normale Mutter
Rabenmutter 2.0

… eine ganz normale Mutter

Meistens bin ich eigentlich recht zufrieden mit mir als Mama. Klar, ich bin nicht perfekt (wer ist das schon?), nicht immer gut gelaunt (WER IST DAS SCHON?) und pädagogisch betrachtet wahrscheinlich oft knapp vorm totalen Griff ins Klo … ABER in 98% der Fälle bekomme ich kurz vorher noch die Kurve. :D  Allerdings eben nicht immer. Und dann, also wenn ich so richtig ins pädagogische Klo greife, fühle ich mich furchtbar. Richtig mies sogar! Und beginne an mir als Mutter zu zweifeln. Ich hasse das, obwohl ich ziemlich sicher weiß, dass es so gut wie jeder Mutter mal so geht; so gut wie jedem Elternteil. Nichtsdestotrotz HASSE ich diese Momente wie die Pest, wenn mich eine Situation zum Verzweifeln bringt und mich dann im Endeffekt auch an mir selbst zweifeln lässt. Und leider … passiert das aktuell immer öfter.

Du hast keine Lust oder Zeit, zu lesen? Dann scrolle einfach bis zum Ende des Textes runter und hör dir den PODCAST an!  

Eine ganz normale Mutter hat Grenzen.

Vor ein paar Tagen kam mal wieder alles zusammen. Ich hatte kaum geschlafen, weil die gefühlt dauerhaft erkälteten Kinder mich von beiden Seiten angehustet haben, immer im Wechsel etwas von mir brauchten oder aufs Klo mussten. Den Mann hatte ich zu diesem Zeitpunkt bereits ausquittiert ins Kinderzimmer, damit wenigstens er etwas Schlaf finden könnte UND sich nicht anstecken würde. Denn mal ehrlich: Wer will schon on Top zu kranken Kindern, auch noch einen kranken Mann?! ;)

Die unschöne Nacht – nicht die erste der Woche natürlich – habe ich mir also alleine um die Ohren geschlagen und sie dann auch noch (unabsichtlich) selbst verschlimmert, da ich nach einem Toilettengang gegen 4 Uhr morgens nicht mehr einschlafen konnte, weil das Gedanken-Karussell in meinem Kopf im Moment schneller Fahrt aufnimmt, als ich „Stopp, ich muss gleich kotzen!“ brüllen kann. Als ich dann doch endlich wieder zur Ruhe gefunden hatte (nach 2 Stunden rumwälzen), wurde der Krümel neben mir wach und klopfte mir medium-sanft auf die Schulter, begleitet mit den Worten: „Mama, ich habe ausgeschlafen und möchte jetzt mit dir aufstehen.“ Und kaum hatte er den ersten Ton von sich gegeben, aktivierte das die Katzen, die wir nachts immer irgendwann aus dem Schlafzimmer verbannen müssen, weil Katze Milli ansonsten stundenlang miauend über uns drüber läuft und an jeder Hautfalte nuckelt, die finden kann. Nun hatte sie uns gehört und sprang sehr ambitioniert die Tür hoch, maunzte und kratzte. Und ich… rastet er aus.

Ich sprang wie vom wilden Affen gebissen aus dem Bett, riss die Tür auf, schoss mit der Wasser-Sprühflasche auf die Katzen, schimpfte über meinen Schlafmangel, das ständige geweckt werden, meine Erschöpfung und drohte damit, zumindest die „blöden Viecher“ auf den Balkon auszusperren. Ich weinte haltlos und irgendwann trat ich sogar die Wäschekörbe weg, mit denen ich nachts die Schlafzimmertüre verbarrikadiere, um den „blöden Viechern“ so wenig Angriffsfläche wie möglich zu bieten. Als ich den Wäschekorb durch den Flur schießen sah, erschrak ich vor mir selbst und weinte nur noch haltloser. Ich war fertig. Es war ein klassischer, kleiner Mutti-Nervenzusammenbruch.

Natürlich schlief nun auch sonst niemand mehr. Der Mann versuchte mich vorsichtig zu trösten, die Mausemaus zog sich an und schlich ins Wohnzimmer, der Krümel weinte … was mir fast das Herz zerbrach. Natürlich wusste ich schon, während ich schluchzend im dunklen Schlafzimmer stand, die Hände vors Gesicht geschlagen, dass ich mich gleich bei ihm entschuldigen würde … aber jetzt gerade, in diesem Moment, konnte ich noch nicht zu ihm … und das brach mir einfach nur das Herz.

Nur wenige Minuten später hatte ich mich wieder im Griff, übernahm den kleinen Floh aus Papas Armen und legte mich mit ihm zusammen ins Hochbett. Wir weinten gemeinsam weiter, während ich zu erklären versuchte, dass es nichts mit ihm oder der Mausemaus zu tun hatte, dass ich einfach nur plötzlich keine Kraft mehr gehabt hatte. Wirklich ganz plötzlich war keine Kraft mehr dagewesen, um besser mit dem wochenlangen Schlafanzug auszukommen, mit den leider ewig kranken Kindern, mit den nervenden Katzen, mit der blöden Corona-Pandemie, mit den Sorgen deswegen, mit den Mehrfach-Belastungen durch Familie, Haushalt und Job, mit allem eben. Ich erklärte es ihm mit viel weniger Worten und Details, aber in meinem Kopf zählte ich gleichzeitig alles auf, was meine Akkus so leergezogen hatte. Und es ärgerte mich. Die Akkus von Müttern sollten niemals leer werden, dachte ich mal wieder. Wir sollten immer alles ertragen und aushalten können. IMMER! Aber natürlich wusste ich schon, während ich das dachte, dass das krasser Schwachsinn war.

