Geburtsbericht
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Leser-Geburtsbericht: Marijke erzählt

Im Februar 2016 erfüllt sich unser großer Wunsch – wir hielten einen positiven Schwangerschaftstest in der Hand. Der errechnete Termin war der 31.10.2016  und insgeheim hoffte ich die ganze Zeit lang, dass es doch unbedingt bitte ein Oktoberbaby werden soll, denn irgendwie hatte ich eine Abneigung gegen den Monat November. Die Schwangerschaft verlief gut, bis auf ziemlich heftige Wassereinlagerungen hatte ich zum Glück keine Beschwerden. Tja, der Oktober zog ins Land und es tat sich nichts…kein Vorwehen oder sonstigen Anzeichen, der ET kam und ging vorüber und als dann klar war, dass es sowieso nicht mit dem Oktoberbaby klappt, war ich auch ziemlich entspannt, obwohl mich die vielen Nachfragen lieber Menschen ab und an ein wenig genervt haben. Von einer tollen Hebammenpraxis betreut und engmaschig kontrolliert ging eine weitere Woche ins Land und bei 41+0 meinte meine Hebamme dann, dass ich am nächsten Tag mal zum Krankenhaus fahren sollte, um einen Ultraschall machen zu lassen. So langsam aber sicher hatte ich auch keine Lust mehr auf die Warterei und so meldete ich mich telefonisch für den nächsten Morgen im Kreissaal an.

An einem Dienstagmorgen waren wir dann um 8h morgens im Krankenhaus, immer noch komplett ohne Wehen, aber mit gepackten Taschen und dem Willen, dem kleinen Lebewesen nun mal eine Starthilfe zu geben. Auf meinen Wunsch hin wurde mir zunächst einer dieser berühmten Hebammen-Cocktails auf rein pflanzlicher Basis gemischt, den ich dann brav getrunken habe – hat gar nicht so eklig geschmeckt, wie befürchtet. Einzig die Menge und die dazu vorgegebene Zeit fand ich etwas heftig, sonst trinke ich keine 750ml in 15 Minuten.

Nachdem ein erstes CTG geschrieben war, durften wir uns dann anmelden gehen und haben ein Familienzimmer bezogen, bevor dann der ewige Kreis aus CTG-Schreiben und im Zimmer abwarten begann. Tatsächlich zeigte der Hebammen-Cocktail gegen Mittag (also nach knapp 3 Stunden) die erwünschte Wirkung – zum Glück aber nicht so mit Krämpfen, wie man es sonst von Durchfall gewohnt ist. Erfreulicherweise wurden durch das Prozedere auch Wehen ausgelöst, die aber zunächst nicht schmerzhaft waren, mehr wie ein Ziehen im untern Rücken und gut auszuhalten.

Beim CTG-Schreiben um 17h platzte dann die Fruchtblase und ich hatte das Gefühl, dass es wohl voran geht und wir sicherlich noch an diesem Tag unser Baby im Arm halten würden.

Ich bekam noch einen Antibiotika-Tropf gelegt (gar nicht so einfach, meinen Venen sind katastrophal schlecht) und dann durfte ich mich umziehen und zum Abendessen gehen, um dann um 20h wieder zum CTG zu kommen. Dort lernte ich dann die neue Hebamme der Nachtschicht kennen….und was soll ich sagen, die Chemie stimmte leider überhaupt nicht und ich dachte sofort: „Mit der Frau will ich mein Kind nicht entbinden.“ Man soll gar nicht meinen, wie stark die Rolle der Psyche ist, aber die Wehen waren so schnell wieder weg, wie sie kamen und von Fortschritt der Geburt konnte keine Rede mehr sein.

Als um 23h beim letzten CTG wirklich null Wehen mehr zu sehen waren, wurden wir in die Nachtruhe entlassen mit dem Hinweis, bitte um 5:30h zum nächsten CTG zu erscheinen.  Die Nacht war für mich relativ doof, ich hatte unheimliche Rückenschmerzen, habe aber die ganze Zeit nicht das Gefühl gehabt, dass die Wehen irgendwas bewirken. Mein Mann hat geschnarcht und ich saß oder stand im Zimmer rum und wartete, dass die Nacht umging und vor allem die nette Hebamme des Vortages wieder käme. (In dem kleinen Krankenhaus haben die Hebammen immer 12-Stunden-Schichten alleine, sie hatte mir gesagt, dass sie ab dem nächsten Morgen wieder da sei).

