Rabenmutter 2.0

Der Mut der Mütter

Kinder zu bekommen gehört zum Leben dazu. Nicht zwingend für jeden Einzelnen, aber eben doch für uns Menschen im Allgemeinen. Für die einen ist die Geburt eines Kindes einfach etwas ganz natürliches, etwas, dass eigentlich doch jeder hinbekommen und haben kann; für die anderen ist es ein absolutes Wunder, nach 40 Wochen Schwangerschaft plötzlich ein nagelneues Menschlein im Arm zu halten. Ich persönlich gehöre ja zur zweiten Kategorie … und kann es auch nach über 4,5 Jahren als Mama oftmals gar nicht fassen, dass diese beiden lauten, wilden und vor allem wundervollen kleinen Geschöpfe, die täglich mein Leben auf den Kopf stellen und jeden meiner Pläne kichernd sabotieren, tatsächlich IN MIR gewachsen sind und den Mann und mich zu liebenden, stets „bemühten“ Eltern gemacht haben. Absoluter WAAAAAHNSINN! Und trotzdem ganz normal ;) .

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DOCH WAS HAT DAS MIT MUT ZU TUN?

Glücklicherweise ist es heute bei weitem nicht mehr so gefährlich, ein Kind zu bekommen, wie früher. Die Müttersterblichkeit ist weltweit in den letzten Jahrzehnten stark gesunken und auch für Babys sieht es – was die medizinischen Möglichkeiten angeht – besser aus als je zu vor. Und dennoch gibt es selbst 2018 in Deutschland keine Garantie dafür, dass eine Schwangerschaft glatt geht … das man am Ende ein gesundes Baby im Arm hält. Ich selbst hatte zum Beispiel zwei Fehlgeburten, die mich – obwohl sie früh stattfanden – bis ins Mark erschütterten und dauerhaft ein Teil meiner eigenen Geschichte als Mutter sein werden. Daher empfinde ich jede Frau, die es trotz solch einer Erfahrung (unabhängig wie früh oder spät der Verlust des Kindes die eigene Welt ins Wanken brachte) wagt, wieder in den Sattel zu steigen, als ganz enorm mutig.

Doch es bedarf noch mehr Mut, Kinder zu bekommen und zu haben. Auch dann noch, wenn es längst nicht mehr um Leben und Tod während Schwangerschaft und Geburt geht, sondern ganz schnöde und profan um den Alltag als Mutter bzw. Elternteil in einer Gesellschaft wie der unseren, die auf der einen Seite nach Kindern schreit und auf der anderen jenen lustig Beinchen stellt, die dem Ruf (und natürlich ihrem Herzen) folgen. Und DAVON mal abgesehen … ey, Kinder sind echt der Hammer! Aber man braucht echt „Cojones“, um sich von denen nicht unterbuttern zu lassen! :D

Mütter entscheiden sich für das Abenteuer Kind, obwohl sie eigentlich NICHT wissen, was auf sie zukommt.

Ganz egal, wie viele Ratgeber man als Frau gelesen oder Stunden beim Babysitten verbracht hat, völlig wurscht, wie viele Freundinnen bereits Kinder haben und wie freigiebig sie mit Informationen über alle Veränderungen umgegangen sind – in Wahrheit hat man keinen blassen Schimmer, was Elternschaft bedeutet, bis man selbst ein unfassbar laut schreiendes, im Prinzip dauerhaft pupsendes, kackendes oder spuckendes, gefühlt niemals schlafendes, aber dafür stetig hungriges Baby im Arm hält. Denn was einem wirklich NIEMAND vorher sagen kann, ist: Wie ein Kind die Sicht auf ALLES verändert, wie die eigene Gefühlswelt, wie die persönlichen Prioritäten, Ziele und Wünsche. Schließlich ist DAS ganz individuell und bei jedem verschieden … und zudem gerade am Anfang dermaßen Hormongetränkt, dass es sowieso oftmals für niemanden nachvollziehbar ist, was gerade so in Kopf und Herz abgeht … nicht einmal für die Mama selbst ;) .

