bei Freunden übernachten
Rabenmutter 2.0

„Mama, ich will bei meiner/m Freund/in übernachten!“

Ich glaube, die Mausemaus war kaum älter als vier Jahre als sie zum ersten Mal sehr selbstbewusst verkündete, dass sie nun aber wirklich alt genug sei, bald mal bei ihrer besten Freundin übernachten zu dürfen. „Klar, ganz bald!“, erwiderte ich lächelnd und hakte das Thema ehrlich gesagt direkt wieder ab, denn zu diesem Zeitpunkt schlief die Tochter nicht mal in ihrem EIGENEN Bett ohne die Mama ein. Und tatsächlich hörte ich vorerst nichts mehr von dieser Idee, was mir sehr entgegen kam, denn ich fand sie eh einfach noch zu klein für ihre erste Übernachtung bei einer Freundin.

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Wie die Mama, so die Tochter?

Ich selbst war eher ein Schisser als Kind. Ich schlief nicht gern woanders, sondern am liebsten in MEINEM Bett, in MEINEM Umfeld, mit all MEINEN Kuscheltieren. Zusammen mit meiner kleinen Schwester bei der Oma übernachten ging zwar einigermaßen, aber so ganz klassisch bei einer (Schul-)Freundin schlafen war mir eigentlich immer ein Graus; ich versuchte es hin und wieder … allerdings nur, weil es alle machten und ich dachte, ich müsste dann auch. Das Ergebnis: Meist musste ich nachts von meinen Eltern aufgrund von schlimmem Heimweh und vielen Tränen abgeholt werden. Und das war lange so. Bis ich im späten Teenie-Alter Alkohol für mich entdeckte und die Nächte schlicht durchmachte. DAS konnte ich besser, als in einem mir fremden Bett zur Ruhe zu kommen. Und wenn ich ehrlich bin, hat sich das nie so ganz geändert – ich bin immer noch ein „Heim-Schläfer“ und penne im Urlaub durchgehend unterirdisch schlecht. Was ziemlich schade ist. Und anstrengend. ;)

Mein Töchterchen hingegen ist da anders. Ganz anders. Mit etwas über 5 schlief sie wirklich zum ersten Mal woanders – bei ihrem „Verlobten“ und dessen Eltern, mit denen wir sehr gut befreundet sind und die wir häufig sehen. Dennoch rechnete ich wenigstens mit einem kleinen bisschen Heimweh. Schon allein deshalb, weil die Mausemaus vorher – aus verschiedenen Gründen – nicht mal bei Oma oder Opa übernachtet hatte. Aber: Es gab überhaupt keine Probleme. Sie weinte nicht, sie wollte mich nicht anrufen, sie ging dort sogar nachts alleine im Dunkeln aufs Klo … etwas, das sie zu Hause erst viel später schaffte. Es lief so wahnsinnig reibungslos, dass ich es beinahe kaum glauben konnte. Wie das eben so ist, wenn man (mal wieder) feststellt, dass das eigene Kind eben kein „Mini-Me“, sondern eine ganz eigene Persönlichkeit ist. SIE ist definitiv kein Schisser. SIE war mit 5 mehr als bereit, bei ihrem Freund zu übernachten.

Wann ist ein Kind alt genug, um bei einem Freund zu übernachten?

Wie bei sehr vielen anderen Themen in Sachen Kinder und Kindererziehung, beantworten die meisten von uns die Frage nach dem WANN anhand von zwei großen Einflüssen: den eigenen Kindheits-Erfahrungen und dem, was wir in unserem direkten Umfeld beobachten. Ich finde beide Wege absolut legitim, solange wir den wichtigsten Aspekt dabei nicht aus den Augen verlieren: unser Kind. Denn eigentlich kann nur Zwergnase selbst entscheiden, wann er oder sie tatsächlich so weit ist, woanders zu übernachten … so ganz ohne Mama, Papa oder Geschwisterkind. Klar, wenn man in diesem Punkt dann wirklich hauptsächlich den Wünschen des Nachwuchses folgt, muss man damit rechnen, dass man nachts mal kurz loszockeln darf, um den Floh vorzeitig wieder einzusammeln. Aber das ist völlig ok. Mutige Ideen müssen ausprobiert werden, auch wenn sie dann im Endeffekt vielleicht (noch) nicht funktionieren. Und wenn es erst einmal nur dazu dient, zu lernen, dass Mama und Papa JEDERZEIT auf der Matte stehen, wenn der Mut noch nicht reicht, ist das doch auch schon fantastisch und sorgt höchstwahrscheinlich dafür, dass es beim nächsten Mal direkt reibungslos klappt. AUßER, der Nachwuchs ist – wie ich – ein Heim-Schläfer, aber selbst das ist kein bisschen schlimm … ich schwöre, man kann auch mit dieser „Macke“ leben. ;)

