Einmal pro Woche geben „LÄCHELN UND WINKEN-Korrespondenten“ aus den verschiedensten Ländern Corona-Updates zur aktuellen Corona-Virus-Lage in ihrem Zuhause – unter welchen Beschränkungen sie gerade leben, wie sie damit klarkommen, welche Auswirkungen das alles auf sie hat und wie sie sich fühlen. Es ist ihnen überlassen, was genau sie erzählen möchten; sie gewähren uns einfach einen ganz persönlichen kleinen Einblick in ihre aktuelle Situation während der Corona-Krise. Es geht nicht um Politik oder Zahlen … es geht rein um Familien.
Mit dabei sind – je nachdem wie sie es zeitlich schaffen – Eltern aus folgenden Ländern:
- Norwegen
- Schweiz
- Formentera
- Dänemark
- Niederlande
- England
- Österreich
- Portugal
- Shanghai/China
- USA / LA
- USA /Texas
- USA/Kalifornien
- USA / NY
- Moskau /Russland
- Spanien
- Stockholm/Schweden
- Transsilvanien/Rumänien
- Italien
- Belgien
- Brasilien
- Singapur
- Island
- Südafrika
Vielleicht melden sich nicht alle jede Woche, aber doch so oft es ihnen (trotz Kinder, Arbeit, Krankheit, Krisen und Hüttenkoller) möglich ist. Und ich bin dankbar FÜR und gespannt AUF jeden dieser Einblicke!
Corona-Updates in Video-Form:
Mit dabei sind diesmal Gina aus Südafrika, Anna aus Österreich, Thembi aus Südafrika (Township) und Katharina aus Shanghai.
Corona-Updates in Text-Form:
Mit dabei sind diesmal Jacqueline aus Singapur, Charlotte aus Kalifornien, Naddel aus Brasilien, Marion aus Transsilvanien, Doris aus Russland, Anke aus England, Nikola aus den Niederlanden, Jana aus Spanien, Nadine aus Dänemark, Damaris aus der Schweiz und Eske aus dem Nord-Osten der Niederlande.
Singapur
Hallo, ich bin Jacqueline und lebe mit meinem Mann und unseren 2 Söhnen (9 und 3 Jahre alt) seit 1,5 Jahren in Singapur.
Und so schnell kann sich alles ändern. Bisher hat Singapur immer zu den Vorzeigestaaten gehört und das Vorgehen der Regierung wurde hoch gelobt, da sie mit Hilfe von Contract Tracing und Quarantäne und Isolierung der Leute die Ansteckungsgefahr hier gering halten konnte. In der letzten Woche hatten wir immer höhere Zahlen von Neu-Infizierten und daher wurde am Freitag, den 03.04.2020, 4Uhr ein „Circuit Breaker“ angeordnet. Das ist praktisch ein Lockdown light, aber heisst für uns, wir dürfen nur noch für essentielle Besorgungen nach draußen oder um Sport zu machen, alle Läden haben geschlossen, außer Supermarkt und Apotheke etc. Die Leute arbeiten mehrheitlich von zu Hause und die Schulen und Kinderbetreuungsstätten haben geschlossen. Meine Jungs haben momentan Ferien, die wir mehrheitlich zu Hause verbringen und ab nächste Woche reihe ich mich in die Schlange der arbeitenden, studierenden, lehrenden und betreuenden Mamas ein… ich habe ein bisschen Angst davor. Die Lehrerin von meinem älteren Sohn hat so schon ziemlich hohe Anforderungen was Hausaufgaben angeht und hat den Kindern sogar Aufgaben für die Ferien mitgegeben und ab Montag soll ich das machen. Ich versuche entspannt zu bleiben und mein Mann und ich sind übereingekommen, dass wir einfach das Beste draus machen. Wir werden wahrscheinlich in Schichten arbeiten, so dass jeder 2 Stunden zum Arbeiten hat und der andere in der gleichen Zeit die Kinder betreut…ich berichte dann nächste Woche, ob der Plan so funktioniert.
