Alles rund um Frauenhäuser – den „Safe Space“ für Frauen, die von Zuhause fliehen müssen.
Was passiert, wenn eine Beziehung plötzlich zu einem Gefängnis wird? Wohin können Frauen und Mütter gehen, wenn sie zuhause nicht mehr sicher sind oder sich nicht mehr sicher fühlen, weil sie dort von ihrem Lebens-Partner bedroht werden? Wenn sie Angst um ihre Gesundheit, ja, vielleicht sogar Angst um ihr Leben und das ihrer Kinder haben … weil die ehemals liebevolle Partnerschaft nun von Gewalt geprägt, vergiftet und nicht mehr tragbar ist? Wohin sollen sie sich wenden, um sich zu retten, zu heilen … und vielleicht einen neuen Anfang machen zu können? Die meisten, die sich einmal mit diesen Fragen beschäftigen, werden wohl wie aus der Pistole geschossen antworten: In ein Frauenhaus. Und das stimmt auch. Frauenhäuser bieten genau den „Safe Space“, den Frauen brauchen, wenn sie von Zuhause fliehen müssen. Aber wo genau findet man Frauenhäuser? Und wie funktioniert das dann? Was muss man mitbringen? Wer darf hin? Wann und wie lange darf man bleiben? So viele Fragen … und unzählige mehr, haben meine Community und ich dazu gesammelt und dann an eine Fach-Frau gerichtet, die sich damit auskennt: Claudia Schrimpf, 62 Jahre alt, seit 1995 im 1. Autonomen Frauenhaus Köln tätig mit verschiedenen Schwerpunkten (Arbeit mit Mädchen und Jungen, Beratung der Frauen, administrativer Bereich, Öffentlichkeits- und Gremienarbeit)
Neben Frau Schrimpf kommen in diesem Artikel auch noch zwei ehemalige Bewohnerinnen von Frauenhäusern zu Wort und erzählen von ihren ganz persönlichen Erfahrungen; ich bin sehr dankbar, für ihr großes Vertrauen.
Auch noch vorab sei gesagt: Auch Männer erleben manchmal Gewalt und benötigen einen Safe Space. Der Anteil der Gewalt an Frauen ist allerdings sehr viel höher als der an Gewalt (von Frauen) an Männern – laut Landeskriminalamt NRW 2020: Von den gemeldeten Delikten (Körperverletzung) waren 70% weibliche Opfer. Dennoch: Auch für Männer gibt es Zufluchtsorte.
12 Fragen rund um Frauenhäuser – beantwortet von Claudia Schrimpf von den Autonomen Frauenhäusern Köln
- Fangen wir erstmal ganz vorne an: Erklären Sie doch bitte einmal kurz, was genau ein Frauenhaus eigentlich ist und was hier für Frauen in Not oder Gefahrensituationen getan werden kann? Gibt es „nur“ ein Dach über dem Kopf oder sogar eine psychologische oder medizinische Betreuung, werden Ämter-Fragen und vielleicht sogar -Gänge gemeinsam unternommen?
Ein Frauenhaus ist mehr als ein Dach über dem Kopf! 1976 wurde der Verein „Frauen helfen Frauen“ gegründet und das 1. Autonome Frauenhaus in Köln eröffnet. Köln war nach Berlin das zweite Frauenhaus in Deutschland. 1991 wurde aufgrund des hohen Bedarfes ein zweites Frauenhaus eröffnet.
Frauen helfen Frauen e.V. ist der Trägerverein der beiden Autonomen Frauenhäuser in Köln.
Die Frauenhäuser bieten Schutz, Unterkunft und Unterstützung für Frauen und deren Kinder, die von körperlicher, seelischer und sexualisierter Gewalt betroffen oder bedroht sind. Frauen werden unabhängig von Herkunft, Aufenthaltsstatus, sexueller Orientierung oder Religionszugehörigkeit aufgenommen.
Aus Sicherheitsgründen sind die Adressen der Häuser nicht öffentlich bekannt.
Im Frauenhaus erhalten Frauen und Kinder die Möglichkeit, über ihre traumatischen Erfahrungen zu sprechen, ihr Selbstwertgefühl wiederzugewinnen und die Grundlage für ein selbstbestimmtes und unabhängiges Leben zu schaffen. Frauenhäuser bieten Unterstützung in der Krise und Beratung in allen Angelegenheiten, die mit der Gewalterfahrung und der Entwicklung einer neuen Lebensperspektive in Zusammenhang stehen. Wenn notwendig und angezeigt werden die Frauen auch zu Terminen begleitet (vor allem Gerichtstermine, und Termin bzgl. Umgangsrecht), die sehr belastend für die Frauen und Kinder sind.
