Restaurant-Besuche mit Kindern
Rabenmutter 2.0

Restaurant-Besuche mit kleinen Kindern

Es gibt einen Satz, der mich früher durchaus voller Vorfreude hat frohlocken lassen, der mir heute allerdings einen leichten Schauer des Grusels über den Rücken jagt: „Na, wie wär’s … sollen wir mit den Kindern mal wieder nett essen gehen?!“ Klingt im ersten Moment eigentlich gar nicht so schrecklich, könnte man meinen, und wenn unser letztes Event der Art “Restaurant-Besuche mit kleinen Kindern” schon ein paar Monate her ist, bin ich sogar durchaus versucht, instinktiv lächelnd zu nicken … weil mir die Vorstellung so gut gefällt, mal wieder etwas richtig köstliches auf dem Teller zu haben, für das ich keinen Finger krumm machen musste und im besten Fall sogar mit Freunden am Tisch sitzen, mit denen ich einfach gerne Zeit verbringe. Doch spätesten 4,5 Minuten nachdem wir mit unserem Nachwuchs ein Restaurant betreten haben, erinnern sich mein Hirn und meine bereits vor Erwartung zuckenden Nervenenden daran, warum wir normalerweise alles dankend ablehnen, was mit außerhäuslicher Nahrungsaufnahme zu tun hat. Denn so sehen sie aus, die …

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Restaurant-Besuche mit (unseren) kleinen Kindern:

  1. Jemand in meiner Nähe fragt: „Hey, wie sieht’s aus? Sollen wir mal wieder zusammen essen gehen?“
  2. Ich, geistig umnachtet und/oder sehr hungrig: „Och klar, warum eigentlich nicht?!“
  3. Weil wir so ungemein spontan sind, entscheiden wir uns für sofort.
  4. Wir einigen uns innerhalb kürzester Zeit auf ein Restaurant. ;)
  5. Ca. 45 Minuten später betreten wir einen Laden, der entweder Nudeln oder Pommes auf der Karte hat.
  6. Ein Kellner begrüßt uns lächelnd: „Oh wie schön, sie haben Kinder dabei! Wir sind hier sehr Familien-freundlich!“
  7. Ich: „Super, dass hören wir gern!“
  8. Der Kellner: „Wollen Sie vielleicht dort drüben Platz nehmen! Nein, nicht da … da hinten, mein ich. Ganz da hinten! Da haben SIE dann ihre Ruhe!“
  9. Aha, vielleicht doch nicht sooo Familien-freundlich! ;)
  10. Wir „beziehen“ den uns zugewiesenen Tisch oder besser gesagt: den Tisch, die Stühle und den Boden in einem Radius von ungefähr 10 qm mit Jacken, Schuhen (einige Kinder ziehen ja sehr gerne sofort die Schuhe aus, wenn sie sich nicht mehr draußen aufhalten; meine gehören dazu.) und allem, was mein Rucksack an Kinder-Bespaßungs-Material für spontane Aufenthalte IRGENDWO beinhaltet.
  11. Die Kinder „diskutieren“, wer wo sitzen darf.
  12. Sie setzen sich.
  13. Sie ändern ihre Meinung.
  14. Mindestens einer schreit.
  15. Ich bin doch dankbar für den Platz in der hintersten Ecke, damit WIR unsere Ruhe haben.
  16. Wir bestellen Getränke, die Kinder brüllen derweil 50 mal, dass sie Apfelschorle wollen.
  17. Wir Erwachsenen schließen Wetten ab, wie viele Apfelschorlen der aufgrund der gebrüllten Kinder-Bestellungen sehr verwirrt schauende Kellner nun bringen wird.
  18. Passt, jedes Kind bekommt eine Apfelschorle. Alle sind still und glücklich.
  19. Wir bestellen. Für die Kinder – wie gesagt – Pommes oder Nudeln. Unkreativ, aber was essen angeht, lassen wir auf Medium-guter Erfahrung lieber die Finger von Experimenten.
  20. Die erste Apfelschorle fällt um, das Söhnchen ist nass.
  21. Ich ziehe mich noch etwas weiter in die letzte Ecke des Restaurants zurück, um das Söhnchen umzuziehen.
  22. Die Tochter: „Mama, wann kommt endlich das Essen? Es dauert sooooo lange!“
  23. Ich: „Malt noch was, es kommt sicher gleich.“
  24. Ich beobachte, wie ein anderes Kind vor der Toiletten-Tür Radschlagen übt.
  25. Ich freue mich, dass es nicht MEIN Kind ist und beobachte leicht belustigt, wie die Eltern des Mädchens versuchen, dem gelangweilten Kind Alternativen zu bieten und irgendwann resigniert ein Handy übergeben.
  26. Unser Essen kommt. Gefühlt wie aus dem nichts und alles gleichzeitig, was FANTASTISCH wäre, wenn wir nicht den ganzen Tisch in ein Kinder-Mal-Paradies verwandelt hätten.
  27. Leicht panisch räumen wir auf. Soll heißen: Wir halten einen geöffneten Rucksack unter die Tischkante und kehren alles hinein, was bunt aussieht und uns gehört. (Noch nie haben wir bei diesem Move aus Versehen einen Salzstreuer geklaut. Echt nicht. *hust*)
  28. Wie immer muss die Tochter aufs Klo, sobald das Essen auf dem Tisch steht. Nicht vorher, nicht nachher. Immer DANN.
  29. Die Tochter besteht darauf, alleine zu gehen!
  30. Ich flüsternd: „Musst du denn nur Pipi?“
  31. Die Tochter: „Ja, ich brauche keine Hilfe! Ich bin schon groß!“
  32. Sie geht auf die Toilette und ich wende mich dem Essen zu.
  33. Voller Schrecken erkenne ich, dass die Nudeln/ die Pommes nicht die übliche Form haben.
  34. Ich ignoriere es, hoffe das Beste und schiebe dem Söhnchen lächelnd einen Teller zu.
  35. Das Söhnchen: „Mama, pusten!“
  36. Ich puste.
  37. Das Söhnchen: „Mama, NOCHMAL pusten!“
  38. Ich puste NOCHMAL.
  39. Das Söhnchen: „Das mag ich nicht, bähhh!“
  40. War klar.
  41. Ein Kellner erscheint am Tisch und fragt, ob es wohl mein Kind wäre, dass vom Klo aus rufen würde: „Mama, habe doch Kacka gemacht! Kommst du abputzen?“
  42. Nein.
  43. Na gut, doch … mein Kind. Mist!
  44. Ach, Moment! Der Vater des Kindes sitzt auch am Tisch! Was für ein Glück! Für mich, nicht für ihn! ?
  45. Der Mann flitzt zur Toilette, um die Tochter vom Klo zu holen.
  46. Mit leicht genervtem Blick und Kind an der Hand kommt er zurück.
  47. Die Tochter: „Sind das unsere Nudeln/Pommes? Das mag ich nicht!“
  48. Ich: „Probier es wenigstens. Es sind ganz normale Nudeln/Pommes – sie haben nur eine andere Form.
  49. Die Tochter probiert: „Hm, lecker!“
  50. Ich: „Siehste, gut das du probiert hast!“
  51. Die Tochter: „Ja, aber soooo lecker sind sie doch nicht. Ich esse lieber zuhause.“
  52. Ich: „Zuhause gibt’s nichts mehr, wir essen ja jetzt hier. Also: Iss jetzt HIER!“
  53. Die Tochter seufzt, nimmt noch eine Gabel und fängt an mit dem Strohhalm Blasen in der Apfelschorle zu machen.
  54. Der Mann unterbinde es.
  55. Ich biete den Kindern etwas von meinem Essen an. Beide probieren. Beide wollen jetzt mein Essen.
  56. Der Mann bietet den Kindern etwas von SEINEM Essen an. Beide rufen: BÄHHHH und essen weiter mein Essen.
  57. Ich esse ein paar Pommes / Nudeln in der falschen Form.
  58. Die Kinder sind fertig, hampeln wie bekloppt am Tisch herum, spielen mit der Deko und zerren an der Tischdecke.
  59. Wir lassen sie auf Entdeckungstour im Restaurant gehen, nehmen ihnen aber das Versprechen ab, keinen Quatsch zu machen.
  60. Ich wende mich den kalt gewordenen Pommes und dem ebenfalls kalten Rest von MEINEM Essen zu.
  61. Aus dem Augenwinkel sehe ich, dass wieder jemand Radschlagen vor dem Klo übt.
  62. Mist, diesmal unsere Kinder.
  63. Wir zahlen die Rechnung – unter Gebrüll, weil wir keine Bargeld haben, mit dem die Tochter bezahlen könnte.
  64. Wir sammeln all unsere Plörren ein, wischen den gröbsten Dreck auf, suchen mindestens eine verloren gegangene Mütze und mindestens einen Schuh.
  65. Wir verlassen das Restaurant.
  66. Ich atme tief ein und tief aus und bin froh, dass wenigstens gleich Bettgehzeit ist.
  67. Nach fünf Minuten: „Mama, wenn wir zuhause sind, machst du dann was zu essen? Wir haben Hunger!“
  68. War klar.

