Geburtsbericht
Geburtsberichte

Annika erzählt

Geburtsbericht Annika

Es ist schon fast 7 Jahre her, aber manches weiß man noch, als wäre es gestern gewesen.
Es ist der 10.September. Der Tag, auf den wir so lange gewartet haben. Heute ist der errechnete Entbindungstermin. Ich bin morgens aufgewacht und musste nüchtern feststellen, dass zwar der 10. September war, sich aber geburtstechnisch rein gar nichts tut. Ich war enttäuscht. Ich bin irgendwie felsenfest davon ausgegeangen, dass es an diesem Tag losgeht… morgens… wenn ich aufwache. Aber nichts. Ich erinnere noch, dass wir einen Schrank für das Kinderzimmer aufgebaut haben (waren wir spät dran? NÖ!)
Wir hatten außerdem an diesem Tag einen Termin im Geburtskrankenhaus zur Kontrolle. Ich wurde ans CTG angeschlossen, alles sah gut aus, noch keine Wehen. Ich konnte wieder nach Hause und solle in zwei Tagen bitte wiederkommen. Hmpf!
Als wir nachmittags Zuhause ankamen waren wir sehr erschöpft und hungrig. Wir haben abgestimmt: erst schlafen oder erst essen? Ich war so müde und habe mich für Schlafen entschieden.
Gegen 18.30 Uhr bin ich durch ein kleines Ziehen im Bauch wach geworden, bin aber noch ruhig liegen geblieben. Nach ein paar Minuten nochmal eine Ziehen… Oh mein Gottt sind das die Wehen?…. Als sie nach ein paar Minuten wieder kamen habe ich meinen Mann geweckt: „Ich glaube ich habe Wehen!“ Wir waren beide ganz aufgeregt. Mein Mann hat nun erstmal was gekocht. Schließlich hatten wir uns vorher für Schlafen entschieden und hatten jetzt Hunger. Ich habe mich auf das Sofa gelegt und habe versucht mich irgendwie von dem langsam schmerzhafter werdenden Wehen abzulenken.
Mein Mann rief im Krankenhaus an um Bescheid zu geben, dass es bei uns langsam so weit ist und ich schon starke Schmerzen habe. Mir wurde geraten, dass ich doch erst einmal Zuhause in die warme Badewanne steigen könnte. Ich dachte: tolle Idee. Im Krankenhaus würde ich auch gerne unbedingt in die Badewanne gehen, wenn es geht auch eine Wannengeburt haben. Ich stieg also in die Badewanne und sprang förmlich sofort wieder raus. Ich fand es furchtbar, ich habe es keine Sekunde ausgehalten. Also ich will absolut nicht in die Badewanne im Krankenhaus.
Um Mitternacht sind wir dann ins Krankenhaus gefahren, ich wurde untersucht. Der Muttermund ist 3 cm auf, CTG sieht gut aus. Ich bekam eine Schmerzspritze und durfte mich dann in ein Wehenzimmer legen. Dort haben mein Mann und ich die Nacht verbracht. Durch die Spritze wurden die Abstände länger. Während der Wehen habe ich meinem Mann die Hand zerquetscht und bin nach der Wehe direkt wieder eingeschlafen.
Ich merkte mit fortschreitender Zeit, wie die Geburt an meinen Kräften zehrte. Als ich nach einer weiteren Schmerzspritze fragte, meinte sie, sie könne mir nur die halbe Dosis geben. Großartig, wie soll mir das denn helfen? Ich dachte über eine PDA nach ( ich habe meinem Mann vorher erklärt, dass egal was passiert diese riesige Nadel unter keinen Umständen in meinen Rücken gepiekt werden darf, egal, was ich unter der Geburt auch sage.) Gegen 6 Uhr morgens (ich war schon in einem Schmerzdelirium, ich habe alles nur noch am Rande mitbekommen und konnte kaum noch auf Anweisungen oder Fragen reagieren) habe ich am Rande mitbekommen, dass meine Hebamme aus dem Geburtsvorbereitungskurs ihren Dienst angetreten hat. Im Schmerzdelirium habe ich mich riesig darüber gefreut. Es hat mich wirklich erleichtert (bei der nächsten Geburt sollte ich über eine Beleghebamme nachdenken).
Die Hebamme hat meine letzten Kraftreserven überredet zu stehen, zu laufen, oder wenigstens zu knien. Mein Körper wollte eigentlich nur liegen und sterben – diese Schmerzen. Am Ende habe ich nach einer PDA gebettelt (Aber leider wusste auch die Hebamme aus dem Geburtsvorbereitungskurs, dass ich auf gar keinen Fall eine PDA wollte) Sie und mein Mann haben versucht mich zu beruhigen und abzulenken. Aber ich war nicht zu überzeugen. Ich brauche die PDA, ich überlebe das sonst nicht. Okay, die Hebamme gab (scheinbar) nach. Dafür brauchst du vorher aber einen Tropf, ich werde ihn für dich vorbereiten. Das tat sie auch umgehend, anschließend sollte ich in den Kreißsaal laufen um dort an den Tropf zu kommen. Für die 10 Meter Weg brauchte ich bestimmt eine halbe Stunde. Nach jeweils drei Schritten musste ich stehen bleiben, denn dann kam die nächste Wehe.

Als ich gegen 8 Uhr im Kreißsaal ankam kontrollierte die Hebamme den Muttermund. 10 cm geöffnet. Ich hatte es geschafft. Ohne PDA (die Olle, sie hat es genau gewusst, dass ich es nicht mehr klappen wird. Die hat mich verarscht). Die Presswehen gingen los. Irgendwann merkte ich, wie ich einen Schwall Wasser verlor. Für einen kurzen Augenblick fragte ich mich, ob ich gerade gepischert hatte, aber dann verstand ich, dass es die Fruchtblase gewesen sein musste. „Ist gerade die Fruchtblase geplatzt?“ – Ja

Als der Kopf zu sehen war meinte mein Mann nur: „Die Haare hat er von dir!“ – „Hä?!“ (immer noch im Schmerzdelirium) – „Die sind ganz schwarz!“ Das ist heute noch eine unserer Lieblingserinnerungen von der Geburt.
Meine Hebamme hat mit der Ärztin telefoniert, aber die kam nicht mehr rechtzeitig, ich habe dieses Kind so schnell rausgepresst. Es waren nur mein Mann, die Hebamme und ich im Kreißsaal und so habe ich es mir eigentlich auch gewünscht. Um 8.20 Uhr hat mein Sohn das Licht der Welt erblickt und er war wunderschön. Ich habe mit meinem Mann zusammen die Nabelschnur durchgeschnitten. Wir waren überglücklich. Mein Sohn wurde untersucht, er hatte 10 von 10 Punkten beim Apgar- Test. Er war rosig und alles schien perfekt.

Am dritten Tag nach Geburt wollten wir nach der U2 nach Hause gehen. Doch bei der U2 entdeckte die Kinderärztin ein Herzgeräusch. Mein Sohn wurde mit einem Krankenwagen in ein Kinderkrankenhaus gefahren. Wir haben das Krankenhaus ohne Kind verlassen müssen. Wir waren unendlich traurig.

(Es folgten Monate voller Anstrengung und Traurigkeit und Liebe und Glück. Der kleine Kämpfer hat es alles gut gemeistert. Er wurde erfolgreich operiert und macht sich prächtig. Jetzt ist er 7 und unser großes Wunder, unser großes Glück.)

Diesen schönen Geburtsbericht hat Annika geschrieben :)

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