Geburtsbericht
Geburtsberichte

Gisa erzählt

Es war Oktober 2016. Unser Kleiner hatte sich für Halloween angemeldet. Unser erstes Baby und ein absolutes Wunschkind. Nach einer doch ziemlich unkomplizierten Schwangerschaft konnte ich jetzt gegen Ende mit voller Überzeugung sagen „Ich wär` dann jetzt so weit!“. Die Symphyse machte mir zum Schluss echt Ärger und jeder Schritt tat weh. Umdrehen im Bett dauerte gefühlte 30 Minuten, da ich mich graziös wie ein Walross bewegte. Abgesehen davon gab es sowieso keine ansatzweise bequeme Liegeposition mehr für mich. Also kurz gesagt: es war wunderschön schwanger zu sein, aber nu war`s auch mal gut. :D

Trotz der Eingeschränktheit meines Bewegungsapparates hatte ich mich am 15.10. noch dazu entschieden auf den 30. Geburtstag einer sehr guten Freundin zu gehen. Dort angekommen wurde ich direkt begrüßt mit den Worten „Hey, keine Sorge. Wenn die Blase platzt haben wir zwei Krankenschwestern da und nen Rettungssanitäter. Höhöhö…“ Leute, ich sag mal so: fast hätte ich dieses reizende Angebot in Anspruch nehmen müssen. ;) Ich verbrachte den Abend überwiegend sitzend, abwechselnd auf einem Stuhl oder halt auf der Toilette. Mit einer Freundin sprach ich noch über die anstehende Geburt und sagte beiläufig wie cool doch eigentlich der 16.10.16 als Datum wäre… Gegen 1 Uhr nachts fuhren mein Mann und ich nach Hause.

Es war 6 Uhr morgens. Ich versuchte gerade mal wieder meine Kugel von links nach rechts zu bewegen, da wurde es plötzlich warm zwischen meinen Beinen. Und nass! Mein erster Gedanke: ´Gisa, du hast ins Bett gepuschert. Wie peinlich ist das denn!?´ Ich stand also schnell auf und auf dem Weg ins Bad merkte ich schon, dass ich die Flüssigkeit nicht aufhalten konnte. Es lief einfach weiter… Da wurde mir klar, was gerade passiert war. Ich saß auf dem Klo und mein Mund wurde trocken. Das passiert immer, wenn ich nervös werde. Ich dachte nur `Wie sage ich es ihm, ohne, dass er vor Schreck aus dem Bett fällt!?` Ich ging also zurück ins Schlafzimmer, berührte meinen Mann sanft am Arm und sagte so ruhig ich konnte: „Schatz? Die Fruchtblase ist geplatzt. Wir müssen los.“ Er blieb ganz ruhig und packte die letzten Sachen in die fast fertige Kliniktasche. Ich duschte mich kurz ab und zog meine Lieblingsjogginghose an (ja, ich hab so was!). Ich war so naiv und dachte, dass das ganze Fruchtwasser schon raus sei. Das war ein Fehler. Beim Verlassen des Hauses kam der nächste Schwall. Dabei hatte ich mir doch immer ausgemalt wie ich freudestrahlend ins Krankenhaus gefahren werde, um mein Kind zu bekommen. Stattdessen saß ich klitschnass auf nem Gelben Sack im Auto. Während der Fahrt realisierten wir beide, dass wir wahrscheinlich noch heute Eltern werden. Es war so surreal. Einfach der Wahnsinn.

Im Krankenhaus ging`s dann ans CTG und das Ultraschallgerät. Ich hatte noch keine Wehen. Die Hebamme meinte dann, ich solle mich auf meinem Zimmer „einwehen“. Wie das geht, sagt einem leider niemand. Also saßen wir da, aßen etwas und schauten fern. Alle zwei Stunden musste ich zum CTG. Mein Mann fuhr nach Hause. Wie er mir später erzählte, rief er direkt im Auto seine Mutter an. Er konnte nicht anders. Sie kam dann zu uns nach Hause und wusch unsere Bettwäsche. Ja, ich habe die beste Schwiegermutter der Welt. ;)

Wir waren auf dem Stand, dass 12 Stunden nach Blasensprung die Einleitung beginnt. Das wäre 18 Uhr gewesen. Gegen 15 Uhr wurde mir gesagt, dass meine Entzündungswerte erhöht seien und sie deshalb schon jetzt beginnen. Ich bekam einen winzigen Teil einer Tablette und dachte nur `Was soll das kleine Ding denn bewirken?`. Etwa 45 Minuten später bekam ich meine Antwort. Ich bekam von jetzt auf gleich alle zwei Minuten Wehen vom feinsten.

Vorher versucht man sich immer vorzustellen wie sich Wehen wohl anfühlen. Ich finde es echt schwer zu beschreiben und es ist ja sowieso total individuell, aber wer mit Menstruationsschmerzen zu tun hat, dem kann ich sagen: Es ist ungefähr so. Nur etwa 100 Mal so doll. Also ich fand es schon echt heftig. Was mir auch nicht bewusst war: Wehen kann man in verschiedenen Bereichen haben: Im Oberbauch, im Unterbauch oder im unteren Rücken. Letzteres war bei mir der Fall. Das irritierte mich total, weil ich mit Unterleibskrämpfen gerechnet hatte. So tat mir einfach höllisch der Rücken weh.

