Geburtsbericht
Geburtsberichte

Stephi erzählt

Die Geburt meiner Tochter war wohl das einreißenste Erlebnis (im wahrsten Sinne) in meinem Leben. Aber auch das schönste!
Es war eine stürmische, regnerische Nacht… Na ja okay, so Märchenhaft war es dann doch nicht.

Es war Ende August 2016. Es war einfach nur warm. Mir war Speiübel. Seit zwei Tagen wieder. Ich wusste nicht wohin mit mir, dem Babybauch und überhaupt war ich einfach so Schwanger! (Hunger, müde, Pipi, warm….Frau kennt das) Und eigentlich hatte ich noch vier lange Wochen vor mir. ET war schließlich erst Ende September.

Da es mir so schlecht ging und ich alle zwei Minuten meine Position ändert – also sitzen, liegen, stehen, liegen und so weiter – habe ich in dieser Nacht auf der Couch geschlafen. Im Nachhinein sag ich mir, mein Körper hat das schon gespürt und wollte sich zurückziehen.

Es war zwischen 2 und 3 Uhr morgens. Ich kam grade von einem der tausend Toilettengängen wieder und legte mich zurück auf die Couch, als es mir plötzlich nass die Beine hinablief. „Na Prima! Ich hab mich eingepinkelt!“, war mein 1. Gedanke.

Ziemlich genervt ging ich wieder ins Bad : Ausziehen, waschen, anziehen (Ein Notvorrat Klamotten lag immer im Badezimmer). Ein Handtuch für die Couch ( die hatte ich zum Glück nicht eingesaut), aber falls es nochmal passiert, hab ich wenigstens was drüber liegen. Und ganz heimlich, entstand im hintern Teil meines Kopfes, ein kurzer Gedanke: Blasensprung?!

Neeeeee – viel zu früh! Die Maus hat noch 4 Wochen.

Ich muss dazu sagen: ich bin seit 20 Jahren Diabetikerin. Und leider hat meine Maus im letzten Trimester einen typischen Schub gemacht. Sie war zu gross für die Zeit. Bis dato war sie immer genau im Rahmen. Und plötzlich war es doch passiert. Und die Ärzte hatten mir schon eingeredet das ich mein Kind nur per Kaiserschnitt bekommen könnte und sie eventuell sogar früher geholt werden müsse. Jede Schwangere oder Mama weiß welche Sorgen man sich dann macht. Und vielleicht auch welche Vorwürfe.

Den Termin zur Geburtenplanung hatte ich auch bereits in ein paar Tagen.

Ich setzt mich also wieder in Wohnzimmer, das Handtuch unter mir und kurze Zeit später schwappte der nächste Schwall Wasser aus mir heraus. Mega unangenehm. Mein Verdacht erhärtete sich und ich ging erneut ins Bad. Und was soll ich sagen? Kaum auf Toilette, lief es! Ohne Kontrolle. Ein blödes Gefühl.

Da mir in einer meiner zahlreichen Apps schon zu PH-Teststreifen geraten wurde, hatte ich die Griffbereit und testete. Positiv. Fruchtwasser- ach du Schande.

Panik hatte ich nicht, aber dieses aufgeregte Kribbeln im Bauch! Es war so weit. Ob ich wollte oder nicht, die Fruchtblase war geplatzt und mein Baby war unterwegs. Juhu!! Und nein, ich hatte keinen Gedanken mehr dafür, dass es eigentlich zu früh war. Es waren „nur“ noch 4 Wochen, ich war in einem Krankenhaus mit Kinderklinik angemeldet – alles würde gut gehen! Mein Baby kommt ( Den Gedanken hatte ich noch ziemlich oft! So im Hormoncocktaildusel).

Wehen hatte ich übrigens nicht. Da ich vorher schon zweimal wegen falschem Alarm und ziemlich heftiger Senkwehen im Krankenhaus lag, war ich nach dem Blasensprung die Ruhe selbst. Im Gegensatz zu meinem Mann.

