Geburtsbericht
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Geburtsbericht: Anna L. erzählt von ihrer ersten Geburt

Meine erste Schwangerschaft – und Geburt – liegt mittlerweile 8 Jahre zurück und zum Zeitpunkt der Geburt versuchten der Erzeuger des Kindes und ich noch so etwas wie eine Beziehung zu erhalten, auch wenn ich in der 32. Woche aus der gemeinsamen Wohnung ausgezogen war.

Ich war damals (warum eigentlich?!) sehr entspannt, ging viel in den Bergen spazieren und freute mich unheimlich darauf mein Kind zur Welt zu bringen. Im letzten Trimester, kurz nach meinem Auszug, dann der Schock: bei meinem Baby wurde per Ultraschall eine Fehlbildung an den Nieren festgestellt und mein gesamter Geburtsplan wurde von Ärzten und Hebammen über den Haufen geworfen. Statt im kleinen Krankenhaus um die Ecke, in dem auch meine Nachsorgehebamme arbeitete und das 5 Minuten entfernt von meiner Wohnung lag, sollte ich in eine große Uniklinik 141 km entfernt. So sah ich der Geburt in den letzten Wochen doch mit gemischten Gefühlen entgegen. Bei 38+2 wachte ich auf, weil ich ein „nasses Gefühl“ an den Oberschenkeln hatte. Ich ging zur Toilette und da ich am Rückweg weitertropfte, habe ich mal den pH-Wert dieser Flüssigkeit gemessen und festgestellt: FRUCHTWASSER  (Ja ich weiß, ich bin ein kleiner verrückter Chemiker ;)) Ich war zwar nervös, aber habe mich auch wirklich sehr gefreut, dass meine Schwangerschaft enden sollte, bevor ich es richtig anstrengend fand. Also wieder zurück ins Bett und mal versucht den Erzeuger zu erreichen, der an diesem Wochenende nicht zu Besuch kommen wollte. Der lag allerdings – wie ich später erfuhr noch ziemlich betrunken – im Bett. Das nächste war interessanterweise, dass ich es plötzlich wahnsinnig wichtig fand meine Beine zu rasieren und danach nochmal schnell in die Küche huschte, um mir ein Frühstück zu machen („Wer weiß, wann ich wieder was kriege?“) In der Zwischenzeit war es 7:30 Uhr geworden und keine Wehen in Sicht, aber ich tropfte fröhlich vor mich hin und nachdem ich den Erzeuger immer noch nicht erreicht hatte, habe ich meine Eltern angerufen, die im Nachbarort wohnen. Die beiden übernahmen dann ein bisschen das Kommando und riefen die Rettung, die mich um etwa 8 Uhr abholte. Um sicher zu gehen, dass ich für die weite Fahrt in die Uniklinik auch wirklich in der Verfassung war, machten wir trotzdem einen Zwischenstopp im hiesigen Krankenhaus. Die diensthabende Hebamme und ich hatten nicht den besten Draht zueinander und plötzlich war ich fast froh weiterfahren zu können, was aber erst geschah, nachdem die Gynäkologin mich „freigegeben“ hatte – dauerte auch bloß 1 Stunde, die ich im Rettungsauto abwarten „durfte“. Dann ging es ab auf die Autobahn und in die Klinik. Am Weg dorthin kamen auch die ersten Wehen, was die Sanitäter unglaublich nervös machte :D Um etwa 12 Uhr waren wir (also meine Mutter und ich) mit der Rettung in der Klinik und trafen mit dem Erzeuger zusammen, den wir irgendwann doch noch erreicht hatten. (Ich hatte zu diesem Zeitpunkt bemerkt, dass er noch immer nach Zigaretten und Alkohol stank.) Die Hebamme untersuchte mich, meinte 2 Finger durchlässig und schickte mich zum Treppensteigen. Die Wehen wurden immer stärker deshalb gingen wir wieder zurück zum Kreißsaal. Dort angekommen (ca. 13:30 Uhr) wieder CTG geschrieben und untersucht – 2cm Muttermund und das trotz fieser Wehen. Ich war etwas enttäuscht und wurde in ein Zimmer geschickt, um abzuwarten. In diesem Zimmer war bereits eine Frau mit Baby, die stillte und wickelte und ich durfte weder rumlaufen noch am Boden hocken, was mir das Angenehmste gewesen wäre. („Wenn sie schon so weit ist, dann muss sie in den Kreißsaal runter.