Das Leben in der Gemeinschaft mit Frauen unterschiedlicher Lebensrealitäten bedeutet für die meisten Bewohnerinnen eine große Umstellung. Nach einem oftmals isolierten Leben mit einem gewalttätigen Partner ist das Zusammenleben in einer „Notgemeinschaft“ auf engem Raum mit vielen Kindern und wenig Rückzugsmöglichkeiten eine große Herausforderung. Gleichzeitig sind Erfahrungen in der Gruppe für die Frauen eine wertvolle und bereichernde Erfahrung. Im Austausch miteinander wird den Frauen häufig erst bewusst, dass sie nicht die Einzigen sind, die Gewalt durch ihren Partner erfahren haben und dass es jede Frau treffen kann.
- Kann ein Frauenhaus womöglich sogar Schutz vor Abschiebung gewähren, wenn eigentlich nur ein Aufenthaltsrecht durch den Ehemann besteht?
Die Frage des Aufenthaltsrechts ist ein großes Thema. Wir unterstützen die Frauen darin, dass sie aufgrund der erlebten Gewalt ein eigenständiges Aufenthaltsrecht bekommen. Sie sind allerdings in der Beweispflicht und das ist häufig nicht einfach. Wir fordern seit vielen Jahren, dass Gewalt gegen Frauen als spezifischer Fluchtgrund anerkannt wird und somit der eigenständige Aufenthalt automatisch gewährt wird.
- Welche Lebenssituationen bringen Frauen dazu, ein Frauenhaus aufzusuchen? Was sind die aus Ihrer Erfahrung resultierend die häufigsten Gründe?
Frauen haben oft eine lange Leidensgeschichte hinter sich, bevor sie den Schritt aus der Gewaltbeziehung wagen und Hilfe suchen. Sie wurden oft jahrelang körperlich und/oder seelisch misshandelt. Oft sind die Kinder der Anlass, dass Frauen sich entscheiden, die Gewaltsituation zu verlassen, um ihre Kinder zu schützen oder es geht wirklich um Leben und Tod. Es ist ja bekannt, dass es sehr häufig zu Femiziden kommt.
- Frauenhäuser sollen von Frauen in Not gefunden werden, aber wie? Und ja im besten Fall nicht ja von deren Partnern. Wie sieht es in der Realität aus? Stehen oft die Partner der Bewohnerinnen vor der Tür oder passiert das eher selten? Und was geschieht dann?
Die Adressen der beiden Frauenhäuser in Köln (und in anderen Städten) sind anonym. Dies ist zum Schutz der Frauen sehr wichtig. Die Telefonnummern sind bekannt. Wenn Frauen anrufen, wird ihnen ein Treffpunkt genannt, von dem sie abgeholt werden. So kann niemand über Telefon die Adresse herausbekommen.
Es kommt immer mal vor, dass ein Mann die Adresse herausbekommt, meist aufgrund einer Unachtsamkeit von Behörden. Gott sei Dank passiert es nicht oft. Dann wird sofort die Polizei verständigt und die Frau muss in ein anderes Frauenhaus wechseln.
- Kann man einfach mit dem Koffer an die Tür klopfen und erhält dann ein Zimmer? Was, wenn kein Platz ist? Es gibt schließlich deutlich weniger Raum, als eigentlich notwendig wäre, richtig? Gibt es auch „ambulante“ Unterstützung?
Nein, wie weiter oben gesagt, sind die Adressen nicht öffentlich bekannt. Die Aufnahme geschieht über Telefon. Oft ist es tatsächlich der Fall, dass kein Platz frei ist. Dann verweisen wir an andere Frauenhäuser. Es gibt eine Website, auf der freie Frauenhausplätze in NRW gefunden werden können: www.frauen-info-netz.de
Inzwischen gibt es auch eine für ganz Deutschland: https://www.frauenhaus-suche.de/
Es gibt tatsächlich viel zu wenig Frauenhäuser in Deutschland und in Köln. In Köln ist das 1. Frauenhaus auf 16 Plätze für Frauen vergrößert worden. Wir sind gerade im Umzug in den Neubau. Insgesamt gibt es nun in Köln 26 Plätze für Frauen und 30 Plätze für Kinder.