Grundsätzlich sind wir alle wesentlich entspannter als sonst, dass das Wohnzimmer immer aussieht wie eine Bombe und permanent Geschirr zum abwaschen da ist – davon reden wir nicht J
P.S. in Singapur gibt es praktisch in keiner Wohnung eine Geschirrspülmaschine, da die meisten Familien einen «Helper» haben, der mit ihnen wohnt und die ganze Hausarbeit erledigt.
Um selbst ausgeglichen zu sein, habe ich meine Sporteinheiten etwas erhöht und mache nun was am Morgen und am Nachmittag, wenn möglich versuche ich die Kinder miteinzubeziehen. Heute war ich schon zum zweiten Mal mit meinem Grossen joggen – und ich bin absolut kein Fan von laufen, aber bisher funktioniert es super. Und am Mittag haben die Kinder 1 Stunde Ruhe, in der ich lesen kann oder einfach einen Mittagsschlaf mache. Da ich nicht aufstehen muss am Morgen, geniesse ich es am Abend länger aufzubleiben.
#StaySafe #StayHome
Kalifornien / USA
Hi ……ich bin Charlotte und lebe mit meiner Familie seit zwei Jahren in Folsom, Kalifornien.
Kalifornien steht an 4. Stelle in den USA mit über 20.000 Fällen und 560 Toten.
Letzte Woche ging es mir nicht so gut. Diese Woche hatten wir Ferien und es war irgendwie noch anstrengender.
Uns fehlt einfach der Rhythmus. Den kann man ja selber kreieren, aber irgendwie fehlt die Motivation.
Wir hatten geplant in den Urlaub zu fliegen. Stattdessen sitzen wir zu Hause und sind zunehmend frustrierter. Die Kinder langweilen sich. Sie vermissen ihre Freunde aus der Schule. Da hilft auch ein Zoom-Meeting mit der Klasse nur genau die Zeit, die es dauert. Es ersetzt kein reales sich sehen und miteinander spielen und lernen.
Einkaufen geht wieder ganz gut. Heute war ich das erste Mal wieder allein einkaufen. Es werden nur eine bestimmte Anzahl an Kunden reingelassen, so dass ich kurz draußen warten musste. Was ok ist. Es gibt auch alles wieder in guter Menge zu kaufen … außer Klopapier. Das ist nach wie vor überall ausverkauft.
Restaurants haben jetzt hier groß plakatiert, dass sie offen haben und take out anbieten und liefern. Wir holen uns recht oft etwas, um sie zu unterstützen.
Ostern steht vor der Tür. Ich habe alles bekommen für die Kinder, was ich wollte und sie freuen sich schon sehr. Das Wetter soll schön werden und wir werden irgendwie versuchen, mal bissel rauszukommen. Ich habe gemerkt wie sehr mir der Himmel fehlt und der Blick in die Weite … nicht immer nur bis zum Gartenzaun.
Ein Highlight bei uns ist unser Umzug in unser erstes eigenes Haus in 2-3 Wochen. Da freuen wir uns total. Kisten packen. Wieder etwas tun mit einem richtig guten Ziel vor Augen. Das motiviert mich gerade total.
Denn wenn ich nachdenke, geht mir bei aller Ohnmacht mittlerweile das ganze Corona-Virus-Ding auf den Keks. Die Folgen werden schlimmer sein, denk ich irgendwie.
Bis zur nächsten Woche! Ein schönes Osterfest für euch da draußen!
Charlotte, CA
Brasilien
Hallihallo, ich bin die Naddel und wohne mit meinen beiden Töchtern in Brasilien auf einer Insel am Atlantik! Die Stadt ist über eine Brücke erreichbar und hat ca. 36.000 Einwohner! Hochhäuser gibt es hier nicht
Unsere 10 Verdachtsfälle sind alle negativ getestet und seitdem kam nichts neues mehr.
Die Stadt ist über Ostern komplett abgeriegelt; es werden auch keine Familienbesuche zugelassen, damit das so bleibt!
Im Prinzip lebt die Stadt normal mit Vorsichtsmaßnahmen wie Masken und Händewaschen, Einkaufswagen werden desinfiziert etc. Nagelstudios u ä. haben auch wieder auf, aber dürfen nur 1 Kunden reinlassen! Nur Schulen und Hotels sind weiterhin komplett geschlossen.