Herz ausschütten muss sein.

Irgendwann kam der Mann zu mir und nahm mich in den Arm. Der Krümel zockelte zu seiner Schwester und so konnten wir ein bisschen reden; ich konnte mein Herz ausschütten. Irgendwann ging er Frühstück machen und ich lag einfach nur da, um an die Decke zu starren. Denn manchmal, tut sogar das gut. Die 10 Minuten, bis die Kids wieder neben mir lagen und meine wiederholte Entschuldigung entgegennahmen, dafür, dass meine Grenzen so furchtbar laut sichtbar geworden waren.

Anschließend telefonierte ich mit meiner Freundin … morgens um kurz nach acht. Ich heulte auch ihr mein ganzes Leid vor die Füße, suhlte mich noch eine weitere Runde in Selbstmitleid und urteilte dabei schwer über mein Fehlverhalten als Mutter. Ich haderte sehr mit mir. Bis sie mir sagte, was ich ihr und jeder anderen Mama in solch einem Moment auch gesagt hätte und immer wieder sage: „Du bist nur ein Mensch, du bist keine Maschine, du darfst ausrasten, du hast Grenzen!“

Stimmt. Es ist doof und traurig und völlig verrückt, dass wir genau DAS den Müttern um uns herum sagen und es absolut von Herzen ernst meinen, wenn diese mal straucheln und dann an sich zweifeln. Wir sagen das alle wie aus der Pistole geschossen, weil wir alle wissen, dass es wahr ist … das niemand IMMER alles kann und aushält und lächelt und durchzieht und schafft. Niemand. Wir alle kommen mal an einen Punkt, wo nichts mehr geht und wo es leider mal aus uns rausexplodieren muss, damit man sich „gereinigt“ neu sortieren und wieder tief Luftholen kann. Wir WISSEN das. Und trotzdem sagen wie es uns SELBST viel zu selten.

ICH muss was ändern.

Ich setze an mich selbst viel zu hohe Maßstäbe. Ständig vergesse ich, was ich alles leiste. Eh schon, aber seit fast zwei Jahren dank der Pandemie ja sogar nochmal viel mehr … genauso wie die meisten anderen Eltern auch. Was haben wir nicht alles ausgehalten und GESCHAFFT in den letzten 18 Monaten?! Nie im Leben hätte ich mir das selbst früher zugetraut. Und doch … habe ich es geschafft; haben WIR es geschafft. Das unsere Akkus leer sind – trotz des Sommers – ist null verwunderlich. Und wie sehr dem so ist, merke ich immer öfter nicht nur an mir selbst und meinem durchsichtigen Nervenkostüm, sondern auch in Gesprächen mit anderen Müttern; wenn ich höre, wie müde sie klingen, wie traurig und antriebslos. Und wie voller Selbstzweifel sie sind, weil sie mehr von sich erwarten, aber schlicht nicht MEHR können.

Und was bringt mir diese Erkenntnis jetzt? Das es normal ist und nachvollziehbar und es anderen genauso geht? Ich kann aktuell doch so gut wie nichts ändern … soll ich also kapitulieren? Den Kindern sagen: Ist jetzt so, Mama rastet halt jetzt öfter mal aus! Nein, natürlich nicht! Werde ich aber auch nicht müssen, weil mir der Gedanke daran, dass es ok ist, wenn ich mal explodiere, eigentlich schon hilft. Ich werde versuchen, FRÜHER zu erkennen, wenn die Lunte kürzer wird und früher die Reißleine ziehen. Ich werde versuchen, die Kinder ins Boot zu holen, sie daran zu erinnern, dass ich gerade nicht so stark bin wie sonst … und betonen, dass das total in Ordnung ist – auch für eine Mama, die sonst der Fels in der Brandung ist. Ich werde einfach mal mehr rumjammern, obwohl ich das eigentlich nicht leiden kann, damit sich nicht wieder alles in mir aufstaut. Und ich werde mir hinter die Ohren schreiben, dass ich – ganz egal wie müde, unmotiviert oder mies gelaunt ich zwischendurch auch sein mag – grundsätzlich eine FUCKING FANTASTISCHE MUTTER BIN!!! Und ich denke … das sollten alle Mamis machen! ;)

 

PS: Wie immer freue ich mich, wenn ihr den Beitrag teilt <3

▼ Jetzt den PODCAST anhören!  ▼

Der LÄCHELN UND WINKEN Newsletter

Freu dich jeden Samstag über eine Mail von mir, mit allen Links zu den Neuerscheinungen der Woche und verpasse damit keinen Beitrag mehr - ganz egal, welcher Social Media Algorithmus gerade einen Pups quer hängen hat. ;)

Ich verschicke natürlich keinen Spam! Erfahre mehr in meiner Datenschutzerklärung.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

I accept that my given data and my IP address is sent to a server in the USA only for the purpose of spam prevention through the Akismet program.More information on Akismet and GDPR.

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.

2 Kommentare für “… eine ganz normale Mutter

  1. Liebe Anke!
    Danke für deine Ehrlichkeit und Offenheit. Nicht jede(r) hat den Mut, solche Momente zu teilen. Dabei ist das so wichtig, damit wir Mütter den Frust eben einfach mal raus lassen können, zwar nicht unbedingt guten Gewissens, aber doch mit der Sicherheit, dass wir damit nicht allein stehen.
    Und dass es völlig normal ist und ein Warnsignal, dem wir Gehör schenken sollten.

    High Five!
    Sophie