Wir gingen zum Kreißsaal, ich wurde untersucht. Das Urteil der Hebamme: „2-3 Zentimeter. Das ist ja nicht mal ein Kreißsaalbefund.“. Hiiilfe! Ich sah mich schon die ganze Nacht mit diesen Schmerzen da liegen. Die Aussicht darauf machte mich richtig fertig. Ich verkrampfte total, konnte das Wehen-Atmen aus dem Vorbereitungskurs überhaupt nicht anwenden. Ich hielt mich während der Wehe am Rand der Liege fest und kämpfte gegen die Schmerzen an. Ganz blöde Idee! Die Hebamme merkte das natürlich und machte mir mit klaren Worten deutlich, dass das so nicht gehe! Sie setzte sich zu mir und atmete mit mir zusammen. Danach wurde es wirklich besser. Ich setzte mich auf einen Stuhl und atmete fleißig vor mich hin. Ich bekam immer mehr Übung im Umgang mit den Wehen und konnte mich besser auf sie einlassen. Mir wurde die Badewanne angeboten, doch in Absprache mit der Hebamme lehnte ich ab. Ich bin absolut kein Badewannen-Mensch und sie meinte, dann bräuchte ich jetzt nicht damit anfangen. ;)

Gegen 19:30 Uhr wurde ich noch mal untersucht. Der Muttermund war offen. :) Die Hebamme meinte nur „Das wird ein Sonntagsbaby!“. Dieser Satz machte mich sooo glücklich! Ich wusste jetzt, dass ich es nicht mehr lange aushalten musste. Ich bekam einen Motivationsschub! Die folgende Stunde war ich dann mit Atmen beschäftigt.

So… und jetzt kommt der unangenehme Teil. Die Frage über die immer wieder gemunkelt und gesprochen wird. Über die sich fast alle Schwangeren Gedanken und vielleicht auch Sorgen machen: Werde ich bei der Geburt meinen Darm entleeren? Meine Antwort auf diese Frage war immer: wenn`s sich vermeiden lässt, würde ich das lieber auslassen! :D Wir hatten im Vorbereitungskurs darüber gesprochen. Unsere Hebamme hatte uns fleißig eingetrichtert: „ Wenn ihr denkt, ihr müsst groß ist das das Baby, das nach unten drückt!“. Und da saß ich nun auf meinem Stuhl, hatte die Schmerzen meines Lebens, war kurz davor mein Baby zu gebären,… und war der festen Überzeugung groß zu müssen. Oh man… Meine Hebamme bat mir einen Einlauf an. Ich meine, wer kann da Nein sagen!? Also ich nicht! :D Mein Mann war hellauf begeistert (nicht). Er verließ den Raum, ich bekam den Einlauf und machte mich direkt auf den Weg zum Klo, das direkt nebenan war. Es begann die bescheuertste Viertelstunde meines Lebens. Ich saß auf dem Klo, hielt mich am Badewannenrand fest und wehte heftig vor mich hin. Natürlich musste ich nicht. Der einzige Gedanke war irgendwann: hoffentlich fällt mein Baby nicht ins Klo! Ich hatte tatsächlich endlich mal geschnallt, dass das Baby raus wollte! Halleluja!

Ich verließ das Bad und die Hebamme lächelte mich an „Na, war nichts oder?“. Ich schüttelte den Kopf. Sie meinte darauf hin „Legen Sie sich bitte hin, wir pressen jetzt!“. Und ich dachte nur, dass das doch nicht sein könne. Wir haben ein paar Schritte übersprungen, die im Vorbereitungskurs vorkamen. Ja, man hat schon so besondere Geistesblitze während einer Geburt. Also meine hellsten Momente hatte ich in dieser Zeit sicherlich nicht.

Mittlerweile war es 20:30 Uhr. Ich legte mich hin und begann, mit Hilfe der Anweisungen der Hebamme, zu pressen. Diesen letzten Teil der Geburt habe ich persönlich total positiv in Erinnerung. Endlich konnte ich aktiv daran mitwirken mein Baby auf die Welt zu bringen. Ich gab alles und hatte zum Glück ja auch noch genug Energie. Ich hatte ja „nur“ knapp fünf Stunden Wehen gehabt und war noch verhältnismäßig fit. Um 20:48 Uhr wurde unser kleiner Mann mit 3470 Gramm und 37cm Kopfumfang (*autsch*) geboren. Der Moment war der Wahnsinn. Mit einem Mal waren alle Schmerzen vorbei. Innerhalb weniger Sekunden legte die Hebamme ihn mir auf die Brust und er beruhigte sich sofort. Ich weiß noch wie ich zu meinem Mann meinte, dass er einfach nur perfekt sei. Er war so süß, es war alles dran, es ging ihm gut. Der schönste Moment unseres Lebens. :)

Direkt im Anschluss kam die Ärztin und nähte mich. Das Ganze interessierte mich kein Stück. Ich hatte keine Schmerzen. Ich hatte mein Wunder im Arm.

Diesen schönen Geburtsbericht hat Gisa geschrieben. :)

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