Meine Eltern hoffen weiterhin, am Montag fliegen zu können; die Preise dafür sind utopisch. Da hört man in Deutschland was von Rückholung und bekommt E-Mails vom Konsulat bzw. Auswärtigen Amt, man solle doch schnellstmöglich nach Hause fliegen, wird aber total hängen gelassen.
Rückholung gibt’s nur für Länder ohne kommerzielle Flüge, von Brasilien gehen diese nur noch von Sao Paulo oder Rio de Janeiro! Das ist am anderen Ende des Landes und mehrere 1.000 Kilometer entfernt!
Allein mein Bundesstaat ist fast doppelt so groß wie Deutschland, da kann man nicht einfach mal zu irgendeinem anderen Flughafen fahren.
Inlandsflüge sind sehr unbeständig geworden! Zudem kommt die Preispolitik, die Flüge sind sauteuer, werden sie gecancelt bekommt man nur Gutscheine! Was glauben die, wieviel Kreditrahmen die Leute alle haben?
Wenn dieser Flug gecancelt wird, dann können meine Eltern nur auf Umbuchung der Lufthansa hoffen, weil für neue Flüge ist kein Geld mehr da. Da der Flug von hier nach Sao Paulo als Paket bei der Lufthansa gebucht wurde, hoffen wir allerdings das es funktioniert.
Mich regen diese Bla-Bla-E-Mails und das scheinheilige Gequatsche im deutschen TV über Hilfe für gestrandete Urlauber jedenfalls maßlos auf.
Unser Präsident wurde jetzt von seinen militärischen Ministern mundtot gestellt, das ist für die Pandemie super, aber wie das danach Regierungsmäßig weitergeht, ist fraglich.
To be continued…
Frohe Ostern für euch alle!
Transsilvanien / Rumänien
Hallo, ich bin Marion aus Transilvanien. Diese Woche begann merkwürdig – unser Dorf hatte nämlich drei Tage lang kein Internet. Unser Internet zeichnet sich eh nicht durch besondere Schnelligkeit und Zuverlässigkeit aus, aber einen dreitägigen Ausfall, das gab es meines Wissens noch nie. Drei Tage ohne Telefonate, Nachrichten etc können sehr lang sein! Ich bin wirklich kein Freund oder Anhänger von Verschwörungstheorien, aber in einem solchen Moment kommt man schon ins Grübeln – wurde das Internet vielleicht einfach abgestellt, damit wir uns hier nicht mehr informieren können? Zudem ist in dieser Woche zum ersten Mal sogar durch unser abgelegenes Örtchen ein Polizeiwagen gefahren und hat per Lautsprecher alle aufgefordert, Zuhause zu bleiben. Aber nach drei Tagen kam endlich ein Störungsteam und hat an den Kabeln (die hier natürlich alle überirdisch verlaufen) rumgeschraubt. Seitdem geht das Internet wieder, wenn auch noch langsamer als vorher. Vermutlich ist es einfach durch die ganzen Daheimgebliebenen überlastet. Aber wenigstens reichte es aus, damit unser Sohn am nächsten Morgen wieder seinen Videocall mit seiner Klasse machen konnte. Eigentlich sind hier inzwischen auch Osterferien und eigentlich sollte sein Wochenplan natürlich vorher abgearbeitet worden sein. Aber ich gestehe, dass es mir immer schwerer fällt, sowohl mich als auch das Kind dazu zu motivieren. Mehr als 2 oder 3 Aufgaben pro Tag sind einfach nicht drin und das auch nur mit massiver Bestechung durch Drei???