Der Rat der Stadt Köln hat ein 3. Frauenhaus beschlossen. Bis zur Umsetzung wird es allerdings noch eine Weile dauern. Es gibt noch keine Immobilie oder Grundstück.
- Was ist, wenn man einfach nur mit dem, was man gerade am Leib trägt, fliehen konnte?
Das ist kein Problem. Wir Mitarbeiterinnen versorgen die Frauen und ihre Kinder mit allem, was sie benötigen. Wir haben eine Spendenkammer und dort können die Frauen und Kinder etwas für den Anfang bekommen. Auch bekommen sie ein Notpaket für den Anfang mit Lebensmitteln und Hygienebedarf.
- Können Kinder immer mitkommen oder gibt es da besondere Regeln? Dazu: Stimmt es, dass minderjährige Söhne nur bis zu einem gewissen Alter mit ins Frauenhaus dürfen?
Kinder können generell mitkommen.
Tatsächlich konnten wir bisher keine Jungen über 12 Jahren aufnehmen. Mit dem Neubau des 1. Frauenhauses hat sich das geändert. Da wir dort Apartments haben, kann eine Frau mit älterem Jungen aufgenommen werden. So gibt es Rückzugsmöglichkeiten und dies ist für die Jungen sowie für die Lebensgemeinschaft im Frauenhaus wichtig.
- Wie lange dürfen Frauen bleiben, wenn es keine Alternative gibt? Und wie schwer ist es für sie, den Weg zurück in ein sichereres Leben zu finden?
Frauen können in der Regel solange bleiben, wie sie brauchen, um sich zu stabilisieren und einen neuen Lebensentwurf zu entwickeln. Im Durchschnitt bleiben Frauen 8 Monate im Frauenhaus. Gründe dafür, dass es länger dauert ist u.a. der Wohnungsmarkt. Das ist ein großes Problem, da es nicht genug bezahlbare Wohnungen in Köln gibt. Wir unterstützen die Frauen dabei und kooperieren u.a. mit Wohnungsbaugesellschaften.
Es ist am Anfang nicht leicht für die Frauen, ein neues Leben zu beginnen. Sie können sich zu Beginn immer an uns wenden und wir unterstützen sie im Rahmen der Nachsorge.
- Ganz wichtig: Wie finanzieren sich Frauenhäuser? Insbesondere Kost und Logie der Bewohnerinnen?
Die Finanzierung der Frauenhäuser wird getragen von Zuschüssen der Stadt Köln und des Landes NRW. Der Zuschuss der Stadt läuft über eine sog. Tagessatzfinanzierung.
Frauen, die Geld verdienen, Rente beziehen oder ein (meist geringes) Vermögen besitzen, müssen sich an den Kosten beteiligen und zwar so viel, bis ihnen nur noch der Hartz IV Regelsatz bleibt. Wir Kölner Frauenhäuser halten es nicht für richtig, dass sich Frauen an der Finanzierung beteiligen müssen, daher nehmen wir von den Frauen kein Geld. Wir tragen diese zusätzlichen Kosten über Eigenmittel.
Wir müssen einen hohen Betrag an Eigenmitteln aufbringen, um alle Kosten abzudecken und sind daher immer auch auf Spenden angewiesen.
- Wie ergeht es den Mitarbeiter:innen? Wie gehen sie mit den Schicksalen um, die sie erlebt und begleitet? Werdet auch ihr (psychologisch) begleitet? Und untersteht ihr einer Schweigepflicht?
Selbstverständlich unterstehen wir einer Schweigepflicht.
Es ist nicht immer einfach, die Geschichten der Frauen zu hören. Wir haben regelmäßig Supervision, was sehr wichtig und unterstützend ist. Was uns Kraft gibt ist die Tatsache, dass Frauen es geschafft haben, sich aus der Gewaltsituation zu lösen. Wir bekommen mit, wie die Frauen und Kinder mit der Zeit aufblühen und ihre eigene Kraft und Freude zurückbekommen.
- Gibt es Situationen von Bewohnerinnen, die die Mitarbeiter:innen besonders belasten oder vielleicht sogar nachhaltig beeinflussen? Welche Geschichten bleiben im Herzen hängen?
