Tochter direkt mit einbezogen. Für mich gab es da keine Alternative, weil es mich aufgrund der Fehlgeburten davor wirklich enorm beschäftigt hat und ich so viel darüber reden musste, dass Geheimhaltung nicht möglich war – die Mausemaus war schließlich rund um die Uhr bei mir und sogar bei den Arztbesuchen mit am Start, weil es nicht anders ging. Ich empfand es aber als genau richtig für uns, denn für sie schien alles völlig natürlich und deutlich weniger aufregend, als für mich. Sie war zu diesem Zeitpunkt etwas älter als zwei Jahre.

Meiner Meinung nach, ist die Kommunikation dieses Wunders eine klassische, ganz individuelle Bauchentscheidung. Und auf dieses Gefühl sollten sich Eltern einfach verlassen … unabhängig davon, was andere machen <3 .

Wie kann man das erste Kind auf das Baby vorbereiten?

Natürlich spielt hier das Alter des Kindes eine Rolle, aber im Allgemeinen kann man sagen: Reden, reden, reden. Es gibt ganz viele, wirklich großartige Bücher zum Thema Geschwisterkind – da ist für jedes Alter was dabei. Mir haben diese Bücher als Gesprächsgrundlage bzw.-start gedient, wobei sich die Mausemaus tatsächlich weit weniger für das Ganze interessiert hat, als ich vorher erwartet habe. Eine Schwangerschaft zieht sich in Kinder-Augen so lang und langweilig dahin, bis endlich ein ERGEBNIS greifbar ist, dass gerade kleine Kinder schnell das Interesse an der „Aktion“ verlieren. Abgesehen davon ist es ja auch schon für uns Erwachsene kaum zu glauben, dass da echt ein ganzer, kleiner Mensch im Bauch entsteht – wie sollen das bloß Kinder verstehen :D . Trotzdem: Darüber zu reden, Fragen zu beantworten und die Kids auch mal mit zum Ultraschall zu nehmen, sind tolle Möglichkeiten, es realer zu machen. UND unbedingt immer schon betonen, dass Mama und Papa das Erstgeborene IMMER genau so dolle lieben werden wie jetzt. Denn daran wird sich schließlich tatsächlich nie etwas ändern <3 !!!

Was schenkt man dem Geschwisterkind?

Die Frage, OB man dem dann großen Geschwisterkind überhaupt etwas schenken muss, wenn das Baby da ist, wird sicher auch irgendwo heiß diskutiert und pädagogisch wertvoll beantwortet ;) . Für mich stand aber von Anfang an fest, dass die Mausemaus ein Geschenk bekommen würde … und zwar eine neue Puppe, mit der sie alles, was ich mit dem Krümelchen „veranstalten“ würde, nachspielen könnte. Die Idee dazu habe ich irgendwann mal irgendwo aufgeschnappt und wusste sofort, dass ich es genauso machen würde. Nur eine Puppe zu finden, die nicht zu hässlich ist (echt mal, was gibt es für hässliche Puppen!!!), die ein bisschen baden aushält, wie der neue kleinen Bruder einen Schniepel hat UND groß genug ist, echte Windeln zu tragen (damit ich mich nicht dumm und dusselig für diese Spiel-Windeln zahlen muss), war nicht ganz so einfach. Hat aber geklappt. Und die frisch gebackene große Schwester fand es dann mega toll im Krankenhaus – genau wie die Mama – ein „neues“ Baby zu bekommen. Sie hat wirklich sehr lange mit-gestillt, -gewickelt, -gebadet und -getragen … eben immer dann, wenn ich etwas davon mit dem Brüderchen gemacht habe.
Ich denke, ihr hat es sehr gut getan, nicht nur miteinbezogen zu sein in den Säuglings-Eltern-Alltag, sondern direkt richtig mitzumachen … mit IHREM Baby. Und ganz ehrlich: Es wäre auch mein Erste-Wahl-Geschenk für einen Jungen, der großer Bruder wird, denn nachzumachen, was die Mama gerade tut, finden doch alle Kinder super. Davon mal abgesehen, macht ja auch PAPA spielen großen Spaß ;) .

Was kann man TUN, wenn das schlechte Gewissen kommt?

Der vielleicht schwierigste Part bei der Umstellung von einer ein-Kind-Mama auf eine zwei-Kind-Mama ist der, dass man als Mutter plötzlich mit einem enormen Gefühl der Zerrissenheit konfrontiert ist (ja, auch Papis kennen das – aber die sind glücklicherweise nicht gleichzeitig so Hormongeflutet wie die Mamis). Ich erinnere mich sehr gut daran, wie ich ca. eine Woche nach der Geburt des Krümelchens im Kinderzimmer saß, meine gerade aus dem Mittagsschlaf aufgewachte Tochter im Arm hielt und ihr still ins Haar weinte, weil es Tage her zu sein schien, dass ich solch einen kuscheligen, innigen Moment mit ihr allein genossen hatte. Mir brach fast das Herz, weil ich sie und unsere Zweisamkeit von früher so sehr vermisste. Ich glaube, SO geht es allen frischen Zweifach-Mamis irgendwann … und ich könnte mir sogar vorstellen, dass es auch beim dritten Kind noch einmal so ist, obwohl man da wahrscheinlich mental etwas besser auf die Situation und dieses Gefühl, nicht GENUG zu sein, vorbereitet ist. Es gehört wohl einfach dazu. DESHALB: So richtig TUN kann man eigentlich nichts, wenn so eine emotionale Welle anrollt und uns die Tränen in die Augen treibt. Aber vielleicht hilft es zu wissen, dass es leichter wird … und besser! Denn es hat sogar positive Seiten! Die plötzlich großen Geschwister werden eigenständiger – natürlich abhängig von ihrem eigenen Alter und ihren damit verbundenen Möglichkeiten. Wie prima man Quatsch machen kann, während Mutti stillt, wickelt oder badet, lernen aber alle sehr schnell … hach ja, unbeobachtete Freiheit – die lieben schon die Kleinsten und klettern dann auf den Tisch oder topfen mal schnell eine Blume um ;) :D .

