Geburtsbericht
Geburtsberichte

Geburtsbericht: Leserin Tanja L. erzählt

Meine größte Frage vor der Geburt? Wird es ein Mai- oder Junikäfer? Es wurde Juni.

Meine Schwangerschaft war körperlich recht beschwerlich. 3 Monate habe ich den gelben Eimer mehr umarmt als meinen Ehemann. Dann legte ich 25 Kilo zu und am Ende schnaufte ich nach 500 Metern Spaziergang. Ich war eine selbsternannte Planschkuh.

Am letzten Maitag (ich war bei 40+2) war ich bei meiner Hebamme für die Akupunktur, sie gab mir noch ein paar Tipps, was ich so machen könnte, damit die Geburt endlich los geht. Danach, dachte ich: noch schnell ein paar Besorgungen im Supermarkt und ab nach Hause.

Gerade hatte ich etwas Gebäck eingetütet und dreh mich nach den Erdbeeren um….flatsch.
Eine Frau guckte etwas entgeistert und fragte ob alles in Ordnung sei… “Ja, mir ist nur die Fruchtblase geplatzt.”  konnte ich ganz trocken antworten.
Wirklich hollywoodreif.

Ich legte das Gebäck weg, ging aus dem Supermarkt und wartete in meiner klitschnassen Hose an der Ampel auf grün. Einige Autofahrer hielten an und deuteten mit hektischen Gesten an, ich solle doch jetzt schon bei rot rüber. War mir aber zu gefährlich, ich wollte zwar schon ins Krankenhaus aber nicht sooo schnell. Außerdem war ich ja nur 3 Gehminuten von zu Hause entfernt. Dort angekommen rief ich erstmal die Klinik an, die meinten ich hab noch locker 2-3 Stunden, dann könne ich vorbei kommen. Also hab ich noch etwas Haushalt gemacht und geduscht. Mein Mann kam schnell wie der Blitz nach Hause und um 18:00 machten wir uns gemütlich los.

Im Krankenhaus angekommen war auch alles ganz gemütlich. CTG, Ultraschall, der Muttermund bei 3 cm. Wir gingen spazieren, die Wehen waren regelmäßig und auszuhalten.
Wir bezogen dann ein Entspannungszimmer. Ich lief rum, hüpfte auf dem Peziball, tanzte ein wenig…einzig im liegen waren die Wehen für mich nicht auszuhalten, worauf mir die Nachtschicht-Hebamme (mit Feldwebel-Ton, ich war froh, noch nicht so weit zu sein) ein Schmerzmittel gab, damit ich schlafen konnte. Leider vergeblich. Also blieb ich die ganze Nacht wach und weiter aktiv.
Total motiviert!

Am Morgen dann die Ernüchterung: der Muttermund bei 3-4 cm, ich hab nur noch geheult. Ich war so fertig…
Dann wurde ich gefragt ob ich eine PDA möchte, was ich dann als wahre Erlösung ansah. Ich kam in den Kreißsaal und mir wurde eine PDA gelegt. Ich kam an den Wehentropf um den Muttermund weiter zu öffnen und konnte endlich schlafen!!
Als ich wieder wach war, war ich auch wieder gut drauf.
Mir tat es ein bisschen Leid, denn aus irgendwelchen Gründen haben sie mich im Kreißsaal mit der einzigen Wanne stationiert und den blockierte ich noch ganz schön lange. Mein Mann war die ganze Zeit bei mir. Reichte mir Wasser und Snacks, sortierte meine PDA- und CTG-Schläuche wenn ich zur Toilette watschelte. Und wir lachten gemeinsam darüber wenn es links und rechts von mir Babygeschrei gab, weil alle anderen Frauen dieses „Kind gebären“ schneller erledigten als ich. Erst nach 2 vollen Wehentropf-Flaschen war mein Muttermund endlich bei 8 cm.
Dann wurde meine PDA abgedreht und ich kam in die heiße Phase, da war es ca. 17:00 Uhr.
Ich fing im Vierfüßlerstand an, kreiste die Hüften und atmete was ich konnte, wenn ich nicht gerade jammerte wie ein kleines Kind. Ja, auch nach meiner Mama hab ich gerufen… ( ich weiß noch ich dachte: also eigentlich MUSS ich jetzt nicht jammern, ich könnte auch leise wimmern, aber verdammt ich WILL jammern!)
Schließlich wechselte ich die Seitenlage um mein Baby voran zu bringen, und final lag ich auf dem Rücken, was mir dann doch das ähm “angenehmste“ war.

Ich möchte hier übrigens allen Frauen die sagen: „Ich glaube ich muss jetzt pressen!“ meine Hochachtung über ihre körperliche Befindlichkeitswahrnehmung aussprechen. Denn ich sagte zu meinem super lieben Hebammen/Hebammenschülerin-Gespann: „ Oh Gott! Ich muss JETZT sofort aufs Klo!” (das große Geschäft!!).
Am Ende achtete ich nur noch auf die Atmung, die mir die Hebammen vorgaben.
Ich wurde gefragt ob ich mal das Köpfchen fühlen möchte, ich wollte! Und zwar wollte ich sicher gehen, dass mich niemand veralbert, dass ich jetzt wirklich im Endspurt bin.
Und dann um 20:45 Uhr war sie endlich da. Mein wundervolles kleines Mädchen. Wir waren Mama und Papa.
Es wurde nochmal hektisch, weil ich viel Blut verlor. Die resolute Oberärztin flickte mich zusammen (die Plazenta hatte sich nicht ganz gelöst).
Fazit: 1,4 Liter Blut verloren und Dammriss 2. Grades. Wie sich später herausstellte: verschobenes Steißbein, das tat über Monate weh. (wenn das passiert Physiotherapeut des vertrauens aufsuchen (bei mir damals eine Osteopathin, die mir den Steiß wieder an die richtige Stelle schob), sonst könnte ich bis heute nicht sitzen).
2 Bluttransfusionen machten mich wieder menschlich. In der Wöchnerinnen-Station wurde ich so liebevoll ausnahmslos von allen Schwestern umsorgt. Viel Liebe, keine Hektik. Die kleine Maus die ganze Zeit bei mir und der Mann bei uns solange die Besuchszeiten es gestatteten.
Nach 4 Tagen durften wir nach Hause. Ich habe während der Geburt 5 Hebammen-Schichten mitgenommen. Davon war mir nur eine (Feldwebel) unsympathisch, also ein guter Schnitt mit 4:1. Für mich im Rückblick eine schöne Geburt, weil ich mich gut aufgehoben fühlte und vieles selbstbestimmt geschah. Wenn man nach der Geburt noch gesagt bekommt wie toll man das gemacht hat (auch der Mann) ist nicht nur Ende gut, sondern alles gut.

Diesen schönen Geburtsbericht hat Tanja geschrieben :)

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