Beim CTG in der Frühe waren wieder keine nennenswerten Wehen zu sehen und man erklärte uns, dass die Fruchtblase nun schon sehr lange offen sei und es hoffentlich bald voran ginge, sonst müsse man weiter nachhelfen. Wir durften um 7:30h  zum Frühstücksbuffet gehen, wurden dann aber von dort weg geholt, weil ein Arzt sich die Sache anschauen wollte. Er entschied in Absprache mit der Hebamme, dass es Zeit für eine Tablette zur Wehen-Anregung sei. Diese wurde mir vaginal verabreicht und wir durften aufs Zimmer gehen.

Kaum dort angekommen, fingen sehr heftige Wehen an – bzw. fühlte es sich für mich nur nach total schrecklichen Rückenschmerzen an. Ich konnte mich nur noch am Bett festhalten und mein Mann musste seine Hände kräftig gegen meinen unteren Rücken drücken, alles andere war nicht zu ertragen. Nach knapp 20min war ich komplett mit den Nerven fertig, hatte irgendwie Angst und wollte nur, dass diese Schmerzen aufhören – habe mir hinterher erklären lassen, dass man dies klassisch als Wehensturm bezeichnet. Wir sind dann wieder zum Kreißsaal und ich habe um eine PDA gebeten. Scheinbar sah ich so schlecht aus, wie ich mich fühlte, denn dem Wunsch wurde stattgegeben und ein Anästhesist verständigt. Das Setzen der PDA habe ich – dem Himmel sei dank – gar nicht bemerkt, da war ein echter Profi am Werk. Ich musste trotzdem eine Runde weinen, als mir klar wurde, dass mein Traum einer Wassergeburt soeben gestorben war.

Ab dem Moment musste ich konstant am CTG im Kreißsaal liegen, das hatte man mir vorher nicht gesagt, aber sie meinte, es dauere alles zu lang und wir müssten die Werte des Babys nun kontinuierlich kontrollieren. Also war mein Mann alleine etwas zu Mittag essen, während ich da rum lag – dank PDA (wurde bei Bedarf immer nachgespritzt) ohne Schmerzen – aber leider auch wieder mal fast ohne Wehen.  Die Stunden zogen ins Land und als um 15:00h der Muttermund immer noch erst bei 4cm war und keine nennenswerten Wehen zu erkennen, hab ich das erste Mal einen Kaiserschnitt angesprochen. Der noch sehr junge und hochmotivierte Assistenzarzt war jedoch der Meinung, dass wir uns doch jetzt schon soo lange bemüht hätten und eine natürliche Geburt doch unser aller Ziel sei…also ordnete er einen Wehentropf an. Ich war ein wenig verwundert, hatte man uns am Vortag doch erklärt, bei Erstgebärenden käme ein Wehentropf nicht in Frage…aber naja, man fügt sich ja dann doch dem Fachpersonal und ehrlich gesagt, hatte ich auch langsam wirklich keine Lust mehr.

Ich erspare euch die Details aber es brauchte ernsthaft 3 Ärzte, die alles gaben, um noch eine freie Vene für den Wehen-Tropf zu finden. Zuletzt kam ein Arzt in Notarzt-Kluft, der sich über alle Kollegen ein wenig aufregte und mir dann den Zugang in den kleinen Finger legte…das tat weh.

Um 16:30h tropfte der blöde Tropf dann endlich und wir wurden allein gelassen, mit dem Hinweis, alle seien nebenan Kaffee trinken und wir sollten einfach das CTG beobachten und dann würden wir weiter sehen.

Scheinbar war meiner Tochter das dann aber alles langsam auch mal zu viel, denn nach nur wenigen Minuten waren die Herztöne im Keller. Mein Mann rannte rüber und nach seinem Hilferuf wurde eine Maschinerie in Gang gesetzt, die rückwirkend echt beeindruckend, in dem Moment eher etwas beängstigend war. Während 2 Leute mich umzogen, auf ein Krankenhausbett umlagerten und vom CTG abklemmten,  klärte mich ein Mann über den Kaiserschnitt auf, während die Hebamme so ein kleines, mobiles CTG an meinen Bauch hielt.