 

Ohne Frage ist es (wieder) ein neues Abenteuer, wenn sich ein zweites Kind auf den Weg macht und es gehören hier und da (wieder) Tage voller Selbstzweifel, Tränen und Angst vor der Zukunft dazu. Genau wie beim ersten Mal. Doch genau wie beim ersten Mal dreht man sich als Mama irgendwann um, wirft einen Blick zurück auf die anstrengende erste Zeit der Umstellung und Neufindung und denkt – mit einem Herzen voller Liebe für beide (oder mehr) Kinder – erleichtert: „DAS war es wert!“ <3

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12 Kommentare für “Wenn das zweite Kind kommt …

  1. Achja. Mein Schwangerenhormon- geschwängertes Gehirn kann es noch nicht GANZ so glauben, aber ein bisschen Hoffnung hast du mir geschenkt :) danke dir <3

      1. Was für ein schöner Artikel! Danke!
        Genau so war es bei mir.
        Meine Tochter hat damals auch eine Puppe bekommen – nicht eine neue, sondern ihre erste. Niemand durfte ihr vorher eine schenken, ich hab sogar Pakete kontrolliert bevor sie sie erhalten hat. Und ich habe ihr von Anfang an gesagt, dass sie zur Geburt eine bekommt… das kann ich nicht weiter empfehlen. Die Wartezeit war für ein zur Geburt gut zweijähriges Kind sehr lange, zumal wir das erste Baby verloren haben und sie somit noch länger warten musste. Aber ich musste ja auch so lange warten und sie hat es überstanden und war am Ende unbeschreiblich glücklich mit ihrer Puppe!
        Dass die Liebe mit den Kindern wächst und immer wieder neu nachläuft, ist vor der Geburt unglaublich. Es verliert auch beim dritten Kind nicht seine Kraft und Magie.
        Ich freue mich für alle Mamas, die so mutig sind und es einfach drauf ankommen lassen und drauf vertrauen, dass es schon gut werden wird!

  2. Danke für diesen tollen Text. Bei uns ist gerade das zweite Kind auf der Welt.
    Eigentlich steckt es der “Große” ganz gut weg, das ich gefühlt das Baby ständig an der Brust habe. Zum Glück ist der Papa gut in die Lücke eingrsprungen da er Urlaub hat…
    Wie es im Alltag dann weitergeht bleibt abzuwarten.
    Das größte Problem habe wohl vermutlich derzeit ich, denn ich vermisse den Großen am Meisten… In dieser Hinsicht hast du mir aus dem Herzen gesprochen… Danke!
    Kannst du vielleicht mal darüber schreiben, wie du den Spagat hinbekommst, beiden Kindern möglichst gerecht zu werden? Das würde sicher viele Mamis interessieren…
    Liebe Grüße und bitte weiter so…

  3. Hallo Anke, hattest du nicht auch einen Text geschrieben für deine große Tochter, als sie große Schwester wurde? Find den irgendwie nicht…oder täusche ich mich?
    Danke für dvie Info! Liebe Grüße Sarah

  4. Hallo. ??
    Welche Puppe habt Ihr Eurer Großen denn geschenkt? Wir sind auch auf der Suche, finden aber ausschließlich hässliche Varianten. ?
    Viele Grüße!
    Judith

  5. Ich hätte den Text in meiner 2. Schwangerschaft lesen sollen. Ich habe es auf die leichte Schulter genommen und habe keine Ahnung gehabt, was für eine Umstellung es für meine Tochter wird. Ich habe einiges falsch gemacht als das 2. Kind da war und bereue es zutiefst. Der Anfang war sehr anstrengend für uns alle. Aber ja, es ist mit jedem Tag besser geworden und jetzt nach 10 Monaten sehe ich wie toll sie miteinander umgehen und beim Einschlafen Händchen halten. Ich habe da unfreiwillig Pipi in den Augen :)

  6. Du schreibst so schön :-) Emotional, ernst, lustig, liebevoll… Ich bin immer begeistert und das hier ist einfach mein absoluter Lieblingsblog!!! Danke dafür und mach bloß weiter so :-)

  7. Schöner Text! Ja, es ist emotional ein Auf und Ab und be uns hat es ein paar Monate gedauert, bis wir begannen zusammenzuwachsen. Aber mit jedem Tag wird es schöner.