Welche Kriterien sollten die Gastgeber erfüllen?

Spätestens wenn der Mini in der Kita oder Schule mitbekommt, dass es die Option GIBT, bei Freunden zu übernachten, müssen sich die Eltern damit auseinandersetzen, unter welchen Umständen so eine Übernachtung in einer anderen Familie überhaupt für SIE in Ordnung wäre. Ganz besonders, wenn es sich NICHT um langjährige, sehr enge Freunde handelt, die man schon gefühlt tausend mal besucht hat und von denen man ziemlich genau weiß, wie sie sich im Umgang mit den eigenen, aber auch mit „geliehenen“ Kindern verhalten. Dann muss man sich fragen, welche „Erwartungen“ man an die Gastgeber stellt, die man vielleicht bis zum Zeitpunkt des innigen Pyjama-Party-Wunsches des Stöpsels eigentlich nur flüchtig kennt.

Leider – so schade das auch ist, weil es die Nummer so viel einfach machen würde – gibt es da keine allgemein gültige Liste. Die Kriterien, nach denen Eltern entscheiden, dass sie ihr Kind in die Obhut anderer Eltern geben, sind bis auf wenige Ausnahmen, echt mega individuell. Einig sind sich natürlich alle darüber, dass die Kinder SICHER aufgehoben sein müssen – d.h. zum Beispiel, dass niemand in der Gastgeber-Familie für psychische oder physische Gewalttätigkeit oder auch hohen Alkoholkonsum bekannt ist. Um das auszuschließen, muss man sich wenigstens ein wenig kennen, vielleicht schon das ein oder andere gemeinsame Spielplatz-Date erlebt und sich mindestens einmal gegenseitig besucht haben. Das ist natürlich klar; man schickt seinen Nachwuchs ja nicht zu völlig Fremden. Darüber hinaus jedoch ist es wirklich sehr individuell, was Eltern dazu bringt, mit gutem Gefühl ein kleines Übernachtungsköfferchen zu packen.

Gute Gründe für und gegen „bei Freunden übernachten“

ICH habe mir über diese individuellen Kriterien erst vor kurzem Gedanken gemacht. Nämlich als ich aus dem Bauch heraus Nein zu einer Übernachtung sagte, dabei aber gar nicht sofort genau wusste, warum … und später unsicher war, ob meine Entscheidung richtig war. Deshalb habe einfach mal via Story auf Instagram und Facebook nach den „Richtlinien“ anderer Eltern gefragt und fand das Feedback super spannend. So spannend und auch hilfreich, dass ich die am häufigsten genannten Gründe für oder gegen eine Auswärts-Nacht des Kindes hier mal zusammengefasst habe:

Rauchen

Unheimliche viele Eltern schrieben mir, dass sie ihr Kind keineswegs in einem Raucherhaushalt schlafen lassen würden, nicht mal dann, wenn nur auf dem Balkon geraucht würde. Vom Geruch mal abgesehen, ist es nun mal ein giftiges „Hobby“, dass auch die Lungen der Passiv-Raucher belastet, was wir heute halt wissen … im Gegensatz zu früher. ICH bin in einem Raucherhaushalt aufgewachsen, habe selbst sehr lange und viel geraucht und kann jeden verstehen, der nicht davon loskommt, weil ich es auch nach fast sieben Jahren noch vermisse. ABER: Meinen Kindern erspare ich den Qualm auch wo es nur geht!

