Loser-Mutti
Corona Rabenmutter 2.0

Von wegen „Loser-Mutti“ – wir sind stärker denn je!

Ich möchte ehrlich sein: Wäre ich allein, also ohne Mann und Kinder, würde ich wahrscheinlich bereits seit Wochen in Embryonalstellung vor der Glotze liegen, in immer demselben Schlafanzug, mit Chips-Krümeln im Haar und Schokoladenflecken all over. Warum auch nicht? Die Situation ist beängstigend. Man kann kaum mehr irgendwohin. Jeder vermisst oder sorgt sich um irgendwen. Viele verlieren ihre Jobs. Andere arbeiten unter gefährdenden Bedingungen. Und das Schlimmste ist: Niemand weiß, wann es wieder anders wird, wann wir zurück in den Alltag dürfen, der uns auf so vielen Ebenen Sicherheit bietet, unsere Basis darstellt und uns einen Grund gibt, morgens aufzustehen, uns zu waschen und lächelnd in die Welt hinauszugehen. Aktuell würde ich WIRKLICH gerne einfach so rumliegen und mich mal hängen lassen, mich zumindest ein wenig in meiner Angst suhlen und schlicht abwarten. Kann ich aber nicht. Denn ich bin eine Mama. Meine Aufgaben sind nicht weniger, sondern mehr geworden in den letzten Wochen; und die Bedingungen, unter denen ich agieren und funktionieren muss, schwieriger. Ich falle abends ins Bett und bin völlig erschossen. Dabei habe ich noch Glück, denn ich muss nicht plötzlich eine Lehrerin für meine Kinder sein und kann mir meine Arbeitszeit frei einteilen. Dennoch rotiere ich gefühlt 24/7 zwischen Haushalt, Arbeit, gelangweilten Kindern und dem Mann im Homeoffice, um hier grob alles in der Spur zu halten. Um das zu schaffen, müssen Abstriche gemacht werden … überall. Und das wiederum nagt manchmal an mir, abends, wenn ich im Bett liege und den Tag Revue passieren lasse, meine Kinder vor meinem inneren Auge zu lange vor dem Fernseher liegen sehe, ihre Tränchen der Freunde-Vermissung in Gedanken noch einmal trockne und mich trotzdem sagen höre, dass ich nicht die ganze Zeit mitspielen oder basteln kann. Dann fühle ich mich schlecht und unzulänglich. Als wäre ich eine „Loser-Mutti“.

Du hast keine Lust oder Zeit, zu lesen? Dann scrolle einfach bis zum Ende des Textes runter und hör dir den PODCAST an!  

Bin ich eine “Loser-Mutti”? Quatsch! Oder?

Dieses zauberhafte Wort „Loser-Mutti“ ist gar nicht mir selbst eingefallen. Ich habe es in einem Kommentar gelesen, den ich unter einem meiner Blog-Artikel gefunden habe. Darin wurden meine Leserinnen und ich als “Loser-Muttis” bezeichnet, die sich hier auch noch gegenseitig für ihre mangelhaften mütterlichen Fähigkeiten auf die Schulter klopfen. Natürlich habe ich diesen Kommentar sofort gelöscht, denn es war nichts weiter als ein klassischer Troll-Text, der schlicht den Zweck hatte, zu ärgern, zu verletzten, zu verunsichern und im für den Troll schönsten Fall Rechtfertigungen meinerseits auszulösen. Höchstwahrscheinlich wurde er geschrieben von einer Person ohne Kinder … dafür mit großer Langeweile. Im Grunde gar nicht schlimm sowas. Solche Leute gibt es nun mal, Menschen, die zu viel Zeit zur Verfügung haben und vor allem zu viel Hass in sich tragen. Sie brauchen ein Ventil … und wenn sie so unsportlich sind wie ich, dann suchen sie sich eben etwas, dass sie schön von der Couch aus „erledigen“ können und dass sie in irgendeiner Form amüsiert. Schon ok. Über so einen Quatsch stehen wir Mütter drüber. Es ist ja nichts Besonderes, dass wir von Fremden gesagt bekommen, dass wir pädagogische Voll-Nieten sind. Ey, das hören wir doch echt JEDEN FUCKING TAG an irgendeiner Bushaltestelle. Deshalb schert uns das doch echt nicht mehr. Oder?! Eigentlich nicht. Doch im Moment stecken wir bis zum Hals in einer Ausnahmesituation, die unsere Nerven durchaus so ein klitzekleines bisschen mehr strapaziert, als es unser normaler Alltag vermag (wer hätte das gedacht ;) ) . Und WIR haben keine Zeit, als Kontrastprogramm gemütlich auf der Couch zu liegen und unsere Frustration online über anderen auszuschütten, als wären sie emotionale Müll-Container und damit der offizielle Abladeplatz für unseren ganz persönlichen Scheißdreck. Das macht uns anfälliger als sonst für Gemeinheiten wie die Bezeichnung “Loser-Mutti”. Denn aktuell zweifeln wir tatsächlich öfter an uns und unserer Qualifikation als Super-Mum, weil wir aufgrund der äußeren Umstände definitiv nicht allen Ansprüchen gerecht werden können, weder denen, die unsere Kinder an uns stellen, noch denen, die wir selbst an uns stellen. Das ist eh schon unmöglich; aktuell aber absolut utopisch!