Auf dem Weg in den OP habe ich dann noch die Papiere unterschrieben und mein Mann wurde weg geführt, um sich umzuziehen, denn er sollte dabei sein dürfen. In der sogenannten Schleuse kam ich dann auf ein OP-Bett (habe mich selten so sehr wie ein Walross gefühlt, wie bei diesem Umlagern – konnte ja wegen der PDA nicht mithelfen).

Im OP Saal standen unglaublich viele Menschen herum, war mir vorher gar nicht so klar, aber alle waren ausnehmend nett und die Atmosphäre war auch echt freundlich – wenn man davon absieht, dass die Hebamme des Öfteren nach Blick auf ihr CTG Gerät anmerkte: „Es wäre gut, wenn wir uns ein bisschen beeilen.“ Das hört man natürlich nicht gerne, aber ich bin heilfroh, dass das Team mir ein relativ sicheres Gefühl gab und ich irgendwie keine Angst hatte. Ich fragte, warum wir denn nicht einfach anfangen und wurde belehrt, dass ein Zugang für Notfälle liegen müsse, damit man mir Medikamente verabreichen könne – vorher dürfe nicht aufgemacht werden. Ihr ahnt es schon…die Sache mit den Venen. Auch hier mussten 2 Ärzte ihr Glück versuchen, bis endlich der Zugang lag und um 17:14h die OP beginnen konnte. Mein Mann saß bei mir am Kopf und war scheinbar echt ein bisschen enttäuscht, dass er nicht über das grüne Tuch gucken konnte. Ich merkte nichts und um 17:24h sagte der operierende Arzt „Und da ist sie, herzlichen Glückwunsch zur Tochter“. Sehen durften wir die Maus da nicht, denn die Hebamme nahm sie direkt mit zur Seite, wo ein Tisch und auch ein Transport-Brutkasten für Notfälle bereit steht.

Man hörte nichts und die Sekunden dehnten sich ins unendlich…das war der einzig schlimme Moment für mich. Ich rief dann zur Hebamme „Ist alles in Ordnung?“ und sie antwortete „Noch nicht, aber gleich“. Seltsamerweise beruhigte mich das  – und Sekunden später hörten wir dann auch den ersten Schrei unserer Tochter und mir liefen die Tränen übers Gesicht.

Obwohl ihre Werte echt nicht so gut waren, wurde sie mir kurz auf die Brust gelegt und meine Hand los geschnallt, sodass ich sie anfassen und bestaunen konnte. Ein wunderwunderschöner Moment.

Danach durfte ich aussuchen, ob mein Mann bei mir bleiben oder mit dem Baby mitgehen sollte (habe ihn mitgeschickt, hatten wir von Anfang an so abgemacht). Eine sehr nette junge Frau hat seinen Platz eingenommen und mich unterhalten, während ich fertig operiert wurde. Der Arzt schaute später nochmal über das Tuch zu mir und meinte „Eins sage ich Ihnen, das Baby hätte niemals durch ihr inneres Becken gepasst“ – und tatsächlich hatte die Maus auch die ersten 2 Stunden ein richtige Beule auf dem Kopf, wo man genau sah, warum es nicht weiter gegangen war.

Nach Abschluss der OP habe ich dann meinen Mann und meine Tochter im Kreißsaal wieder getroffen. Zwischenzeitlich war die Maus für 30min in einem Wärmebett gewesen, um sie ein bisschen nach dem ganzen Stress mit Sauerstoff wieder aufzupäppeln.

Im Kreißsaal durften wir ausführlich Bonding und Kuschelzeit erleben und sie hat auch direkt die Brust gesucht und gefunden.

Für mich ist es damals und auch aus heutiger Sicht trotz allem ein wunderschönes Geburtserlebnis gewesen und hat mir das größte Geschenk meines Lebens beschert – meine gesunde Tochter.

Diesen spannenden Geburtsbericht hat Marijke geschrieben :)

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