Mütter entscheiden sich für WEITERE Kinder, OBWOHL sie wissen, was auf einen zukommt ;)

Die meisten Mamis, die sich dafür entscheiden, die Familie noch ein bisschen zu vergrößern, haben schon seeeeehr lange nicht mehr Durchgeschlafen und/oder längst vergessen, wie man PRIVATSPHÄRE schreibt und/oder ihre eigene Mahlzeit ganz alleine gegessen und/oder einen kompletten Tag OHNE Kotze, Popel oder undefinierbare Reste in den Haaren, im Dekolleté oder an ihrer Kleidung verbracht. Und sie wagen es dennoch! Weil sie zwar bereits WISSEN, wie anstrengend es manchmal (oft ;) ) ist, eine Mutter zu sein, aber eben auch, wie wundervoll es ist. Das macht Mut! Mut, es noch einmal zu tun! Mut, noch einen Schritt weiterzugehen und das eigene Leben WIEDER komplett aufs neue von einem Winzling umkrempeln zu lassen. <3 

Mütter gehen das Risiko ein, ihre Karriere nachhaltig NEGATIV zu beeinflussen, weil sie eine Zeitlang im Job „ausfallen“.

Die meisten deutschen Arbeitgeber legen großen Wert darauf, dass ihre Mitarbeiter ihren Job als Lebensmittelpunkt betrachten … ganz besonders natürlich, wenn es sich um Führungspositionen handelt. Da Kinder jedoch bei den meisten Menschen – und im Besonderen bei Frauen – die Prioritäten nachhaltig (emotional) verschieben, stellt der Nachwuchs für viele Mütter ein „Problem“ im Lebenslauf und im Job-Alltag dar. Tatsächlich habe ich schon mal eine Mutter auf einer Gartenparty sagen hören: „Ich hätte schrecklich gern ein zweites Kind, aber das würde meine Vita nicht verkraften!“ Soll heißen: Sie verzichtete darauf, ihrem Herzen zu folgen, weil sie sicher war, dass sie das mit ihrer Karriere, für die sie Jahre lang geschuftet hatte, bezahlen müssen würde. Sehr, sehr traurig. Und kein Einzelfall, auch wenn es durchaus sogar in unserm (in diesem Bereich erschreckend rückständigem) Land Bemühungen gibt, die Situation zu verbessern und Frauen zumindest irgendwann in der Zukunft nicht mehr dafür zu bestrafen, dass sie einige Jahre in die „Weiterbildung zur Mutter und Familienmanagerin“ investieren und daraus EIGENTLICH mit neuem, wertvollem Knowhow hervorgehen.

Mütter trauen sich, IHREN eigenen Weg in Sachen Erziehung zu gehen, sobald sie ihn gefunden haben.

Mal ganz im Ernst: DAZU benötigt man in unserem Land echt MUMM! ;) Denn ganz egal, welchen Erziehungsstil man verfolgt bzw. wie man auf amüsante Situationen und alltägliche Gegebenheiten mit dem Nachwuchs reagiert … es findet sich immer sofort jemand, der die Nase kraus zieht und sagt: „Oh, willst du das jetzt wirklich SO handhaben!?“ Gerade am Anfang ist man da als Mutter schnell verunsichert, probiert geknickt jeden dargebotenen Versager-Schuh an und schimpft das offenbar trügerische Bauchgefühl einen Lügner, weil es doch alle anderen besser zu wissen scheinen. Das gibt sich jedoch mit der Zeit … wenn man so richtig ankommt in der Mutterrolle und begreift, dass die mütterliche, individuelle Intuition wirklich etwas absolut großartiges ist, auf das man sich durchaus verlassen darf, wenn es um das eigene Kind geht. Und dann … findet man auch seinen ganz persönlichen Weg <3 .

Mütter wagen es, diesen Weg auch in der Öffentlichkeit zu gehen!

