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Eltern-Interview: Verwitwet nach Entscheidung über Leben und Tod

Mandy* ist erst 45 Jahre alt, aber schon seit über 10 Jahren Witwe. Sie musste eine wirklich schwere Entscheidung treffen, die ihr Leben und sie selbst nachhaltig verändert hat. Dass sie anschließend von Freunden offen für ihre Art zu trauern und weiterzugehen kritisiert wurde, war das i-Tüpfelchen, der ihr emotionales Fass nachvollziehbarerweise zum Überlaufen brachte.

Die Hotelfachfrau lebt schon lange nicht mehr in Deutschland, sondern zieht auf der anderen Seite der Welt ihre Kinder groß. Ich kennen sie schon viele Jahre über LÄCHELN UND WINKEN und freue mich, dass sie sich nun die Zeit genommen hat, die Fragen im Eltern-Interview zu beantworten. <3 

*hierbei handelt es sich um ein Pseudonym  

Eltern-Interview: Verwitwet nach Entscheidung über Leben und Tod

1. Gibt es etwas an dir/deinen Kindern/deiner Familie, dass die Menschen in deinem Umfeld (oder auch die Gesellschaft) als „anders“ oder „besonders“ bezeichnen würden? Wenn ja, was ist es?

Ich habe meinen Mann und den Vater meiner großen Tochter und meiner Bonustochter nach 1,5 Jahren Koma verloren, weil ich zusammen mit den Ärzten entschieden habe, dass er genug gelitten hat! Das geschah mittels Entfernung der Magensonde, da es in Deutschland in unserem Fall keine andere Möglichkeit gab! Ich bin danach mit meiner Tochter ans andere Ende der Welt gezogen.

2. Welche Reaktionen erntest du dafür, dass du/ihr in einigen Punkten von der „offiziellen“ Norm abweichst? 

Jetzt ist alles gut. Meistens tut es den Menschen sehr leid, aber sie finden mich und meine Entscheidungen sehr stark und bewundernswert! Aber als das alles passierte, waren es Menschen, die ich mein halbes Leben für meine Freunde gehalten habe, die mich verurteilt haben und mir vorschreiben wollten, welcher Norm meine Trauer und mein weiteres Leben zu entsprechen haben! Man hat mir Vergessen und Lieblosigkeit unterstellt, weil ich versucht habe, nach vorne zu sehen.

3. Welchen Einfluss hat das auf dein Leben … als Individuum, aber auch als Frau und Mama?

Mich persönlich hat es in eine Posttraumatische Belastungsstörung getrieben, die ich nicht immer gut im Griff habe. Zudem kann ich schwer Hilfe annehmen, weil es mir schwer fällt den Menschen zu vertrauen, mir dieses nicht irgendwann vorzuwerfen, obwohl ich trotzdem ein sehr kontaktfreudiger offener Mensch bin.

Als Mutter hat es mich zu einer Glucke mit Verlustängsten gemacht, die schnell emotional überlastet ist und überreagiert! Ich arbeite daran, dass immer weiter abzubauen.

Generell hat es mich zusätzlich dazu gebracht, noch toleranter zu sein, als vorher.

Noch mehr zu sehen, wie individuell Reaktionen und Gefühle auf Ereignisse sind.

Und ganz besonders dazu, die Regelung der Sterbehilfe bzw. das Denken der Menschen darüber zu hinterfragen, sowohl derer, die festhalten und nicht loslassen können, als auch derer, die einen Schlussstrich ziehen wollen! Alles hat eine positive und eine negative Seite. Manchmal ist die negative natürlich riesen,- riesen-groß, aber da man es ja nicht ändern oder rückgängig machen kann, gibt es trotzdem irgendwo einen klitzekleinen positiven Aspekt, aus dem man Kraft zum Weitergehen ziehen kann und ganz wichtig: auch darf!!!

4. Was für eine Art Mama bist du? Was liebst du besonders an dieser Rolle? Was nicht so? ;)

Ich bin sehr offen zu meinen Kindern und habe wenig Geheimnisse, meine Kontrollsucht ist meinem Wunsch, ihnen alles zu ermöglichen, manchmal noch im Weg! Entscheidungen sind immer transparent und oft auch gemeinsam getroffen! Neben der manchmal erdrückenden Last, alles alleine erledigen und entscheiden zu müssen, was die erwachsene Seite betrifft, liebe ich die Freiheit, alles alleine entscheiden zu können … ich hoffe, dass ergibt Sinn.

5. Was wünschst du dir am meisten für deine Zukunft? Und was für die deiner Kinder?

Ich wünsche mir mehr Gelassenheit und Ausgeglichenheit.

Meinen Kindern wünsche ich, dass ihnen diese Erfahrung des frühen Verlustes eines so geliebten Menschen, vor allem auf diese Art und Weise erspart bleibt, dass sie eventuell eher sehen können, welche Menschen ein falsches Spiel spielen und vielleicht etwas mehr auf ihre Mama hören, als ich es in diesem Fall getan habe.

***

Liebe Mandy, ich danke dir für deine Zeit und Offenheit, mit der du die Fragen im Interview beantwortet hast! :-*

 

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Ein Kommentar für “Eltern-Interview: Verwitwet nach Entscheidung über Leben und Tod

  1. Was für ein Schiksal! So eine Entscheidung treffen zu müssen. Das wünsche ich niemanden. Und ich finde, dazu hat auch niemand von außen das Recht etwas zu sagen. Es tut mir wirklich von Herzen Leid, dass “Mandy” noch dazu diese abwertenden Erfahrung mit anderen befreundeten Menschen machen musste und hoffe, dass sie die Traumen überwinden kann. Die Möglichkeit, sich über den Blog/Insta darüber auszutauschen und auch Denk und Empathieprozesse bei anderen anzustoßen ist sehr wichtig. Manche Menschen wissen nicht, was sie mit Urteilen/Kommentaren in anderen Menschen auslösen können. Ein Schritt hin zu mehr Verständnis und Empathie. Ich finde das großartig Anke! Danke dir dafür und herzliche Grüße voller Wärme und Mitempfinden an “Mandy”!!