Hygiene

Während einige Eltern klar sagten, dass es ihnen extrem wichtig wäre, dass das Umfeld, in dem übernachtet wird, ebenso gepflegt und sauber ist wie ihr eigenes, meinten viele andere, sie wären damit zufrieden, wenn der Nachwuchs sich keine „Krabbeltierchen“ holen würde. Ein sehr brauchbarer Maßstab, wie ich finde! ;)

Sprache 

Wie wichtig ist es wohl, dass die Eltern sich wirklich verständigen können, habe ICH gefragt, denn das war der Grund, warum ich (vorerst) Nein sagte zum Wunsch der Tochter. Ich habe die Mutter ihrer Freundin sehr gerne und die größeren Kinder in der Familie können prima übersetzen (glaube ich :D ), aber sie würden schließlich auch schlafen (wollen). Daher bin ich nicht sicher, ob die Mausemaus – falls sie irgendein Problem oder Angst hätte – richtig und sofort verstanden würde. Andererseits: Ich sehe die Frau als gute Mutter, so dass meine Zweifel höchstwahrscheinlich unbegründet sind. Dennoch empfinden den Faktor Sprache auch andere Eltern als wichtigen Punkt, vor allem, wenn die Kinder noch recht klein, also keine Schulkinder sind.

Umgang mit Medien

„Ich würde nicht wollen, dass mein Kind die ganze Zeit vor der Glotze sitzt oder am Computer spielen darf. Das gibt’s hier nicht und mein Kind soll das auch als Gast nicht abbekommen“, antworteten einige Eltern auf meine Frage nach den Kriterien. Die Zeit bei Freunden sollte lieber gemeinsam im Spiel verbracht werden. Und das ist sicher nicht der falsche Ansatz. (Obwohl ich zugegebenermaßen Gastkinder durchaus gerne mal zusammen mit meinen Kindern einen Film gucken lasse … so als Verschnaufpause für mich ;) )

Ernährung

Ebenfalls sehr vielen Eltern wichtig ist, was ihr Nachwuchs während eines Übernachtungsbesuchs so isst. Unbedingt beachtet werden sollten natürlich Allergien oder Unverträglichkeiten sowie in der Familie gelebte Ernährungswege. Würde ich mein Kind vegetarisch aufwachsen lassen, fände ich es sicher auch mehr als uncool, wenn es bei Freunden dann ein halbes Schwein verdrücken dürfte. So etwas muss also definitiv vorher besprochen werden.

Schlafenszeiten

Ein schwieriges Kriterium, finde ich, wenn darauf bestanden wird, dass die Kinder zur selben Zeit wie sonst auch im Bett sein sollten. Denn so eine Übernachtung bei Freunden ist ein Ausnahmezustand, ein Abenteuer … und entgleist durchaus hier und da ein bisschen, was aber dazu gehört, wie ich persönlich finde. Wahrscheinlich hängt die Umsetzbarkeit da sehr vom Alter des Kindes bzw. der Kinder ab und dem WO. Denn: Von Oma und Opa kann man absolut erwarten, dass sie das Enkel-Kleinkind rechtzeitig ins Bett bringen, von Bekannten allerdings deutlich schwerer, dass sie sich voll gegen zwei vor Glückseligkeit überdrehte 9-jährige durchsetzen. Da muss man dann möglicherweise einfach mal ein Auge zudrücken. ;)

 

Mein Fazit aus all den vielen Antworten, die ich bekommen habe: Die Kriterien und deren Wichtigkeit sind wirklich sehr individuell … abhängig vom Alter der Kleinen, den Erfahrungen der Großen, des Ortes zum Übernachten und der Beziehung zu den Gastgebern. Und das ist absolut in Ordnung. Gerade wenn es darum geht, das eigene Kind „zum ersten Mal“, aber auch später noch, über Nacht in die Obhut anderer Eltern zu geben, MUSS das Bauchgefühl von Mama und Papa damit einverstanden sein. Denn nur dann wird es für ALLE ein tolles Erlebnis … für Kinder UND Eltern. <3

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2 Kommentare für “„Mama, ich will bei meiner/m Freund/in übernachten!“

  1. Hallo Anke, super Text?
    Sag mal ist Ella über Nacht 4 Jahre älter geworden?? Sicherlich meintest Du 4-jährige und nicht 9-jährige, oder?
    Liebe Grüße Ines