“) Außerdem wollte eine Schwester meine Mutter rausschmeißen, obwohl ich zu diesem Zeitpunkt längst entschieden hatte, dass meine Mutter bei mir bleiben sollte und der Erzeuger gehen sollte. Gegen 16 Uhr hielt ich es nicht länger aus und machte mich wieder auf den Weg in den Kreißsaal, doch auch da hieß es „Muttermund 3 cm, entweder wieder aufs Zimmer oder Treppensteigen.“ Beides war für mich Horror, denn ich wollte nur noch in den Kreißsaal zum Gymnastikball – interessierte aber leider niemand. Um 18 Uhr ging/wankte/kroch ich zurück zum Kreißsaal und musste ein weiteres CTG im Sitzen (!!!) über mich ergehen lassen, bis endlich der Schichtwechsel mir eine neue Hebamme bescherte. Diese fragte mich womit ich mich denn wohlfühlen würde und setzte mich auf meinen Wunsch um etwa 19:30 Uhr in die Badewanne. Dort konnte ich mich entspannen (so gut das unter Geburt eben geht) und mich endlich fallen lassen. Meine Mama unterstützte mich toll und der Erzeuger war mir zumindest nicht nennenswert im Weg. Um etwa 22:30 Uhr musste ich die Wehen schon heftig vertönen und sollte raus aus der Wanne und zum CTG. Rückwirkend betrachtet war das wohl der größte Fehler. Mein Kreislauf wollte nicht mehr, mir war ständig schwindelig und ich musste mich mehrmals übergeben. Ich fand keinen Atemrhythmus mehr und weil die neue Hebamme offenbar nicht wusste, dass meine Mama bleiben und der Erzeuger gehen sollte, schickte sie meine Mutter weg. Durch meine Anspannung und Hilflosigkeit entstand ein Wehensturm und ich brüllte wie am Spieß. Dadurch wurden die Herztöne meines Babys dermaßen schlecht, dass ich sofort ein Medikament bekam, das mich „einschläferte“ und die Hebamme an das Operationsteam meldete, ich käme für einen eiligen Kaiserschnitt. (Nicht dass ich etwas mitgekriegt hätte, meine Mutter saß draußen am Gang und hat es mitgehört.) In meinem schmerzfreien Schlaf atmete ich allerdings wieder regelmäßig, die Herztöne meines Babys erholten sich sofort wieder und – weil die Klinik mit einer extrem niedrigen Kaiserschnittrate wirbt – bekam ich eine Infusion angehängt, die mich wieder „zurückholte“ und der Kaiserschnitt wurde storniert. Ich kämpfte mich aus meinem Dämmerzustand zurück, doch die Wehen waren einfach zu viel und ich ließ mir eine PDA legen. Die hing etwa um Mitternacht und der Untersuchungsbefund ergab 8 cm. Die PDA war toll, doch um etwa 2:30 Uhr hatte ich das Gefühl ich müsste aufs Klo, die beiden Hebammenstudentinnen, die bei mir waren, halfen mir, doch irgendwie wars das nicht und sie meinten das wäre wohl das Baby, ich solle aber nicht pressen, sondern den Druck weg atmen. Ich bemühte mich sehr, doch um etwa 3 Uhr meinte ich „Mir egal, was ihr sagt ich drücke jetzt, das halte ich nicht mehr aus.“ und eine kurze Untersuchung später meinte die Studentin, alles bereit ich kann loslegen. Also holten sie die Hebamme und ich durfte endlich pressen. Es war trotz PDA echt heftig und tat echt höllisch weh, aber nach 20 Minuten um 3:30 Uhr war mein Sohn Michael mit stolzen 4100 g, 54 cm und 36 cm Kopfumfang geboren. Ich bekam in direkt auf die Brust gelegt, schickte eine Studentin meine Mutter holen und durfte die Nabelschnur durchschneiden. Trotz allem was passiert ist, muss ich sagen, dass ich diese Geburt durchaus positiv in Erinnerung habe, denn in jeder anderen Klinik wäre wohl der Kaiserschnitt gemacht worden und das hätte für die nächsten Tage vermutlich bedeutet, dass ich nicht in der Verfassung gewesen wäre meinen Sohn zu Arztterminen etc. zu begleiten oder so viel Zeit neben seinem Bettchen zu verbringen, wie ich es unverletzt nach der natürlichen Geburt tun konnte.

Diesen spannenden Geburtsbericht hat Anna L. geschrieben :)

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