Den hatte ich dann mit den Worten: „Schatz! Meine Fruchtblase ist geplatzt, wir müssen dann mal los!“ geweckt. Zack, mit der Tür ins Haus. Während er wie ein aufgescheuchtes Huhn durch die Wohnung lief und alles mögliche noch einpackte ( braucht hinterher kein Mensch), packte ich mein Handgepäck zusammen, zog mich nochmal um ( es lief und lief…) und dann ging es ab ins Auto.

Eine halbe Stunde später waren im Krankenhaus. Der Nachtportier kannte uns ja mittlerweile ( und lachte – wir auch) und schickte uns zum Kreißsaal. Die Hebammen lachten auch – ich war schließlich schon zweimal wegen Falschalarm da gewesen.

Und im Kreißsaal kam dann irgendwie die Ernüchterung.

Ich wurde untersucht, das CTG angeschlossen und lag dann doof rum. Es klingt vielleicht total blöd, aber ich wollte gerne von der Hebamme bestätigt haben, dass es wirklich meine Fruchtblase war. Immerhin erzählen alle von einem schwallartigen PLATSCH, während es bei mir vergleichsweise nur tröpfelte…Leider sagte keine Hebamme irgendwas. Auch nachdem wir fragten war die Aussage nicht so deutlich und ich war verunsichert. Doch wieder falscher Alarm?

Da sich auf dem CTG nichts tat, wurde ich auf ein Zimmer geschickt. Ich solle noch etwas schlafen. HAHA! Mein Baby ist unterwegs – oder doch nicht?! Ich war aufgewühlt, zwischen Zweifeln und Hoffnung, wie soll man da schlafen?

Mein Mann war auch noch müde. Es war schließlich fünf Uhr morgens. Im Zimmer döste ich so vor mich hin, ich hatte bis dato ja noch gar nicht geschlafen, mein Mann lag halb mit auf dem Bett und döste auch.

Gegen sieben weckte mich ein stechender, unangenehmer Schmerz im Unterleib. Instinktiv wollte ich mich auf den Bauch legen – denn es waren die gleichen Schmerzen wie bei der Periode und das half schließlich immer – aber das ging nicht. Da war das Baby im Weg. Ich wurde wacher, fing an zu stöhnen. Daraufhin wurde mein Mann munter. Er war eigentlich drauf und dran zur Arbeit zu fahren. Als aber die Schwester das CTG anschloss und dieses deutliche Wehenaktivitäten zeigte, hatte sich das erledigt.

Ich wurde wieder in den Kreißsaal gebracht. Und ab da ist alles irgendwie etwas verschwommen.

Ich sprach mit den Hebammen. Bekam die Frage nach einer PDA und nickte nur. Kurz darauf kam auch schon der Anästhesist. Ich wurde auf die Bettkante gesetzt, eine Schwester hielt mir die Hände, eine andere fixierte mich im Nacken. Nach ein paar Minuten fragte ich sie, ob sie wohl den Griff lockern könnte, da es im Nacken zog. Sie lachte und meinte die meisten würde versuchen wegzuziehen und blieben nicht so locker sitzen.

Das ganze dauerte ca. fünf Minuten (nagelt mich nicht drauf fest, mein Zeitgefühl wurde mit dem Fruchtwasser ausgeschwemmt). Und dann war Ruhe im Unterbauch. Wie schön und entspannend. Ich fragte die Hebamme ob ich nun noch in mein Zimmer könne, etwas schlafen. Woraufhin sie lachend meinte, dass ich nun so lange hier bliebe bis das Baby da wäre. Da wurde mir bewusst: es geht nun richtig los.

Ich legte mich auf das Kreißsaalbett und war innerhalb von ein paar Sekunden (gefühlt) eingeschlafen.

Aus Erzählungen von meiner Mama, die mittlerweile eingetroffen war, weiß ich, dass ich geschlafen hab, das CTG hinter mir ausgeflippt und mein Mann erst mal was Essen gegangen ist. Mama war ja da.

