Ok, machen wir uns nichts vor: Dieser Winter, der Winter 2021/22, wird für Familien ein ähnlicher Griff ins Klo wie der letzte. Möglicherweise – und ich möchte hier jetzt natürlich nur höchst ungern den doofen Pessimisten raushängen lassen, aber ich sag‘s trotzdem ;) – wird’s sogar noch ätzender als im vorangegangenen Jahr, weil das Arschkrempen-Virus Corona gerade schier ungebremst durch Kitas und Schulen rattert. Dass alles auf bleibt, ist für unzählige Familien natürlich mega wichtig, aber es bedeutet eben auch in sehr vielen Fällen eine Infektion der Kinder mit Covid-19 und eine dazugehörige Quarantäne. Letztere kann man mit etwas Pech sogar mehr als einmal gewinnen und durchaus auch länger als 14 Tage, z. B. wenn sich Familienmitglieder nacheinander infizieren und so immer wieder neue Wochen der häuslichen Isolation angehängt werden. Und auch wenn einige (vielleicht kinderlose) Menschen dann sehr gerne denn Tipp geben, doch einfach die ausgedehnte Familienzeit zu genießen, stellen sich den meisten Eltern bei der Vorstellung die Nackenhaare hoch – aus Sorge um ihre Kinder (auf allen Ebenen) und gleichzeitig auch um das eigene Nervenkostüm. Denn jetzt mal im Ernst: Egal wie sehr man seinen Nachwuchs liebt … Kinder, die wochenlang nicht an die Luft und sich nicht auspowern können, die ihre Freunde vermissen und sich nur an großen und kleinen Familienmitgliedern „reiben“ können, sind definitiv kein Hochgenuss. Und da haben wir den Faktor krank noch gar nicht mit reingedacht. Denn durchaus können auch Kinder richtig krank werden bei einer Corona-Infektion. Wie die Mausemaus zum Beispiel mit hohem Fieber, starken Hals-, Kopf- und Gliederschmerzen und länger währendem „sich-kacke-fühlen“.
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Corona positiv: Kurz vorm Klo in die Hose geschissen …
Der erste Satz, der mir durchs Hirn waberte, als ich das positive PCR-Ergebnis unsere 8-jährigen Tochter in der Hand hielt war: „Kurz vor dem Klo in die Hose geschissen ist auch zu spät!“ Eine definitiv nur medium-wohlklingende Weisheit meines Opas, die mich schon mein Leben lang begleitet und diesmal wirklich passte wie die Faust aufs Auge. Fast zwei Jahre lang haben wir echt alles getan, um unsere Kinder vor der Infektion zu bewahren und kaum rückt die Impfung für Kinder ab 5 Jahre in zumindest grob greifbare Nähe … BÄM … erwischt es die Tochter, als zweites Kind in der Klasse. Schade Marmelade, sagt das Söhnchen in solchen Situationen gerne; ich persönlich tentiere da zu einer anderen Wortwahl ;). Aber fluchen hilft in solch einem Moment bekanntlich niemandem weiter. Trotzdem: FUCK!!!
Wie immer gilt: „Jedes Kind ist anders!“
So unterschiedlich wie die Kids gesundheitlich auf eine Corona-Infektion reagieren, so unterschiedlich reagieren sie auch emotional. Die Mausemaus zum Beispiel weinte. Sie hatte Angst. Sie sorgte sich um ihre Freundinnen, dass sie diese vielleicht angesteckt haben könnte. Sie sorgte sich um ihren kleinen Bruder, um Mama und Papa obwohl geimpft, und direkt auch um 14 Tage ohne Spielplatz, Freunde und frische Luft. Klar, mit ihren 8 Jahren ist Corona bereits ein Viertel ihres Lebens DAS Thema der Welt und stößt trotz ihres immer noch jungen Alters auf viel Interesse und wir beantworten ihre Fragen zur Pandemie und den Gefahren, zu Einschränkungen, den Gründe dafür, den unterschiedlichen Standpunkte zu Schutzmaßnahmen oder Verhaltensweisen so gut und kindgerecht es uns möglich ist. Weil wir es richtig so finden, da sie ja nun in dieser Zeit lebt. ABER wir behalten immer im Blick, dass sie trotz des großen Interesses an dieser Krise ein Kind ist und noch dazu ein sehr emotionales und empathisches.
Ihr kleiner Bruder hingegen hat noch nie von sich aus eine Frage zum Thema Corona gestellt. Ich möchte nicht sagen, dass es ihm egal ist, aber es beschäftigt ihn auch nicht besonders. In die Maßnahmen ist er einfach hineingewachsen; vielleicht liegt es daran. Oder am Alter. Oder daran, dass er schlichtweg ein anderer Typ ist als seine Schwester. ER findet auch zuhause bleiben müssen bei Weitem nicht so nervig wie die Mausemaus, obwohl ich selbst bei ihm irgendwann sehen konnte, dass er nach einer Woche doch genug Zeit nur mit seinen Lieben verbracht hatte ;) Aber so ging es uns allen :D.
Wie Kinder mit einer Infektion durch Corona umgehen und/oder einer Quarantäne ist also wirklich abhängig von ganz, ganz vielen Faktoren und so stehen auch alle Familien vor ganz individuellen Hürden, um diesen Winter mit der stets möglichen EXTREM-FAMILIENZEIT einigermaßen gelassen (und nüchtern) zu überstehen. Dennoch habe ich mir mal die Freiheit genommen und ein paar Tipps zusammengefasst:
Was können wir Eltern unseren Kindern sagen, wenn der Test plötzlich positiv ist?