Wir sind ja als individuelle Frauen mit unserer eigenen Geschichte bei der Arbeit. So gibt es unterschiedliche Belastungen. Da hilft dann auch die Supervision, um die eigenen Anteile sehen und verarbeiten zu können. Und es bleiben natürlich auch die „Erfolgsgeschichten“ im Herzen hängen. Z.B. eine Frau, die ich vor vielen Jahren begleitet habe, war mit ihren Kindern voller Angst angekommen, konnte wenig deutsch, hatte überhaupt kein Selbstwertgefühl und hat dann später eine Ausbildung zur Busfahrerin gemacht, ist selbständig und sie und ihre Kinder haben sich ein gutes und zufriedenes Leben aufgebaut.
- Was würden sich Mitarbeiter:innen und Betreiber:innen von der Politik und auch von der Gesellschaft wünschen, um besser arbeiten zu können? Welche Steine liegen im Weg – aktuell, aber auch ganz allgemein?
Wir fordern seit vielen Jahren eine andere Form der Finanzierung, nämlich weg von der Tagessatzfinanzierung hin zu einer bundesweit einheitlichen institutionellen Finanzierung, damit wir uns ganz auf die Unterstützung der Frauen und Kinder konzentrieren können und nicht soviel Zeit mit Bürokratie aufwenden müssten.
Weiterhin muss es insgesamt mehr Frauenhausplätze geben.
Von der Gesellschaft wünschen wir uns, dass immer mehr Frauen und Männer Position beziehen gegen Gewalt, einschreiten, Gewalt ächten, Zivilcourage zeigen, die Polizei holen, wenn sie Schreie hören ….
Es braucht Finanzierung von Präventionsarbeit, so dass schon Jungen und Mädchen andere Rollenbilder kennenlernen …
Die Forderungen der sog. Istanbul-Konvention müssen umgesetzt werden (Übereinkommen des Europarats zur Verhütung und Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen und häuslicher Gewalt)
Die Istanbul-Konvention des Europarats ist das internationale Abkommen zur Bekämpfung geschlechtsspezifischer Gewalt gegen Frauen und Mädchen. Sie definiert Gewalt gegen Frauen und Mädchen als Menschenrechtsverletzung und als Zeichen der Ungleichstellung von Frauen und Männern. Seit Februar 2018 ist die Konvention in Deutschland geltendes Recht und gibt starke Impulse für die Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen und Mädchen auf allen staatlichen Ebenen.
- Wie können Frauenhäuser und auch deren Bewohnerinnen unterstützt werden … normalerweise und auch in Zeiten von Corona?
Da wir immer sehr viele Eigenmittel aufbringen müssen, freuen wir uns tatsächlich über jeden €, der gespendet wird. Und gerade jetzt haben wir noch mehr Kosten für die Ausstattung des Neubaus.
Grundsätzlich freuen wir uns auch über Sachspenden, allerdings haben wir in der Corona Zeit tollerweise so viele Spenden bekommen, dass wir im Moment Annahmestopp haben.
Wir waren sehr berührt davon, wie viele Menschen in dieser schwierigen Zeit an die Frauenhäuser gedacht haben.
2 ganz persönliche Erfahrungen von Frauen, die in Frauenhäusern Schutz fanden:
Susann erzählt von ihrer Flucht aus einer gefährlichen Beziehung:
Ich bin 2006 mit damals knapp 19 Jahren und meinem 6 Monate altem Baby ins Frauenhaus gegangen. Dort habe ich 7 Monate gelebt.
Ich hatte meinen zweiten Freund und schon recht zeitig merkte ich, dass die Beziehung nicht so war, wie meine vorherige. Da ich an sich noch keine Ahnung vom Leben hatte und ich auch recht bald schwanger wurde, begann eine Abhängigkeit von ihm. Meine Eltern habe ich nicht an mich rangelassen, da sie von Beginn an gegen ihn waren. Sie sagten Dinge, die ein Teenie nicht hören möchte.
Es gab viel Streit in der Beziehung, psychischen Druck, mich gegen meine Eltern zu stellen, Dinge so zu tun, wie er es wollte. Tägliche Beschimpfungen und Bedrohungen, mir gegenüber wie auch gegen meine Familie. Ich blieb aus Angst bei ihm.
Nach der Geburt wurde es aber nicht besser. Im Gegenteil. Zu den ganzen psychischen Attacken, kam nun auch körperliche Gewalt, ich war ja nicht mehr schwanger. Seine Launen und Probleme ließ er an mir aus.
Er verbot mir von Beginn an, mich mit Freunden zu treffen. Irgendwo ohne ihn hin zu gehen war nicht möglich. Wir zogen später noch in einen Ort, aus dem ich alleine nicht wegkam. Ich hatte kein Geld, kein Führerschein, nix. Nicht mal mit dem Bus hätte ich weggekonnt, noch dazu mit einem kleinen Baby. Ich war von ihm abhängig.