-Hörspiele auf Spotify. Also müssen wir das ganze Homeschooling Programm noch etwas über die Dauer der Osterferien in die Länge ziehen. Ich gehe eh nicht davon aus, dass die Schule hier in absehbarer Zeit wieder startet und am 15.6. beginnen zudem schon die landesweiten, dreimonatigen Sommerferien bis Mitte September… Da liegt die Vermutung nahe, dass wir jetzt noch viele, viele Wochen lang Zuhause lernen dürfen…. Uff. Ich muss gestehen, dieser Gedanke schockt mich wirklich am meisten – ganz im Gegensatz zum Kind, das die Zeit Zuhause wirklich genießt. Kein Wunder, um uns herum werden kleine Küken und Kätzchen geboren, die Sonne scheint, und das Internet geht ja auch wieder. ;) Zum Wochenschluss waren hier natürlich die rumänischen Wanderarbeiter, die jetzt mit Charterflügen zur Spargel- und Erdbeer-Ernte nach Deutschland geflogen wurden, in aller Munde. Die Fotos waren auch wirklich skurril – einerseits wird mit Polizeiwagen kontrolliert, dass niemand auf die Straße geht und andererseits drängen sich 2.500 Rumänen in einer riesigen Menschentraube am Flughafen und warten auf ihre Flugzeuge. Zuerst konnte ich einfach nicht glauben, dass sich nicht ein paar tausend Freiwillige oder Studenten in Deutschland finden lassen, die in diesem Jahr ausnahmsweise bei der Ernte mithelfen. Aber inzwischen habe ich schon von mehreren deutschen Freiwilligen gehört, die ihre Arbeit angeboten haben und abgelehnt wurden. Was auch immer die Gründe dahinter sein mögen – die Würde des Spargels ist auch in diesen Zeiten wirklich unantastbar.
Russland
Hallo, ich bin Doris und lebe mit meiner Familie (Mann und 5-jährige Zwillinge) seit ca. 4 Jahren in Moskau.
Seit letzter Woche hat sich nicht viel verändert. Wir sind zu Hause und gehen nur zum Einkaufen raus oder einmal am Tag kurz vor die Tür. Bis Sonntag war der Spielplatz und der kleine Sportplatz auf unserem Gelände (wir leben in einem umzäunten, bewachten Gebäude) noch zugänglich, jetzt ist alles mit Absperrband abgeriegelt. Wir gehen trotzdem noch raus, wenn auch nur um einen kurzen Spaziergang mit den Kindern ums Haus zu machen oder ein wenig fangen oder Ball zu spielen auf dem Gelände. Es scheinen im Moment sowieso sehr viele unserer Nachbarn auf ihrer Datcha zu sein, so dass wir fast nie jemanden treffen und ansonsten halten wir Abstand.
Seit Montag haben unsere Mädels online Unterricht. Das sind ca. 1,5 Stunden am Tag, an denen sie einmal mit ihrer Kindergartengruppe ein wenig singen, tanzen und kleinere Aufgaben machen und dann etwas später mit einer anderen Lehrerin individual Unterricht machen, wobei unsere beiden das doch lieber zusammen als einzeln machen. Den Kindern tut es ganz gut, so haben sie ein wenig Struktur in ihrem Alltag und sehen ihre Freunde und ihre geliebten Lehrer. Auch sonst versuchen wir ein relativ strukturierten Tag zu haben. Aber so langsam merkt man schon, dass es schwierig für die beiden wird. Sie möchten gerne mal wieder mit anderen Kindern spielen, ins Trampolin-Center oder einfach mal shoppen.
Die Zahlen der Corona-Fälle in Moskau steigen und werden immer mehr. Im Moment ist noch kein Ende abzusehen. Letzte Woche war es noch überschaubar, mittlerweile haben wir hier auch schon einige tausend Fälle in Moskau. Ich frage mich schon manchmal, wie lange wir wohl nicht in der Lage sein werden, nach Deutschland zu unseren Familien zu reisen. Wir telefonieren viel mit Deutschland und somit ist es auch in Ordnung. Insgesamt muss ich sagen, dass ich jetzt viel mehr telefoniere mit Freundinnen, bei denen es sonst eher schwierig war (unterschiedliche Tagesrhythmen, viel unterwegs, etc.).
Noch ist unsere Stimmung ganz gut und wir genießen es so viel Zeit füreinander zu haben und versuchen für uns alle das Beste draus zu machen.
England
Hallo mal wieder aus England! Ich heiße Anke.