Aufgewacht bin ich dann ca. eine Stunde später, wieder mit heftigen Unterbauchschmerzen. Ich lag noch auf der Seite und als die Hebamme nun kam und mich auf den Rücken legen wollte, bin ich bald wahnsinnig geworden. Da ich das Vena Cava Syndrom hatte ( sobald ich auf dem Rücken lag, klemmte mir das Baby mit seinem Gewicht die Blutzufuhr in den oberen Körper ab und ich bekam Kreißlauf Probleme), wollte ich am liebsten auf der Seite liegen bleiben und so gebären. Aber so weit war ich noch gar nicht.

Blöderweise lag ich genau gegenüber von einer Uhr (wer den Kreißsaal eingerichtet hat, hat ja echt keine Ahnung gehabt!). Nach jeder heftigen Wehe schaute ich auf die Uhr, trotzdem weiß ich nicht wie lange es dauerte; bis ich die ersten Presswehen merkte. Ich weiß nur noch das ich irgendwann den unglaublichen Drang hatte zu Pressen. Und die Hebamme voller Panik angerannt kam ( okay, das ich eventuell etwas übertrieben) und nachsehen musste wie weit der Muttermund schon offen ist. 8cm. Zu wenig. Noch nicht pressen! Haha! Mittlerweile konnte ich auch nicht mehr so schön atmen, wie man es im Geburtsvorbereitungskurs so fleißig geübt hat.

Ich hatte das Gefühl es ist Chaos um mich rum und erst recht in mir drin. Ich lag auf dem Rücken und hatte das Gefühl Ohnmächtig zu werden. Ich wollte mich an dem Tuch, welches hinter mir hing, hochziehen, ging aber nicht. Ich wühlte hin und her, kam aber nicht weit, da die Hebammenschülerin mich so festhielt, dass ich auf dem Rücken blieb. Das waren die schlimmsten Minuten für mich. Ich hab bis heute nicht verstanden warum nicht halb auf der Seite liegend gebären durfte. Ich war aber auch nicht mehr aufnahmefähig.

Die Hebamme untersuchte nochmal den Muttermund und gab dann den Start frei. Und was soll ich sagen? Ich schrie mir die Seele aus dem Leib. Und presste. Es war so unglaublich anstrengend und gleichzeitig war das schreien so befreiend. Zwischen den Wehen hatte ich gefühlt gar keine Zeit Luft und Kraft zu schöpfen. Es ging gleichzeitig Schlag auf Schlag und lief in Zeitlupe ab. Nach jeder Presswehe guckte ich auf diese blöde Uhr. Und jedes mal dachte ich: Noch eine Wehe und es ist da! Knapp 2 Stunden lang.

Ich GLAUBE gegen zwei Uhr mittags fing ich mit dem Pressen an.

Gegen drei ( GLAUBE ich) hatte ich das Gefühl es tut sich nichts mehr. Ich hatte Wehen, es tat weh, es war so anstrengend, aber das Baby wollte gefühlt einfach nicht weiter rutschen. Nicht mal das Köpfchen war richtig da.

Plötzlich saß eine Ärztin neben mir – Mama erzählte mir hinterher das die Hebammen sich schon eine Weile vorher beraten hatten, nachdem ich geschrien hatte, dass es nicht weitergeht und die Herztönchen vom Baby unregelmäßig wurden.

Sie sagte was von Saugglocke, ich verstand eigentlich kaum was da los war. Ich war mit Wehen beschäftigt. Und tatsächlich hatte ich die ganze Zeit nicht einen Gedanken für das Baby. Keine Ahnung ob das egoistisch war, oder ob das jeder Frau so geht. Ich hatte das Vertrauen: wenn was ist, dann greifen die Leute hier schon ein.

Ich hab bis heute keine Ahnung wie die Saugglocke aussieht – ich merkte plötzlich nur ein starkes pieksen in der Vagina und sollte wieder pressen, wenn die nächste Wehe kam. Und dann war das Köpfchen da und ich hatte das Gefühl ich reiße auseinander. Scheiße hat das gebrannt! Und ganz kurz stand für mich die Zeit still. Ne, nicht weil ich so überwältigt war – weil es verdammt nochmal weh tat!