Dennoch ist niemand von uns eine Loser-Mutti. Ganz im Gegenteil sogar. Ich bringe das auch gerne mal auf den Punkt, weil ich denke, dass es vielleicht nie zuvor nötiger war als jetzt:

IHR ALLE, IHR MAMIS DA DRAUßEN, IHR MACHT DAS GANZ FANTASTISCH! IMMER! ABER GANZ BESONDERS GERADE! GANZ BESONDERS IN DIESER SITUATION! WEIL IHR JEDEN TAG EUER BESTES GEBT, UM EUREN KINDERN DIE BESTE MUTTER ZU SEIN, DIE IHR SEIN KÖNNT!

Falls euch jemand etwas anderes vor die Füße kotzt, lasst denjenigen stehen. In Corona-Zeiten sowieso ratsam. ;) Solche Leute verschwenden nur eure Zeit und eure Kraft, die ihre aktuell an anderen Stellen viel nötiger braucht! Und falls ihr selbst mal an euch zweifelt, weil die Bude aussieht wie Sau, die Kinder schon wieder zwei Stunden am Stück Serien geguckt und dazu auch noch Schrott gegessen haben, schüttelt den Gedanken trotzdem einfach ab wie einen klebrigen Brötchenrest, den eines eurer Kinder mal wieder an eurer Hose abgewischt hat. Denkt stattdessen daran, was ihr alles tut, damit eure kleinen Mäuse es sogar in diesen beängstigen Tagen schön haben, wie viel ihr mit ihnen spielt und bastelt und singt und tanzt und was weiß ich nicht alles mit ihnen macht, damit sie lachen und glücklich sein können und abends mit dem Gefühl einschlafen, dass alles wieder gut wird – weil IHR da seid und ihnen das Haar streichelt. Ganz egal, wie es euch eigentlich geht und wie gern ihr lieber in Embryonalstellung vor der Glotze liegen würdet; mit besagten Chips-Krümel im Haar und Schokoladenflecken all over.

Fühlt euch gedrückt, all ihr wunderbaren „Loser-Muttis“ – ihr macht das fantastisch! Ist einfach so! :-*

PS: Wie immer freue ich mich, wenn ihr diesen Text teilt :-*

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6 Kommentare für “Von wegen „Loser-Mutti“ – wir sind stärker denn je!

  1. Liebe Anke,
    ich bin durch Zufall auf Deiner Seite gelandet und habe diesen Beitag als Erstes gelesen. Ich kann nur sagen
    Applaus und Danke!
    Diese Worte treffen, stärken und machen Mut.
    Besser geht’s nicht.
    Liebe Grüße Simone

  2. <3
    Liebe Anke,
    Danke für diesen Text. Wenn du in etwa die Mama bist, deren Bild du hier malst, dann würde ich mich als Kind bei dir sehr wohl fühlen. Von dem, was ich selbst erinnere, nehmen Kinder drei Dinge wahr: ob sie geliebt, gesehen und bedingungslos akzeptiert werden und damit frei sind, im Schutz des elterlichen Hafens einfach Kind sein zu dürfen. Eine immer genervte, dogmatisch an irgendwelchen Erziehungsmodellen festhaltende Mutter macht vielleicht nach Lehrmeinung alles richtig, aber sind die Kinder mit ihr glücklicher?
    Und nochwas: Dein Blog hilft mir persönlich ganz oft, mal wieder runterzukommen und mir genau das vor Augen zu halten. Dass es nicht wichtig ist, alles perfekt zu machen, sondern seine Kinder zu genießen und ihnen eine unbeschwerte, glückliche Kindheit zu ermöglichen.
    Also keinesfalls bist du in meinen Augen eine Loser-Mutti.
    Glg

  3. Ganz großes DANKE für diesen Text❤ wir vergessen immer, dass auch wir Muttis im Ausnahmezustand sind! Es kann gar nicht “normal” laufen, denn die Zu- und Umstände sind es nicht! Ich denke später werden unsere Kinder nicht sagen “Mama hat nur pädagogisch unwertvolles Zeug mit uns gemacht…” sondern “weißt du noch, als Corona war? Da durften wir so viel Fernsehen und Süßes essen, das war echt toll!”?

    1. Ja, denke ich auch! Genauso wenn wir heute daran zurückdenken, wie UNSERE Eltern uns vor der Glotze geparkt haben, als wir doll krank waren. SIE haben sich schlecht gefühlt deswegen, aber wir fanden es eigentlich super :D