Jetzt hat es also “unser”* Boris geschafft, sich und seine schwangere Freundin anzustecken und ist im Krankenhaus. Der Stellvertreter machte einen sehr nervösen Eindruck, als hätte er nie agierender Chef sein wollen, für britische Politiker sehr ungewöhnlich.
Die Ansprache der Queen habe ich nicht gesehen, meine Kinder-freie Zeit ist beschränkt – dank kleiner Kinder – und zur Zeit versuche ich, die freien Minuten abends (unterbrochen vom Stillen des Kleinen) mit Pilates anstelle von Politik oder Nachrichten zu verbringen. Letzteres macht mich unruhig und gibt komische Träume.
Weil wir nur einmal am Tag rausdürfen, gehe ich alle zwei Tage morgens Joggen, wenn um halb acht sonst kaum jemand unterwegs ist. Meine Route habe ich geändert, weil ich mir zu viele “was wäre, wenn” Gedanken mache, wenn ich alle fünf Minuten für einen Spaziergänger oder Radfahrer anhalten muss oder jemand nicht so vorsichtig scheint wie ich. Gestern stand ich das erste Mal in einer Supermarkt Schlange und das war komisch: also Schlange stehen können wir hier ja und bei strahlendem Sonnenschein war die halbe Stunde Wartezeit auch kein Problem. Aber im Laden war es so voll wie sonst auch und Abstand halten hat nicht immer so gut geklappt. Bei Nudeln und Mehl konnte ich nicht wählerisch sein: alle scheinen auf einmal backen zu wollen und fast alle Rezepte für Aktivitäten mit Kleinkindern haben diese zwei Zutaten. Da wundert mich das nicht mehr, auch wenn ich über die plötzlich sprießenden Backkünste schmunzeln muss.
Nächste Woche werden wir erfahren, welche Grundschule mein Großer im nächsten Schuljahr besuchen wird. Ob das im September anfängt, steht noch in den Sternen. Die Ausgangssperre wird vermutlich bis Mai verlängert. Seit seinem Geburtstag ist er an Schule hochinteressiert, aber seit er nicht mehr in die Kita kann, ist das kein Thema mehr, da haben Vierjährige weiterhin andere Prioritäten.
Zeitlich geht viel an mir vorüber: dass am Sonntag Ostern ist, ist mir gestern siedend heiß wieder eingefallen. Seit wir ständig zu Hause sind, habe ich den Überblick verloren, was ich schade und manchmal auch verwirrend und anstrengend finde. Ohne sonst besondere Besuche bei Freunden oder Familie, wirkt jedes Wochenende gleich und irgendwie ist das auch entspannter. Wir werden sicherlich das ein oder andere von dieser Ruhe mit in die nach-der-Pandemie-Zeit mitnehmen.
Viele Grüße: stay happy, stay healthy
Anke
* ohne britische Staatsbürgerschaft oder als Commonwealth Mitglied darf ich laut EU Gesetz nicht an den Parlamentswahlen teilnehmen. Aber auch nach dem EU Austritt wird sich das wohl nicht ändern.
Niederlande
Hallo, ich heiße Nikola und wohne mit meinem Mann und unserem 2jährigen Sohn in Almelo in den Niederlanden.
Wir sind inzwischen in so einer Art “Corona-wir-bleiben-zu-Hause-und-wissen-nicht-mehr-welcher-Tag-ist”-Wolke gelandet. Die Tage plätschern so dahin und das Schwierigste ist, so eine Art Alltag am Laufen zu halten.
Wir bleiben auch weiterhin zuhause und erledigen nur das notwendigste außerhalb unseres Hauses, um das Ansteckungsrisiko möglichst gering zu halten. Denn die Niederlande haben im Gegensatz zu unseren europäischen Nachbarn weiterhin eher milde Maßnahmen, um das Virus einzudämmen. Von einer Entspannung der Infizierten- und Totenzahlen ist auch hier noch nicht die Rede … auch wenn das RIVM was anderes erzählt. Das ist sozusagen das Robert Koch Institut der Niederlande.
