Geburtsbericht
Geburtsberichte

Jessica* erzählt

Mein großer Sohn kam Ende 2013 nach zwei Tagen Einleitung an ET plus 11 mit fast 4600 g zur Welt. Es wurde am Ende ein Kaiserschnitt wg. Geburtsstillstand nach 12 Stunden Wehen alle zwei bis fünf Minuten – seine Werte wurden schlechter, er war sehr gestresst und die Herztöne sackten ab. Zudem war mein Sohn ein Sternengucker und schaffte die letzte Drehung im Bauch nicht. Ich schwöre, er hat sich so bemüht, ich hab richtig gespürt, wie er sich im Bauch gewunden hat. PDA wurde mehrmals gelegt und hin- und herdosiert, weil sie nicht wirken wollte auf einer Seite. Da ich während der OP große Probleme mit der Atmung und Übelkeit hatte, konnte ich meinen Sohn nur kurz ansehen, bevor er mit Papa verschwand und mir eine Stunde nach der Geburt gewogen, gemessen und angezogen (!) im Kreisssaal überreicht wurde. Stillen war eine Katastrophe, aber ich habe gekämpft und nach einem Monat voll stillen können. Die Kaiserschnittnarbe war null problemo, ich saß am Tag nach dem KS im Schneidersitz auf dem Bett und die Ärztin, die reinkam dachte, sie habe sich im Zimmer vertan. Was mich immer traurig gemacht hat war die Tatsache, dass ich meinen Sohn erst 24 Stunden nach der Geburt nackt gesehen habe zum ersten Mal.

Als ich dann zum zweiten Mal schwanger wurde, war der Große schon fast 2,5 Jahre alt. Lange konnte ich mir nicht vorstellen, noch einmal ein Kind zu bekommen – den Tag der Geburt erinnere ich als Horrortag mit positivem Ende.

Während der zweiten Schwangerschaft wurde mir dann immer bewusster, dass ich mich mit dem Kaiserschnitt nie richtig auseinandergesetzt hatte. Das habe ich nachgeholt und mich begonnen sehr intensiv mit dem Thema Spontangeburt nach Sectio zu beschäftigen. Vor allem innerlich mit mir selbst. Außerdem habe ich mich über die nackten Fakten informiert (Buchtipp: Meine Wunschgeburt). Es war irgendwann glasklar, ich WILL keinen zweiten Kaiserschnitt! Aus Angst vor einer Enttäuschung habe ich mir immer gesagt, dass im Notfall auch ein KS in Ordnung geht, ich aber ALLES dafür tun werde, dass es keiner wird. Klar war auch sehr bald, dass ich nicht mehr in die Klinik gehen werde, in der ich Sohn 1 entbunden habe. Nach der ersten Geburt konnte ich kaum an den Kreisssaal denken, ohne dass mir schlecht wurde. Zum Glück haben wir hier in der Nähe mehrere Kliniken.

Am Ende der SS war ich bei einem sehr ausführlichen Geburtsgespräch in der neuen Klinik – und habe der Hebamme dort fast eine Stunde lang genauestens erklärt, was ich will und was nicht. Ebenso habe ich erklärt, wie ich mir das vorstelle, falls es doch ein KS wird. Schon in diesem Gespräch hatte ich ein super Gefühl. Ich wurde sehr ernst genommen, alles wurde notiert.

Am meisten Angst hatte ich, dass mein zweiter Sohn wieder so groß/schwer wird. Am Ende wurde er sehr unterschiedlich geschätzt, aber alle waren sich einig, er würde unter 4000 g wiegen. Leider wieder mal ein Sternengucker, ich hatte große Angst vor einer Einleitung und den damit verbundenen Hammerwehen wie bei Baby Nr. 1. Mein Arzt machte am ET morgens eine Eipollösung. Es passierte erstmal nicht so viel. An ET plus 1 hatte ich Wehen, diese gingen aber immer wieder weg. An ET plus 2 morgens war ich völlig demotiviert und verzweifelt. Um 13:30 Uhr kam ich aus der Dusche – wir waren für nachmittags verabredet – und plötzlich ging da ein Gewitter in meinem Bauch los. Baby zappelte und strampelte wie wild, so dass ich mich hinlegen musste. Kurz vor 14 Uhr wurde mir dann klar, es sind Wehen – vielleicht hat er sie durch seine Zappelei ausgelöst, wer weiß. Ich also rumgelaufen, immer im Kopf, dass ich mich bewegen muss (bei Kind 1 lag ich fast durchgehend, niemand hat mich aufgefordert, mal aufzustehen), Wehen veratmet, Wehen-App bemüht… Schließlich bin ich in die Wanne, um zu testen, ob es nur Übungswehen sind… Schnell wieder raus, eindeutig keine Übungswehen… Um kurz vor 16 Uhr war dann klar: Klinik und zwar sofort!! Babysitterin für den Großen kam vorbei und wir waren um 16:15 Uhr im Kreisssaal. Größtes Geschenk: der Muttermund war schon 8 cm geöffnet! In zwei Stunden! So weit war ich beim ersten Sohn nach 12 Stunden und bin nie weiter gekommen. Die Hebamme musste ich nicht instruieren, sie hatte die Notizen des Geburtsgesprächs schon gelesen! Nach PDA gefragt – dauerte alles etwas, bis der Arzt kam, nochmal Blutwerte kontrolliert waren etc. 17:15 Uhr PDA und Muttermund komplett offen! Nur leider lag das Baby noch nicht optimal – sondern in Sternenguckerposition.

Meine Hebamme hat dann Übungen mit mir gemacht und mich gelagert und siehe da, nach einer Stunde hatte er sich wie von Zauberhand gedreht und lag optimal!! Obwohl er die ganzen letzten SS-Wochen in dieser Position gelegen hat. Die Fruchtblase stand zu dieser Zeit noch immer. Die Hebamme hat mir Zeit gelassen, kam immer mal rein. Ich war tiefenentspannt, konnte sogar mit meinem Mann quatschen. Baby war ebenso tiefenentspannt, dass die Hebamme Schwierigkeiten hatte, seinen und meinen Puls zu unterscheiden…

Irgendwann fühlte sie und in dem Moment plitschte es und es konnte losgehen mit dem Pressen. Nachdem ich im Vierfüßlerstand versucht hatte zu pressen und nicht genug Kraft hatte, hab ich in Rückenlage zwei Presswehen gebraucht und mein Sohn war da. Ich durfte die Nabelschnur pulsieren fühlen, habe mir genau die Plazenta angesehen, war live dabei, als mein Kind gewogen und gemessen wurde. Natürlich lag er nackig auf meiner Brust und ich war voller Glück und Liebe.

Das war meine Traumgeburt, die mich vollends entschädigt hat für die Sectio. Stillen klappte sofort, wir stillen immer noch. Ja, ich bin böse gerissen. Ja, ich musste lange genäht werden und habe viel Blut verloren, weil zusätzlich ein Gefäß platzte und ja, ich hatte mit der Darmnaht sehr viel mehr Probleme als mit der KS-Naht. Aber das war es wert.
Ich war und bin unendlich stolz auf meinen Sohn und mich!

Diesen tollen Geburtsbericht hat Jessica* geschrieben :)

*den Namen habe ich auf Wunsch der Autorin geändert

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