Nach all den Monaten, die wir versucht haben, genau diese Situation zu verhindern, traf es mich im ersten Moment ziemlich hart. Aber die Tochter noch härter und das durfte nicht sein. Deshalb habe ich ihr immer wieder folgende Sätze gesagt:
- DU hast alles richtig gemacht!
- Niemand ist schuld daran!
- Jetzt treten wir dem Arschkrempen-Virus zusammen in den Arsch!
- Alles wird wieder gut!
- Wir sitzen das gemeinsam aus!
Was kann helfen, 14 Tage Quarantäne mit Kindern zu überstehen?
Neben viel basteln, malen, backen, fernsehen und Spiele spielen fanden wir folgendes hilfreich:
- Listen machen mit tollen Ideen für die Quarantäne-Zeit und für die danach
- Je nach Familienbedürfnis den Tag richtig strukturieren oder eben auch gar nicht
- Den Kindern Zugang zu Video-Telefonie ermöglichen und Online-Playdates vereinbaren
- Freunde bitten, am Fenster oder unter dem Balkon zu stehen zum Quatschen
- Briefe an Freunde und Verwandte schreiben – und dann auch bekommen <3
- Spielsachen von anderen ausleihen
- egal wie alt: jeder darf sagen, wann er oder sie mal ein bisschen Zeit alleine in einem Zimmer braucht
- normale Regeln etwas aufweichen lassen, die unter den gegebenen Umständen vielleicht den Stress erhöhen. Also: Mehr fernsehen, mehr Chaos, mehr Unsinn erlauben … eine Quarantäne ist wirklich eine Sondersituation
- Motz-Heul-Runden einführen; einmal am Tag kommt alles auf den Tisch und es darf heftig darüber geschimpft werden. Mit ausgedachten Kraftausdrücken!
- PS: Von erhöhtem Alkoholkonsum für die Eltern rate ich ab, obwohl auch ich den Impuls verspürt habe. Aber: Quarantäne bedeutet, dass alle 24/7 da sind. Und laut. Lauter als sonst, weil unausgelastet. Da ist ein Kater nicht so hilfreich. ;)
Was können wir Eltern tun und sagen, wenn unsere Kinder nach der Infektion Angst haben, in die Klasse oder Kita-Gruppe zurückzukehren?
Die Mausemaus hatte Angst, danach wieder in die Schule zu gehen, ausgelacht oder ausgegrenzt zu werden. Ich muss leider zugeben, dass ich damit gar nicht gerechnet hatte und es daher auch nicht sofort kapiert habe, als sie am letzten Tag vor ihrer Rückkehr in den Unterricht immer wieder sagte, sie wolle lieber noch einen Tag zuhause bleiben. Ich dachte, sie hätte einfach nur keinen Bock auf Schule … dass mehr dahinter steckte, begriff ich erst, als die Tränen liefen. Also habe ich dafür gesorgt, dass der Kreis sich für sie schloss:
Wiederholen:
- DU hast alles richtig gemacht!
- Niemand ist schuld an einer Erkrankung!
- Wir haben dem Arschkrempen-Virus zusammen in den Arsch getreten!
- Jetzt ist alles wieder gut!
Lehrer/in ins Boot holen:
- VOR Schulbeginn das Gespräch mit dem Lehrer oder der Lehrerin suchen, vielleicht sogar um ein Telefonat fürs Kind bitten (haben wir gemacht).
Und:
- Klassenkameraden anrufen und auch mit ihnen vorab darüber sprechen, erzählen, wie es lief und Sorgen teilen, falls der Nachwuchs das möchte
- Einen Power-Song aussuchen und sofort hören, wenn Sorgen hochkommen
- Kleinen „Mutmacher“ in den Schulranzen packen
Aber vor allem:
- ERNST NEHMEN!
Auch wenn wir Eltern sicher alle unseren Kindern sagen, dass sie niemals Schuld an einer Krankheit – auch nicht an einer Corona-Infektion – haben und wir ebenso sicher alle hoffen, dass auch wirklich niemand unseren Kids dieses Gefühl vermittelt … müssen wir doch die Angst davor ernst nehmen, wenn sie aufkommt. <3 Corona zu kriegen, wenn alle Erwachsenen sich deswegen sorgen, ist beängstigend. Zwei Wochen zuhause eingesperrt zu sein auch. Dass macht was mit Kindern. Dass macht auch was mit uns Erwachsenen, aber mit Kindern nochmal anders, denn sie verstehen vieles noch viel weniger und fühlen sich noch ausgelieferter als wir. Deshalb haben sie jedes Recht, darauf zu reagieren – so emotional (oder auch nicht) wie sie es brauchen.
Und nochmal: Jedes Kind ist anders!
Manchen Kindern macht das Virus und alles drum herum Angst, manchen nicht. Manche haben Fragen dazu, manche nicht. Manche weinen, manche sind wütend, manchen ist es egal. Jede Emotion ist richtig und nachvollziehbar, keine ist falsch. <3
PS: Wie immer freue ich mich, wenn ihr den Beitrag teilt :-*
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?Danke fürs teilen und die Tipps in dieser speziellen Situation.
An manches hätte ich nicht gedacht… vor allem das mit der Angst und dem Einbinden der Lehrer/Klassenkameraden?
Ich drück euch die Daumen, dass es euch nicht nochmal erwischt.