Einkaufen ist eine zeitaufwändige und nervige Angelegenheit, die ich nur erledige, wenn es unbedingt sein muss. Vor allem bekommt man manchmal nur die Hälfte. Mein Geheimtipp ist inzwischen der türkische Supermarkt um die Ecke, der hat noch von allem: Mehl, Hefe, WC-Papier…
Ich habe das Kochen und Backen wiederentdeckt, was ich schon viel zu lange nicht mehr gemacht habe und wo zum Glück auch der Minimensch riesigen Spaß dran hat. Und da unser Garten momentan aufgrund von Corona eine Dauerbaustelle ist, hat der Kleine seinen persönlichen Abenteuerspielplatz.
Mit unseren Eltern, Geschwistern und Elias Halbbruder halten wir dank WhatsApp und Videotelefonie regen Kontakt. Das ist gerade unsere Rettung und der Kontakt zur Außenwelt.
Ab Montag sind auch hier die Grenzen nach Deutschland dicht, somit warten wie mal gespannt ab, wann wir uns überhaupt wieder normal bewegen können.
Also heißt es weiterhin die Entschleunigung versuchen zu genießen J und ich ertappe ich manchmal dabei, das gar nicht so schlecht zu finden.
Liebe Grüße auch den Niederlanden, bleibt alle gesund.
Spanien
Hallo, ich bin Jana und wohne seit 12 Jahren in Spanien. Zusammen mit meinem Mann und meiner zweijährigen Tochter wohne ich in der Nähe von Barcelona.
Letzte Woche habe ich euch berichtet, wie die Polizei durch die Straßen fuhr und dabei ordentlich beklatscht wurden. Diese Woche passierte etwas Ähnliches: diesmal fuhren Polizei- und Krankenwagen durch die Straßen, hatten Musik laut gedreht und riefen die Leute (vor allem die ältere Generation) auf, zuhause zu bleiben und auf sich aufzupassen.
Kurz zu den offiziellen Zahlen: Wir haben knapp 16.000 Todesfälle, aber die tägliche Zahl fällt stetig, wenn auch nur gering. Aber es macht doch Hoffnung.
Unsere Woche verlief relativ ruhig, Montag und Dienstag habe ich noch gearbeitet, seit Mittwoch habe ich Urlaub und freue mich, mehr Zeit mit meiner Tochter verbringen zu können. Sei es beim Basteln (was meist nur gefühlte 10 Sekunden hält) oder auf unserem Balkon. Wir haben es uns schön gemütlich gemacht und auch ihre Spielzeugküche mit rausgenommen. Wir genießen es, die Vögel zu hören und Wolken zu beobachten. Wie lange habe ich das nicht gemacht…
Am Dienstagnachmittag hatten wir ein kleines „Highlight“: Zwei Blocks entfernt spielten sie laut ein Geburtstagslied und die Helfer von der spanischen Version des THW haben einem Kind ein Geburtstagsständchen gespielt und ein großes Schild hochgehalten mit „Herzlichen Glückwunsch“ und „Es wird alles gut“. Später habe ich auf der städtischen Facebook-Seite gesehen, dass sie diesen Besuch bei mehreren Kindern gemacht haben.
Ich versuche nur einmal die Woche einkaufen zu gehen, da mein Mann zur Risikogruppe gehört und meine Tochter oft Bronchitis hat. Mittwochnachmittag wollte ich also für die Osterfeiertage einkaufen. Ich dachte, ich erledige das lieber Mittwoch als Donnerstag, aber die Idee hatten offensichtlich ALLE in unserem Städtchen. Es gab kein Fleisch mehr, das Regal mit Nüssen und Trockenobst war fast leer, vom Obst und Gemüse ganz zu Schweigen. Es gab weder Salat noch Kartoffeln… Mal vom Mehl, frischen Fisch, Eiern, Joghurt, Brot und natürlich Toilettenpapier ganz abgesehen.