Das nächste was ich weiß, nach zig weiteren Presswehen, war, wie die Hebamme mich plötzlich anschrie: Ich solle sie ansehen und mit ihr atmen – ich glaube ich hab kurzzeitig etwas hyperventiliert – und dann zwei Presswehen aussetzen. WITZIG! Fühlt sich ungefähr so an, als müsste man einen LKW bremsen – bergab, mit der bloßen Hand!

Aber irgendwie schaffte ich auch das. Und dann, nach 2 (?) weiteren Presswehen, machte es FLUTSCH und mein Baby war da. Ich merkte eine unglaubliche Erleichterung im Bauch und das wortwörtlich. Und wie in Trance sagte ich immer und immer wieder: „Mein Baby! Mein Baby ist da!“

Ich hatte keine schmerzen mehr, ich weiß es zumindest nicht mehr. Ich riss mir nur noch mein Top hoch und langte nach meinem Baby. Und heulte. Ich heulte, mein Mann heulte, meine Mama heulte. Das Baby noch nicht. Das lag an meiner nackten Brust und gab erst einen Ton von sich, nachdem die Hebamme es etwas mit dem Handtuch ab rieb.

Sie war noch voller Käseschmiere. Es war mir egal. Es war das schönste in meinem ganzen Leben. Und es klingt mit Sicherheit richtig romantisch, aber in dem Moment waren die Geburtsschmerzen schon fast vergessen ( die kamen wieder als ich genäht wurde :D ).

Das die auch noch raus muss hab ich mir nicht mal bewusst gemacht. War etwas…überraschend. Blöd, aber na ja, der Körper weiß ja was er machen muss.

Mein Mann schnitt die Nabelschnur durch und die Maus wurde gewogen, gemessen und warm verpackt. Als ich sie wiederbekam wurde ich bereits genäht. Durch die PDA, die Hormone und die durch Schmerz immer noch betäubte untere Region merkte ich, bis auf ein paar piekser, nicht allzu viel davon. Ich hatte eine Geburt geschafft – mich schockt nichts mehr!

Meine ersten Worte an meinen Mann waren übrigens: Nie wieder Sex! ;)

Im Nachhinein meinten Ärzte und Hebammen zu mir, dass ich keine leichte Geburt hatte. Kann ich für mich nicht behaupten. Ich fand sie wunderschön.

Klar war es anstrengend und klar tat es weh! Aber es war meine erste Geburt und ich hab ja gar keinen wirklichen Vergleich. Berichte lesen etc. hilft da nicht. Meistens gibt es nur sogenannte Horrorgeschichten (es gibt sie und das ist auch realistisch, es ist aber nur ein kleiner Anteil von den ganzen Geburten) – oder die geblümte, heile Einhornwelt-Version. Aber ich hab lieber realistische Geschichten aus dem Kreißsaal (oder wo man noch so Babies bekommen kann!). Von echten Frauen und keine A-Z Promis.

Deswegen möchte ich das ganze teilen. Und wenn es nur drei Leute lesen, die aber dann eine realistische Vorstellung von einer Geburt bekommen können, dann ist es genau das, wofür ich es aufgeschrieben habe.

Mittlerweile ist unsere Maus fast zehn Monate alt, kann krabbeln, stehen und übt das laufen. Und es stimmt einfach wenn alle sagen: Genieße es, es geht alles so schnell!

Und ja, man vergisst die schmerzen – ich hatte sogar eine Phase (ca. 8-10 Wochen nach der Geburt) in der ich mir nichts sehnlicher gewünscht habe, als das ganze noch einmal zu erleben. Weil es das unglaublichste, schönste und unfassbarste Wunder auf der Welt bleibt!

Diesen schönen Bericht hat Stephanie Jezorke (28 Jahre) geschrieben :)

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