PS: Ich weiß, es gibt Familien, die öfter ins Restaurant gehen, mit Kindern, die länger sitzen bleiben und besser essen als unsere und Eltern, die mehr aushalten als ich. Wir gehören nur leider nicht dazu. Macht aber nix. Echt nicht. Ich bin da gar nicht neidisch! *hust* Na gut, ein bisschen vielleicht! ;)

PPS: Wie immer freue ich mich, wenn ihr diesen Text teilt! Danke! <3

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Ein Kommentar für “Restaurant-Besuche mit kleinen Kindern

  1. Gnihihihi muhahahaHAHAHA ?
    Bin hoch erfreut (Tschuldige!), dass es anderen auch so geht. Gefühlt sind meine Kinder immer die einzigen, die den Laden auseinander nehmen. Dachte neulich erst übermütig, ich könnte mit dem Kleinen (1,5 Jahre) und einer Freundin brunchen gehen. In meinem Wahnsinn dachte ich doch echt auf nem riesigen Buffet würde es irgendetwas zu essen geben, womit ich ihn beschäftigen und lang genug am Tisch halten könnte um selbst zwei Worte mit meiner Freundin zu wechseln. Spektakuläre Fehleinschätzung meinerseits. ??‍♀️ Es ist doch viel toller, dass Essen sämtlicher andere Restaurant Gäste vom Teller zu mopsen. Ein Glück ist der so niedlich beim Blödsinn veranstalten, sonst wären wir wohl ausm Restaurant geflogen. ?
    Euch einen schönen Tag!
    LG Selina