Also musste ich Donnerstag doch nochmal los. Nach einer halben Stunde draußen anstehen habe ich doch noch bekommen, was auf der Einkaufsliste fehlte. Dieser Supermarkt hat sogar die erste Stunde am Morgen nur für ältere Menschen geöffnet, damit diese in Ruhe einkaufen gehen können. Es ist zwar sicher nicht ideal, dass die Ü-65 einkaufen gehen, aber manche haben halt keine andere Möglichkeit…
Dänemark
Ich bin Nadine aus Dänemark und gebe ich euch heute Update Nummer 3. :)
Am Montag, den 06.04.2020 legte die dänische Regierung fest, dass ab dem 15.04.2020 Kindergärten und Schulen schrittweise wieder eröffnet werden sollen. Voraussetzung dafür ist, dass sich alle über Ostern an die Regeln halten, zu Hause bleiben, Hände waschen, Abstand halten und sich nicht in Gruppen versammeln.
Als erstes gehen die Klassen 0-5 wieder zur Schule. Auch andere Betreuungseinrichtungen sollen zu diesem Zeitpunkt wieder eröffnen. Die Klassen 6-10, die Gymnasien und Universitäten bleiben vorerst bis 10.05.2020 geschlossen. Abschließende Prüfungen der Folkeskole finden dieses Jahr nicht statt.
Es sollen aber neue Hygienerichtlinien gelten, die Kinder sollen viel im Freien sein, auch draußen essen. Es ist angedacht, für jede Einrichtung eine Hygienefachkraft zur Verfügung zu stellen. Das ist allerdings ein sehr schwieriges Vorhaben, gerade über Ostern. Am 14.04. soll ein Lösungsplan unseres Kindergartens bzw. unserer Schule vorliegen. Ob es überhaupt machbar ist, in so kurzer Zeit einen Plan zu erstellen, welcher auch durchführbar ist, ist noch unsicher.
Mette Frederiksen, die Regierungschefin, wurde wegen der zügigen Öffnung auch stark kritisiert. Schnell gab es eine große Gruppe von mehr als 30.000 Eltern, welche verkündet haben, ihre Kinder noch nicht wieder in Betreuung zu geben. Das ist in Dänemark auch gut möglich, da es hier keine Schulpflicht gibt, nur eine Unterrichtspflicht. Auch wenn es Familienmitglieder gibt, welche einer Risikogruppe angehören, sollen diese ihre Kinder daheim lassen.
Das Verbot für große Veranstaltungen (bspw. Märkte und Festivals) wurde bis inklusive August verlängert. Masken sind hier überhaupt kein Thema, im Gegensatz zu anderen Ländern.
Ansonsten läuft hier alles sehr entspannt. Die Menschen halten Abstand, zumindest kann ich das über unsere Region sagen. :) Die meisten besitzen hier ein Haus und werkeln an diesem und bringen ihre Gärten auf Vordermann. Alle sind beschäftigt wie fleißige Bienen. :D
Hoffen wir mal, dass die Infektionszahlen weiterhin niedrig bleiben und auch die langsame Öffnung nichts daran ändert. Mehr erfahrt ihr dann in Teil 4 beim nächsten Mal. :)
Schweiz
Hallo Zämä, ich bin Damaris und lebe mit meiner Familie im schönen Appenzellerland in der Schweiz. Diese Woche wurde am Mittwoch durch die Regierung bekanntgegeben, dass die aktuellen Maßnahmen (zu Hause bleiben, außer für Arbeit und Einkaufen etc.) um eine Woche verlängert werden, bis zum 26. April 2020. Danach werden die Maßnahmen schrittweise gelockert. Wie das genau vor sich gehen wird, ist noch nicht bekannt. Trotzdem hilft dieser keine Lichtblick sehr, motiviert zu bleiben sich an die Maßnahmen zu halten und eben zu Hause zu bleiben. Wir wandern unglaublich gerne und viel und so fällt das zurzeit wirklich schwer, dass empfohlen wird, auch nicht wandern zu gehen, damit eben nicht zu große Menschenansammlungen entstehen. Ich spüre aber auch, dass wir sehr zur Ruhe kommen und ich genieße es langsam sogar sehr, die Zeit zu Hause mit meinem kleinen Sohn und meinem Mann. Wir sind bewusster in der Natur, im Wald bei uns und genießen kleine Momente, die sonst in der Hektik des Alltags untergehen.