Irgendwann kam sein Plan nach Bayern zu seinen Eltern zu ziehen, fünf Stunden von meinem zu Hause entfernt. Er erzählte weit vorher seinen Eltern schon, dass er eines Tages mal nur mit dem Baby vor der Tür stehen wird, weil es ihm bei mir reicht, und er mir damit mein Kind wegnähme. Wäre ich mit nach Bayern gezogen, wäre ich nie weg gekommen von ihm und ich hätte am Ende ohne mein Baby dagesessen.
So machte ich mit einem Freund, mit dem ich heimlich telefonierte und schrieb, einen Plan zur Flucht aus. Das Ganze sollte einen Tag vor dem Umzug stattfinden.
Leider klappte unser Plan nicht so wie gedacht und nicht er half mir bei meiner Rettung, sondern meine Mutter mit einem guten Freund der Familie.
Nach meiner Flucht sind wir dann zur Polizei gefahren, um eine Anzeige zu erstatten. Dort fragten wir nach einer Unterkunft in einem Mutter-Kind-Heim, was aber so einfach nicht war, weshalb sie mich daraufhin ins Frauenhaus brachten.
Mir wurde ein Zimmer gegeben, in dem ich erstmal sicher war. Es war mit dem nötigsten ausgestattet; auch ein Babybett war vorhanden. In den nächsten Tagen wurde mir ein Anwalt vermittelt, der auch dort in das Frauenhaus kam und mich beriet und unterstützte bei den gerichtlichen Dingen.
Die Mitarbeiter begleiteten mich und halfen mir bei den ersten Behördengängen. Auch sonst konnte man mit allen möglichen Fragen und Problemen zu ihnen gehen.
Negativ war eigentlich nur, dass wir irgendwann überbelegt waren und dadurch nicht mehr jeder ein eigenes Zimmer hatte, sondern ich mir mit einer anderen Frau und deren Tochter ein Zimmer teilen musste.
Tamara erzählt, wie sie selbstbestimmt ins Frauenhaus ging:
Ich war vor zwei Jahren mit meinem Sohn, also als Mama, aus vorrangig psychischen Gewalt-Gründen von meinem Noch-Mann selbstbestimmt im Mainzer Frauenhaus.
Selbstbestimmt heißt in diesem Fall: Ich habe selbst recherchiert, wie ich am besten aus dieser Situation herauskomme, war bei einem Beratungsgespräch mit meiner Bezugsbetreuerin und musste warten, bis ein Zimmer frei wurde. Ich hätte jedoch innerhalb meines Landkreises auch in ein anderes zur Überbrückung gekonnt, was ich aber nicht wollte.
In meinem Fall war es auch besonders ratsam über diesen Weg zu gehen, um alle staatlichen Zuschüsse und Unterstützungen (wie Wohnberechtigungsschein, überbrückend Hartz4 u.ä.) zu erhalten, da ich in der Selbstständigkeit meines Noch-Mannes mit drinhing.
Da ich selbstbestimmt dort ankam, war ich ziemlich gut auf alles vorbereitet, bin grundsätzlich selbstständig & gut organisiert und habe wenig Hilfe von den Betreuerinnen benötigt. Nur ab und zu ein bisschen Zuspruch oder ein Tipp. :-)
Negative Erfahrungen habe ich keine gemacht. Das Mainzer Haus mit samt seinen Betreuerinnen ist einfach herzlich, hilfreich und einfach nur toll. <3
Fazit: Wir haben großes Glück, dass es in unserem Land, in vielen unserer Städte Frauenhäuser gibt, in denen Frauen und Mütter Schutz und Hilfe finden können – wenn es garantiert auch viel zu wenige sind und sicher nirgendwo immer alles nur glatt läuft. Wichtig ist, dass wir alle wissen, dass es diese Frauenhäuser – und auch Männerhäuser – gibt, und dass sie eine Option sind, wenn wir oder Menschen, die wir lieben, in ihrer Beziehung in Gefahr sind.
PS: Ich bedanke mich bei Frau Schrimpf für das spannende Interview und bei Susann und Tamara für ihre sehr ehrlichen Geschichten. <3
PPS: Wie immer freue ich mich (diesmal wieder ganz besonders), wenn ihr diesen Artikel teilt.