Selbst wenn man sich (einigermaßen :D ) sicher mit dem gewählten „pädagogischen“ Weg fühlt bzw. sich daran gewöhnt hat, dass man eben nicht NUR lächelnd mit seinem Kind kommunizieren kann, Grenzen aufziehen MUSS und trotz mütterlicher Bestleistung am trotzenden oder pubertierenden Nachwuchs manchmal heftiger abprallt als ein Flummi vom Boden, bleibt die Präsentierteller-Situation in der Öffentlichkeit unangenehm. In die geraten wir Mamis aber täglich und dann heißt es, Zähne zusammenbeißen und sich selbst treu bleiben, egal welche Blicke man von den vorbeikommenden fremden, aber garantiert pädagogisch 1 A ausgebildeten Passanten kassiert. Auch nach fast 5 Jahren als Mutter fühle ich mich unwohl, wenn ich in einem Supermarkt mit meinem Kind schimpfen muss, weil es die Scheibe an der Wursttheke abgeleckt hat. Schließlich weiß ich, dass einige Menschen meine Schimpferei als Schwäche oder gar Kontrollverlust meinerseits auslegen und mir stattdessen empfehlen würden, dem Kind auf Augenhöhe ganz ruhig zu erklären, dass man das eben nicht macht, weil es unhygienisch ist. DAS habe ich aber bereits 1.000 Mal getan und meine Tochter KACKT drauf. Ich muss daher den Weg gehen, der MEINER Erfahrung nach das beste Resultat bei MEINEM Kind erzielt. Egal was andere darüber denken. Oder wie sie mich deshalb ansehen. Früher hätte mich das mächtig verunsichert. Heute nervt es mich nur noch ;) .

Mütter drosseln ihre eigenen Ängste, damit auch ihre Kinder mutig sein können.

Mutig sein bedeutet nicht, keine Angst zu haben. Es bedeutet (nur), Ängsten nicht die Macht zu geben, das eigene Handeln zu lähmen. Für uns Mütter heißt das, unsere Kinder auch dann„machen zu lassen“, wenn wir vor unserem inneren Auge bereits den Krankenwagen herbeirufen. Wir MÜSSEN ihnen erlauben, sich auszuprobieren, eigene Erfahrungen zu sammeln und ihre Grenzen zu entdecken. Selbst dann, wenn Zwergnase mal von einer Schaukel plumst oder im Endeffekt schreiend auf einer Leiter „feststeckt“, die eben doch noch zu hoch war. Das bedarf eine ordentliche Portion Mami-Mut, die ich zugegebenermaßen bei der Tochter an vielen Stellen noch nicht hatte und daher vielleicht manchmal ein wenig ZU beschützend war. Tja, als Mama muss man eben genauso lernen und sich weiterentwickeln wie die Kinder. <3

Mütter geben ihren Kindern Flügel … auch wenn es ihnen das Herz bricht!

Hach, ich mag dieses Zitat von Goethe: „Zwei Dinge sollen Kinder von ihren Eltern bekommen: Wurzeln und Flügel.“ Doch es ist gar nicht so einfach umzusetzen, wie es im ersten Moment scheint. Es bedarf viel Kraft, Liebe und Ausdauer, ein Kind stark zu machen, selbstsicher und mit dem Gefühl „auszustatten“, dass es in seiner Familie IMMER eine Basis hat, egal wie alt es ist. Und es gleichzeitig loszulassen … jeden Tag ein bisschen mehr, im Prinzip direkt von Anfang an, wenn die Nabelschnur durchtrennt wird. Den einen fällt das etwas leichter, den anderen etwas schwerer – doch ziehen lassen wir sie alle irgendwann. Wir quartieren sie eines Tages zum ersten Mal bei Oma ein und gehen alleine essen. Wir bringen sie zum ersten Mal in den Kindergarten und fahren kurze Zeit später wieder täglich für viele Stunden zur Arbeit. Wir winken ihnen zum ersten Mal zum Abschied, wenn sie zur Klassenfahrt in ein anderes Land aufbrechen. Und wir lächeln ihnen ermutigend zu, wenn sie zum ersten Mal einen Mitvertrag für eine eigene Wohnung unterschreiben. All das sind große, spannende und wichtige Momente – für Eltern und Kinder – die einfach dazu gehören, zu diesem Prozess des „Flügelgebens“. Und selbst wenn wir uns anschließend mal eben kurz aufs Bett schmeißen, um haltlos in unser Kopfkissen zu schluchzen, weil unsere Babys viel schneller „eigenständig“ werden, als unsere Mami-Herzen es verkraften, sind wir nicht weniger mutig und stark … denn auch das gehört dazu ;) .

Fazit:

Kinder zu bekommen und zu haben bedarf Mut und Einsatz, Kraft und Ausdauer, Herz und Verstand. Wer das anders sieht hat keine Ahnung. Und wahrscheinlich keine Kinder ;) .

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3 Kommentare für “Der Mut der Mütter

  1. Ja, absolut richtig. Es ist und bleibt ein Abenteuer. Und ich schätze mich glücklich, dieses Abenteuer in einem westlichen Land zu erleben, ohne Hunger, Krieg, Entbehrungen, mit Bildung.