Nord-Osten der Niederlande
Ich, Eske, wollte euch gern erzählen, wie die Situation im Zusammenhang mit Corona bei uns im Nord-Osten der Niederlande gerade aussieht.
Zusammen mit meinen beiden 4- und 6-jährigen Töchtern, bin ich nach wie vor zu Hause. Insgesamt gibt es in den Niederlanden zum jetzigen Zeitpunkt 23.097 bestätigte Corona-Erkrankte, die Zahl der Todesfälle liegt bei 2.511. (Stand:10.04.)
Der Schwerpunkt der Krankheit liegt eher im Süden der Niederlande, ungefähr ein Viertel der Covid-19 Erkrankten stammt aus Noord-Brabant.
Uns geht es hier krankheitstechnisch glücklicherweise allen gut, auch wenn man sich natürlich bei allen Kleinigkeiten fragt, ob das evtl. schon Symptome sein könnten…!
Wir wohnen auf dem Dorf und die beste Freundin meiner Großen wohnt auf einem Bauernhof. Wir sehen nur noch diese Familie gelegentlich, da ich eben auch im Home-Office bin und dieser Spagat immer schwieriger wird. Jedenfalls hatten die Mädchen am Dienstag einen äußerst glücklichen Tag mit Treckerfahrten, Kartoffelbergen und sonstigen Highlights. Ich freue mich, dass sie auch diese Dinge im Kopf behalten werden, wenn sie an die Zeit zurückdenken.
Insgesamt genießen die Mädchen die Zeit hier zu Hause, da wir ansonsten nie so viel zusammen zu Hause sind. Wenn das Home-Office, der Haushalt, die Einkäufe etc. nicht wären, ginge es mir auch so.
Hier setzt, meiner Ansicht nach, ein gewisser Pragmatismus bei den Niederländern ein. Da spielen die Kinder eben doch in Grüppchen auf der Straße, wird gelegentlich ein Babysitter ins Haus geholt etc., damit man doch mal arbeiten kann.
Ich hatte am Donnerstag einen Tiefpunkt, wir sind ja seit dem 16.03.2020 zu Hause (und sowieso noch bis zum 25. April, danach sind zwei Wochen Ferien, die sicher drangehängt werden) und diese gesamte Zeit alleine mit den Mädchen zu bewältigen, schlaucht doch ziemlich. Da findet man Sachen wie Haare schneiden, während ich oben arbeite, nicht mehr wirklich witzig. Aber das erleben wohl viele gerade.
Trotzdem halte ich daran fest, dass wir nur mit der einen Familie Kontakt haben, ich alleine einkaufen gehe und wir uns auch sonst an Abstandsregeln, Hände waschen usw. halten.
Wir wohnen hier 60 km von der Grenze entfernt – heute wurde mit Spannung erwartet, wie sich die Deutschen am Karfreitag verhalten, da u.a. die Geschäfte im Gegensatz zu denen in Deutschland geöffnet haben. Hier im Norden war es aber wohl ziemlich ruhig – im Süden der Niederlande haben mehr Menschen trotz allem die Grenze überquert.
Die Regelungen an der Grenze haben uns in der vergangenen Woche beschäftigt. Momentan muss man 14 Tage in Quarantäne, wenn man nach Deutschland einreist. Es stand für uns aber schon fest, dass wir Familienbesuche zu Ostern unterlassen, auch wenn das natürlich für die Großeltern (und die Enkelinnen) traurig ist. Aber der Osterhase versteckt dann eben bei uns im Garten die Eier. Solche Einschränkungen beängstigen einen natürlich auch, wenn man an einen Krankheitsfall in der Familie auf der deutschen Seite denkt. Auch in Bezug auf unseren Umzug im August, die anstehende Einschulungsuntersuchung der Großen etc. werden uns diese Einschränkungen begleiten und hoffentlich nicht sehr stark nachhaltig behindern.
Bleibt gesund! Eske
Ich danke euch allen, die ihr euch die Zeit genommen habt, mitzumachen und bin schon gespannt auf eure nächsten Corona-Updates!
PS: Wie immer freue ich mich, wenn ihr diesen Text teilt! :-*